Für Tchaika zählt nur der Sonderbefehl, Raynold im Auge zu behalten - das Eigentum des Freihändlerhauses ist ihr egal, aber wenn selbst eins der 'hohen Tiere' dem Neuankömmling nicht traut, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie das schnippische Grinsen von seinem Gesicht schießen darf.
Auch wenn die ehemalige Piratin beim Marsch durch die menschenleere Siedlung wie immer Abstand zum Rest der Truppen hält, bleibt der dreifache Lauf ihrer Enterschrotflinte stets auf Raynold gerichtet. In ihrem Kopf brodelt eine explosive Mischung aus quälenden Erinnerungen und frischer Übelkeit, und der augmentierte Neuzugang hat das Pech, für die Reaverin zum Sinnbild dieser Emotionen geworden zu sein.
Die Magistra Militaris geht vor dem Schussfeld der Selbstschussanlagen ebenfalls in Deckung und späht um eine Mauerecke. Gleichgültig, wenn nicht sogar mit einem gewissen Gefühl der Befriedigung verfolgt sie mit, wie Raynold willkürlich einen Soldaten auswählt und in den Untergang schickt.
Die flapsige Bemerkung des Söldners in ihre Richtung bringt das Fass jedoch zum Überkochen. Mit geröteten, verengten Augen durchbohrt Tchaika den augmentierten Mann förmlich. Brutale Mordlust funkelt aus den Tiefen der zusammengezogenen Pupillen, so intensiv, dass mehr als ein Haussoldat unwillkürlich zusammenzuckt. Eine Hand der Ex-Piratin lässt plötzlich von der Schrotflinte los - und zieht das kurze, leicht gebogene Kettenschwert von ihrer Hüfte. Eine kleine Fingerbewegung, und die blutige Ausweiderwaffe surrt auf.
"Halt. Dein. Sabberndes. Maul," bringt die Reaverin zwischen gefletschten Zähnen - die man dank der Atemmaske nicht sieht - hervor. Ihr Sichtfeld wird langsam von einem roten Schleier umnebelt. Und sie beruhigt sich nie, ehe dieser Schleier real geworden ist, ein blutiger Nebel von vielen zerfetzten Leibern.
"Bewegung, ihr Bastarde!," bellt die Waffenmeisterin der Amaranthine Valor die wartenden Haussoldaten ohne Vorwarnung an. Ihr wahnsinniger Blick, den sie über die Meute der Soldaten schweifen lässt, verheißt ein schmerzhafteres Ende als ein Multilaser.
"Und du auch, Schleimsack!," schwenkt sie den Kopf ebenso urplötzlich zu Raynold zurück und nimmt unvermittelt Anlauf, um den Söldner mit dem Lauf der wuchtigen Schrotflinte aus der Deckung zu stoßen. Die Magistra Militaris hält nicht inne, sondern rennt weiter, quer durch die Todeszone. Ihr künstliches Herz pocht rasend schnell, und ihr gebrochener Geist verspürt keine Furcht, nur eine Art Rausch, der ihre inneren Dämonen für einen Augenblick zurückhält.
Die Reaverin blickt nicht zurück - mit einem irren Kampfschrei stürzt sie sich trotzig auf einen der Geschütztürme.