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Autor Thema: Geisterstadt  (Gelesen 94149 mal)

Beschreibung: Episode 1.2

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Sternenblut

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Geisterstadt
« Antwort #135 am: 24.05.2014, 09:22:33 »
Timbar schrak regelrecht auf, als Gelirion ihn anwies, das Verbandszeug zu holen. Dann nickte er. "Ja, ja... ich, ich bringe auch Elisias mit. Vielleicht kann er hier noch mehr tun."

Er lief zurück zum Eingang, wo die übrigen Überlebenden noch immer an dem Tisch versammelt saßen und auf Nachricht warteten. Timbar sah kurz zu Schnüffler, und zeigte dann mit dem Daumen über seine Schulter nach hinten. "Ein verletzter Elf... seine Hände sind... er hat eine Nachricht dabei. Ich nehme an, für uns alle. Wir haben sie noch nicht gelesen."
Dann fiel sein Blick auf Elisias. "Geht bitte auch hin, vielleicht könnt ihr seine Verletzungen heilen. Sie sind zu schwer, als dass Khoon noch viel machen könnte. Ich hole trotzdem noch Verbandszeug und Salbe."

Ohne auf weitere Reaktionen zu warten, lief er dann in Richtung der Krankenzimmer, in dem sie vor kurzem alle noch untersucht worden waren.

Elisias stand auf, sah aber zur Bestätigung noch einmal zu Schnüffler, bevor er den Raum verließ.
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Sternenblut

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Geisterstadt
« Antwort #136 am: 24.05.2014, 09:28:27 »
Khoon macht Areo mit kurzen Handzeichen klar, dass sie noch auf Verbandszeug warteten, bevor sie den Speer entfernen konnten. Der stumme Halbelf nutzte die Zeit, um den bewusstlosen Elfen genauer zu untersuchen. Doch die entfernte Haut, die blutigen Hände, machten es schwer, eine wirklich sichere Erkenntnis zu gewinnen, zumal Areo trotz eines sehr guten Grundwissens kein gelernter Heiler war. Soweit er es erkennen konnte, waren an den freiliegenden Stellen des Elfen keine Biss-Spuren oder sonstige Hinweise auf die Seuche zu sehen.

Schließlich fiel Khoons Blick auf den Schriftrollenbehälter. "Was machen wir damit? Wir sollten ihn vielleicht nicht erst öffnen, wenn alle dabei sind. Wer weiß, was drin steht." Seine Worte übersetzte er für Areo kurz in die Zeichensprache.
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Gelirion

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Geisterstadt
« Antwort #137 am: 24.05.2014, 20:24:21 »
Gelirion schloss die Augen, dann nickte er leicht. Die Schriftrolle hatte er fast gänzlich außer Acht gelassen. Erst einmal war es wichtiger gewesen dem Elfen zu helfen. Mit der Zunge benetzte er die Lippen und schob das Schwert zurück in die einfache Scheide. „Ihr habt recht.“ Ernickte leicht zu Areo und deutete auf Elfen, dann auf sich und die Schriftrolle. Er hoffte, dass Areo verstand, dass er aufpassen sollte. Dann ging er zum Schriftrollenbehälter. Er versuchte in vom Speer zu lösen, notfalls auch mit dem Schwert. So es ihm gelang, würde er nicht lange zögern um ihn zu öffnen. Er war selbst interessiert was in dem Behälter war.

Sternenblut

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Geisterstadt
« Antwort #138 am: 24.05.2014, 21:57:18 »
Der Behälter war nur mit einer einfachen Schnur festgeknotet, und es fiel Gelirion leicht, ihn von dem Speer zu lösen. Auch das Öffnen des Behälters war kein Problem. Darin befand sich ein zusammengerolltes Pergament, das mit einem silbernen Band zusammen gebunden war. Es sah fast wie ein Geschenk aus - wären da nicht die blutigen Fingerabdrücke und Flecken auf Pergament und Silberband...
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Areo

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Geisterstadt
« Antwort #139 am: 26.05.2014, 09:45:09 »
Areo blieb weiter über den schwerst Verletzten gekniet und blickte kurz auf, als er die Bewegung Gelirions vernahm. Seinen Anweisungen folgend nickte er und fügte mit raschen Handzeichen hinzu: -Keine Bisse-

Es war im Moment zu schwierig für den Druiden zu erklären, dass die Hände, bezüglich der Seuche, zweifellos einer genaueren Untersuchung unterzogen werden mussten, doch für den Augenblick war es wichtiger, dass Timbar die Verbände holte damit der gefährliche Blutverlust gestoppt werden konnte.

Er sah, wie Gelirion das Schriftstück an sich nahm und lesbar ausbreitete und Areo hielt den Blick weiter auf das Gesicht seines Freundes gerichtet. Freilich würde er keines der gesprochenen Worte verstehen können, doch hoffte er zumindest eine erste Reaktion im Gesicht des Halbelfen lesen zu können.
« Letzte Änderung: 26.05.2014, 09:45:41 von Areo »

Gelirion

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Geisterstadt
« Antwort #140 am: 26.05.2014, 16:20:09 »
Die Information, dass der Elf keine Bisse aufwies, hatte Gelirion mit einem Nicken quittiert. Von diesem Pressend selbst war Geliron mehr als angewiedert. Das konnte Areo offensichtlich sehen. Auch das im Paladin eine Wut über die Art und Weise mitschwang. Nach einem tiefen Atmer, hatte dieser die Rolle geöffnet, das Silberband ließ er einfach zu Boden fallen, und versuchte den Text zu entziffern.
Er wollte es wie Khoon weise vorgeschlagen hatte, zuerst durchlesen bevor er es den anderen Verkündete.

Omrah

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Geisterstadt
« Antwort #141 am: 26.05.2014, 17:10:17 »
Entschieden trat Omrah einen Schritt vor und schüttelte energisch den Kopf, sodass seine Haare anschließend in alle Richtungen abstanden. Er war - zumindest seiner Ansicht nach - kein Kind mehr und hatte im Laufe der letzten Tage schon viel schlimmeres sehen müssen. Das bedeutete natürlich nicht, das er an den Anblick gewöhnt war aber zumindest wusste er, das er damit mehr oder weniger gut umgehen konnte. Zumindest redete der Junge sich das ein. Er wollte einfach nicht mehr ausgeschlossen werden, weil er ein Kind war. Mit 11 Jahren war er alt genug, um den Erwachsenen durchaus eine Hilfe sein zu können. "Ich bleibe hier. Ich will wissen was passiert."

Schließlich trat er vorsichtig aber entschlossen einen Schritt vor und löste sich damit aus der kleinen Gruppe. Sein Blick fiel auf Ryffa, die er gerne in seiner Nähe wissen würde. Bis jetzt hatten sie all die schlimmen Situationen zusammen überstanden. Er würde sie aber zu nichts zwingen oder überreden. Wenn sie nicht dabei sein wollte, würde er sie nicht aufhalten, wenn sie zurück in das sichere Gebäude ging. Vielleicht war das sogar besser.
Ungefragt näherte er sich Gelirion, um so einen genaueren Blick auf den dort liegenden Elfen zu werfen. Als er bei ihm angekommen war, lugte Omrah vorsichtig hinter dem viel größeren Halbelfen hervor und warf dann einen neugierigen Blick auf den Ohnmächtigen und die Nachricht. "Was steht da drauf?" Sind wir in Gefahr? fragte er gespannt.

Sternenblut

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Geisterstadt
« Antwort #142 am: 26.05.2014, 18:56:14 »
Ryffa hatte sich zwar zunächst gewehrt, aber dann doch gefügt, und ging mit den anderen Mädchen mit. Sie sah sich aber immer wieder zu Omrah um, bis sie schließlich hinter einem der Wirtschaftsgebäude aus dem Blickfeld des Jungen verschwand.
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Gelirion

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Geisterstadt
« Antwort #143 am: 27.05.2014, 11:28:37 »
Der Paladin biss sich beim lesen der Nachricht auf die Unterlippe. Wie zu erwarten war, war sie nicht sehr erfreulich. Als er von Omrah angesprochen wurde, blickte er zum jungen auf. Erst jetzt bemerkte er, dass er immer noch dastand. Bevor er antwortete, rollte er die Rolle wieder zusammen. „Es kommt tatsächlich von den Untoten. Sie teilen uns hiermit mit, dass sie ab dem morgigen Tag gegen uns agieren werden.“ Er versuchte aufmunternd zu lächeln. „Doch dafür müssen sie erst einmal hier herein kommen und an mir und den anderen Männern vorbei.“

Kurz wanderte sein Blick zu Udeon. Er fragte sich ob der Alte vielleicht wirklich etwas damit zutun hatte. Dann blickte er Areo an. Da ihm nicht die passenden Handzeichen einfielen, rollte er das Schriftstück wieder aus und zeigte es ihm. Ohne es aus den Händen zu geben.

Rhamedes

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Geisterstadt
« Antwort #144 am: 28.05.2014, 12:44:23 »
"Sie verspotten dich, alter Mann. Spürst du es nicht auch? Sie fragen jeden Mann in dieser Feste danach, ob er diesem Elfen helfen kann. Jeder wird als Heiler angesehen und nach Hilfe gefragt, jeder darf sich kümmern, jeder darf sich einmischen. Nur jenen, dem sie diese Ordnung und Hinweise zu verdanken, der die Untersuchungen eingeleitet hat, der am meisten darüber herausgefunden haben wird, den fragen sie nicht einmal, obwohl er ein eigenes Behandlungszimmer in diesen Wänden hat. Pah! Undank ist der Welten Lohn, alter Mann. Siehst du, wie sie deiner spotten und jeder anderen Person, die nicht ihrer selbstgegebenen Hierarchiestufe entsprechen?" Die innere Stimme lachte diesmal nicht. Sie klang ernst, etwas resigniert. "Schau dir Gelirion und seine Handlanger an, wie sie zu glauben, bestimmen zu können, für wen eine Nachricht bestimmt ist und für wen nicht. Wer sie ertragen kann und wer nicht. Wer sind sie, glauben zu können, dass sie zu bestimmen hätten, was die Wesen um sie herum zu wissen hätten und was nicht. Immerhin hat der kleine Omrah Mut, und auch du hast mehr Mut als du glaubst, alter Mann, wenn auch du ein Tor bist. Doch sie danken euch euren Mut nicht. Sie bestimmen über euch und euren Untergang, nicht anders als der Untod über ihn verfügen will. Alle glauben sie, dass euer Schicksal bestimmen könnten, wie einst dein Vater, alter Mann. Sie alle irren."

Rhamedes humpelte näher an den Verwundeten heran. Er tat nichts für ihn. Sie hatten ihn nicht gefragt und nicht bedacht und wenn sie ihn jetzt fragten, würde es an ihm abperlen wie Regen an einem teurem Glase. Er hatte die Nase gestrichen voll von diesem Ort, der von derselben Undankbarkeit triefte wie alle anderen Orte in Aradan. Aradan war einfach ein undankbarer, hartseliger Ort, an dem nur Unglück lauerte und jedes Glück nur eine Illusion des Friedens war. Die Zombies hatten daran vielleicht gar nicht so viel geändert, sie hatten nur mehr Menschen auf einmal in Anbetracht ihres schmerzhaften Endes zum aufschreien gebracht. Er nickte Omrah zu für seinen Mut, etwas wie großväterlicher Stolz war in Rhamedes Augen zu erkennen. Er hatte ehedem Omrah auch vor allem schützen wollen, jetzt aber erkannte er den Mut des kleinen Jungen, der alles verloren hatte. Der Mut der Verzweiflung, die ehrlichste Art des Mutes.
"Lies uns vor, Gelirion. Lies uns bitte den Wortlaut vor.", begann Rhamedes und sein zahnloses Gesicht, welches sonst so freundlich wirkte, verfiel in einen gemeißelten Ernst. Das viele getrocknete Blut an Thawb und Fes unterstrich dies noch. "Eure Aufmunterungen ehren euch, aber sie sind an diesem Platze fehl, mein Freund. Wir alle wissen, was uns dräut. Euer gut gemeinter Hartsinn, uns immer wieder Mut machen zu wollen, gereicht euch sicher zum Lobe, doch uns zum Ende. Wenn ihr nur Andeutungen macht, werden die Verzweifelten nur verzweifelter, weil ihre Phantasie ihnen Schlimmeres eintrichtert als sie bisher sehen konnten, und was kann noch viel schlimmer werden, als immer in der unmittelbaren Furcht leben zu müssen, dass sich jemand unter ihnen verwandelt und ihnen ihr Leben durch Bisse und Schreie vergällt? Eure Versuche, mein Freund, wirken so krampfhaft, dass ihr uns einen größeren Schrecken damit einjagt, als wenn ihr uns einfach die Wahrheit und die Einzelheiten verkündet."
Jetzt war es an Rhamedes Gelirion aufmunternd zuzunicken. Um seinen Punkt deutlicher zu machen, wollte er ihn drastisch darlegen und musste seinen Finger dafür in eine Wunde Gelirions legen. "Ihr habt eure Schwester verloren, mein Freund, auf die tragischte Art und Weise, auf jene Weise, die ich eben beschrieb. Ich habe euch jedoch keinen Hehl daraus gemacht, dass dies passieren könnte. Ich war trotz aller Bitterkeit ehrlich zu euch, weil diese Ehrlichkeit - auch wenn sie ungerecht auf uns persönlich wirkt - mehr Leben rettet als sie schützt, so sehr mich euer Schicksal, mein Freund, betrübt. Bitte lest also vor, was dort Wort für Wort geschrieben steht."

Sternenblut

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Geisterstadt
« Antwort #145 am: 28.05.2014, 13:20:49 »
Als Rhamedes geendet hatte, kam Timbar mit dem Verbandszeug zurück, und er brachte Elisias mit sich. Khoon sah zwischen Rhamedes und Gelirion hin und her, und schüttelte den Kopf. "Zuerst kümmern wir uns um unseren Patienten. Dann, wenn alle zusammen sind, wird die Rolle vorgelesen. Wenn ihr schon die Wahrheit verkünden wollt, Rhamedes, dann vergesst nicht die, die drüben auf uns warten."

Mit diesen Worten nahm er sich, mit Areos Hilfe, des Speers an, der dem Elfen durch die Hände getrieben worden war. Die abgebrochene Waffe wurde aus der Wunde gezogen, die Khoon anschließend reinigte und verband. Dann kam Elisias hinzu, und wirkte einen Zauber.

"Das Loch in seinen Handflächen habe ich geschlossen", erklärte er schließlich. "Aber die Haut... sie ist ein Organ, das man ihm gewissermaßen abgetrennt hat. Meine Magie reicht nicht aus, um eine solche Regeneration herbeizuführen. Diese Wunden werden, so gut es geht, von alleine heilen müssen."

Schließlich nahmen sie ihm die ledrige Fessel ab, welche die Untoten um seine Handgelenke geschlungen hatten, und ersetzten sie durch ein Seil, das Timbar mitgebracht hatte. Khoon stand auf, und sah sich in der Runde um. "Bringen wir ihn in ein Krankenzimmer. Danach kümmern wir uns um die Botschaft."

Timbar, der sichtlich nervös und beunruhigt war, reagierte sofort auf Khoon, und nahm den Elfen bei den Armen. Khoon selbst griff ihn an den Füßen, und so brachten ihn die beiden Männer auf die Krankenstation. Der Rest der kleinen Gruppe folgte bis zu der noch immer aufgedeckten Frühstückstafel. Die verbliebenen Mitglieder ihrer kleinen Gruppe saßen dort und sahen die Wiederkehrer mit fragenden Blicken an. Kurz darauf kehrten auch Khoon und Timbar zurück.

"Wir haben ihn erst einmal eingeschlossen, nur für alle Fälle", erklärte Khoon. Dann sah er zu Gelirion, der noch immer die Rolle in der Hand hielt.
« Letzte Änderung: 28.05.2014, 23:29:49 von Sternenblut »
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Gelirion

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Geisterstadt
« Antwort #146 am: 29.05.2014, 10:17:07 »
Der saß an der Tafel. Die Schriftrolle ruhte mit der linken Hand in seinem Schoß. Er hatte sich ruhig verhalten, seitdem sie zurück waren. Seitdem Rhamedes versucht hatte ihm den Kopf zu waschen. Die inneren Beweggründe von Rhamedes kannte Gelirion natürlich nicht und eben so wenig, war ihm nicht aufgefallen, dass er Rhamedes übergangen hatte. Jedoch dass der Alte seine Finger in die offene Wunde gelegt hatte, nahm er ihn übel. Der junge Paladin hatte es ihm mit einem bösen Blick gedankt, als er dies tat. Denn noch saß er nun an der Tafel und dachte über die Worte des alten Mannes nach. Wahrheit, ja es gab hier tatsächlich zwei Wahrheiten. Eine für die Männer, zu denen er immer ungeschönt gesprochen hatte, außer es hätte ihre Moral zerstört, und die der Frauen, die er vor der Wahrheit versuchte zu schützen. Schnell hatte er erkannt, dass diese Methode nicht gerecht ist, dass er durch die Halbwahrheiten den Frauen ihre Selbstentscheidungskraft nahm, dass er ihren Weg dadurch verzerrte, wie Rhamedes sagte, in andere Wege lenke. Das war nicht gerade der Weg eine Gläubigen von Ceriva. Schließlich gab es das Prinzip dass jedes Leben das Recht hatte seinen Weg aus freien Stücken zu gehen. Wie konnte es das, wenn es nicht die Wahrheit kannte. Aber er fragte sich, warum er log, warum hatte er zwei Wahrheiten geschaffen. Die Behandlung und Verwahrung des Elfen ließ genug Zeit, um darüber nachzudenken. Dabei wurde er innerlich immer wütender ob seiner Ummacht. Die Wahrheit war dunkel, grausam und ließ ihn verzweifeln. Schließlich hatte ihm die Stadt seine Schwester genommen und nun war er auch noch in ihr gefangen. Konnte nicht zurück nach Hause, zurück und diese untote Stadt hinter sich lassen. Wobei zurück, nein sofort konnte er nicht gehen, selbst wenn er könnte. Ihm kamen auch wieder die Worte von Schnüffler in den Sinn. Es machte durchaus Sinn. Denn er musste erkennen, dass er sich aus dem Wunsch die Moral zu erhalten eine Wahrheit geschaffen hatte die viel angenehmer war. Unwissenheit war manchmal so etwas Angenehmes.

Er atmete tief aus, als Khoon zurückkehrte. Langsam stand er auf und blickte sich um. Sein Blick blieb bei Rhamedes hängen, wurde fester und eindringlicher. Der Alte konnte regelrecht spüren, dass Gelirion ihn immer noch seine Worte übel nahm. Dann schloss der junge Paladin die Augen und wendete den Blick ab. „Hört, wir haben eine Botschaft bekommen. Außerdem sind wir nun etwas zur Ruhe gekommen. Die Toten sind beerdigt und etwas Zeit ist vergangen. Es gibt neben der Botschaft noch etwas was ich, oder besser gesagt Rhamedes euch sagen muss. Etwas über die Untoten.“ Er blickte wieder zum Alten, diesmal aber freundlicher. Ein Nicken sollte ihm sagen, dass er sich seine Worte zu Herzen genommen hatte. Dass er nun weitestgehend reinen Tisch machen wollte. Wer außer ein Arzt war schon geeigneter um die wohl schrecklicherer Wahrheit zu offenbaren.
„Nun denn zuerst die Nachricht.“ Er rollte die Schriftrolle aus und schien sie vorzulesen. Dabei versuchte er in die Worte absolut keine Gefühle zu legen. „ Ihr seid nicht in Sicherheit. Es naht keine Rettung. Eure Zeit, die Zeit der Lebenden, ist vorüber. Der dunkle Segen hat mir und meinen Brüdern und Schwestern die Ewigkeit geschenkt. Ihr aber erhaltet nichts mehr, euer Äon endet. Wir erweisen euch eine letzte Gnade: Bis zum Ende der kommenden Nacht dürft ihr eure Leben selbst beenden. Nach diesem Zeitpunkt wird dieser Ort für euch Lebende nicht mehr erträglich sein.“ Kurz ließ er die Worte Wirken, drehte dabei die Rolle um und heilt sie vor sich. Jeder der lesen konnte, erkannte auf der Schriftrolle die gleichen Worte, in einer feinen geschwungener Handschrift mit schwarzer Tinte verfasst. „Wenn ich gleich etwas anmerken darf.“ begann er dann. Er wollte die beiden üblen Nachrichten trennen. Beides zusammen wäre vielleicht doch ein zu großer Hammer gewesen. „Im Grunde sagen sie, die dunklen Brüder, nichts was wohl jeder von uns nicht schon wusste. Wir haben in diesem Mauern nur eine Verschnaufpause. Wenn wir weiter leben wollen, und ich denke das wollen wir, müssen wir uns selber helfen. Wir müssen zusammen arbeiten und weiter Leben. Diesen Bastarden zeigen, dass wir ihr Urteil nicht akzeptieren. Auch haben sie uns zwei wichtige Dinge mit der Nachricht offenbart. Erstens, es gibt weitere Überlebende. Der Elf ist das beste Beispiel. Sie sprechen zwar davon, dass wir auf keine Hilfe waren brauchen, aber ich glaube das sicher mehr überlebt haben, als sie glauben. In der Stadt wird es mehr solcher Orte geben. Es gibt mehr die Lebende. Außerdem, und dieser Punkt erfreut mich sehr, sie bestätigen das was Areo bemerkt hatte. Ihm war aufgefallen, dass unter den Untoten noch welche waren, die sich normal bewegt hatten. Bis jetzt war es nur eine Vermutung aber nun wissen wir, hinter all dem steckt ein abartiger Verstand. Wo ein verstand ist, ist auch ein Kopf und der kann abgeschlagen werden. Damit können sie nicht nur aufgehalten sondern besiegt werden. Aber die Gefahr, die die Untoten ausstrahlen wird dadurch nicht gemindert.“ Er blickte zu Rhamedes. „Was diese Gefahr ist, darüber wird euch nun unser Arzt unterrichten.“

Rhamedes

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Geisterstadt
« Antwort #147 am: 29.05.2014, 12:35:23 »
Rhamedes war wieder an seinen Platz gehumpelt und hatte sich hingesetzt, der Wanderstecken lehnte an den Tisch gelehnt und überragte den sitzenden, alten Mann um ein paar Ellen. Er hörte Gelirions Ausführungen aufmerksam zu und rieb sich die Augen. Er hatte auf dem Weg Khoons Kommentar wohlwollend überhört und bis jetzt wieder geschwiegen. Er war wieder in Gedanken und fragte sich eher, wie Gelirion reagieren würde, entsprechend überrascht war er, als genau jener ihn aufforderte über die Zombieseuche zu reden. Dennoch blieb Rhamedes einen Moment stillschweigend sitzen, während die Blicke immer mehr auf ihn fielen. Er kraulte sich den Bart und dachte darüber nach, dass es wieder auf die These hinauslief, dass es Meister hinter dieser Seuche gab. Meister, wie sie auch seiner Familie einst angehörten und versuchten sich den Untod Untertan zu machen. Rhamedes Blick fiel kurz auf Khoon, nur ein streifender Blick, dann fasste er nach seinem Wanderstecken und mühte sich trotz seiner Hüftschmerzen auf die Beine.

"Was ist diese Gefahr? Ich wäre ein begnadeter Mann, wenn ich wirklich zur Gänze alles berichten könnte oder zumindest alles darüber wüsste. Jede Feinheit, jedes Detail dieser greifenden Gefahr. Aber ich will gerne sagen, was sich mir erschlossen hat. Da mein Horizont jedoch nicht übermäßig breit ist, ermuntere ich jeden an diesem Tisch, der Feinheiten und Wissen beitragen kann, dies auch zu tun. Es wird uns allen helfen, uns zu schützen.[1]" Rhamedes lächelte aufmunternd und blickte sich einmal in der Runde um. Er war sich dessen bewusst, dass manche ihr Wissen zurückhalten würden, nicht einmal im bösartigen Sinne. Manche waren noch zu betroffen von ihren Verlusten, dass sie nicht darüber sprechen wollten. Er konnte es auch in Gelirions Augen lesen. Andere hatten ihr Wissen noch nicht abstrahiert und auf das Allgemeine umgesetzt. Für manche mochte dieses Wissen sogar kompromittierend sein.
"Was ist diese Gefahr? Unabhängig von der Existenz der von Gelirion bezeugten Köpfe, mehren sich die Zombies wie eine Krankheit. Auf welche Arten können wir von dieser Krankheit betroffen werden? Bisher wissen wir ganz sicher von zwei Arten der Infektion. Bisse führen zu einer sofortigen Infektion, ebenso ist das Verschlucken des Blutes eines Infizierten definitiv krankheitsübertragend. Wir können zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen, wie lange jeweils die Inkubationszeit ist. Augenscheinlich ist sie - zumindest im Regelfall - bei Bissen deutlich kürzer als bei dem Verschlucken von Blut.
Dass es denkende Wesen unter den Untoten gibt, lässt zudem vermuten, dass es arkane oder sonstwie magische Möglichkeiten einer Infizierung geben könnten, obwohl ich das selbst noch nicht beobachtet habe. Auch weitere Möglichkeiten lassen sich nicht gänzlich ausschließen"

Rhamedes ließ die Worte erst einmal wirken, ehe er zu dem tragischen Teil seiner Erörterung kommen musste. Er rückte seinen Stuhl etwas zur Seite, um sich besser gegen den Tisch lehnen zu können. Seine verwundete Hüfte brauchte etwas Entlastung. Als er Timbar und Gelirion hinterhergehetzt war, hatte er sich beinahe etwas übernommen. Jetzt zahlte er den Tribut in Schmerzen.
"Was können wir dagegen tun? Bisher haben wir noch keine Möglichkeit der Heilung erfahren. Wenn jemand infiziert wird, können wir immerhin an einer Verfärbung der Augen möglicherweise erkennen, ob uns Gefahr dräut. Zwar gibt es mehr Gründe, welche das Weiß der Augen verfärben können, doch das ist immerhin ein Indiz. Dass wir diese Heilmöglichkeit nicht gefunden haben, heißt jedoch nicht, dass es sie nicht gibt. Jedoch werden wir leider etwas Zeit und Beobachtung brauchen, um dies zu erkennen. Diesbezüglich sollten sich alle Heilkundigen dieses Hauses sich auch nochmal zusammensetzen und darüber beraten in naher Zeit." Rhamedes blickte stellvertretend Areo und Khoon für die Heiler an.
"Was bedeutet das für Infizierte? Zugegebenermaßen noch nichts Gutes. Dennoch heißt es, dass wir die Hoffnung nicht aufgeben dürfen. Vielleicht ist es ein erster Schritt, eine Maßnahme zu finden, welche diese...Verwandlung verzögert. Dazu müssen wir vielleicht unterschiedliche Methoden anwenden, um das herauszufinden. Wir könnten das Blut von Infizierten untersuchen - unter aller Vorsicht - und vielleicht bieten die Lehrschriften und arkanen wie göttlichen Folianten auch Hinweise darauf. Leider sind die Tempel außerhalb dieses Sanatoriums und meist - unseres Wissens nach - von Untoten überlaufen, aber vielleicht finden wir Fragmente. Gibt es hier im Sanatorium eine Lehrbibliothek?"
Rhamedes Schmerzen wurden zu viele, er musste seine Worte abkürzen. Er zog den Stuhl wieder ran und setze sich wieder an den Tisch. Das entlastete die Hüfte zwar nur ein bisschen, aber immerhin.
"Wir müssen also künftig darauf aufpassen, dass wir uns nicht beißen lassen und nicht das Blut schlucken. Das ist freilich leichter gesagt als getan, doch ich bitte euch um eine Sache: Wenn ihr das Gefühl habt, dass es jemanden von euch merkwürdig geht, ihr das Verlangen nach dem Fleische euresgleichen bekommt oder Familienmitglieder oder Freunde habt, denen es so geht, informiert eure Nächsten. Es wird viele Leben retten..."
Rhamedes blickte mitfühlend drein, als seine Worte verhallten und dann lehnte mit einem Klacken den Wanderstecken wieder gegen den Tisch und verschränkte die Arme.
"Wer weiß noch etwas, über diese Krankheit, diese möglicherweise magische Krankheit? Weiß jemand noch etwas über Infizierungsmöglichkeiten? Weiß jemand, wie lange dieser Zustand dauert? Ewig? Zerfallen Zombies eines Tages? Haben sie einen pseudomagischen Metabolismus, der sie dazu zwingt, Humanoide zu fressen, um zu überleben? Warum fressen sie nicht einander? Es sind viele Frage, die wir zu beantworten haben, während wir gleichzeitig Maßnahmen ergreifen müssen, um uns vor diesen dunklen Brüdern und Schwestern zu schützen."

Rhamedes blickte sich nur kurz auffordernd um, dann verfiel er wieder in Gedanken. Wie gerne hätte er jetzt seinen Lieblingssohne bei sich. Nafalem. Er starb bei menschenverachtenden Experimenten, welche die goldenen Magi an ihm durchführten. Magie. Welcher Streich des Schicksals war es, dass er sie auf einmal selbst...zu wirken vermochte? War es das? War es die Schuld seiner Familie? Hatte wenn nicht seine Vorfahren, Nafalems Tod etwas mit dem all dem zu tun? Rhamedes war so verzweifelt, dass er überall eine Spur vermutete.
Und würden sie es überhaupt schaffen können, möglichst viele in dieser Festung zu schützen, wenn es nicht nur Zombies waren, die an den Toren rissen, sondern denkende Wesen?
Fragen über Fragen. Rhamedes wurde wieder müde und verdrossen. Sein jugendliches Aufbegehren erstickte sich wieder in Sorgen.
 1. Diplomatie 11

Gelirion

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Geisterstadt
« Antwort #148 am: 29.05.2014, 23:06:50 »
Gelirion hatte so gut es ging mir Radjesha für Areo übersetzt. Er merkte bei Rhamedes Worten aber auch, dass vieles für diese Sprache zu kompliziert war. Dies glaubte er auch in Radjeshas Augen gelesen zu haben.

Nachdem der alte Mann zu Ende gesprochen hatte, meldete er sich erneut zu Wort. „Wir sollten wirklich offen zu einander sein. Da hat Rhamedes vollkommen recht. Von daher werde ich anfangen uns mein Wissen teilen.“ Er blickte zu Areo, zu Radjesha und dann zum alten Rhamedes. „Ich stand in der ersten Reihe und habe daher einiges gesehen und gehört was andere nicht mitbekommen haben. So sah ich eine Person nahe des Eldanklosters auf einem hohen Turm. Die Untoten blickten zu der Person auf. Aber zur Krankheit trägt das nichts bei, darum erst einmal dies. Die Zeit der Inkubation, der Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch, scheint mir sehr unterschiedlich. Ich und meine Schwester waren nicht allein. Wir hatten drei Wachen bei uns. Zwei hatte ich tot aufgefunden, ich weiß nicht wie lange sie dalagen aber einer von ihnen hatte mich kurz nach dem Fund angegriffen. Die Dritte Wache war schon ein Untoter als ich sie fand und die zweite Wache stand dir Rhamedes gegenüber. Dann noch die Sache im Garten des Klosters. Dies deutet sicher darauf hin, dass ein Biss gefährlicher, direkter ist. Doch ich habe auch auf dem Weg an vorderster Front erfahren, dass jemand nach dem Biss noch Stunden normal blieb. Die Anzeichen in diesem Fall waren eher, dass ein unstillbarer Hunger nach Fleisch wuchs.“ Die Stimme von Gelirion wurde beim nüchternen erzählen immer leiser. Auch wenn er es versuchte sachlich zu bleiben, war zu merken, dass es ihm schwer viel darüber zu reden. „Die Sinne verschärften sich auch, jedenfalls der Geruchssinn.“ Er blickte auf die Tischplatte. „Ich glaube, jeder der befallen ist, merkt dass er es ist. Sie … meine Schwester war wohl nicht ohne Grund allein auf den Zinnen …“ Danach schwieg er. Sein Blick ruhte immer noch leer auf dem Tisch.

Sternenblut

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Geisterstadt
« Antwort #149 am: 01.06.2014, 10:38:04 »
Als Gelirion die Botschaft vorlas, waren die Reaktionen einiger Personen sehr deutlich zu sehen. Semerok sackte regelrecht in sich zusammen, und begann, irgendetwas vor sich hin zu reden.[1] Lyberan hielt ihn an der Schulter, und redete beruhigend auf ihn ein - doch auch sein Blick richtete sich ängstlich auf Gelirion, den Überbringer der Botschaft.

Iana versteifte sich leicht. Ihr Blick fiel auf ihren Sohn, der dankbarerweise nichts von dem Gesagten mitzubekommen schien. Er hatte einen Brotkrumen in der Hand, der grob die Form eines Pferdes hatte, und ließ sein "Ross" gerade über einen Fluss aus Wassertropfen springen.

Radjeshas Blick verfinsterte sich leicht, ansonsten ließ sie sich nichts weiter anmerken. Sie konzentrierte sich ganz darauf, das Gesprochene für Areo zu übersetzen. Timbar, der Wachmann, wurde bleich und ließ sich in seinen Stuhl zurückfallen. Ähnlich handelte Khoon, der zwar nicht bleich wurde, dem aber das Entsetzen ebenso im Gesicht abzulesen war.

Ryffa nahm Omrahs Hand in die ihre, und drückte sie fest. Mit einem Blick, der gleichermaßen Verzweiflung wie Hoffnung zeigte, sah sie ihn an. Selbst als die Erwachsenen weiter sprachen, ließ sie ihren Blick nicht mehr von Omrah los.

Es war Iana, die sich schließlich zu Wort meldete. "Was ist mit dem, was Sheriak erzählt hat? Er sprach von einem dunklen Schleier, der sogar Wände durchdrungen hat. Wen er berührte, der verwandelte sich." Plötzlich runzelte sie die Stirn, als wäre ihr gerade etwas eingefallen. "Was ist, wenn das der dunkle Segen ist? Wenn die Toten, die uns die Botschaft geschickt haben, selbst nur durch irgendjemand anderen verwandelt wurden?"
Sie sprach mit einer überraschenden Sachlichkeit. Die Ausführungen Gelirions und Rhamedes' schienen ihr keine Angst zu machen, ihr Blick war fest - man mochte sogar sagen, hart.
 1. Wer die Reaktionen einer oder mehrerer Personen genauer beobachten möchte, geht dabei wie folgt vor: Start-Schwierigkeitsgrad = 10 + Anzahl der Personen. Für jede weitere Person steigt der SG um 4. Bei drei Personen wäre der erste SG also 13, der zweite 17, der dritte 21. Personen, die ich hier nicht aufführe, zeigen kein allzu offensichtliches Verhalten, können aber natürlich trotzdem beobachtet werden. Schreibt im Würfelthread unbedingt mit dazu, welcher Wahrnehmungswurf für welche beobachtete Person gilt. Wer den SG um mindestens fünf Punkte übertrifft, erhält noch genauere Beschreibungen.
« Letzte Änderung: 01.06.2014, 10:38:31 von Sternenblut »
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

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