Nachdem sich alle, die an der Expedition teilnahmen, versammelt hatten, begann Katarina zu sprechen. "Ihr habt sicher schon alle mitbekommen, dass Rhamedes uns nicht begleiten wird. Das ist nicht schön, aber auch nicht tragisch. Ich hätte ihn wegen seiner Fähigkeiten gerne dabei gehabt, aber wir kommen auch ohne ihn aus."
Dann zeigte sie auf die Karte vor sich - sechs Pergamente, in zwei Reihen zu je drei Seiten nebeneinander gelegt und an den Kanten zusammengenäht. "Dies ist der Weg, den ich mit Mentaru ausgearbeitet habe. Wundert euch nicht über die Größe der Karte. Wir haben drei verschiedene Wege hin ausgearbeitet, und zwei weitere Optionen für den Rückweg, falls wir irgendwo Probleme bekommen oder ein Weg versperrt ist. Wenn alles perfekt läuft, brauchen wir nur eine Seite der Karte."
Sie sah sich in der kleinen Gruppe um, sah jeden Einzelnen an. Gelirion, Areo. Schnüffler, den sie einen Moment länger fixierte als die anderen. Omrah, das jüngste Mitglied ihrer Gruppe. Und natürlich Esulilde, die einzige Geistliche ihrer kleinen Expedition.
"Wir ihr wisst, suchen wir nach der Akademie von Charius. Dort hat man Jonaas-Gläubige zu Kriegern ausgebildet. Wenn wir Glück haben, finden wir dort auch noch Ausrüstung, Waffen und Rüstungen oder auch anderes. Denkt daran, dass es zwar ein Ort für Gläubige war, aber kein Tempel. Wir plündern also keinen heiligen Ort, wenn wir uns dort bedienen, sondern lediglich eine Akademie."
Sie deutete auf die Karte. "Wir müssen leider zum Haupteingang aus dem Sanatorium raus. Wenn alles gut läuft, wird dies sogar der gefährlichste Teil unserer kleinen Aktion. Es gibt auf dem Platz einen kleinen Brunnen, der sich über einen Mechanismus zur Seite schieben lässt. Darunter verbirgt sich ein Geheimgang. Dieser Weg führt uns geradewegs zur Schwerterstraße, wo sich die Akademie befindet. Wir kommen hier", sie deutete auf einen anderen Teil der Karte, "in einer kleinen Schmiede heraus. Von dort sind es noch gute zwanzig Meter bis zur Akademie. Das Gebäude ist allerdings mit hohen Mauern versehen. Man kann nicht einfach hinüber klettern, denn oben auf der Mauer sind Klingen angebracht. Wir müssen uns einen Weg hinein suchen, oder die Vordertüren aufbrechen und uns so Zugang verschaffen."
Katarina tippte mit ihrem Finger auf den Ort, an dem die Akademie eingezeichnet war. "Vielleicht gibt es sogar Überlebende. Der Ort ist sicherlich nicht so gut geschützt wie das Sanatorium, aber eine kleine Festung war er auch. Genauso gut kann es aber auch sein, dass uns dort wandelnde Tote erwarten - und zwar kräftige wandelnde Tote, die als Lebende Krieger und deren Ausbilder waren."
Von dem Stuhl, der neben ihr stand, holte sie ein weiteres Pergament hervor. Dies zeigte offensichtlich den Plan eines großen Gebäudes mit drei Stockwerken.
"Es gibt ein Erdgeschoss, ein Obergeschoss und einen Keller. Nach allem, was ich weiß, dürfte sich das Buch, das ich suche, im Keller befinden. Das ist gut für uns, denn selbst, wenn das Gebäude abgebrannt ist, sollte das Buch geschützt im Keller liegen. Es befindet sich in einer Art Schatzkammer, die aber kein Gold oder ähnliches enthält, sondern diverse alte Schriften und Relikte. Ich gehe davon aus, dass wir den Zugang aufbrechen müssen. Wenn wir das geschafft haben, muss ich nur noch das richtige Buch finden, und wir können uns auf den Rückweg machen."
Sie rollte ihre Pläne zusammen und steckte sie in ihren Rucksack. Dann sah sie erneut jeden aus der Runde an. "Oder wir nutzen die Gelegenheit, und ich versuche, gleich vor Ort das Geheimnis zu entschlüsseln. Und wir machen uns ohne Umwege sofort auf zum Tempel, um das Artefakt zu suchen. Das aber sollten wir entscheiden, wenn wir dort sind. Schauen, wie es uns geht, wie viel Kraft wir noch haben und wo der verschollene Tempel überhaupt liegt. Vielleicht liegt das Sanatorium sowieso auf dem Weg dorthin."
Sie schlug die Hände vor ihrer Brust zusammen, und lächelte in die Runde. "Wenn keine Fragen mehr sind, können wir von mir aus aufbrechen."