• Drucken

Autor Thema: Geisterstadt  (Gelesen 94240 mal)

Beschreibung: Episode 1.2

0 Mitglieder und 3 Gäste betrachten dieses Thema.

Areo

  • Beiträge: 329
    • Profil anzeigen
Geisterstadt
« Antwort #255 am: 20.07.2014, 15:54:03 »
Nachdem der Rest bereits den Raum verlassen hatte, blieb Areo noch einen letzten Augenblick und blickte hinab auf den Leichnam des armen Ajuri. Er hatte so viel durchstehen müssen, bevor die gnädige Axt Schnüfflers sein Leiden beenden konnte, noch bevor der Untod langsam und schmerzhaft die Kontrolle seines Geistes übernahm. Er war fest davon überzeugt, dass sie das Richtige getan hatten. Er fühlte sich für diese Tat genauso verantwortlich wie Schnüffler, hatte er den Halbork doch auf den Biss aufmerksam gemacht, mit dem Willen, dass sie den Elfen töten würden, bevor er zu einer Gefahr für die Gemeinschaft wurde, und somit auch für das Leben in Aradan an sich. Er sinnierte in Gedanken darüber, wie er wirklich, innerlich und ehrlich zu sich selbst, zu diesen Notwendigkeiten stand...

Und erkannte, dass er - sollte der Moment kommen - jeden dieser Leute, egal ob Frau oder Kind, richten würde, sollte die Seuche von ihnen Besitz ergriffen haben. Es musste getan werden, auch wenn seine Seele dafür für immer verdammt sein würde. Selbst, wenn er dadurch alles verlor, was ihn seine Herkunft und Freunde einst gelernt haben. Was ihn zu dem machte, der er war. Dieser Kampf war zu wichtig... Dieser Krieg zu bedeutend, als dass er sich und seine Prinzipien dafür nicht opfern würde. Er würde nicht weniger als das von seinen Kameraden ebenfalls verlangen.

Sollte er jemals infiziert werden... Er würde die Axt nicht sehen wollen. Der sanfte, unberührte Tod wäre Erlösung genug und gäbe ihm die Möglichkeit, endlich Frieden in dieser Finsternis zu finden. Gleichzeitig würde es den kühlen, verderbten Abschied vermeiden, welchen er dann von dieser Gemeinschaft nehmen müsste.

Hektor beschützte ihn und hatte Areo dafür auserwählt, in seinem Namen hier und jetzt zu kämpfen. Der Gehörnte hatte seine Pläne geschmiedet und der Druide fügte sich diesem Schicksal. Egal zu welchem Preis.



So war es auch nicht weiter verwunderlich, was der Druide seinem Freund Gelirion mit knappen Handzeichen antwortete.

'Bitte, tötet mich einfach und schenkt mir den Frieden, der mir im Jenseits zusteht. Lasst mich nicht zu einer Gefahr werden. Niemals.'

Sonst stellte er keine weiteren Fragen zu den Ausführungen Katarinas. Er war dafür, dass die Gemeinschaft so schnell aufbrach wie nur irgendwie möglich... Denn die Zeit spielte gegen sie.

Schnüffler

  • Beiträge: 160
    • Profil anzeigen
Geisterstadt
« Antwort #256 am: 20.07.2014, 16:30:24 »
Schnüffler saß am Tisch und hörte den Ausführungen Katarinas mit stetig anwachsendem Misstrauen zu. Sie wusste viel zu gut Bescheid, gab dabei aber immer nur das Mindeste preis. Sie wussten weder, wer Katarina war, noch welche Fähigkeiten sie hatte, noch war er sich über ihre Gesinnung sicher. "Woher weißt Du das alles?", fragte er zunächst noch ganz unverdächtig. Er beobachtete ihre Reaktion aber wachsam[1].
 1. Sense Motive: 18
« Letzte Änderung: 20.07.2014, 16:39:37 von Schnüffler »
"Die Grausamkeit der meisten Menschen ist Phantasielosigkeit, und ihre Brutalität Ignoranz."
Kurt Tucholsky

Senses: Perception +6 (+8 um Wertgegenstände zu finden), Darkvision 60 ft., Scent, Coincunning (sucht immer aktiv nach Wertgegenständen im Umkreis von 10 ft.)

Sternenblut

  • Moderator
  • Beiträge: 7375
    • Profil anzeigen
    • Aradan - Stadt der Toten
Geisterstadt
« Antwort #257 am: 20.07.2014, 16:58:17 »
Katarina erwiderte Schnüfflers Frage mit einem Blick, der offensichtliches Missfallen zeigte. "Vielleicht ist das für dich schon wieder zu lange her, aber vor weniger als einer Stunde habe ich mich mit Mentaru zusammengesetzt. Stell dir vor, man muss kein Straßendieb sein, um die Stadt gut zu kennen. Und der alte Mann kennt sie wirklich hervorragend. Davon abgesehen, habe ich bereits erzählt, dass ich als Schatzjägerin mein Geld verdiene. Selbstverständlich habe ich mich darauf vorbereitet, als ich nach Aradan kam. Hast du damit ein Problem?"

Dass seine Frage harmlos war, hatte ihm Katarina offensichtlich nicht abgekauft. Aber mehr, als dass sie darüber verärgert war, konnte er in ihren Reaktionen nicht ablesen.
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Omrah

  • Beiträge: 377
    • Profil anzeigen
Geisterstadt
« Antwort #258 am: 21.07.2014, 22:41:39 »
Die Sorge und Enttäuschung, die Omrah beim Anblick des im Bett liegenden Rhamedes empfand, konnte er nicht wirklich verbergen. Zum einen fragte er sich natürlich, ob der alte Mann wirklich wieder zu Kräften kommen und wieder ganz der Alte werden würde und zum anderen konnte er jetzt natürlich keine Antwort auf seine Fragen bekommen. Dabei brannte es dem Jungen geradezu auf der Zunge, alles auszusprechen, was er sich zu dem Ring und seinen magischen Kräften dachte. Er wollte eine Bestätigung hören und von dem alten Mann über Magie erzählt bekommen aber das musste jetzt wohl warten, bis sie wieder von der Expedition wiederkamen. Dabei war Omrah jetzt - so kurz bevor es wirklich losging - garnicht mehr so wild darauf, wirklich mitzukommen. Er erwischte sich immer wieder dabei, wie er mit dem Gedanken spielte, sich einfach davonzustehlen aber das konnte er der Gruppe und vor allem Ryffa nicht antun. Deshalb entschied er sich schließlich doch noch dazu, mit Schnüffler zusammen zur Haupthalle zu gehen.

Dem Plan Katarinas hörte Omrah genau zu. Doch nicht nur das, er sah sich auch die Karte und vor allem die Wege an, die sie mit Mentaru ausgearbeitet hatte. Er dachte über den allgemeinen Plan und den Weg nach, den die Gruppe nehmen würde. Gab es vielleicht eine Möglichkeit den Weg zu verbessern? Sah der Junge, der sich in der Stadt und auf der Straße gut auskannte, vielleicht sogar eine Gefahr in dem Weg, den sie nehmen würden?[1] Er ließ sich das ganze gut durch den Kopf gehen und verfolgte dabei Katarinas Finger auf der Karte.
Vielleicht war es noch nicht einmal notwendig, die Türen aufzubrechen. Omrah war nicht stolz darauf aber seit seiner Zeit in Aradan, war er das ein oder andere mal in verschiedene Häuser eingebrochen. Natürlich nie um Profit daraus zu schlagen, sondern nur um den nagenden Hunger zu bekämpfen. Natürlich war eine Schatzkammer da eine ganz andere Sache, als die Haustüren in Aradan aber er konnte es zumindest versuchen.

Doch hatte es Omrah gerade noch Spaß gemacht, über den ausgearbeiteten Plan nachzudenken und Schwächen darin zu entdecken, gefiel ihm das nächste Thema überhaupt nicht. Er hatte es bisher vermieden darüber nachzudenken, denn es machte ihm Angst. Allein durch die Vorstellung, so zu enden wie seine Eltern, geriet er fast in Panik. Er wollte kein wandelnder Kadaver werden, der womöglich sogar eine Gefahr für seine neuen Freunde werden konnte. Er würde alles dafür geben, dass zu verhindern aber was sollte nur geschehen, wenn er es nicht schaffte? Er schluckte und versuchte die Gedanken an dieses Thema zu verbannen. Eine Enthaltung hatte schon einmal funktioniert aber dieses mal würde Gerion das nicht durchgehen lassen. Mit seiner Teilnahme an der Expedition hatte Omrah bewiesen, dass er kein Kind mehr war. Er musste Entscheidungen treffen, denn das gehörte zum Erwachsen werden dazu. "Lasst mich nicht zu so einem Monster werden. Tötet mich vorher." antwortete Omrah leise aber bestimmt. "Ich will nicht so enden, wie meine Eltern..."
 1. Knowledge Local 22
« Letzte Änderung: 21.07.2014, 22:41:57 von Omrah »

Sternenblut

  • Moderator
  • Beiträge: 7375
    • Profil anzeigen
    • Aradan - Stadt der Toten
Geisterstadt
« Antwort #259 am: 22.07.2014, 16:03:15 »
Omrahs Prüfung der Karten fiel durchaus positiv aus: Katarina und Mentaru hatten in ihrer Planung viele Eventualitäten berücksichtigt, und - soweit möglich - sichere Wege gewählt. Dennoch fiel dem Jungen etwas auf, das ihnen vielleicht helfen könnte. Auf dem unterirdischen Weg gab es immer wieder Ausgänge an die Oberfläche. Einer davon führte, soweit er sich erinnerte, direkt in eine kleine Gasse, in der das Haus der freien Heiler lag.

In diesem Gebäude konnte früher jeder, der sich als Heiler ansah und eine kleine Prüfung bestand, für geringes Entgelt seine Künste anbieten. Die einzige Voraussetzung war, dass man gerade kein Priester war, keinem Bund angehörte, keine religiösen, politischen oder sonstigen Botschaften unter das Volk bringen wollte. Es ging um die Heilung Hilfsbedürftiger, und sonst um gar nichts.

Omrah war ein, zwei Mal gezwungen gewesen, Dinge von den Heilern zu stehlen: Bandagen, einfache Kräuter - nichts wertvolles, aber unerschwinglich für die Straßenkinder. Und er erinnerte sich, dass die Vorräte hier immer prall gefüllt gewesen waren.
« Letzte Änderung: 22.07.2014, 16:09:05 von Sternenblut »
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Schnüffler

  • Beiträge: 160
    • Profil anzeigen
Geisterstadt
« Antwort #260 am: 22.07.2014, 23:30:18 »
"Ich habe mit Lyberan und Semerok gesprochen und war nicht da, als Du Dich und Deinen Plan vorgestellt hast.", sagte Schnüffler ungerührt. "Woher hast Du von dem Artefakt erfahren? Was wolltest Du mit dem Artefakt?"
"Die Grausamkeit der meisten Menschen ist Phantasielosigkeit, und ihre Brutalität Ignoranz."
Kurt Tucholsky

Senses: Perception +6 (+8 um Wertgegenstände zu finden), Darkvision 60 ft., Scent, Coincunning (sucht immer aktiv nach Wertgegenständen im Umkreis von 10 ft.)

Sternenblut

  • Moderator
  • Beiträge: 7375
    • Profil anzeigen
    • Aradan - Stadt der Toten
Geisterstadt
« Antwort #261 am: 22.07.2014, 23:55:45 »
"Manches verkaufe ich, manches behalte ich, und manchmal bin ich auch im Auftrag Anderer unterwegs", erklärte Katarina. "Eine Schatzjägerin eben. Und du, was hast du vor der Katastrophe so gemacht? Willst du der Gruppe das nicht im Detail erzählen? Oder warte, ich habe eine bessere Idee. Statt über die unwiederbringlich verlorene Vergangenheit zu sprechen, könnten wir uns darum kümmern, unser aller Überleben zu sichern. Oder ist dir das nicht mehr wichtig genug?"
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Omrah

  • Beiträge: 377
    • Profil anzeigen
Geisterstadt
« Antwort #262 am: 23.07.2014, 00:08:54 »
Das Haus der freien Heiler. Omrah erinnerte sich noch genau daran, als er mit einem anderen Kind namens Telar in das Haus hatte einstiegen müssen. Ihm gefiel noch immer nicht, dass sie gezwungen gewesen waren, die freien Heiler zu bestehlen. Es war eine gute Vereinigung gewesen und schließlich hatten sie selbst den Straßenkindern Hilfe angeboten. Allerdings waren sie auch sehr sparsam mit ihren Vorräten umgegangen und die Straßenkinder hatten mehr Hilfe benötigt, als die freien Heiler zu geben bereit gewesen waren. Also hatten Omrah und Telar sich einfach genommen, was sie unbedingt gebraucht hatten.
Gerade als er darauf aufmerksam machen wollte - denn die Gruppe konnte medizinische Vorräte bestimmt gut gebrauchen - fingen Schnüffler und Katarina an zu streiten. Der Junge rollte mit den Augen.
"Unser aller Überleben sichern, hört sich gut an." rief Omrah kleinlaut, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Er zuckte kurz zusammen, als ihm einige Blicke zugeworfen wurden, nahm sich dann aber einen Stuhl, kletterte darauf und zeigte schließlich auf die Stelle der Karte, die den Ausgang zum Haus der freien Heiler kennzeichnete. "Hier kommen wir an die Oberfläche. Das ist eine Gasse, in der das Haus der freien Heiler liegt. Die müssten immer noch ein paar Kräuter und so was gelagert haben. Vielleicht können wir da kurz vorbeischauen?"

Schnüffler

  • Beiträge: 160
    • Profil anzeigen
Geisterstadt
« Antwort #263 am: 23.07.2014, 20:21:32 »
"Hm ja, das ist die andere Sache. Was macht das Artefakt jetzt eigentlich genau? Und wie kann man es aktivieren? Beherrscht Du die Magie?", mischt sich Schnüffler noch einmal mit einer gewissen Chuzpe ein.
"Die Grausamkeit der meisten Menschen ist Phantasielosigkeit, und ihre Brutalität Ignoranz."
Kurt Tucholsky

Senses: Perception +6 (+8 um Wertgegenstände zu finden), Darkvision 60 ft., Scent, Coincunning (sucht immer aktiv nach Wertgegenständen im Umkreis von 10 ft.)

Sternenblut

  • Moderator
  • Beiträge: 7375
    • Profil anzeigen
    • Aradan - Stadt der Toten
Geisterstadt
« Antwort #264 am: 23.07.2014, 21:07:40 »
Katarina hörte zunächst Omrah aufmerksam zu, und wollte gerade etwas dazu sagen, als ihr Blick wieder zu Schnüffler glitt. Genervt schüttelte sie den Kopf. "Glaubst du wirklich, ich wandere mit euch durch die Stadt, riskiere, von wandelnden Toten gefressen zu werden, ohne zu wissen, wie ich das Artefakt aktivieren kann? Bitte, ich kann dir gerne alles erzählen, was ich darüber weiß, wenn du mir nicht vertrauen willst." Sie sah von Schnüffler zu Gelirion, dann zu Esulilde und schließlich wieder zu Schnüffler. "Aber dann werden wir heute nicht mehr losgehen, und wenn die Drohung gegen uns wahr gemacht wird, ist es danach eh zu spät."

Sie schnaufte, und ihr Blick fiel auf Omrah. "Entschuldige. Ich finde deine Idee gut, das hast du gut überlegt. Aber Gelirion sollte das entscheiden, er ist der Anführer."

Und damit fiel ihr Blick auf Gelirion, von dem sie nun offensichtlich eine Entscheidung erwartete.
« Letzte Änderung: 23.07.2014, 23:31:38 von Sternenblut »
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Gelirion

  • Beiträge: 1337
    • Profil anzeigen
Geisterstadt
« Antwort #265 am: 24.07.2014, 08:47:38 »
Gelirion hatte sich etwas abseits gesetzt um in Ruhe für Areo alles zu übersetzen. Den Streit von Schnüffler und Katarina übersetzte er jedoch anders. Er meinte zu Areo, dass Schnüffler Katarina nicht traut und gerade alles hinterfragt.

Als er die Blicke der frau gewahr wurde, kam er wieder etwas näher. „Es fehlt nur noch Esulilde. Wenn sie gesagt hat, was sie sich wünschen würde wenn.“ Er blickte kurz zu ihr, wendete sich aber wieder ab und sprach weiter. „Ich stimme Katarina zu. Wir sollten nun langsam aufbrechen. Irgendwann wird es auch wieder Nacht werden und dann ist ihre zeit gekommen. Was deine Idee angeht, gut gemacht Omrah. So wir die Gelegenheit haben, werden wir diesen Abstecher machen. Kräuter, Salben und Tränke sind jetzt ein wertvolles gut. Schließlich können unsere Heiler nicht einfach in den nächsten Kräutergarten spazieren.“ Dann blickte er wieder zu Esulilde und wartete auf ihre Antwort. Wenn sie sie gab, stand für ihn nichts mehr dem Aufbruch im Weg.
« Letzte Änderung: 24.07.2014, 09:50:04 von Sternenblut »

Sternenblut

  • Moderator
  • Beiträge: 7375
    • Profil anzeigen
    • Aradan - Stadt der Toten
Geisterstadt
« Antwort #266 am: 24.07.2014, 11:52:24 »
Nachdem auch Esulilde sich geäußert hatte, wurde das Treffen beendet und die Gruppe machte sich zum Aufbruch bereit. Der Streit zwischen Schnüffler und Katarina war keineswegs vorbei, das zeigte die Stimmung zwischen den beiden deutlich. Aber im Moment war dafür keine Zeit. Jeder holte, was er für die Expedition brauchen würde, und schließlich trafen sie sich am großen Tor, das sie nach draußen führen würde.

Die übrigen Überlebenden erwarteten sie dort, um ihnen Erfolg zu wünschen. Ryffa hielt Omrah so fest im Arm, dass sie ihn kaum noch los lassen wollte. Iana verabschiedete sich vor allem von Esulilde, und bat sie, gesund und erfolgreich zurück zu kommen. Radjesha gab jedem aus der Gruppe eine kurze Umarmung, ob derjenige wollte oder nicht.

Schließlich sprach Udeon noch einige Worte. "Wir haben den Platz draußen beobachtet. Fünf, sechs vereinzelte Tote wandern dort entlang, ziellos. Nur ein oder zwei sind auf eurer Route zum Brunnen. Wenn ihr schnell seid, kommt ihr ohne einen Kampf in den Tunnel. Vielleicht findet ihr auf eurem Weg hilfreiche Ausrüstung. Aber seid vorsichtig mit einfacher Magie. Einige der schwächeren Zauber, mit denen man Untote kontrollieren kann, wirken bei diesen Kreaturen nicht oder zumindest nicht immer. Verlasst euch also nicht zu sehr auf so etwas. Ansonsten bleibt mir nur noch, euch viel Erfolg zu wünschen."

Khoon gab Timbar ein Zeichen, der sich auf machte, das Tor zu öffnen und die Brücke herunter zu lassen. "Wenn das Tor offen ist, müsst ihr sofort raus. Die Toten werden unser Handeln sicher bemerken und versuchen, hereinzukommen. Sobald der Weg frei ist, geht ohne Verzögerung los, damit wir das Tor so schnell wie möglich wieder schließen können."

Gerade, als das Tor das erste Knarren von sich gab, spürte Schnüffler eine Berührung an seiner Hand. Die Rotznase hatte seine Hand gegriffen. Erwartungsvoll sah sie ihn an. Sie rechnete damit, ihn zu begleiten, so viel war klar.

Der Halbork schüttelte den Kopf und kniete sich hin. Er erklärte dem Mädchen, dass es viel zu gefährlich war, mitzukommen. Er wollte noch mehr sagen - doch sie ließ einfach seine Hand los, drehte sich um und wollte davon laufen.

Schnüffler reagierte instinktiv. Das Tor war geöffnet. Sie mussten los. Er griff den dünnen Arm des Mädchens, noch bevor sie außer Reichweite war, zog sie zu sich und hob sie auf seinen Arm. Ohne weitere Erklärungen lief er los, verließ das Sanatorium.

"Schnüffler!" rief ihm Gelirion hinterher.

Doch es blieb keine Zeit für Diskussionen. So verließ die kleine Gruppe das geschützte Sanatorium. Einer der Insassen, hoch oben in seiner Zelle, begleitete ihren Abgang mit einem gespenstischen Heulen, das nach wenigen Sekunden in ein hysterisches Kreischen überging. Es war ein Geräusch, das sie in den letzten Tagen immer wieder gehört hatten, doch gerade jetzt machte es die Anspannung noch größer.

Erst draußen wurde Schnüffler wirklich bewusst, was er getan hatte. Er hatte die kleine Rotznase mit nach draußen genommen, auf eine gefährliche Expedition. Die Kleine sah ihn mit großen Augen an. "Bist du jetzt mein Bruder?" fragte sie. Doch im Moment war keine Zeit, ihr zu antworten.

Die Gefährten sahen sich auf dem Platz um. Sechs wandelnde Tote. Zwei davon so weit entfernt, dass sie längst weg waren, bis die Toten sie erreicht hatten. Zwei waren keine unmittelbare Gefahr, liefen aber zielstrebig auf das Tor und damit auf die Gefährten zu. Sie würden ihnen entkommen, mussten sich aber beeilen. Einer war genau auf ihrem Weg bis zum Brunnen, ein weiterer etwas abseits, hielt aber ebenfalls auf sie zu.

Die Gruppe lief los. Sie verloren keine Zeit, ließen die ersten zwei raunenden Kreaturen hinter sich, die sie mit ausgestreckten Armen und hungrigen Blicken zu verfolgen versuchten. Dann näherten sie sich dem ersten Zombie. Schwankend kam er ihnen entgegen. Die Gefährten liefen in einem kleinen Bogen um ihn herum, vermieden den Kampf und die Gefahr, dass doch etwas unerwartet schief ging. Den zweiten Zombie erledigte Schnüffler mit einem kraftvollen Hieb seiner Axt. Der Weg war frei, und schließlich erreichten sie den Brunnen.

Der Brunnen zeigte die Statue eines sich aufbäumenden Pferdes, aus dessen Maul früher Wasser gesprudelt war. Das Wasser in dem es umgebenden Becken war rot verfärbt. Wie überall auf dem Platz, lagen auch hier die Leichen der Bürger von Aradan, langsam verwesend und verfaulend. An manchen Körpern machten sich bereits die Würmer zu schaffen. Doch schlimmer noch als der Anblick war der durchdringende Gestank des Todes.

Katarina stieg nach einem kurzen Zögern in das blutrote Wasser, und suchte etwas am Kopf des Pferdes. Nach einigen Sekunden schien sie zufrieden, und suchte anschließend am rechten Hinterbein weiter. So ging sie von Stelle zu Stelle, bis sie schließlich ganze sechs Mechanismen aktiviert hatte. Dann stieg sie aus dem Wasser, und drückte auf einen Pflasterstein direkt neben dem Brunnen. Er sackte nach unten, ein deutliches Klack! ertönte - und eine Fläche von gut einem halben mal einem halben Meter schob sich nach unten und dann zur Seite. Darunter lag eine Treppe, steil und moosbedeckt, die in einen dunklen Tunnel hinab führte.

"Wir sind soweit", erklärte Katarina. "Und wir sollten uns beeilen", fügte sie mit einem Nicken in die Richtung an, aus der sie kamen. Der Tote, um den sie einen Bogen gemacht hatten, hatte die Zeit genutzt, um sich ihnen zu nähern.[1]
 1. Bitte macht alle Initiativewürfe. Wer höher als 10 ist, kommt in den Tunnel, bevor der Zombie da ist. Für alle anderen gilt die Initiative für einen Kampf (einen sehr kurzen, wie ich vermute). Wer will, kann seine Initiative verzögern, bis alle anderen Gefährten im Tunnel sind.
« Letzte Änderung: 24.07.2014, 17:53:42 von Sternenblut »
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Schnüffler

  • Beiträge: 160
    • Profil anzeigen
Geisterstadt
« Antwort #267 am: 25.07.2014, 19:33:37 »
"Die Szene am Tor hätte nicht passieren müssen", dachte sich Schnüffler. "Ich dachte, es würde leichter sein, ihr gar nichts zu sagen und einfach ein paar Stunden später wieder da zu sein. Und jetzt diese Szene am Tor, verdammt! Jetzt schleppe ich sie mit in die Stadt, die nur so von Untoten wimmelt. Hm... sie ist so leicht. Ein kleines Bündel Fleisch und Knochen. So verletzlich. Ein kleines Bündel Glück. Verdammt!" Und so waren Schnüfflers Gefühle durchaus gemischt. Er fürchtete, dass der Kleinen etwas geschehen konnte und andererseits spendete sie ihm so viel Hoffnung und einen Grund weiterzumachen. Wo er schon nicht mehr sicher war, ob er selbst auf dieser Welt sein mochte, da war noch jemand, der ihm 'Ja' sagte. 'Ja ja ja'.

"Was die anderen wohl sagen werden? Besser ich denke mir eine gute Geschichte aus. Katarina wird die erste sein. Die soll sich bloß in Acht nehmen. Bloß in Acht nehmen!" Und so kreisten die Gedanken des Orks immer wieder um die selben Sätze. Nach einigen Metern ließ er Rotznase schließlich zu Boden. "Okay, bleib ganz dicht bei mir und mach keine Dummheiten... Ich will Dich nicht verlieren...", flüsterte er ihr zu.

"Verdammt, den letzten Satz hättest Du Dir kneifen können.", schalt er sich. Er zog seine Axt und brachte sich gewaltsam wieder auf Spur - und einen Zombie zu Boden. Schnell holten sie zu den anderen auf.

Sie kamen am Brunnen, ihrem ersten Wegstein an. Missmutig betrachtete Schnüffler, wie Katarina in dem verseuchten Wasser nach dem Schalter suchte. Er traute ihr nicht, kein Stück traute er ihr. Er hätte sie ihm Sanatorium (wer dachte sich eigentlich solche Namen aus? Ein Irrenhaus blieb ein Irrenhaus!) in die Ecke drängen sollen, so dass sie Klartext sprach. Aber selbst dann hätte sie wahrscheinlich nicht die Wahrheit gesagt, wäre auf Konfrontations-Kurs gegangen. "Nur zu! Mit solchen wie Dir hatte ich schon öfter zu tun!".

Schließlich fand Katarina den Schalter und der Geheimgang öffnete sich. "Schnell, schnell, beeilt Euch", sagte Schnüffler und half der Rotznase, in den Tunnel zu steigen. Schnüffler selbst wollte warten, bis alle im Tunnel waren. Doch so schnell waren sie nicht. Ein weiterer Zombie war schon gefährlich nahe. Sie würden ihm nicht ausweichen können. Schnüffler zog seinen Bogen und legte einen Pfeil auf die Sehne. "Gelirion, schnell, jetzt Du. Um den kümmer' ich mich." Dann ließ er einen Pfeil los[1].
 1. Move: Waffe ziehen / Standard: Angriff mit 14 und 2 Schaden
« Letzte Änderung: 26.07.2014, 00:34:18 von Schnüffler »
"Die Grausamkeit der meisten Menschen ist Phantasielosigkeit, und ihre Brutalität Ignoranz."
Kurt Tucholsky

Senses: Perception +6 (+8 um Wertgegenstände zu finden), Darkvision 60 ft., Scent, Coincunning (sucht immer aktiv nach Wertgegenständen im Umkreis von 10 ft.)

List

  • Beiträge: 5967
    • Profil anzeigen
Geisterstadt
« Antwort #268 am: 25.07.2014, 19:37:28 »
Statt auf Schnüffler zu hören und in den Tunnel zu steigen, zog Gelirion seinen Schild und trat vor Schnüffler. "Ich bin der Anführer, Schnüffler.", sagte er schnippisch. "Wir sind zu zweit und er allein. Machen wir ihn fertig und dann weiter." Gelirion wartete, bis der Zombie in seine Reichweite gelangte[1].
 1. Move: Schild ziehen (gehe davon aus, dass Gelirion sein Langschwert schon bereit gehalten hat) / Ready Action: Attack 15 und Schaden 2
"Man muss auch das Allgemeinste persönlich darstellen."
- Hokusai

Sternenblut

  • Moderator
  • Beiträge: 7375
    • Profil anzeigen
    • Aradan - Stadt der Toten
Geisterstadt
« Antwort #269 am: 26.07.2014, 01:03:27 »
Einen Pfeil musste die armselige, gefährliche Kreatur vor ihnen hinnehmen, und einen Schwerthieb Gelirions. Doch der Tote schwankte, stolperte, machte plötzliche Bewegungen, mit denen die Krieger nicht gerechnet hatten. Sie trafen ihn zwar, doch verfehlten sie seinen Kopf, und noch immer streckte er hungrig die Arme nach ihnen aus...
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

  • Drucken