Und so macht sich der Trupp Überlebender erneut auf den Weiterweg.
Müdigkeit, Erschöpfung, Trauer und die Bilder des Gesehenen und Erlebten - und davon gab es reichlich an diesem Tag - zehren dabei schwer an den Gemütern.
Alle - da sind sie sich wahrscheinlich einig - wünschen sich nur noch endlich an einem sicheren Ort anzukommen, an welchem das Gute noch zu finden ist und wo sie endlich wohlverdienten Schlaf und Erholung finden können, egal wie kurz dieser auch wäre.
Doch auch der Weitermarsch durch die Nacht macht die Hoffnung nicht größer und entmutigt noch eher, denn der Weg der Abenteurer und Helden sowie ihrer Gefährten und Begleiter führt weiterhin durch ein Feld der Verwüstung und der Zerstörung.
Überall ist der Tod, aber auch die Gefahr ebenfalls dem Tod dank einer Horde umher wandender Dämonen, allgegenwärtig, wobei die Gruppe versuchen muss einen Weg weiter in den Norden der Stadt zu finden - und dies auf dem schnellsten Weg.
Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, denn zwischen zweiten Verteidigungsring (selbst wenn dieser auch teilweise völlig zerstört ist) der Festungstadt und Spalt, welcher in den Abgrund führt, ist kein einfacher Weg zu finden, um über zu setzen.
So bleibt für die Gruppe nur der Weg durch relativ freies Gelände, in welchem am Tag zuvor noch Villen, Grün- sowie Tempelanlagen als auch alte Befestigungen zu finden waren.
Davon ist leider auch jetzt nur wenig übrig.
Schlimmer - da, wo eigentlich ein Tempel des Meisterschützen Erastil (was zumindest die Ortsansässigen und die Kundigen in Sachen Religion dem Rest mitteilen können) zu sehen sein sollte, ist nur noch eine qualmende und immernoch glimmende Ruine zu entdecken, vor welcher Schädel des einstigen Priester auf Speere gepflockt zu entdecken sind, während ihre geschändeten Leiber an die Außenwände genagelt und gehämmert worden sind.
Insgesamt mehr als zwei dutzend Opfer.
Ein wahrlich schauerliches Bild und eine noch schlimmere Gräueltat.
Doch noch lange nicht das Schlimmste, was zu sehen ist, denn nicht einmal drei Minuten später, kommt ein Berg aus toten Leibern im Licht der Sterne in Sicht.
Ein Berg aus toten Frauen, Alten und Kindern, welche zu Tode gequält, geschändet und teilweise bei lebendigen Leibe halb aufgefressen worden sind.
Jedoch auch hier ist von den Tätern keine Spur mehr zu entdecken.
Genauso gibt es zumindest wohl keine Plünderer, was aber auch leicht zu erklären ist:
Selbst solche niederen Geister, Diebe, Schurken und Spitzbuben wurden von den Dämonen und ihren Helfern nicht verschont.
Da grenzt es fast schon an ein Wunder, als die kleine Gruppe am Ende der nächsten Kreuzung - direkt vor einem enthaupteten Schrein einer engelhaften Frau mit Krummsäbel in ihren Händen
[1] - eine Gruppe weiterer Kreuzfahrer entdecken kann.
Fünf grimmige Männer in schweren Rüstung, welche von ihrer Bewaffnung wohl ebenfalls Ragathiel oder Iomedae als Templer dienen, denn sie tragen alle schwere Klingenwaffen.
Es ist jedoch verwunderlich, dass die Männer die herannahenden Überlebenden nicht bemerken, sondern stattdessen gebannt ihrem Anführer - der einzigen kellidische Frau in der Gruppe (welche schwer verletzt aussieht und am Ende ihrer Kräfte aussieht) lauschen, wie diese ihr Breitschwert
[2] über ihren Kopf erhebt und ein sonderbares Gebet in die Richtung des nächtlichen Himmels ruft:
"Reines Blut gegen die Verdorbenheit!"Erst jetzt erkennen die Helden, dass sich in der Mitte der Kreuzritter und des Schreines eine sehr junge halbnackte Frau befindet, welche zusammengekauert und mit Armen über ihr Gesicht geschlagen wimmernd ihr Schicksal und Ende erwartet.
Das selbe Schicksal wie ein kleines Mädchen und eine weitere junge Frau (noch lange nicht im heiratsfähigen Alter), welche bereits erschlagen hinter dem blutverschmierten Schrein der Sonnengöttin liegen, nachdem sie den Boden, die Rüstung und vorallem wohl einen Teil der Klingen der Ritter mit Blut durchtränkt haben, welche die beiden Frauen gerichtet haben.
Was die ganze Sache zu bedeuten hat, kann man nur erahnen
[3].
Viel Zeit zu reagieren bleibt jedoch nicht, denn auch wenn die Spitze der Gruppe höchstens noch zehn Meter von den Rittern entfernt ist, rücken diese nicht von ihrem Plan ab, auch die letzte Frau zu richten und zu opfern.