Der Druide konnte sein Glück im Unglück kaum glauben. Noch vor einer Minute hatte er damit begonnen, die Augen zu schließen und wollte den Tod mit offenem, mutigem Herzen gegenübertreten. Selbst als nichts geschah was ihm hätte schaden können, war er davon überzeugt bereits in das Reich Hektors hinüber zu gleiten. Als der Schmerz in seinem Rücken jedoch nicht abklang und er weiterhin das dicht gemaserte Holz der Tür an seiner Seite spürte, wurde ihm bewusst, dass er sich immer noch in der Ebene des Seins befand. So wagte Areo es, obwohl er vor Angst und Pein am ganzen Körper zitterte, seinen Blick zu öffnen. Er vernahm erstaunt und von Gefühlen überwältigt, wie das mannshohe Monster wenige Handbreiten von ihm selbst entfernt reglos auf dem Boden lag, von Kopf bis Fuß übersät mit seinem eigenen, geronnenen Blut. Im Gang dahinter sah er einen gerüsteten Krieger der schützend vor zwei weiteren Personen, scheinbar Frauen, stand. Seine Lippen bewegten sich rasch, als er zu Areo gewandt hinter sich in den Gang deutete. Zögernd vergingen weitere, wertvolle Sekunden bis sich der Druide wieder fangen konnte und auf sein Gegenüber reagierte. Mit bebenden Händen hielt er sich in dieser Nacht erneut die Hände vor die Ohren und schüttelte den Kopf. Er suchte den Gang, das Schlachtfeld, nach Ain ab, um fest zu stellen, wie sein Freund auf die Fremden reagierte. Doch zu seiner Überraschung schnüffelte sein Begleiter sichtlich entspannter an dem Kadaver zu seinen Füßen und versuchte anscheinend dadurch, sich selbst auf seine gänzlich eigene Art und Weise ein Bild der Situation zu machen. Diese Leute... Sie haben uns gerettet! schoß es Areo plötzlich durch den Kopf. Ja, so musste es sein.
Er stützte sich etwas unbeholfen auf seinem zur Waffe umfunktionierten Wanderstab, gab Ain mit dem Schnippen der Finger das Zeichen Folg mir und stieg über den erschlagenen Kannibalen. Erschrocken zuckte der Halbelf erneut als ihm bewusst wurde, dass er vor all dem Schrecken der letzten, wenigen Minuten das Monster aus seinem Zimmer vergessen hatte! Was, wenn sie sich aus dem Raum befreien könnte und ihm in den Rücken fallen würde? Vielleicht könnten die Fremden ihr zu Hilfe kommen?
Areo versuchte, mit der geöffneten Handfläche winkend auf sich aufmerksam zu machen. Wie sollte er sich nur erklären? Wie könnte er seine Retter, scheinbar zum Teil ebenso Halbblüter wie er, auf die Gefahr vorbereiten, welche sie jenseits der Tür am Ende des Ganges erwartete? Beinahe hätte er vor Schock und Furcht auf seine Kreiden in der Tasche vergessen. Hastig warf er sich vor den Halbelfen auf die Knie und lehnte seinen Stab dabei behelfsmäßig gegen die Wand. Aus einer Gürteltasche holte er, seinen Fingern mehrmals entgleitend, ein Stück schalweiße Schreibkreide hervor. Seine Kenntnisse in der Handelssprache waren trotz seinem Leben, abgeschieden in den westlichen Wäldern, nicht eingerostet. Er hatte sich auf der Reise nach Aradan auf die Zivilisation so gut vorbereitet wie er nur konnte. So war es ihm selbst unter den aktuellen Zuständen möglich, zwar etwas unschön aber funktionell folgende Worte zu schreiben.
Im Zimmer eine Frau - von Sinnen - Hilfe
Während er schrieb, brach die Kreide mehrmals und das Weiß vermischte sich nicht nur mit dem Kontrast der abgetragenen, dunkelbraunen Holzplanken. Das Blut verlieh den Lettern einen fasrigen, rosa Anstrich.