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Autor Thema: Geisterstadt  (Gelesen 96829 mal)

Beschreibung: Episode 1.2

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Sternenblut

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Geisterstadt
« Antwort #360 am: 03.10.2014, 10:39:40 »
Ob die Stufe, die gut 120cm hoch war, die Untoten würde aufhalten können, zumindest eine gewisse Zeit, war schwer zu sagen. Insbesondere der Gerüstete mochte hier Probleme bekommen. Omrahs Aufmerksamkeit aber lag nun ganz auf dem Gitter. Schnell stellte er fest, dass es gar kein Schloss oder anderen Mechanismus gab. Man würde das Gitter einfach nur nach oben schieben müssen, in einen schmalen Schacht in der Wand, um hindurchgehen zu können. Die einzigen Hindernisse waren das massive Gewicht des Gitters, und die Tatsache, dass es vollkommen verrostet war. Vermutlich würden sie zwei oder drei kräftige Personen benötigen, um das Gitter nach oben zu bewegen - und irgendwie würden sie es oben halten müssen, während sie hindurch gingen.
Omrah besah sich die Situation genauer. Es könnte durchaus möglich sein, dass auch die Personen, die das Gitter hielten, hindurchgingen, ohne es loszulassen. Allerdings wäre das neben einer reinen Kraftfrage auch eine Frage der Koordination. Aber grundsätzlich machbar sollte es sein.

Während er sich um den Ausgang kümmerte, und die anderen sich weiter unterhielten, drückte sich der Gerüstete mit seinem ganzen Gewicht weiter gegen die Tür. Sie quietschte verdächtig, und bog sich tatsächlich ein Stück weit nach außen. Die Zeit lief gegen sie... und umso mehr, als ein weiterer Untoter den Käfigraum aus dem angrenzenden Gang heraus betrat. Er trug das schillernd-bunte Gewand eines Zida-Priesters. Auf den ersten Blick sah man dem etwa fünfzig Jahre alten Mann gar nicht an, dass er untot war. Bis er geifernd den Mund öffnete und die Arme ausstreckte...
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Areo

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Geisterstadt
« Antwort #361 am: 03.10.2014, 11:54:06 »
Die Worte Katarinas waren für Areo völlig unverständlich. Niemals würde er das Wesen, sollte sich tatsächlich innerhalb des Käfiges eine lebende Kreatur befinden, seinem grausamen Schicksal überlassen. Es gab für alles einen Grund. Die Götter hatten sie auserwählt und auf diesen Pfad geschickt. Es war kein Zufall, dass sie in diesem ungewöhnlichen Raum, weit unter den gepflasterten Straßen der schillernden Stadt, auf solch einen Käfig trafen. Alles war ein Teil des Musters... Doch wie auch Katarina scheiterten die Meisten daran, die Gegebenheiten als dieses zu erkennen und zu akzeptieren.

Gerade wollte Areo sich dem Gitter und Omrah nähern, da trat auch schon die in Roben gehüllte Gestalt aus der Finsternis des Tunnels in den Schein der Öllampen. Erst hielt der Druide inne, doch spätestens als diese sich durch das grässliche Fletschen der Zähne als Untoter enttarnte, hob er seinen Säbel und hastete nach vorne. Die Nacht des Blutes hatte dem Halbelfen gelernt, in solch einer Situation dem Adrenalin die Kontrolle zu geben und seine Muskeln zu leiten. So schlug er ohne zu zögern mit der Klinge nach dem Hals des Monsters.


[1]
 1. Angriff 19; Schaden 1

Esulilde Ziberadi

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Geisterstadt
« Antwort #362 am: 06.10.2014, 07:03:05 »
Esulilde war der Gruppe erneut schweigend durch die Gänge gefolgt. Irgendjemand hatte die Untoten eingesperrt - vor oder nach ihrer Verwandlung? Niemand schien vom Dasein als Untoter verschont geblieben zu sein, egal ob Krieger, Priester oder Braut.
Sie waren in diese Tunnel geflohen, um Schutz zu finden doch stattdessen mussten die Kämpfer weitere Scharmützel austragen.
Auch unterirdisch gab es keinen Schutz. Zudem schienen unsichtbare Gegner, die die Untoten zu befehligen schienen, zu wissen, dass sich einige Überlebende dieser schicksalhaften Nacht im Sanatorium verschanzten.

Doch gleichzeitig fühlte sich Esulilde hier sicherer als in den Straßen. Bisher war sie neben Udeon die einzige Überlebende, die wusste, dass Ein Dämon hier irgendwo durch Aradan streifen musste. Ein Dämon, mit dem man die Aufmerksamkeit des Engels der Nacht auf sich ziehen wollte, um einen Feind des Tempels zu bestrafen. Jener Dämon wurde bereits darum gebeten, zu bestrafen. Doch da die Priester ihn nicht kontrollieren konnten, konnte die Bestrafung durch den Dämon jeden treffen. Immer wieder, wenn die Gruppe um eine Ecke bog oder ein neues Stück des Tunnels mit Licht erhellte, stieß Esulilde stets in Gedanken ein Stoßgebet aus, dass der Dämon nicht hinter der nächsten Ecke oder in den Schatten vor ihnen lauern würde.
« Letzte Änderung: 06.10.2014, 15:33:28 von Esulilde Ziberadi »

Gelirion

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Geisterstadt
« Antwort #363 am: 06.10.2014, 08:40:51 »
Gelirion beobachtete einen Momen6t was der Junge gerade tat. Also steckte in ihm mehr als er am Vortag verraten hatte. Gut, gerade waren seine Fähigkeiten nützlich und es gab immer einen Grund warum sich jemand mit diesen Fähigkeiten beschäftigte. Somit ließ er ihn machen, Katarina hatte ja eh expliziert nach solch einer Person gefragt.
Besorgt blickte er wieder zum Käfig. Bis jetzt hatte er nur seinen Schild und das Schwert in die Hand genommen. Wie erwartet tauchte dann noch ein weiterer Untoter auf. Er verengte die Augen, als Areo vorstürmte und mit seinen neuen Säbel auf den Untoten versuchte einzuschlagen und dabei aufpassen musste keine der Gitterstangen zu erwischen. Er brachte ziemlich viel Glück um mit einen Schlag oder Stich durch die Gitter zu kommen und den Kopf zu erwischen. Hier waren mehr Fernkampfwaffen gefragt.
Anstelle jetzt wild auf das Gitter und die dahinter wartenden Toten einzuschlagen. Machte sich Gelirion nun lieber bereit die Untoten zu erwarten, wenn die ausbrechen würden.

Sternenblut

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Geisterstadt
« Antwort #364 am: 06.10.2014, 09:24:37 »
Katarina beobachtete mit finsterem Blick die Diskussionen. Langsam trat sie an Gelirion heran und stellte sich hinter ihn, legte ihm dabei eine Hand auf die rechte Schulter. Sie sprach so leise, dass nur Gelirion sie verstehen konnte. "Gelirion. Die Leute folgen dir, jeder Einzelne hier. Sogar Schnüffler. Du hast bereits deine Schwester verloren. Den Elfen, den die Untoten uns geschickt haben. Gerade eben beinahe Schnüffler. Es ist ein Wunder, dass er noch lebt, aber kämpfen kann er nicht mehr." Sie machte eine kurze Pause, ließ die Worte sinken. "Die Entscheidung liegt bei dir. Aber damit auch die Verantwortung. Wir haben Kinder dabei. Kinder, Gelirion. Wie viel Blut von denen, deren Leben in deine Verantwortung gelegt wurde, willst du an deinen Händen kleben haben, nur um einen Hund oder sonstwas zu retten, der vielleicht sowieso schon zu schwer verletzt ist, um zu überleben? Denke nicht mit dem Herzen, Gelirion, sondern mit dem Kopf. Was ist vernünftig?"

Als sie die letzte Silbe ausgesprochen hatte, nahm sie die Hand von seiner Schulter, blieb aber dicht hinter ihm stehen.
« Letzte Änderung: 06.10.2014, 09:26:02 von Sternenblut »
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Omrah

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Geisterstadt
« Antwort #365 am: 08.10.2014, 00:59:03 »
Es war schon seltsam, dass Katarina nicht auf seine Fragen antwortete oder reagierte. Lediglich ihr Blick zeigte, dass sie ihn gehört hatte und ganz bewusst ignorierte. Doch auch ein Schweigen konnte mehr sagen als hunderte Worte und das was das für ihn oder die Gruppe bedeutete, gefiel Omrah nicht. Für den Jungen war klar, dass sie nicht auf die Frage antwortete, weil sie sich nicht öffentlich gegen die vorherrschende Meinung aussprechen wollte. Katarina würde wahrscheinlich jeden von ihnen in dem Käfig lassen. Aber warum?
Schon drehte die kindliche Fantasie des Jungen durch und er fing an, wilde Geschichten zu erfinden. Der einzige Grund für diese kleine Unternehmung war das Artefakt. Katarina hatte sie alle angelogen, um ein paar Dumme zu finden, die sie zu dem Artefakt bringen würden. Sobald sie das Ding hatte, würde sie sie alle im Stich lassen. Ja, so musste es sein. Ganz sicher. Katarina würde sie verraten. Er hatte das Rätsel gelöst.
Dem finsteren Blick Katarinas begegnete Omrah mit einem eigenen, bösen Blick. Er beobachtete sie genau, verfolgte sie mit gerunzelter Stirn und zusammengekniffenen Augen und versuchte aus ihrem Verhalten schlau zu werden.
Erst dann wandte er sich wieder dem Gitter zu. Er erkannte schnell, dass kein Schloss ihren Weg versperrte. Während er seine Werkzeuge wieder wegpackte, erklärte er den Mechanismus des Gitters.
"Es gibt kein Schloss. Wir müssen das Gitter einfach hoch schieben aber es sieht sehr schwer aus. Außerdem ist es verrostet... Man kann drunter her gehen, während man das Gitter hochhält. Wird nur sehr schwer werden."
Den Mechanismus erklärte er auch Areo in Zeichensprache - zumindest so gut er konnte. Als der Zombie auftauchte, wich Omrah einige Schritte in Richtung der Gruppe zurück. Wenn niemand angreifen würde, würde er dafür sorgen, dass ein weiterer Zombie erlöst wurde.

Sternenblut

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Geisterstadt
« Antwort #366 am: 08.10.2014, 09:26:33 »
Omrah hatte die Untersuchung des Gitters abgeschlossen, doch nun mussten sie schnell eine Entscheidung treffen. Der Untote in der Rüstung drückte weiter gegen die Tür, die sich gefährlich nach außen bog und nun auch deutliche Knirschgeräusche von sich gab. Aus dem hinteren Tunnel waren zudem weitere raunende Stimmen zu hören. Wer wusste schon, wie viele der Untoten sich dort noch verbargen...

Es war an der Zeit für eine Entscheidung: Sollten sie schnellstmöglich durch das Gitter fliehen, oder einen Kampf gegen eine unbekannte Zahl an wandelnden Toten riskieren, um das Lebewesen, das sich im Holzschutt versteckt hielt, zu retten - dabei aber ihre eigenen Leben aufs Spiel setzen?
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Gelirion

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Geisterstadt
« Antwort #367 am: 10.10.2014, 23:58:50 »
Während Katarina zu ihm sprach, verzog der junge Paladin wütend sein Gesicht. Dachte sie wirklich, dass er sich seiner Verantwortung nicht bewusst war? Musste sie ihn seine Momente des Scheiterns wieder vor Augen führen, in einer offenen Wunde rumstochern? Er wusste genau, dass er versagt hatte. Versagt die zu Schützen die ihm am wichtigsten war in der Welt und auch die welche ihm folgten. Sei es der junge Gelehrte, der liebende Vater oder die treuen Soldaten.
Die Zähne fest aufeinander beißend versuchte er seine Wut zu schlucken. Er musste sich fest daran krallen was er war, wer er war und welche Rolle er sich selbst auferlegt hatte. So durfte er sich seiner Wut nicht ergeben. Sein Kopf musste klar bleiben. Klar genug um rasch sich einen Überblick zu verschaffen. Denn davon hing alles ab.

Sein Blick wanderte von Areo zu Schnüffler. Ja, der Halbork würde nicht lange durchhalten. Jedenfalls nicht in einen Zweikampf. Dafür war seine Schulter noch zu verletzt. Das der Kleine Taschentrickser herausgefunden hatte, dass es sich nur um ein Fallgitter handelte, war gut und schlecht zugleich.Es bedeutete nämlich, dass die stärksten Kämpfer für eine ungewisse Zeit gebunden sein würden. Das war sehr gefährlich, da sie nicht wussten, wieviel Untote noch aus dem Gang kommen würden.

„Ich weiß“ antwortete er dann Katarina genauso leise. Er hatte einen Entschluss gefasst. „Omrah und Schnüffler, ihr helft uns mit euren Fehrnwaffen gegen die Untoten in der Zelle. Sobald die beiden nicht mehr stehen, holen wir was auch immer da drinne ist. Dann öffnen Schnüffler und Areo das Fallgitter, während ich alleine unten bleibe. Alle anderen jetzt auf die Stufe und zum Gitter. Wer nicht kämpfen kann, soll sich raus halten.“ Mit diesen Worten ging Gelirion an die Zellentür, gegen welche sich der gerüstete Untote stemmte. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte er einen Moment abzupassen indem sich eine gute Gelegenheit ergab. Als er glaubte diese zu sehen, hieb er von oben zwischen zwei Gitterstäbe auf den Untoten ein.[1] Am Ende konnte er nicht aus seiner Haut. Nicht von dem Weg ab, welcher ihn gelehrt wurde. Denn jedes Laben hatte das Recht auf freie Gestaltung seines Lebens. Sei es ein Mensch, ein Elf oder auch eine Ratte. Das Tieren oft nicht dieses Recht zugesprochen wurde, war ihm klar. Doch wo sollte er Anfangen abzuwägen? Am Ende war die Gruppe natürlich wichtiger als ein Leben aber jedes weitere Leben konnte nützlich sein gegen einen Feind der Tot war. Und sei es auch eine Ratte. Denn diese Ratte könnte so es nötig sei dem Hund als Stärkung zu dienen.
 1. 21  Schaden 8 (nat 19 – Bestätigt mit 17 Schaden 5, möglicher Mali wegen Gitter fehlt noch)

Sternenblut

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Geisterstadt
« Antwort #368 am: 11.10.2014, 12:48:06 »
Als Gelirion seine Entscheidung mitteilte, blieb Katarina für einen Moment nur wortlos hinter ihm stehen. Er sah ihren Blick nicht, aber wer immer sonst auf sie achtete[1], konnte einen Blick erkennen, der ebenso kalt wie finster war. Sie sagte nichts, drehte sich nur um und stieg die Stufe hinauf, um sich in die Nähe des Ausgangs zu stellen.

Gelirion nahm sich einen Moment Zeit, um den Gerüsteten zu beobachten. Einen so ausgestatteten, erfahrenen Kämpfer  zu treffen, wäre eine echte Herausforderung. Doch der Untote vor ihm begriff nichts von der Gefahr, die ihm drohte, versuchte nicht, auszuweichen oder die wenigen gefährdeten Stellen zu schützen, die seine Rüstung noch übrig ließ. Und darauf konzentrierte der Paladin sich. Das Visier des Helms war unten, doch es blieb ein schmaler Sichtschlitz, durch den Gelirion gelb verfärbte, von dicken Adern durchzogene Augen ansahen.

Er drehte sein Schwert seitlich. Es würde gerade so durch die Gitterstäbe passen - eine minimale Fehleinschätzung, und sein Schlag würde durch das Metall des Käfigs abgefangen werden. Der Zombie raunte ihn hungrig an, drückte seinen Kopf gegen die Metallstäbe und griff nach ihm. Gelirion ließ sich davon nicht ablenken. Sein Schwert schnellte nach vorne. Vorbei an den Gitterstäben, millimetergenau. Durch den Sichtschlitz des Helms, in jener einen Sekunde, in denen der Kopf des Untoten sich einmal nicht bewegte. Und traf dann auf Widerstand, Schädelknochen, die er kraftvoll durchdrang, tiefer hinein, bis seine Klinge das hintere Metall des Helms traf.

Die Arme des Gerüsteten fielen schlaff nach unten, der Körper rutschte an der Käfigtür herab. Ein leichtes Knirschen, gefolgt von einem Knacken, zeigte, dass das Schloss der Käfigtür nun endgültig zerstört war, und die Tür schwang auf. Schnell zog Gelirion sein Schwert heraus, blieb einmal kurz an den Gitterstäben hängen, hielt dann aber seine Waffe wieder einsatzbereit in den Händen.

Schnüffler war in der Zwischenzeit die Stufe hochgeklettert, und hatte die kleine Rotznase zu sich geholt. Er nahm den Bogen zur Hand, aber als er einen Pfeil einlegte und versuchte, den Bogen zu spannen, gaben seine Muskeln zitternd nach. Der Pfeil fiel zu Boden, die Waffe rutschte ihm beinahe aus der Hand. "Verdammt", fluchte er leise, und beugte sich mit zitternder Hand nach dem Pfeil...

Der frühere Zida-Priester nutzte die Möglichkeit, den Käfigraum zu verlassen, und näherte sich hungrig Gelirion. Der junge Paladin entdeckte in der Zwischenzeit weitere Gestalten in dem dunklen Tunnel, die ihm entgegenkamen. Die Zeit lief!

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 1. Perception SG 10
« Letzte Änderung: 11.10.2014, 12:58:55 von Sternenblut »
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Sternenblut

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Geisterstadt
« Antwort #369 am: 18.10.2014, 00:34:41 »
Omrah war froh über die Entscheidung des Paladins und machte sich sofort daran, die Gruppe zu unterstützen. Eine weitere Schleuderkugel fand den Weg in seine Schleuder und flog anschließend, zielsicher, auf den Priesterzombie zu. Die Kugel traf die rechte Gesichtshälfte und zerfetzte diese aber das schien den ehemaligen Priester nur bedingt zu beeinträchtigen. Immer noch schlurfte er zielsicher auf die Gruppe zu. Omrah brachte sich in Sicherheit und näherte sich dem Käfig, aus dem das Quicken kam. Sobald der gerüstete Tote von den anderen erlöst werden würde, würde Omrah das Tier retten, dass sich in dem Käfig befand.

Nachdem Areo Ain auf den Vorsprung gehoben hatte, stand der Hund knurrend neben ihm, bereit, seinen Rudelführer mit seinem Leben zu verteidigen, sollte das nötig werden.

Die Geweihte hielt sich hinter ihren Gefährten. Erneut in eine dunkle Trance versunken, stand sie regungslos da, die Hände von sich gestreckt, die Finger zum Boden zeigend. Dann begann sie zu sprechen, nachdem sie ihre Hände zum Gebet gefaltet hatte. "Aguas, Herr der Dunkelheit, blicke auf deine Dienerin und schenke ihr die Kraft deiner Schatten und Erlöse uns von den Mächten des Lichts. Bringe den Gläubigen deinen Schutz und deinen Feinden, welche auch meine Feinde sind, die Verdammnis und den Tod."

Ihr Blick fiel, nachdem sie ihr Gebet beendet und ihre Augen wieder geöffnet hatte, auf den in einen Zombie verwandelten Zida-Priester. Erneut hallten Timeroths Worte "Wenn ein Gott zu schwach ist, dann hat das ein anderer Gott gemacht" in ihrem Kopf wieder. Aguas, Elendra und nun Zida. Auch vor dem unschuldigen, verspielten Zida machte ihr Feind nicht halt. Auch hier wurden die Anhänger der Gottheit getötet - und als Untote Zombies wiederbelebt.
 War ihr Feind am Ende etwa so mächtig, dass er es sich sogar erlauben konnte, den Zorn sämtlicher Götter Aradans auf sich zu ziehen, sollten überlebende Priester auf Rache sinnen?
War ihr Feind gar ein anderer Gott, der gegen die anderen Götter zu dieser Zeit ins Feld zog? Mussten Esulilde und ihre Gefährten jenen Kampf, den sich die Götter im Himmelsreich lieferten, zur selben Zeit auf der Erde austragen?

Welchen Untoten Priestern würden sie als nächstes begegnen? Dienern von Cervia oder Lancerus? Acan, Merao oder Evilia?

Der Zida-Zombie wankte auf Gelirion zu. Ungelenk schlug er nach ihm, versuchte, ihn zu beißen, doch der Paladin konnte die Angriffe der Kreatur mit Leichtigkeit abwehren. Dennoch: Ein einziger Fehler, das wussten alle, konnte das Ende bedeuten...

Mit ernster Miene blickte Gelirion den einstigen Priester an. Er nutzte den Schwung seiner Ausweichbewegung, holte aus und hiebt mit dem Schwert auf den Priester ein.Ssie mussten schnell sein. Denn aus dem Gang waren schon die nächsten Schlurfgeräusche zu vernehmen.

Gelirions Schlag saß. Einen Moment stand der ehemalige Priester schwankend vor dem Paladin, dann fiel er zu Boden und regte sich nicht mehr. Der Weg in den Käfig war frei - zumindest für die nächsten Sekunden.

Mit erhobenen Säbel wollte Areo gerade an die Seite des Paladines hechten und ihm im Kampf gegen den Zida Priester beistehen, da fiel dieser auch schon dem gezielt-tödlichen Schlag seines Freundes zum Opfer. Er atmete auf und wandte sich um, lief zu dem Gittertor hinüber, ging davor in die Hocke und packte dieses mit beiden Händen. Das alte Metall war weit schwerer, als es auf den ersten Blick den Anschein hatte. Der Druide seufzte lautlos und stemmte sich mühevoll nach oben. Kein Zweifel - Ohne Hilfe würde er es wohl kaum alleine schaffen können.

Ohne das Kampfgeschehen eines weiteren Blickes zu würdigen, kniete sich Katarina auf die andere Seite des Gitters, und half Areo, es hochzudrücken. Dabei hatte sie offenbar genau den richtigen Winkel erwischt: Mit einem Ruck schob sie das Gitter ein ganzes Stück nach oben.

Schnüffler fühlte sich schwach und seine Sicht war verschwommen. Er hatte es nicht einmal geschafft, die Sehne seines Bogens zu spannen, so dass ihm der Pfeil heruntergefallen war. Der Drang, sich einfach auf den Boden zu legen und zu schlafen war beinahe übermächtig. Wer ihn davon abhielt war Katrin, diese Schlange, die sie noch alle ins Verderben stürzen würde.

Schnüffler zwang sich, einen klaren Kopf zu behalten. Dummerweise hatte Katrin recht, kämpfen würde er nicht können. Doch er konnte auch nicht daneben stehen, wärend seine Gefährten gegen die Zombies kämpften. Esmusste etwas geben, dass er tun konnte. Da fiel sein Blick auf die Öllampen. Öl... - brennendes Öl!

"Omrah, schnell!", rief er. "Wir können sie mit den Öllampen verbrennen! Hilf mir!", rief er. Mit wackligen Beinen ging er auf eine Öllampe zu und versuchte sie aus der Wand zu reißen. Der erste Versuch gelang ihm nicht. Er fasste das Gefäß mit beiden Händen und atmete noch einmal durch, um Kräfte zu sammeln.

Das Raunen und Stöhnen aus dem Gang kam näher. Die Gefahr war noch nicht vorüber! Aber Gelirion hatte zumindest die unmittelbare Gefahr besiegt, und vielleicht - ja, vielleicht würde Schnüfflers Idee mit den Öllampen ihnen weitere Zeit verschaffen, sie vielleicht sogar vor den untoten Kreaturen retten?

Drei geistlose Monstren kamen bereits wankend auf sie zu. Gelirion, Omrah und Schnüffler konnten weiter hinten im Gang weitere Gestalten schemenhaft erkennen. Wo auch immer der Tunnel hinführte: Es schien dort noch einige mehr von den wandelnden Toten zu geben...

Hin- und Hergerissen zwischen der Aufforderung Schnüfflers und dem zu rettenden Tier, sah sich Omrah um. Die Untoten kamen, das konnte er genau erkennen. Jemand anderes sollte das Tier retten, jetzt gab es wichtigeres zu tun. "Ja!" rief der Junge Schnüffler zu und rannte zu der nächsten Öllampe, die er sofort in die Hände nahm. Es gefiel dem Jungen nicht, diesen armen Seelen solche Schmerzen zu bereiten aber egal ob Feuer, Schwert oder Schleuderkugeln - alles würde die Untoten früher oder später erlösen und das war das Einzige, was zählte.

Die Lampe flog durch die Luft, genau in Richtung der nahenden Untoten. Die Flamme an ihrem Docht bewegte sich heftig im Wind, während die improvisierte Waffe ihrem Ziel näher kam. Doch dann geschah es... die Flamme erlosch. Die Lampe schlug auf dem Boden auf, zerbarst in tausend Splitterstücke, doch es fehlte die Flamme, um das sich verteilende Öl zu entzünden.

Der erste Tote lief durch das Öl. Er kam leicht ins Rutschen, stürzte jedoch nicht. Er war nicht mehr weit entfernt...

Mit unter der Last schwerst zitternden Händen versuchte Areo mit all seiner Kraft, sich gegen das Gewicht des schweren Metallgitters zu stemmen, um den Durchgang in den Käfigraum für seine Freunde und ihn zu ermöglichen. Doch schon nach wenigen Sekunden, stieß er lautlos seufzend einen Schmerzensschrei aus. Er war kurzzeitig dazu gezwungen, die Arme zu entlasten, wodurch das große Tor, nur noch von den zierlichen Händen Katarinas gehalten, wieder einige Fußbreit nach unten sackte.

Doch von seinem eisernen Willen begleitet war der Druide aus den westlichen Wäldern bei weitem noch nicht bereit, ihren Entschluss aufzugeben. So verlagerte er das eigene Gewicht, griff an einer anderen Stelle wieder zu und stieß sich mit den Stiefeln erneut vom staubigen Boden der unterirdischen Kaverne ab. Wieder hob sich die alte, teilweise verrostete Sperre ein Stück weit nach oben. Er betete zu Hektor, dem Allmächtigen, Hüter der ewigen Haine und immerwährendem Horn des Lebens... Dieses Mal musste es einfach genug sein.

Katarina und Areo gaben ihr Bestes, das Gitter oben zu halten. Doch es war einfach zu schwer, und so entglitt ihnen das Metall, und mit einem lauten Knall landete das Gitter wieder auf dem Boden.

"Verflucht", schimpfte Katarina, und schlug gegen das Gitter. Ihr Blick fiel auf Gelirion, wenn auch nur kurz.


Einen Moment lang sah Katarina den taubstummen Halbelfen an, dann nickte sie. "Auf ein neues", sagte sie, obwohl er sie ja nicht hören konnte. Sie griff nach dem Gitter, drückte es nach oben - doch Areo bemerkte, wie ihre Finger zitterten. Allzu weit konnte die schöne, aber oft so abweisende Frau das Gitter nicht nach oben schieben.

Doch dann bekamen sie unerwartete Unterstützung. Mit Schnüffler, Gelirion und Omrah im Kampf gegen die Zombies, Esulilde vertieft in ihr Gebet, begriff die kleine Rotznase, dass es außer ihr niemanden gab, der Katarina und Areo unterstützen würde. Als kniete sie sich direkt vor das Gitter, Areo und Katarina zu ihren beiden Seiten, und griff mit ihren kleinen Händchen und den dünnen Armen ebenfalls nach dem Gitter.

Viel Kraft hatte das Mädchen nicht, aber immerhin: Auch sie schaffte es, das Gitter einige Zentimeter weiter nach oben zu schieben...

Schnüffler griff sich den Behälter und stemte sich mit einem Fuss gegen die Wand. Schließlich hielt er den brennenden Behälter in der Hand. "Noch mehr Öl", sagte er ohne weiteren Zusammenhang. Dann ging er langsam, keuchend auf die Öllache zu, die durch Omrah entstanden war.

Schnüffler schien mithilfe des Öls die Untoten verbrennen zu wollen. Bisher konnte er für genügend Ablenkung sorgen, sodass Esulilde einen Zauber wirken konnte. "Herr der Dunkelheit, verschleiere die Sicht deiner Feinde und lasse deine Gläubigen in sanften Nebeln und schützenden Schatten wandeln.", flüsterte sie, die Hände erneut zum Gebet gefaltet. Kurze Zeit später stieg ein dichter Nebel um sie herum auf, der jedoch nicht nur ihren Gegnern, sondern auch der Priesterin selbst fast jegliche Sicht nahm. Doch für Esulilde war es zunächst wichtiger, nach Möglichkeit nicht von den Zombies bemerkt zu werden - oder ihren Standort vor jenen Gegnern zu verschleiern, die den Standort der Priesterin bereits erkannt hatten. Denn die geweihte hatte sich zwar eine Schleuder aus der Waffenkammer besorgt, doch war sie im Umgang mit dieser Waffe
genauso ungeübt wie im Kampf mit Dolchen oder Stäben.

Nun hoffte sie nur noch darauf, dass die beiden Kämpfer - Gelirion und Schnüffler mit jenen Zombies ebenso kurzen Prozess machten wie mit jenem infizierten Mann, den Gelirion in der Nacht ihres Zusammentreffens getötet hatte.

Die Idee mit dem Öl war gut. Das würde möglicher weise ihnen Zeit verschaffen. Zeit die sie benötigten, so wie das Gitter gerade herunter gedonnert war. „Einer entzündet das Öl der andere muss das Etwas holen.“ fasste Gelirion kurz zusammen. Er selbst konnte weder das eine noch das andere, denn jetzt seine Waffen nieder zu legen war ein Fehler. Es kamen anscheinend nach diesen drei Noch mehr und Ewig würden sie kein Glück haben. Da hatte Katarina durchaus Recht. Also noch diese drei, das Feuer und dann hieß es den anderen helfen. Die Zähne zusammen beißen, wartete er darauf, dass der erste von den neuen Untoten in seine Reichweite kam.

Omrah reagierte instinktiv und griff sich sofort eine der weiteren Lampen. Dieses mal musste es klappen. Mit beiden Händen hielt er den Behälter mit dem Öl fest und warf ihn in Richtung des Zombies. "Vorsicht!" rief der Junge und duckte sich dann.

Erneut hatte er das Gitter, mit der gemeinsamen Hilfe von Katarina und der kleinen Rotznase, bis auf die Höhe seiner Knie hochheben können. Doch auch bei diesem Versuch verlor er schnell die Kraft, es ohne weitere Unterstützung oben zu halten. So musste er dem Ruf seiner brennenden Handgelenke nachgeben und das Tor erneut loslassen. Er achtete dabei darauf, dass weder die Frau noch das kleine Mädchen durch das absackende Gewicht zu Schaden kamen. Wütend auf sich selbst schlug er mit der Faust gegen das alte Metall. So wird das nie was, das Gatter ist viel zu schwer! Verzweifelt wandte er sich um und beobachtete resignierend den Halbork und Gelirion weiter ab im Raum. Alle anderen waren damit beschäftigt, ihnen die Untoten vom Leib zu halten... Der Druide konnte es also drehen und wenden wie er wollte. Seine Körperstärke musste bisweilen einfach reichen! Er atmete tief durch und strich sich den Schweiß von der Stirn, bevor er, ohne dass er Katarina oder der kleinen Rotznase Beachtung schenkte, wieder die Streben am unteren Ende des Zellentors packte und sich nach oben stemmte.

Esulilde horchte genau auf das, was außerhalb des Nebels geschah. Der dunkle Nebel würde sie den Blicken der Kreaturen entziehen, doch vollständig gebannt war die Gefahr damit nicht. So spitzte sie die Ohren, und versuchte, die Positionen der Untoten auszumachen. Soweit sie es sagen konnte, waren die wandelnden Toten aber noch keine Gefahr für die Gruppe am Gitter.

Esulildes Nebel verhüllte die Gruppe am Gitter perfekt. Es machte die Arbeit dort nicht gerade leichter, aber eine gute Sicht war an dem schweren Gitter ihr geringstes Problem. Erneut fiel das Gitter mit einem lauten Krachen auf den Boden.

Omrahs Wurf mit der Öllampe war deutlich erfolgreicher: Er warf die improvisierte Brandbombe in Richtung des ersten Zombies. Das Glas zersplitterte und das Öl verteilte sich auf dem Boden und auf den nahenden Toten, und wurde von dem noch brennenden Docht gleich in Brand gesetzt. Die Untoten standen Sekunden später lichterloh in Flammen. Sie schienen keine Schmerzen zu haben, und doch: Das Feuer brannte sich gnadenlos in ihr Fleisch...

Der erste der nachfolgenden Toten war zielstrebig auf Gelirion zugelaufen. Doch als Omrah mit der Lampe nach ihm warf und ihn in eine lebende Fackel - nun ja, zumindest in eine laufende Fackel - verwandelte, änderte er im letzten Moment seine Richtung. Er lief auf den Jungen zu, kam dabei durch das Öl auf dem Boden ins Stolpern, und fiel Omrah regelrecht entgegen.

Das alles geschah so schnell, so unerwartet bei den sonst langsamen Bewegungen ihrer Gegner, dass Omrah nicht mehr rechtzeitig reagieren konnte. Der Tote prallte auf ihn, warf den Jungen dabei fast um, der sich nur mit Mühe auf den Beinen halten konnte, und legte seine brennenden Hände auf Omrahs Schultern, während er nur millimeter von seinem Gesicht entfernt versuchte, den Jungen zu beißen. Das Geräusch der aufeinanderschlagenden Zähne klang für Omrah in diesem Moment wie die Verkündung eines Todesurteils.

Angst und Adrenalin schossen durch seinen Geist und seine Adern, und irgendwie schaffte er es, die Kreatur von sich zu stoßen. Der Tote landete auf dem Boden, mit seinen Händen nach Omrah greifend, während Omrah selbst zwei Schritte zurückstolperte, gerade außer Reichweite der Kreatur.

Noch immer spürte er die Hände des Toten auf seinen Schultern. Die Flammen hatten die Abdrücke der Hände in seine Haut gebrannt.

Gelirion verzog das Gesicht. Warum hatte er sich bloß vom dunklen Nebel hinter sich ablenken lassen. Ein kalter Schauer ging ihm noch einmal durch den Leib aber dann wendete er sich dem brennenden Untoten zu. Es war fast zu erwarten, dass sie nicht sofort zusammen brachen, auch wenn er es gehofft hatte. So rasch es ging, überwand er die Distanz zum Untoten und Omrah. Er hob das Schwert und versuchte es in den Kopf des Untoten zu stoßen, während er selbst aufpassen musste, nicht den Flammen zu nahe zu kommen.

Schrecken durchfuhr Schnüffler, als der brennende Zombie den kleinen Omrah überrannte und ihn zu Boden zwang. Sofort war Gelirion über ihm und hieb ihm mit dem Langschwert eine über. Rasch vergewisserte sich Schnüffler, dass die kleine Rotznase in Sicherheit war. Sie stand am Gitter und mühte sich ab, es nach oben zu ziehen. Sie würden es nicht schaffen, das Gitter hochzuziehen oder die Angreifer zu vernichten, bevor die restlichen Zombies hier eintreffen würden, die schon zu hören waren. "Verdammt! Warum... bin ich... so schwach!?", zischte er zwischen die Zähne hindurch. "Ich muss doch etwas tun können!" Aber seine Finger waren zu schwach, sowohl um eine Sehne zu Spannen als auch ein Schwert zu halten. Er hatte gerade genug Kraft, um die Lampe zu bewegen. Dann musste es eben das sein. Er ging vor den Tunneleingang und wartete auf die Zombies, die da kommen mochten.

Der Gesichtsausdruck Omrahs verwandelte sich von Freude, in pures Entsetzen, als der Untote seine Richtung änderte und brennend auf ihn zu stolperte. Gerade noch, hatte er mithilfe Schnüfflers die Untoten vor weiterem Leid bewahrt, als sich alles änderte und er zum Leidtragenden wurde.
Es war das erste Mal in seinem Leben, dass Omrah solche Schmerzen spürte. Ja, er hatte sich mit anderen Kindern geschlagen - vor allem auf den Straßen Aradans - oder Prügel von seinen Opfern bezogen, die einen Diebstahl bemerkt hatten aber das hier war etwas anderes. Er konnte spüren, wie seine Haut verbrannte und sich die Hände des Untoten langsam in seine Haut fraßen.
Omrah schrie seinen Schmerz und seine Angst heraus. Die klappernden und beißenden Zähne des Untoten erinnerten ihn daran, was aus seinen Eltern geworden war. Er sah sich schon, wie er wieder mit ihnen vereint war. Hirnlos und hungrig auf der Suche nach menschlichen Fleisch, während er in diesem Körper gefangen war und das ganze mit ansehen musste. Er sah etwas schlimmeres als den Tod. Untod und gefangen zu sein. In keine der beiden Welten zu gehören - weder lebendig, noch tot - war das schlimmste, was sich Omrah vorstellen konnte.

Reflexartig nahm der Junge all seine Kraft zusammen und schaffte es tatsächlich, den Untoten von sich zu stoßen. Doch der Angriff hatte nicht nur seine Spuren auf den Schultern - in Form von zwei Handabdrücken - Omrahs hinterlassen, sondern auch in seinem Geist. Nie war er seinem Ende so nahe gewesen wie in diesem Moment. Geschockt sah er dabei zu, wie Gelirion herübereilte und den Untoten regelrecht zerfetzte. Omrah stand neben sich und war wie paralysiert.
Schließlich nahm sein Überlebensinstinkt Überhand, der ihm schon oft das Leben gerettet hatte. Mit Tränen in den Augen lief er in die entgegengesetzte Richtung davon und kauerte sich in an die kalte Wand des Raumes. Langsam realisierte er was geschehen war. Die Schmerzen und die Erkenntnis fielen über ihn herein und er konnte ein trauriges Schluchzen nicht mehr unterdrücken. Von dem Mut der letzten Stunden war jetzt nicht mehr viel übrig geblieben. Omrah war in dieser Situation einfach nur noch ein Kind. So konnte er nicht anders, als zu weinen und alles um sich herum zu vergessen. Leid und Schmerzen waren momentan seine einzigen Begleiter.

Gelirions Schlag machte dem Toten, der Omrah angegriffen hatte, sofort den Garaus. Das Blut spritzte hoch, doch instinktiv - fast, so schien es, ohne es selbst zu bemerken - bewegte sich Omrah leicht zur Seite, so dass der eine Blutspritzer, der in seine Richtung ging, ihn verfehlte.

Schnüffler eilte, so gut er konnte, an den beiden Untoten vorbei in Richtung des Tunnels, die Öllampe in der Hand. Doch die beiden wandelnden Toten, die sich gerade noch Gelirion zugewandt hatten, drehten sich plötzlich um, und folgten jetzt dem Halbork nach.

Die hintere der beiden brennenden Leichen schlug nach Schnüffler, als er noch einen guten Meter entfernt war - es zeigte, wie geistlos die Kreatur war, so tödlich ihr Biss auch sein mochte. Doch der zweite Tote schaffte es bis zu Schnüffler und schlug mit brennender Hand nach dessen Hals. Schnüffler musste sich ducken, um dem Schlag zu entgehen, was ihm erst im letzten Moment gelang.

Das brennende Öl von Omrahs "Lampengeschoss" brannte sich weiter in das Fleisch der Zombies. Einer der Untoten war inzwischen zur Unkenntlichkeit verbrannt. Er knurrte und ächzte, bis seine Stimme plötzlich verstummte. Er hielt inne, dann fiel er rücklings zu Boden. Die Flammen, die sich weiter in sein Gesicht fraßen, hatten ihn vernichtet, endgültig.

Auch der zweite Zombie sah schwer mitgenommen aus, doch noch immer griff er geifernd nach dem Halbork...

Gelirion blickte nur kurz dem Jungen hinter her, wie dieser in den dunklen Nebel verschwand. Sie hatten gerade ziemlich viel Glück gehabt und noch war es nicht vorbei. So konnte er sich nicht weiter mit ihm beschäftigen. Statt dessen wendete er sich um, und eilte nun Schnüffler zu Hilfe. Mit Erleichterung stellte er fest, dass nur noch einer der Untoten stand. So holte er aus. Jedoch passte er nicht gut genug auf.

Esulilde stand unbewegt im Zentrum ihres beschworenen schwarzen Nebels, der Bisher seine Wirkung zu zeigen schien - die der Zauber gewährte ihr jenen Schutz, den sie sich erhofft hatte. Erneut hatte sie ein wohliges Gefühl umfangen, wieder in den Schatten zu baden und im nächsten Moment wieder zu jenem Stummen Gebet anzusetzen, welches sie in der Nacht gebetet hatte, als die anderen Priester mithilfe des Engels Aguas' einen Feind des Tempels bestrafen wollten.
Doch der Schutz dieses dunklen Nebels hatte einen Preis, den Esulilde gleichzeitig mit dem Vorzug der Tarnung zahlte: Genauso wie ihre Feinde musste Esulilde ihren Blick stärker schärfen, um durch den Nebel zu blicken und die Kampfgeräusche zuordnen zu können.

Komm schon Areo... Komm schon!! Unter schwerer Anstrengung schnaubte der Druide lautlos, als das Gitter erneut aus seinen geschundenen Händen glitt. Wie lange konnten sie nur so weiter machen? Ohne fremde Hilfe würden Katarina und er es wohl niemals schaffen, dieses Gitter alleine aufzustemmen. Noch griff er reflexartig wieder zu und versuchte erneut sein Glück; wagte nicht, sich umzudrehen und die Situation hinter ihnen zu realisieren. Gelirions Kraft und die Schläue des Orks waren das Einzige, was ihr Vorhaben jetzt noch beschützen konnte... Und er betete zum Gehörnten, dass er ihnen zur Seite stehen würde.

Erneut krachte das Gitter nach unten. Katarina, Areo und auch die kleine Rotznase spürten die bisherigen Anstrengungen deutlich in ihren Armen. Und so schafften sie es diesmal selbst zu Dritt nicht einmal, das Gitter bis zur Hälfte hochzuschieben. Wie sehr sich seine beiden weiblichen Helfer anstrengen mussten, konnte Areo durch Esulildes Nebel hindurch nicht sehen, und auch ihr Schnaufen konnte er nicht hören. Doch er spürte selbst die Anstrengungen, und konnte sich denken, dass es den beiden anderen nicht viel anders erging als ihm.

"Gelirion!" rief Katarina. "Wir schaffen das hier am Gitter nicht alleine!"

Schnüffler hielt sich derweil tapfer am Rand des Tunnels. Der letzte wandelnde Tote hatte es immer noch auf ihn abgesehen, doch mit seinem Stoß mit seiner Schulter schaffte es Schnüffler, ihn zumindest ein, zwei Schritte zurückzuwerfen. Er würde wiederkommen, das war klar, aber vielleicht hatte der Halbork Glück, und das Feuer oder Gelirion würde ihm bis dahin den Garaus machen. Dennoch war ihm klar, wie brenzlig die Situation für ihn war. Er konnte sich nicht wirklich verteidigen, und schon einmal hatte ihn nur seine Rüstung vor der sicheren Verwandlung in einen geistlosen Untoten bewahrt...

Der Untote wankte erneut auf Schnüffler zu, als dieser etwas brechen hörte. Der Körper des wandelnden Toten sackte seltsam zur rechten Seite ein, dann fiel er zu Boden - die ausgebreiteten Arme nur eine Handlänge von Schnüffler entfernt. Das Feuer, das den Toten umfasst hatte, erlosch bis auf einige wenige Stellen, doch es hatte sein Werk getan. Vom Gesicht der Kreatur war kaum noch etwas zu erkennen. Und doch, noch immer war Leben - oder was auch immer - in ihr, und die verkrüppelten, verbrannten Hände griffen nach seinen Füßen...

Doch das war nicht alles. Durch den Tunnel sah Schnüffler nun zwei weitere wankende Gestalten auf ihn zukommen. Die erste unselige Kreatur war einst ein Ork gewesen, und trug stählerne Handschuhe - Schnüffler hatte so etwas schon einmal gesehen, in verbotenen Untergrund-Ringkämpfen. Die Handschuhe waren mit brutalen Dornen versehen. Hinter ihm schlurfte ein Mädchen durch den Gang, vielleicht vierzehn Jahre alt, in einem Kleid, das einst rosa gewesen war.

Und wieder spürte Areo, wie das Gitter gnadenlos nach unten glitt. Katarina und das kleine Mädchen, das zu ihrer Unterstützung herbeigeeilt war, waren einfach nicht kräftig genug, um das schwere Metall lange zu halten. Und allmählich würde ihnen die Kraft ausgehen, das ahnte er. Auch seine Muskeln zitterten unter dem Gewicht des Gitters...

Gelirion blickte sich nach der Stimme aus dem dunklen Nebel um. Verdammt, das war nicht gut ebenso wenig wie der metallene Klang der kurz danach folgte. Dafür war er erleichtert, dass dem Untoten die Glieder versagten. Das Feuer war wirklich eine gute Idee gewesen. Leider fehlte nur noch ein Stoß um den Untoten von seinem Schicksaal zu befreien. Ohne zu zögern holte er mit dem Schwert, welches ihm vor kurzen noch fast aus der Hand gefallen wäre, aus und verpasste dem Untoten den Gnadenstoß in den Kopf.[1] Dann wanderte sein Blick zu Schnüffler. „Los, schnapp dir das was der kleine gesehen hat und dann rauf auf den Vorsprung. Wir geben die unterste Ebene auf.“ Während er Schnüffler Zeit ließ, blickte er in den Tunnel. Er sah noch nicht was da kam, aber er wusste, dass sie sich beeilen mussten. Von daher wollte er dem Ork sofort folgen, wenn er das etwas gefunden hatte.

"Hier kommen noch einmal zwei Zombies", rief Schnüffler zu Gelirion herüber. Schnüffler sah die beiden Gestalten auf sich zuwanken und es schüttelte ihn vor Grauen. Sie waren das böse Abbild von ihm und Rotznase. Wenn die Expedition schief gehen würde, dann würden sie genau so durch die Gängen krauchen. Plötzlicher Ärger überkam Schnüffler. Mit plötzlicher Kraft zerschmiss er die Lampe auf dem Boden. "Ich komme, Gelirion...", sagte er und wandte sich ab.

Starr vor Angst, war Omrah unfähig sich zu bewegen oder irgendetwas zu tun. Nur knapp war er dem Tod entronnen - seiner persönlichen Hölle. Fast wäre er zu dem geworden, was er um jeden Preis vernichten und damit befreien wollte. Unkontrolliert weinte der Junge in der Ecke des Raumes und versuchte alles um ihn herum einfach zu vergessen. Wie ein kleines Kind schloss er die Augen und wandte sich von dem Geschehen ab - was man nicht sah, gab es auch nicht - aber er wusste, dass dem nicht so war. In diesem Moment kämpften Gelirion, Schnüffler, Katarina, Aero und selbst Rotznase um das Überleben der Gruppe.
Doch Omrah konnte die Geräusche des aufeinanderbeißenden Zombieschädels nicht vergessen. Das Kratzen und Schaben, dass die Untoten verursachten. Dann wurde ihm plötzlich bewusst, dass diese Geräusche gar nicht seinem Kopf entstammten, sondern dem Tunnel, aus dem die Gruppe gekommen war. Er hörte den Ruf Schnüfflers und der brach den Bann, der den Jungen umfangen hatte.
"Es sind auch welche in dem Tunnel, aus dem wir gekommen sind!" rief er dann schließlich. Jetzt war nicht die Zeit, die Nerven zu verlieren. Plötzlich erschien Ryffa ganz klar vor ihm und er erinnerte sich daran, was er ihr versprochen hatte und das er eine Aufgabe hatte. Er wischte sich die letzten Tränen aus den Augenwinkeln und machte sich schließlich auf den Weg zum Käfig, um nach dem Tier zu suchen. Sobald er es gerettet hatte, würde er helfen, das Gitter hochzustemmen. Den Untoten würde er sich vorerst nicht mehr nähern.

Es war, als hätte Schnüfflers Wut das Feuer der Lampe zusätzlich angeheizt. Die Lampe landete vor den Füßen des toten, schlurfenden Orks, das Öl ergoss sich über ihn und steckte ihn in Brand. Doch nicht nur das: Auf dem Boden war noch das Öl der Lampe, die Omrah geworfen und die sich nicht entzündet hatte. Binnen zwei Sekunden stand der ganze Boden in Flammen, und die beiden Untoten standen mittendrin. Noch vernichtete das Feuer sie nicht, doch die Flammen brannten noch. Vielleicht, mit viel Glück, war das Schicksal endlich auf ihrer Seite, und die Untoten würden gar nicht erst bei den Gefährten ankommen.

Schnüffler wandte sich dem Ort zu, an dem er das Quietschen gehört hatte. Irgendwo versteckt in dem Chaos aus Brettern versteckte sich ein Tier. Dann kam Omrah herbei und rannte auf den Käfig zu. Erneut hörte der Halbork das jämmerliche Geräusch, und auf einmal schoss etwas auf ihn zu, Fell, so viel konnte er erkennen, dann war es schon hinter ihm. Überrascht drehte sich Schnüffler um. Das Tier hatte sich in die gegenüberliegende Ecke gequetscht, dorthin, wo vorher die Tür gewesen war.

Mit zusammengekniffenem Schwanz, zurückgelegten Ohren und großen runden Augen sah es Schnüffler an. Es ähnelte einem Wolf, hatte jedoch schimmernd blaues, langes Fell, Tatzen, die viel zu groß für seinen Körper schienen und war, so schätzte Schnüffler, vielleicht ein halbes Jahr alt - zumindest wenn er den Maßstab eines Hundes oder Wolfes anlegte.

Wütend auf seine eigenen Muskelkräfte, ignorierte der Druide das Taubheitsgefühl in seinen Unterarmen und missachtete die schwindende Unterstützung des Mädchens und der Frau. Es musste einfach funktionieren! Er schloss die Augen und stöhnte schwer unter der schmerzhaften Belastung des eisernen Gatters. Doch tatsächlich schaffte er es, das Tor dieses eine Mal nicht los zulassen! Seine Beine zitterten, doch nutzte er den Moment der Stärke, betete erneut innerlich zu den Hörnern seines Herren - und zerrte weiter an dem alten, verrosteten Eisen.

Hektor - Schenke mir die Gnade der ewigen Felder und leih' mir die Kraft der tausend Eichen! Dein Schüler fleht um deine Hilfe! Bei den Hainen unserer Vorväter... Hilf uns!!

Nur bruchstückhaft drangen die Worte der anderen Überlebenden, dass es weitere Zombies geben würde, an Esulildes Ohren. Es hieß einerseits, dass sie sich tapfer hielten... doch gleichzeitig hieß es, dass Esulilde immer noch in Gefahr war - denn selbst der Fausthieb einer alten, schwächlichen Elendra-Priesterin würde reichen, um sie in Ohnmacht fallen zu lassen. Wie sollte Esulilde dann erst gegen die Zombies bestehen, die selbst die im Kampf geschulten Kleriker Aguas' getötet hatten?
Esulilde blieb nur die Hoffnung, dass sie ihren schwarzen Nebel noch lange genug aufrecht erhalten konnte, bis Gelirion und Schnüffler die Zombies besiegt hatten - und ihnen hoffentlich keine mehr nachfolgten. Doch gleichzeitig spürte sie ein leises Kribbeln der Angst: was würde geschehen, wenn sie ihren Nebel nicht mehr aufrecht erhalten konnte? Würde sie von den Zombies gefunden, gebissen und dann - ihrem Wunsch entsprechend- von ihren Gefährten getötet werden?
Doch als diese Gedanken immer weiter durch ihren Kopf kreisten, spürte sie wie vor wenigen Stunden bei Rhamedes, dass diese Angstgefühle sie nicht schwach machten - sondern ihr ganz im Gegenteil Stärke zu verleihen schienen.

Endlich - das Gitter rutschte zwar erneut herab, krachte diesmal jedoch nicht bis auf den Boden! Auch wenn Katarina und das kleine Mädchen (welch Wunder bei ihr!) den Halt verloren, Areo brachte, von Wut und unbeugsamem Willen getrieben, noch einmal all seine Kräfte auf, und hielt das Gitter so gut er konnte in Position. Die Anstrengung war groß genug, dass er das Gitter danach nicht allzu weit wieder nach oben drücken konnte, doch auch Katarina und Rotznase packten gleich wieder mit an an. Und auch, wenn Areo, taub und nun auch blind durch den Nebel, nicht mitbekam, was die beiden "Mädchen" dort taten, zumindest eine von ihnen schien diesmal ihre Technik geändert zu haben. Gemeinsam schafften sie es, das Gitter auf fast drei Viertel der gesamten Höhe zu hieven! Nur noch ein wenig, ein ganz klein wenig, dann würden die ersten von ihnen auf die andere Seite fliehen können!

Die beiden brennenden Untoten kamen weiterhin näher. Der Ork, seine grüne Haut von den Flammen inzwischen schwarz verkohlt, roch bestialisch; Schnüffler musste sich zusammenreißen, damit es ihm nicht den Magen umdrehte. Der wandelnde Tote streckte hungrig seine Hände nach ihm aus - doch dann knickten auch seine Beine um, er fiel vornüber auf den Boden, zuckte noch einige Male und regte sich dann nicht mehr. Das Mädchen, erkannte der Halbork, war bereits einen Moment zuvor zu Boden gefallen. Die Toten hatten ihn nicht erreicht. Das Glück war auf ihrer Seite, endlich!

Areo kämpfte noch mit dem Gewicht des Gitters, da spürte er bereits, wie es wieder ein ganzes Stück nach unten sackte... aber nicht vollständig! Zumindest einer seiner Mithelfer schien das Gitter halten zu können. Und im gleichen Moment hob sich das schwere Metall auch schon wieder. Katarina und das Mädchen brachten offenbar ihre letzten Kräfte auf, um endlich den Weg in die Freiheit zu ebnen...

Esulildes Hand schloss sich kurzzeitig um ihre Schleuder. Für einen kurzen Moment dachte sie daran, eine ihrer Schleuderkugeln auf einen der Untoten zu schleudern. Doch dann verwarf sie diesen Gedanken. Auch ihre Sicht war durch den schwarzen Nebel verschleiert. Selbst mit einem Glückstreffer würde sie im schlimmsten Fall die Aufmerksamkeit ihrer Feinde auf sich ziehen. Und das wiederum würde unweigerlich ihren Tod bedeuten, sollte ein Untoter auf Schlagdistanz zu ihr herankommen.
Udeon hatte ihr klargemacht, dass er selbst nicht mehr viel Zeit hatte. Neben ihm war Esulilde die letzte Stimme Aguas. Iana würde bald ihren Weg als Gläubige des dunklen Herrn beginnen, doch es würde eine lange Zeit dauern, bis Iana ebenfalls zu einer Stimme des Gottes der Dunkelheit werden würde. Denn Esulilde wusste, dass sie selbst parallel in den Künsten der Priester, der Heiler und der Prediger geschult wurde. Es würde viel Zeit vergehen, bis Iana jene Zauber wirken konnte, die Esulilde zur Zeit beschwor. Udeon hatte der Geweihten zudem klar gemacht, dass sie noch viel zu lernen hätte. Sehr viel.

Dann ließ sie ihren Blick ziellos über ihre beschworenen Nebelschwaden schweifen. Hier würde man sie nicht so schnell finden - zumindest hoffte sie es.

Dann drang ein Krachen an ihre Ohren. War es das Geräusch des Gitters? Vorsichtig trat sie einige Schritte nach vorne, bis sie den Nebel verlassen hatte und sah sich nach dem Gitter um, bereit, durch den Fluchtweg zu sprinten.

Schnüffler wich zurück, als der Untote auf ihn zugewankt kam und kurz vor ihm zu Boden fiel. Das war wiederum viel zu knapp gewesen, als dass man sich die Torheit erlauben dürfte, sich zu freuen! Aber nun hatten sie für einige Momente Luft, um sich in Sicherheit zu bringen. Schnüffler blickte zu seinen Gefährten und erkannte, dass sie mittlerweile das Gitter so weit bewegt hatten, dass der Fluchtweg frei war.

Da nahm er aus dem Augenwinkel ein Funkeln war. War es ein Wertgegenstand oder vielleicht eine Waffe? Schnüffler zögerte nicht lange und ging auf das Funkeln zu. Vielleicht eine Dummheit, wertvolle Sekunden zu riskieren. Aber vielleicht war es das Risiko wert.

Schnüffler erkannte zwischen den Brettern eine Platte aus Stahl, gute drei Zentimeter dick, einen halben Meter hoch und ebenso breit.

Während er seine Entdeckung überprüfte, nutzte das Tier mit der seltsamen Fellfarbe die Chance, und rannte aus dem Käfigraum heraus. Dann aber sah es den Nebel, wechselte sofort wieder die Richtung, und versuchte, an Omrah vorbei in die hintere rechte Ecke des großen Raums zu flüchten - beinahe zurück zu seinem ersten Versteck, nur diesmal außerhalb des Käfigs...

Unter der hämmernden Belastung des uralten, verrosteten und für den Druiden gefühlt, tonnenschweren Gatters bebten die Arme Areos so stark, dass die schiere Anstrengung regelrecht Tränen in seine vor Pein zusammengepressten Augen jagte. Doch sein Griff hielt zum zweiten Male stand.

Val'dhara, oh schönste aller Weiden, schenke mir die ungezügelte Kraft deiner Wurzeln! Nyarakhan, Gärtner der tausend Blüten, dein Diener fleht dich an... Hilf uns! Hektor, bei unser aller Leben... Ich brauche dich!

Der Halbelf fletschte seine Zähne und legte all seine Hoffnung in das stille Gebet. Das grobe, ausgetretene Leder seiner Stiefel grub sich in den alten, durch die ansteigende Hitze gar schwitzenden Stein. Seine Knochen knackten deutlich unter der heftigen Anspannung, als er es trotz aller Widrigkeiten schaffte, seine Ellbogen nach oben zu beugen und das schwere Gitter auf Höhe seines Hauptes zu heben!

Bei seinen Hörnern! Er hatte den ersten Schritt tatsächlich geschafft! Das Schicksal war nach wie vor auf ihrer Seite. Nun war es an seinen Freunden, den Durchgang so schnell sie konnten zu passieren. Trotz all dem Glücksgefühl, das seine Aktion beflügelte, zweifelte der Druide daran, dass er diese Last wahrlich lange halten konnte. Kommt schon! Flehte er stumm in sich hinein. Beeilt euch...!

Als das Gitter endlich oben war, schien es zuerst keiner der Gefährten zu bemerken. Esulilde sah zu dem Ausgang, zögerte aber noch einen Moment. Und so entschloss sich Katarina, die Chance zu nutzen. Unter größter Anstrengung beugte sie sich unter dem Gitter hindurch, ohne es dabei loszulassen. Mit zitternden Armen und Schweißperlen im Gesicht gelang es ihr, auf die andere Seite zu gelangen, und das schwere Gitter dabei nicht aus dem Griff zu verlieren. Dennoch geriet sie leicht ins Stolpern. Als Esulilde sich dann zur Flucht entschlossen hatte, wollte sie gerade an Katarina vorbei, konnte sich jedoch in dieser Situation nicht an ihr vorbei zwängen. Esulilde hatte die Gelegenheit verpasst und würde einen Moment warten müssen, bis Katarina sich wieder besser positioniert hatte.

Nichts lieber hätte Omrah in diesem Moment getan, als endlich aus dem Raum zu fliehen und einfach alles hinter sich zu lassen. Das Gitter würde dabei nicht nur eine physische Barriere sein, sondern auch eine gedankliche, mit der er alle Ereignisse hinter sich lassen würde, die ihm hier widerfahren waren.
Doch aus der Augenbewegung nahm er eine Bewegung wahr und erkannte, dass es das Tier sein musste, das vor ihm geflohen war. Omrah ließ es passieren, sodass es sich in der Ecke verstecken konnte und näherte sich ihm leise, um es nicht weiter zu verschrecken.
Das Tier war der Grund, dass sie überhaupt erst hier geblieben und sich in die Gefahr begeben hatten. Er würde nicht ohne es den Raum verlassen. Zur Not würde er das Tier auch fangen und mit Gewalt dazu bringen, mit ihm zu kommen. Doch für den Moment versuchte es der Junge mit leisen, freundlichen Worten, während er sich ihm langsam aber sicher näherte. Omrah musste sich anstrengen und seine Stimme kontrollieren, um nicht plötzlich zu schluchzen. Noch immer beschäftigte ihn der Zombie, der ihn fast getötet hätte. "Du brauchst keine Angst zu haben. Wir sind hier um dich zu retten..."

Das ging gerade ziemlich schnell. Scheinbar hatten sie sich durch die Idee mit dem Feuer Zeit erkauft und das Tier was sie retten wollten, stellte sich als kleine Raubtier heraus. Gelirion blickte sich etwas um. Dass das Gitter offen war, hatte er noch nicht mitbekommen, denn keine der Frauen am Gitter hatte ihren Sieg verkündet und Areo konnte es ja nicht. Auch lag das Gitter im finsteren Nebel.
Da Schnüffler und Omrah sich nicht in Richtung des Gitters bewegten, wiederholte er das was er gesagt hatte. „Omrah los, schnappt die das Tier. Wir geben die unterste Ebene auf und helfen oben beim Gitter.“ Dannach bewegte er sich zu dem Kantenstück, das noch gerade so außerhalb des Nebels lag und blickte zurück. Die anderen beiden würde er nicht so einfach unten lassen. Ihm war aber auch klar, dass wenn Omrah das Tier nicht schnell fassten konnte, er sich den Jungen schnappen musste. Somit hatte der Kleine, auch wenn er es wohl nicht mal dachte, nur eine Chance.

Das Tier kauerte sich verängstigt in die Ecke, als Omrah darauf zuging. Es sah immer noch ängstlich aus - aber zumindest lief es vor Omrah nicht weg. Natürlich war schwer zu sagen, wie das Tier reagieren würde, wenn Omrah versuchen würde, es zu sich zu nehmen, aber zumindest würde er es grundsätzlich versuchen können!

Sie hatten es geschafft, das Gitter nach oben zu schieben und lange genug zu halten, dass Katarina auf die andere Seite flüchten konnte.  Doch jetzt spürte Areo, wie dem kleinen Mädchen an seiner Seite, dass sich so tapfer hielt, allmählich die Puste ausging. Das Gitter rutschte der kleinen Rotznase erneut aus der Hand, und ihr Versuch, es wieder hochzuschieben, war eher kläglich. Ihre dünnen Ärmchen waren schlicht am Ende ihrer Kraft.

Doch von der anderen Seite her spürte Areo umso mehr Kraft. Ihre erfolgreiche Flucht auf die andere Seite hatte Katarinas Willen offenbar noch angefeuert. Zudem schien sie gerade eine sehr stabile Position zu haben. Fast hatte Areo das Gefühl, als würde die Frau - zumindest für den Moment - das Gitter fast alleine oben halten...

Noch während er darüber nachdachte, ob die Metallplatte für sie irgendwie nützlich werden könnte, bemerkte Schnüffler, wie die untoten Kreaturen näher kamen. Nahe genug, dass er sie auseinander halten konnte. Und ihm wurde klar, dass es bald wirklich brenzlig werden würde. Die vereinzelten Toten hatten ihnen bereits Probleme bereitet, doch nun zählte er vier... fünf... nein, insgesamt sieben Köpfe! Noch waren sie ein wenig entfernt, aber wenn sie nicht weg waren, bis die Kreaturen hier ankamen, dann könnte das ihrer aller Ende werden!

Lediglich einen kurzen Blick warf Omrah dem Paladin zu, um zu zeigen, dass er ihn gehört und verstanden hatte. Dann konzentrierte er sich wieder vollkommen auf das seltsame Tier, das zwar noch ängstlich war aber zumindest nicht wieder floh. Er musste es retten. Schließlich hatte Omrah darauf beharrt und die Gruppe dazu gebracht, das Tier zu retten und wenn sie jetzt einfach so, ohne das Tier, flüchten würden, dann wäre dieser ganze Kampf umsonst gewesen und er hätte alle sinnloserweise in Gefahr gebracht.
Das könnte er nicht mit sich verantworten und so näherte er sich bewusst langsam und vorsichtig dem Tier und sprach weiter beruhigend auf es ein. "Ich will dir nichts tun aber wenn du hier unten bleibst, wirst du etwas schlimmeres als den Tod erfahren. Bitte, komm einfach mit mir." Geduckt, um nicht groß und bedrohlich zu wirken, streckte Omrah langsam die Hände nach dem Tier aus.
Sollte es sich nicht bewegen, würde er es vorsichtig umfassen und dann streichelnd in Richtung Tor tragen. Sollte das Tier Anstalten machen zu fliehen, dann würde er es eben mit Gewalt retten müssen. Egal wie es reagierte, er würde es hier rausbringen - ob es wollte oder nicht.

Das Tier versuchte, Omrahs Griff zu entkommen, aber der Junge hielt das Tier fest genug, um es - gerade so - halten zu können. Zumindest griff es ihn in seiner Angst nicht an!

Auf seinem Weg in Richtung Tor versuchte das Tier immer wieder, freizukommen, und Omrah spürte, wie es vor Angst am ganzen Leib zitterte. Dennoch schaffte er es hoch auf die Plattform, und hielt das Tier noch immer im Arm.

Areo fühlte förmlich, wie Hektors Macht seine Sinne erfasste. Das wärmende, wohlige Gefühl der fantastischen Sommermorgen im Lande der westlichen Elfen, strömte über seine Haut, den Rücken hinab und ermutigte die ihm innewohnende Stärke zu neuen Höhen. Beide Ellbogen durchgestreckt konnte er das Tor nahezu im Alleingang oben halten. Rasch schaute er sich so weit um, wie er nur konnte und versuchte dabei, mit Kopfbewegungen in Richtung des Gitterraumes seine Freunde anzuspornen, endlich hindurch zu klettern. Fast war es geschafft!

Verzweifelt beobachtete Schnüffler, wie sich eine Übermacht an Zombies näherte. "Denk nach!", schlat er sich, "Diese Platte muss doch zu irgendetwas nütze sein!". Da kam Schnüffler plötzlich die zündende Idee. "Hier ist eine Stahlplatte, mit der wir das Gitter offen halten können! Gelirion, hilf mir!", rief Schnüffler. Er selbst versuchte daraufhin, die Platte aus dem Schutt zu ziehen.

Ohne zu zögern, hilft Gelirion bei der Stahlplatte. Hierfür verstaut er sein Schwert in der Scheide und hilft dem Ork es auf die Stufe zu heben und von dort zum Gitter zu Schaffen. Dass sie sich beeilen mussten, wusste er auch oh ne zu ahnen, dass eine größere Zahl an Untoten auf sie zu kamen. Es beruhigte ihn aber ungemein, dass der kleine Omrah sein Tier in den Händen hielt. Trotzdem fragte er sich langsam, ob es so eine gute Idee war, Kinder auf diese Mission mitzunehmen. Ein Punkt der mit Glick später bedacht werden konnte.

Esulildes Flucht war zu einem unerwarteten Halt gekommen. Wachsam beobachtete sie den Fluchtweg, bereit, bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit weiterzulaufen, um trotz der Abwesenheit ihres schwarzen Nebels immernoch in Sicherheit zu sein.

Nachdem Esulilde durch den Ausgang auf die andere Seite gelangt war, versuchte nun auch Rotznase, hinüberzukommen. Wie zuvor Katarina bemühte sie sich dabei, das Gitter nicht loszulassen, obwohl ihre Kräfte längst nachließen. Doch die Herausforderung, beides gleichzeitig zu meistern, war fast zu groß: Sie schaffte es zwar hinüber, brauchte dafür aber sehr viel Zeit. Areo blieb nichts anderes übrig, als zu warten. Auch sein treuer Freund Ain blieb auf dieser Seite, nicht bereit, ohne sein Herrchen in die Sicherheit hinter dem Gitter zu fliehen.

Esulilde nutzte die Gelegenheit, sich umzusehen: Der Gang war nicht allzu lang, und führte nach einer leichten Biegung in einen Schacht, den sie von ihrer jetzigen Position zur Hälfte einsehen konnte. Licht fiel von oben herab ein - allerdings etwas gedämpft. Entweder war es draußen dunkler, als sie erwartet hatte, oder das Sonnenlicht fiel nicht direkt hier ein.

Alles entwickelte sich zum Guten. Einige von ihnen waren schon auf der anderen Seite. Hinter sich bemerkte Areo, wie Gelirion und Schnüffler eine schwere Stahlplatte zu ihm trugen - die Idee dahinter war offensichtlich. Sie mussten nur noch ein wenig aushalten. Nur noch ein ganz klein wenig...

....da bemerkte der Druide, wie das schwere Gitter wieder nach unten rutschte. In Katarinas Gesicht war verzweifeltes Entsetzen zu sehen, und er sah, wie ihre Arme vor Anspannung zitterten. Die Frau, deren Haar inzwischen nass vor Schweiß war, konnte nicht mehr! Und auch Rotznase verlor den Halt, das Gitter glitt ihr erneut durch die Finger.

Nun hing alles an Areo! Wenn er das Gitter nicht halten konnte, dann mussten sie wieder ganz von vorne anfangen!!

Derweil biss Gelrion die Zähne zusammen. Er fand keinen guten Gruff an der Platte. Nicht einmal seine zweite Hand konnte er einsätzen, da an diesem Arm der Schild hing. Denn noch ging es voran.
Innerlich betete sante er beim ziehen Gebete zur Ceriva. Das Schicksaal müsste noch etwas Zeit für sie haben und sei es nur ein Tropfen. Hauptsache alle kamen durch das Gitter bevor weitere Untote auftauchten.

Mit einem Blick auf das Gitter wurde Schnüffler deutlich, welches Glück sie gehabt hatten, die Platte entdeckt zu haben. Sie würde das Tor aufhalten, wo die Gefährten es nicht konnten.

Trotz seiner Schwäche gelang es Schnüffler einigermaßen gut, die Platte zu bewegen. Dies lag daran, dass er hinter Gelirion lief. Er brauchte die Platte nur zu halten und seinen Körper dagegen zu stemmmen, mit anderen Worten, er musste die Platte nur in der Luft halten und schieben. Gelirion schien es indessen wesentlich schwerer zu fallen, die Platte zu transportieren. Schnüffler hoffte, dass sie ihm nicht aus den Fingern gleiten würde.

Esulilde erholte sich von ihrem Spurt und beobachtete wachsam ihre Umgebung, ohne sich zunächst vom Fleck zu bewegen. Hier schien sie zunächst sicher zu sein. Doch da der schwarze Nebel sie nicht mehr umgab, war sie für jeden Untoten ein leichtes Ziel. Doch ohne ihre Gefährten in unbekanntem Terrain umherzuwandeln erschien ihr um einiges riskanter.

Areos Muskeln bebten unter der schweren Last, welche nun lediglich nur noch von seiner schwindenden Körperkraft gehalten wurde. Er hatte die Zähne unter der wachsenden, von Sekunde zu Sekunde bedrohlich steigenden, Anspannung so sehr aufeinander gepresst, dass sein Kiefer nagend, zu schmerzen begann.

So sehr ihn Hektors Macht zuvor auch beflügelt hatte... Er konnte einfach nicht mehr. Sei es der Wille seines Gottes oder die Einmischung höherer, dunklerer Mächte... Seine Ellbogen brachen ein und er rutschte auf dem schwelenden, steinernen Untergrund - von der Schwere des alten Gatters weg gedrückt - nach hinten. Schweiß brach aus all seinen Poren und er versuchte alles, was in seiner Macht stand, um Halt zu finden.

Doch es war in zu spät. Der Durchgang hatte sich von selbst wieder um mehr als zwei Drittel geschlossen.

War es das pure, bittere Schicksal, welches die Fäden in diesem Augenblick gegen den Sieg des Lebens zog?

Oder ein Zeichen des Gehörnten. Eine Warnung, auf diesem Weg kehrt zu machen. Eine Fingerzeig auf den anderen Pfad, um die nun gespaltene Gruppe in Wirklichkeit zu schützen...? Areo wusste nicht mehr, was er von dieser Aktion halten solle.

Ungeduldig wartete Omrah darauf, dass er endlich aus diesem Albtraum entfliehen konnte. Doch es sah nicht gut aus, denn lediglich Aero hielt das Gitter ein Stück oben und Katarina und Rotznase waren mit ihrer Kraft am Ende.
Zu gerne hätte Omrah versucht zu helfen aber er hatte jetzt eine andere Verantwortung. Er musste dafür sorgen, dass das Tier - was überhaupt erst der Grund für diese gesamte Aktion gewesen war - auch in Sicherheit gebracht wurde. Er bemerkte, dass es vor Angst zitterte und der Straßenjunge wusste sofort: Wenn er seinen Griff auch nur einen Moment lockern würde, würde das Tier fliehen. Ein zweites Mal würde er es nicht wieder einfangen können und dann hätten sie vollkommen umsonst ihr Leben aufs Spiel gesetzt.
So blieb Omrah nichts anderes übrig abzuwarten und zu hoffen, dass irgendjemand noch die Kraft fand, das Gitter nach oben zu schieben und lange genug zu halten, dass sie alle fliehen konnten.

Kaum hatten Gelirion und Schnüffler die Stahlplatte in Position gebrachte, ließ Gelirion auch schon los. Er eilte sich, den Schild abzunehmen und hängte diesen locker über den Schwertgriff. „Schnüffler, wenn das Gitter hoch genug ist, schieb die Platte rein.“ sagte er, bevor er den Blick zu den drei Helden am Gitter wendete. Sie sahen alle mehr als fertig aus aber sie hatten großes geleistet. Nun jedoch schwanden ihre Kräfte und das Gitter schien weiter nach unten zu rutschen. In dem Moment griff Gelirion zu. „Kleine, äh, Rotznase ich übernehme.“ raunte er den kleinen freundlich zu. Sie schien sichtlich erleichtert zu sein, dass er ihren Platz übernommen hatte und schon bald spürte er das Gewicht des Gitters in seinen Gliedern. Doch auch mit seiner relativ frischen Kraft, konnte er das niedersinken des Gitters nur minimal aufhalten.

Leider war es dem Straßenjungen weiterhin vergönnt, dabei zu helfen, das Gitter hochzustemmen. Das Tier ließ sich einfach nicht beruhigen und versuchte weiterhin aus dem Griff Omrahs zu entkommen, was dieser verhinderte. Zum Glück hatte es bisher darauf verzichtet, sich mit Gewalt einen Ausweg zu suchen.

Arghh! Nein! schrie der Druide lautlos in seinen Gedanken. Er konnte das Tor nicht mehr halten. Verschwommen nahm er aus dem Augenwinkel seinen Freund Gelirion wahr, wie dieser mit dem Mädchen den Platz tauschte, um ihm zu Hilfe zu eilen. Doch auch der Paladin war angesichts des immensen Zeitdrucks und der Schwere des Gitters im ersten Moment sichtlich überfordert. Areo stieß einen scharfen Luftzug aus und schloss die Lider erneut. Verzweifelt drückte er die schweißnasse Stirn gegen das alte Metall und konzentrierte sich auf die Gewichtsverlagerung seiner Beine. Irgendwie schaffte er es, das Ding in den Händen zu behalten. Er wagte nicht, sich umzublicken und den Raum hinter sich zu begutachten. Knisternd spürte er die Wärme in den unterirdischen Räumlichkeiten rasch ansteigen. Die Luft wurde immer dünner... Bei seinen Hainen! Wie lange konnten sie noch so weiter machen?!

Schnüffler beobachtete, wie sich seine Gefährten vergeblich darum bemühten, das Gitter soweit zu heben, dass sie die Platte darunter schieben konnten. Sein Blick wechselte rasch zwischen dem Gitter und dem dunklen Gang, in welchem er schon die nächste Welle Untoter erkennen konnte. "Los, los, los! Jetzt macht schon", rief er aufgeregt.

Esulilde blieb regungslos im Fluchtweg stehen. Noch immer verspürte die Priesterin keine Motivation, alleine weiter in unbekanntes Gebiet vorzustoßen, in dem ihr Leben in einer Sekunde ausgelöscht werden konnte, da sie jederzeit erneut von Untoten aus den Schatten angefallen werden konnte.
Ohne die Begleitung der Aguas-Kleriker fühlte sie sich schutzlos. Denn auch wenn Cervia im Gegensatz zu Elendra nicht zu Esulildes Feindinnen zählte und Gelirion seinen sicheren Umgang mit dem Schwert und seine Körperkraft unter Beweis gestellt hatte, spürte Esulilde dennoch nicht wie auf ihren vorherigen Missionen im Dienste Aguas', dass sie tatsächlich beschützt wurde. Ihr beschworener schwarzer Nebel war eine Ausnahme gewesen, doch sie hatte diese Dunkelheit wieder verlassen müssen, um in diesen Fluchttunnel zu kommen. Und sie hatte nicht die Energie, jenen Nebel erneut zu rufen.
Stattdessen nahm sie eine Verteidigungshaltung ein, die ihr die Kleriker einst beigebracht hatten.

Dankbar gab das Mädchen das Gitter frei und übergab die Verantwortung an den eindeutig stärkeren Krieger. Doch Gelirion bekam das schwere Gitter nicht gleich richtig zu fassen, und so rutschte es erneut ein gutes Stück nach unten.

Vom Tunnel aus hörten sie das Schlurfen und Ächzen der wandelnden Toten. Sie waren angekommen! Ein alter Mann, leicht gebeugt und mit einem einst weißen Spitzbart, der jetzt blutverschmiert war, führte die hungrige Truppe an. Er trug ein ebenfalls (einst) weißes Hemd, dessen hochgeschlossener Kragen ihm fast etwas würdevolles verlieh. Schritt für Schritt, fast wie in einer Prozession, folgten ihm die anderen Kreaturen: Ein Elf, mit langem, blond schimmerndem Haar; zwei Halblinge, die sich verdächtig ähnlich sahen; eine Menschenfrau von vielleicht vierzig Jahren, deren linkes Bein ein Holzstumpf war und mit jedem Schritt dumpf auf dem Boden aufknallte. Tock. Tock. Tock. Hinter ihr folgte ein Mann, ein Krieger, offenbar, dessen nackter, muskulöser Oberkörber eine klaffende Wunde aufwies, wo Herz und Lunge hätten sein müssen. Man konnte durch ihn hindurchsehen, wie die Adern und anderes Gewebe in der Luft hingen.

Sechs an der Zahl waren es. Sie sahen sie Gruppe sofort, und schlurften auf sie zu; doch der enge Durchgang am Käfigraum verhinderte ein schnelles Vorankommen. Einige Sekunden blieben ihnen noch, um ihnen zu entkommen!

Das Tier in Omrah Hand wand sich erneut, doch der Junge konnte es halten; es war in Panik, so viel war klar.

Sie mussten jetzt Erfolg haben, oder mit einer wirklich guten Idee aufwarten.

In dem Moment hörten sie aus dem Tunnel, aus dem sie hereingekommen waren, ein markerschütterndes Tönen; ein unmenschlicher, wütender Ruf, gellend laut. Sogar die Toten hielten kurz inne, um zum Tunnel zu sehen, bevor sie sich wieder ihrer Beute zuwandten...

Noch immer hielt Katarina mit zittrigen Händen das Gitter fest. Doch es war offensichtlich, dass sie kaum noch Kraft übrig hatte. Nur ein kleines Stück konnte sie das Metall wieder nach oben bewegen. Es hing nun an den beiden Männern, den rettenden Weg frei zu machen...

Bei allen Göttern, und wenn es sein musste auch bei diesem übergeschnappten, von der eigenen Schönheit geblendeten Gott der Gerechtigkeit, hoffentlich hatte Schnüffler mit seiner Vermutung recht. Hoffentlich würde die Stufe ihnen Zeit kaufen. Zeit die sie brauchten diese verwünschte Gitter noch einmal hoch zu stemmen. Die Zähne zusammen beißend, versuchte Gelirion sein bestes. Doch oh nein, seine Griff war wirklich nicht gut. Er rutschte ab, und das Gitter sank wieder ein Stück hinunter. Die Zähne zusammen beißend, begann Gelirion schneller zu atmen. Die Untoten im Rücken war nicht einmal das Schlimmste, viel mehr der Schrei beunruhigte ihn. Ein letztes Mal holte er tief Luft. Seine Lungen waren fast zum bärsten gefüllt. Dann griff er das Gitter erneut, ging in die Hocke und stemmte es mit so viel Kraft wie sein Körper aufbringen konnte hoch. Dabei atmete er die gesamte eingesogene Luft in einem großen stöhnen aus. Er fühlte wie seine von den Kämpfen strapazierten Muskeln brannten, doch wollte er nicht aufgeben. Jetzt nicht.

Schnüffler sah die Untoten, wie sie in den Raum eintraten. Sie würden kaum eine Chance haben. Er warf sich an zu Gelirion ans Tor und versuchte es, ebenfalls mit anzuheben. Vor Anstrengung stöhnte er laut auf, doch das Tor hob sich kaum. "Gelirion, wir werden es kaum schaffen. Wir... müssen... kämpfen. Wir haben den Höhenvorteil.", ächzte er.

Gemeinsam hoben die drei Männer das Gitter wieder nach oben, aber trotz der noch nicht ganz so erschöpften kräftigen Arme von  Gelirion und Schnüffler (der auch immer noch vom Gift geschwächt war), reichte es noch nicht ganz, den Fluchtweg frei zu machen.

Die kleine Rotznase hatte sich einen Moment ausgeruht, erhob sich dann aber, um den Gang entlang zu laufen.

"Hier ist eine Leiter nach oben!" rief sie nach einigen Metern. Kurz darauf kam sie zurück zum Gitter - und hielt einen großen Stein in der Hand. Sie schob ihn am linken Rand unter das Gitter. Es würde nicht reichen, um hindurch zu kommen, aber zumindest den Fall bis ganz nach unten verhindern.

Esulildes Herz begann, immer schneller zu schlagen, als die wandelnden Toten auf sie zukamen. Sie hielt ihre Verteidigungshaltung weiter aufrecht. Zu gerne hätte sie erneut Schutz in ihrem schwarzen Nebel gesucht, doch die Priesterin fühlte sich zu ausgelaugt, um die dunklen Nebelschwaden erneut zu beschwören. Nun musste sie sich auf ihre Verteidigungshaltung - und ihre Verbündeten- verlassen. Doch glücklicherweise handelte es sich nur um wandelnde Tote. Wäre der Dämon des Engels Xaraleas' unter ihnen hätten sie ganz andere Probleme als die Horden der lebenden Toten.

Der alte Mann und der Elf erreichten die Stufe als Erste. Noch hielten die Gefährten das Gitter, während Omrah sich so gut er konnte an die Wand drückte. Die geifernden Toten hatten Mühe, ihre Opfer zu erreichen: Der Elf lag mit dem Oberkörper halb auf der Stufe, schlug nach Omrah, rutschte aber im gleichen Moment wieder herab. Der alte Mann war etwas geschickter: Er schaffte es, sabbernd und ächzend, die Stufe hinauf, zumindest mit dem Oberkörper, und schlug nach Schnüffler. Seine Fingernägel kratzten den Halbork am Unterschenkel. Es war keine gefährliche Wunde, aber eine deutliche Warnung, dass die Stufe die Toten nicht lange aufhalten würde.

Auch wenn Omrah dem Angriff des Untoten hatte entgehen können, schrie er entsetzt und ängstlich auf. Einen kurzen Moment löste sich sein Griff um das seltsame Tier aber im letzten Augenblick, konnte er es wieder festhalten, bevor es seinem Griff entfloh.
Die Fratzen der Untoten jagten seine Gedanken und wieder erinnerte er sich an die klappernden Zähne des brennenden Toten, der ihn fast in eine ebenso hirnlose und hungrige, wandelnde Leiche verwandelt hätte. Der Blick Omrahs fiel auf den Ring an seinem Finger und er erinnerte sich an das Schild, dass sich um ihn gebildet hatte. Konnte er die Untoten aufhalten und die Gruppe beschützen? Selbst wenn es so sein sollte, er konnte einfach nicht den Mut aufbringen, sich den Untoten weiter als nötig zu nähern.
Der gehetzte Blick des Jungen fiel auf das Gitter. Sobald es möglich war, würde er darunter her gehen. Mit Tränen in den Augen trat er nach dem untoten Elfen. "Verschwinde!" schrie er verzweifelt, während er hoffnungsvoll auf die Anstrengungen der Gruppe blickte.

Esulilde beobachtete die Szenerie, und machte sich ernsthafte Sorgen. Ja, im Moment war sie hinter dem Gitter in Sicherheit - aber danach? Sie brauchte insbesondere die beiden Krieger, um zu überleben. Aber die Menge der Untoten war erschreckend.

"Diese Kreaturen sind schwächer als ihr!" rief sie."Wie viele habt ihr schon getötet? Und wie häufig war es schon knapp? Aber ihr seid immer noch da! Das hier ist nichts im Vergleich zu dem, was ihr schon geschafft habt  Packt sie euch, sie haben keine Chance gegen euch!"

Der tote Krieger mit dem zerfetzten Oberkörper wankte auf die Stufe zu. Er prallte dagegen, als hätte er sie gar nicht gesehen, doch im gleichen Moment schlug auch er nach Schnüffler - und erwischte ihn ebenfalls an der Ferse. Zu Schnüfflers Unglück traf er sogar die gleiche Stelle, und aus dem Kratzer wurde eine ernsthaft schmerzende Wunde.

Gelirion blickte zum alten Mann, welcher Schnüffler erreicht hatte. Dann wanderte sein Blick zu Schnüffler und Areo. „Drei mal verdammter Lancerus. Areo, Schnüffler und Esulilde hat
ben Recht. Wir müssen uns Zeit verschaffen. Töten wir diese Dinger.“
kaum gesagt machte er die Hoffnung des kleinen Omrah zu nichte bald hindurch zu kommen. Er ließ das Gitter los, darauf achtend, dass sie die anderen beiden Männer nicht verletzten. Dann wendete er sich um, zog dabei sein Schwert und schlug auf den untoten alten Mann ein.

Der taubstumme Druide Areo konnte freilich nicht die gerufenen Worte seiner Gefährten verstehen, doch sein vor Belastung und schmerzenden Händen verzerrter Blick folgte den Bewegungen seines Freundes, als Gelirion sich mutig zwischen die Gruppe und deren untote Häscher stellte. Angespannt schluckte er hörbar, während seine Gedanken rasten, um verzweifelt nach einer Alternative zu suchen. Doch er ließ sein Unterbewusstsein nicht grübelnd hinfort driften, denn die Zeit drängte und die Klinge des Todes nagte bereits an dem schwindenden Stoff ihrer verbundenen Lebenslinien. Er hatte keine andere Wahl.

Zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit glitten seine zitternden Finger von dem alten, rostigen Stahl des Gatters ab und wanderten zum Knauf seines neuen Säbels. In die Rückwärtsbewegung mit inbegriffen, zog er die gebogene Klinge und schlug entschlossen nach dem nächsten Gegner, der gerade das Leben des Halborks bedrohte. Es musste so sein. Gemeinsam würden sie diese Welle aus Monstern besiegen.

Ihnen blieb einfach keine andere Wahl mehr.

"Verdammt nochmal!" entfuhr es Schnüffler, als er wiederholt an der Ferse getroffen wurde. Auch er ließ nun los, und ging zum Angriff über, doch war sein Stand zu unsicher, um einen ernstzunehmenden Angriff durchzuführen. Seine Klinge Schnitt durch Luft, ohne etwas zu bewirken.

Hinter dem Gitter wandte sich Katarina an das kleine Mädchen. "Das hast du sehr gut gemacht. Bleib hier bei Schnüffler und warte auf ihn." Dann richtete sie ihr Wort an Esulilde. "Wenigstens reden könnt ihr. Vielleicht seid ihr ja doch nicht völlig unnütz."

Ohne auf eine Reaktion zu warten, ging sie weiter den Gang hinab.

Die beiden untoten Halblinge versuchten, die erhöht stehenden Gefährten zu erreichen, doch langte ihre Körpergröße einfach nicht aus, um Schnüffler oder Gelirion gefährlich zu werden - zumindest, solange sie nicht auf die Idee kamen, auf die Stufe zu klettern.

Tock. Wieder schlug das Holzbein der Toten auf dem Boden auf, als sie wild geifernd, fast tollwütig, nach Omrah schlug.

Tock. Tock.

Dann geschah es. Sie landete mit dem Oberkörper auf der Erhöhung, und schlug im gleichen Moment ihre dreckigen, blutverkrusteten Fingernägel in Omrahs Unterschenkel. Der Junge schrie auf und versetzte der toten Frau einen Tritt ins Gesicht, was sie weit genug zurück stieß, um ihn loszulassen - aber immer noch lag sie vor ihm auf der Stufe, hungrig nach seinem Fleisch gierend...

Panisch trat der junge Omrah weiter nach der Frau mit dem Holzbein, während er mit beiden Händen das Tier festhielt. Dabei war er so unkoordiniert, dass keiner seiner Tritte traf, und er sich im Grunde sogar selbst mehr in Gefahr brachte. Er war nunmal nur ein Junge, und kein ausgebildeter Krieger, trotz der Übungen im Sanatorium...

"Ein Drittel habt ihr bereits!" rief Esulilde. "Sie haben keine Chance gegen euch! Omrah, auch du, du kannst sie vernichten!" machte Esulilde ihren Gefährten weiter Mut.

Statt weiter auf Schnüffler einzuschlagen, ließ sich der tote Krieger nun von Areo ablenken, und schlug nach ihm. Allerdings war er noch so weit entfernt, dass Areo nicht einmal im Mindesten in Gefahr war.

Mit kühlem Kopf lenkte Gelirion seine Aufmerksamkeit auf die Frau mit dem Holzbein. Sie bedrängte Omrah zu stark, welcher wohl seine Grenze erreicht hatte. Mit einem gezielten Hieb, ließ er sein Langschwert auf sie nieder sausen.

Immer mehr Untote krochen durch den Raum an das Podest heran, auf dem die Überlebenden der Nacht des Blutes um jeden Meter kämpften. Areo zwang sich zu einem nächsten Schlag; versuchte sich die trägen Bewegungen seines Gegners einzuprägen und in einen Vorteil zu verwandeln. Sie mussten diese Welle an Gegnern einfach überwinden. Alleine würde weder Gelirion es schaffen, diese Monster zurück zu schlagen, noch würde Areo die Kraft aufbringen können, den Durchgang in ihrem Rücken, alleine auf sich gestellt, zu öffnen.

Gelirion und sogar Areo nahmen sich zusammen und schlugen auf die nahen Zombies ein. Das spornte auch Schnüffler an. "Ich werde doch wohl dem Spitzohr keinen Grund zum Stolz geben!", sagte er sich und führte einen unkontrollierten, wilden Hieb aus. Die Axt sauste durch die Luft, erwischte den nahestehenden Zombie nur unempfindlich.

Sie hatten die Reihen ihrer Feinde schnell gelichtet - das Glück und ihre erhöhte Position schienen auf ihrer Seite zu sein. Schnüffler wandte sich einem der beiden Halblinge zu, und schlug auf ihn ein - erwischte jedoch nur dessen Schulter.
Das untote Monstrum schien davon völlig unbeeindruckt, und versuchte, nach Gelirion zu greifen, der jedoch weit außerhalb seiner Reichweite war.

Der andere Halbling griff nach dem Holzbein der Frau, die Gelirion erledigt hatte. An ihr gelang es ihm, sich hochzuziehen. Hungrig geiferte er nach Omrah. Der Junge schrie panisch auf, doch seine Gefährten konnten nicht schnell genug reagieren. Die Kreatur kam halb liegend, halb aufgerichtet auf Omrah zu, und stürzte sich mit einer ausholenden Armbewegung auf den Jungen.

Die Fingernägel drangen tief in Omrahs Fleisch ein, während die Hand des toten Halblings weiter nach unten glitt. Vier tiefe Spuren hinterließen die Fingernägel im rechten Bein Omrahs, offene Wunden, aus denen das Blut nur so herausspritzte.

Omrah verlor das Bewusstsein, und fiel zu Boden. Das Tier in seinen Händen sprang im letzten Moment davon und huschte, so schnell es konnte, unter dem nur durch den Stein gehaltenen Gitter in den rettenden Tunnel.

"Lasst nicht nach! Wir gewinnen immer weiter die Oberhand!" fuhr Esulilde mit ihren anfeuernden Reden fort, mit denen sie früher ihren Glaubensbrüdern und -Schwestern stets zusätzliche Stärke im Kampf gegen die Priester Elendras gegeben hatte.
Doch plötzlich stockte sie. Sie hatte Omrahs Stimme gehört. Und die Tonlage, in der die Stimme erklungen war, verhieß nichts gutes. Vermutlich würde sie ihn heilen oder stabilisieren müssen.
"Gelirion, Schnüffler! Omrah scheint in Schwierigkeiten zu sein. Bringt ihn zu mir, damit ich ihn den Fängen des Todes vielleicht noch entreißen kann." wandte sie sich mit etwas ruhigerer, aber dennoch bestimmter Stimme an den Halbelfen und den Halb-Ork.

Omrah war ebenfalls dafür gewesen im Tempel der Elendra Schutz zu suchen. Also würde er Aguas zumindest abgeneigt sein, sich vor ihrem Anblick fürchten. Eine ausgezeichnete Gelegenheit, um zu sehen, wie er mit Angst umgehen würde.
In Esulildes Kopf ertönte das triumphierende Gelächter der Prediger, während die Kleriker ihren Feinden den Tod durch ihre Morgensterne brachten. Die Geweihte hatte nun endlich die Gelegenheit, Udeons Ratschlag zu befolgen.

Noch zwei. Wie Esulilde sagte, jetzt hieß es nicht nachlassen. Er versuchte seine Sorge um dem Kleinen zu schlucken und nach dem Halbling zu schlagen. Der Schlag war auch ziemlich kräftig ausgeführt, verfehlte aber sein Ziel. Offensichtlich brauchte der Halbelf so langsam eine Pause. Nun war es an Schnüffler und Areo die beiden letzten Zombies nieder zu strecken, bevor sich noch mehr Schaden anrichten konnten.

"Wir müssen erst die beiden Zombies loswerden. Sonst erwischen sie uns beide!", rief Schnüffler Esulilde zurück, deutlichen Ärger in der Stimme. Doch der Ärger galt nicht der Priesterin selbst. Es war der Ärger darüber, dass sie sich so saudumm mit dem Gitter angestellt hatten und sich noch dazu aufgeteilt hatten. Was hatte schief gehen können, war schief gegangen. Himmel!, dies war das reinste Himmelsfahrtskommando! Der Ärger steigerte sich und Schnüffler legte alle seine Wut in einen grausamen Hieb.

Aus dem Augenwinkel heraus musste der Druide mit ansehen, wie jener Zombie seine Krallen tief in den Körper des armen Jungen Omrah grub. Einer Intention heraus folgend, hielt Areo einen Moment inne um zu erkennen, ob der kleine Mensch noch atmete... Doch inmitten des Gefechtes war es ihm nicht nur kaum möglich, eine genauere Erkenntnis aus seiner verzweifelten Beobachtung zu ziehen, vielmehr verschenkte er dadurch die Möglichkeit für einen nächsten Angriff auf das Ungetüm vor ihm. Gerade noch rechtzeitig war er in die Realität des Nahkampfes zurück gerissen worden, doch für einen weiteren Hieb mit dem Säbel war es bereits zu spät. Areo verlor ein wenig an Boden und musste seine gesamte Kraft darauf verwenden, nicht ebenfalls das Schicksal des Jungen zu teilen.

Der Halbling, der Letzte aus der letzten Gruppe der untoten Angreifer, schnappte wütend nach Areo, doch der Druide war zu weit entfernt. Immerhin, er hatte den Toten von Omrah abgelenkt, zumindest für den Moment.

Aus der Drehung heraus streckte Schnüffler auch noch den letzten der Zombies nieder. Er sah sich um und vergewisserte sich, dass keine weiteren Zombies in der Nähe waren. Dann ließ er die Axt sinken und atmete schwer aus. "Scheiße, wir dürfen uns nicht mehr solche Dummheiten erlauben. Das nächste Mal erwischt es uns alle! Was ist mit dem Kleinen? Ist er gebissen?", fragte er. Er packte den kleinen Mann am Kragen und zog ihn ans Gitter heran.

Oh endlich, Schnüffler hatte den letzten erledigt und kümmerte sich noch dazu um den Kleinen. Gelirion fiel ein Stein vom Herzen. „Prüf das bitte, ob er gebissen wurde. Und ja das nächste Mal schauen wir was dann. Jetzt aber muß das Gitter hoch.“ Beim Sprechen steckte Geliron sein Schwert zurück in die Scheide und wendete sich dem Gitter zu. Er ging in die Hocke und wollte das Gitter heben. Doch war er sichtlich überrascht. Es war schon etwas anderes das Gitter von unten Hochzustemmen und nicht einfach zu übernehmen. Seine Hände Rutschten ab und das Stückchen, um welches sich das Gitter hob war minimal.

Esulilde atmete einige male konzentriert ein und aus. Ihre motivierenden Reden hatten ihre Wirkung gezeigt. Nun machte sie sich daran, Omrah zu helfen, in dessen Richtung sie nun rasch schritt. Ihre grünen Augen schauten dem Jungen ins Gesicht, während sie sich für einen Moment geistig in die Dunkelheit Aguas' versenkte. "Herr, halte deine Hand über jene, die es wert sind, zu leben. Gib ihnen den Schutz deiner Schatten" Ihre Hände wurden von schwarzem Rauch umspielt, der in die Wunde eindrang und sie schloss.

Taub und nahezu besinnungslos war Areo zurück getaumelt, als der letzte jener Untoten der Klinge des Halborks zum Opfer gefallen war. Seine Glieder schmerzten und zerrten mit solch unbändiger Macht an seinem Gemüt, dass er trotz der langen Ausbildung und all jener Meditationen äußerste Mühen hatte, überhaupt noch klar denken zu können. Der Griff des Kampfsäbels in seiner Hand wog schwer, gar bleiern. Seine Hände flehten ihn an, endlich loslassen zu können... Doch er durfte dem Drang der Schwäche nicht nachgeben. Niemals. Aus dem Augenwinkel nahm Areo wahr, wie sich die Frau mit dem Namen Esulilde sofort, ohne weiter nachzudenken um den schwer verletzten Jungen kümmerte. Dunkler, beschworener Rauch schickte dem Druiden eiskalten Schauer über den Rücken, doch er musste kein Diener jenes verfluchten Gottes sein, um ohne Umschweife zu bemerken, wie dessen verdammte Gunst dem armen kleinen Kerl dennoch half. Völlig erschöpft näherte er sich dem am Boden kauernden Omrah und vergewisserte sich mit einem prüfenden Blick, ob er in jenem Moment bei der Heilung behilflich sein konnte. Seine Augen erkannten, wie sich durch Zauberkraft die tiefsten Schnitte bereits geschlossen hatten und jene restlichen Furchen und Wunden durch helles, heilendes Blut ausgewaschen und verwässert wurden. Es würde sich nur noch um wenige Augenblicke handeln, bis der kleine Mann wieder zu Bewusstsein kam. Sich der Genesung des Burschen somit sicher, richtete der erschöpfte Druide sich still seufzend wieder auf und steckte den Säbel in den Gürtel seiner Robe. Mit zitternden, von dunkelblauen Flecken und Blutergüssen übersäten Händen trat er an die freie Stelle neben Gelirion, griff nach dem Gitter - diesem verfluchten, schicksalhaften, rostigen Stahl - und zog daran.

Während Gelirion und Areo mit dem Gitter beschäftigt waren, kam Katarina aus dem Gang zurück - und sie hielt einige Backsteine in den Händen. Als sie am Gitter ankam, schob sie gleich einen weiteren Stein auf den bestehenden Stapel. Damit konnten Areo und Gelirion das Gitter tatsächlich kurz absetzen, bevor sie mit erneuter Kraft daran gingen, das verfluchte Gitter nach oben zu schieben.

So verzweifelt sich Omrah auch versucht hatte zu verteidigen, es hatte nichts gebracht. Er war kein ausgebildeter Kämpfer wie Gelirion oder ein von Natur aus starker Halbork wie Schnüffler. Er war lediglich ein schwächlicher, kleiner Junge und so hatte ihn am Ende der untote Halbling doch noch getroffen. Bevor dem Jungen schwarz vor Augen geworden war, hatte er sich noch an den Ring erinnert, der ihm geschenkt worden war und der ihn beschützen konnte. Doch die Schmerzen waren zu stark und schickten ihn fast augenblicklich in tiefste Dunkelheit, ohne die Möglichkeit, dieses Geschenk vorher zu aktivierten.

Aus dieser Dunkelheit erwachte er schließlich und öffnete ängstlich die Augen. Über ihm erstreckte sich der endlose Himmel aber er war irgendwie... anders. Das bekannte Blau war einem tiefen Rot gewichen, welches entfernt an Blut erinnerte und ein wahrer Sturm fegte schwarze Wolken bis über den Horizont. Bevor Omrah wusste was passierte, richtete er sich auf und konnte zum ersten Mal einen Blick auf seine Arme und Hände werfen, die halb verfault und eitrig waren. Unter dem modernden Fleisch waren gebrochene Knochen zu erkennen.
"Nein!" schrie er in Gedanken und versuchte sich aus dem Körper zu befreien. Von diesen geistigen Befreiungsversuchen völlig unbeeindruckt, richtete sich sein Körper schwanken auf und fing an, eine von Ruinen und verbrannten Häusern gesäumte Straße entlang zu schlurfen. Sein schlimmster Albtraum war wahr geworden. Omrah war zu einem Untoten geworden - ohne die Möglichkeit, seinen Körper zu steuern, der blind seinen Begierden folgte.
Omrah versuchte sich aus dieser Hölle zu befreien aber er war gefangen. Er entdeckte einen jungen Halbelfen in der Ferne, der schon einige der anderen Untoten auf dem Gewissen hatte. "Oh, bitte nicht!" Je näher er kam, desto sicherer war er, das es sich um Gelirion handelte. Und da waren auch noch mehr. Aero und Ain, Schnüffler und Rotznase - sogar Esulilde und der alte Rhamedes waren dabei, um ihr Leben zu kämpfen. Doch sie hatten keine Chance gegen die Horde und ehe sich Omrah versah, versenkte er seine Zähne in das frische Fleisch seiner Freunde.

Gequält schloss er die Augen, versteckte sich vorn diesem Anblick und schrie. Schrie seine Angst heraus, seine Enttäuschung und seinen Schmerz. Er wusste nicht wie viel Zeit vergangen war aber schließlich öffnete er seine Augen ein weiteres Mal - jederzeit dazu bereit, sich vor dem Anblick seiner toten Freunde zu verstecken. Aber dieses Mal sah er in die grünen Augen der Aguas-Priesterin. Panik stieg wieder in dem Jungen auf. War er von einem Albtraum in einen anderen geraten? War es das, was er bis in die Ewigkeit erleiden musste? Ständige Angst und Schmerz vor dem nächsten bösen Traum? Was hatte sie mit ihm vor?
Omrah konnte sich noch genau daran erinnern, dass er Priestern des dunklen Gottes nicht trauen konnte und sollte. Gehetzt blickte er sich um und wich vor der Frau zurück, bis er mit dem Rücken gegen das kalte Gitter stieß. Er sah an sich herab und erkannte, dass er kein Untoter war aber das nahm ihm nicht die Angst. Das konnte nur ein Trick sein, um die Erkenntnis, dass er noch immer tot war, nur noch schlimmer zu machen. Panisch atmete der Junge ein und aus - unfähig sich weiter zu bewegen oder etwas zu tun. Er wartete nur darauf, dass wieder etwas Schlimmes passierte und der Albtraum weiter lief. Schließlich schloss er seine Augen. Wie ein kleines Kind, das hoffte, dass alles verschwand, wenn man nichts mehr sah.

Die Idee mit den Steinen war sehr gut. So hatte Gelirion die Möglichkeit umzugreifen und einen besseren Stand zu suchen. Für einen Moment schloss er die Augen, konzentrierte sich nur auf das Gitter und begann tiefer zu atmen. Dann legte er beim ausatmen so viel Kraft hinein, wie es ging. Es war deutlich mehr als das erste Mal, doch reichte es alleine nicht aus.

Dieses verfluchte Gitter war schwerer, als es aussah. Zumindestens die Sache mit den Steinen machte es ein bischen einfacher. Schnüffler entspannte seine Muskeln für einen Moment, atmete dann durch und hob das Gitter dann ächzend ein gutes Stück nach oben.

Neben Gelirion und dem Halbork Schnüffler war es nun an Areo, ein aller letztes Mal Kraft aufzubringen. Mit halb tauben Muskeln und blau-fleckigen, vor Anstrengung und Schweiß verdreckten Unterarmen stemmte er sich wieder dagegen und konnte den Schwung seiner Gefährten nutzen, um das Tor schließlich zu öffnen. Bei Hektor! schrie er in Gedanken und seufzte lautlos. Nichts wie weg hier! Dennoch verharrte er vor dem Durchgang und ließ dabei seinen Gefährten genug Freiraum, sodass die Verwundeten, allen voran der junge Omrah, sich als Erstes hindurchzwängen konnten. Ain war die gesamte Zeit, auf Areos Befehl hin, an seiner Seite geblieben. Selbst ihm sah man die deutliche Freude an, jene augenscheinlich verfluchte Barriere endlich hinter sich bringen zu können! Mit wedelndem Schwanz und erhobenen Ohren hechelte er und lief dabei knapp neben dem Gitter auf und ab, immerzu seinen großen Freund Areo fixierend.

Und so schafften es die Gefährten endlich, das Gitter wieder nach oben zu schieben. Mit einem metallischen Knall stieß es gegen die obere Mauer.

Sofort reagierte Katarina. "Schnell, hilf mir!" wies sie die kleine Rotznase an, und gemeinsam griffen die beiden "Damen" nach der stählernen Platte, die Gelirion und Schnüffler hergebracht hatten. Es war nicht einfach, an den Armen und Beinen der Männer vorbei zu hantieren - doch schließlich schafften sie es! Sie konnten die Platte unter das Gitter schieben, und sie so platzieren, dass sie nicht mehr verrutschte.

Das Gitter war oben, und es war gesichert! Der Weg nach draußen war, endlich, frei.

Im gleichen Moment ertönte aus dem Tunnel, aus dem sie gekommen waren, erneut der markerschütternde Schrei, den sie schon einmal gehört hatten. Bestialisch, wütend, und begleitet vom Geräusch brechender und berstender Steine. Falls es in den finsteren Tiefen der Hölle so etwas wie Bären gab, dann würden sie so vermutlich klingen.

Und dieses Mal war die Quelle des Geräusches deutlich näher. Was auch immer dort kam, war nicht mehr weit entfernt.
« Letzte Änderung: 26.01.2015, 10:44:41 von Sternenblut »
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Sternenblut

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    • Aradan - Stadt der Toten
Geisterstadt
« Antwort #370 am: 26.01.2015, 10:41:53 »
Sie hatten es geschafft - der Durchgang war frei! Jetzt konnten sie endlich den verfluchten Ort verlassen, der Omrah und im Grunde sie alle beinahe das Leben gekostet hatte...
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Esulilde Ziberadi

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Geisterstadt
« Antwort #371 am: 26.01.2015, 14:09:54 »
Esulilde hatt keine Versuche unternommen, Omrah zurückzuhalten, als er vor ihr zurückgewichen - eher vor ihr geflohen war. Stattdessen ruhten ihre Augen die ganze Zeit auf dem Jungen, der Angst vor der Priesterin hatte. Omrah war zurückgewichen, wollte Abstand zwischen sich und Esulilde bringen. Doch hatte er sich bei seiner Flucht nicht umgedreht, sondern seinen Blick auf sie gerichtet gehabt. Dann hatte er jedoch die Augen geschlossen, als hätte er versucht die Angst auszuschließen... indem er Schutz in der Dunkelheit suchte.
Ich selbst habe meinen Blick von Udeon abgewandt, als Udeon zur Verkörperung der Angst wurde. Vielleicht war es das, was mich schwach gemacht hat, denn als ich Rhamedes stabilisiert hatte, hatte ich die Quelle meiner Angst stets vor Augen - das hat mich stärker gemacht.
Das nächste mal werde ich der Angst ebenfalls ins Gesicht sehen. Doch ich muss vorsichtig sein. Ich kann meinen schwarzen Nebel nicht noch einmal rufen. Ich muss mich zumindest auf Gelirion und Schnüffler verlassen. Sie sind durchaus kampferfahren, was sie auch dieses Mal unter Beweis gestellt haben.


Doch das Geräusch, welches klang, als würde ein der Hölle entstiegener Bär brüllen, sorgte selbst bei Esulilde dafür, dass sich bei ihr alle Nackenhaare aufstellten. War das etwa der Dämon, der vom Aguas-Tempel gegen einen Feind gesandt werden sollte? Der von Xaraleas gewählte Diener, den die Ältesten durch den Angriff der Untoten nicht unter ihre Kontrolle bringen konnten?
Ohne zu zögern wandte sie sich an ihre Gefährten: "Es wäre besser, wenn wir diesem brüllenden Etwas nicht zu nahe kommen. Mein Tempel hatte in jener Nacht ein Ritual ausgeführt in dem jener Dämon einem unserer Feinde geschickt werden sollte. Doch die Untoten hatten verhindert, dass die Priester ihn unter ihre Kontrolle bringen konnten. Es ist jedoch weniger seine Kampfkraft, vor der man sich fürchten sollte. Er hat eher Interesse an... Intrigen.
Wir sollten auf jeden Fall wachsam bleiben, während wir voranschreiten.
"

Gelirion

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Geisterstadt
« Antwort #372 am: 26.01.2015, 22:32:30 »
Schnaufend rieb sich Gelirion die Oberarme als das Brüllen durch die Gänge halte. Wie versteinert hielt er inne, blickte dabei zum Gang. Sein Körper wusste nicht wie er darauf reagieren sollte. Als dann die Priesterin von einem Wesen der Dunkelheit sprach, schnaufte Gelirion wieder. Er verkniff sich eine Bemerkung, denn er merkte, dass der Kampf und das Gitter in doch arg geschlaucht hatten.

„Gut gemacht.“ sagte er und blickte zu Schnüffler und dann nickend zu Areo. Beide hatten mehr als gute Arbeit geleistet, nun hieß es aber ab in den Gang. Gelirion hatte keine Lust mit dem Wesen Bekanntschaft zu schließen. Egal was es war.
Nachdem er im Gang war, blickte er sich um. Zu Omrah, dem Jungen warum sie hier gekämpft hatten. Am Ende war es für den Kleinen aber auch für die Gruppe eine Lektion. Sie waren noch nicht stark genug um jedes Lebewesen zu retten, welches sich nicht selbst retten konnte. „Omrah, Schnüffler kommt hinein. Am besten lassen wir das Gitter auch wieder hinunter. Egal was das ist, mit diesem schweren Eisen im Rücken wäre uns allen wohl besser.“ Areo deutete er abgehackt mit den Händen seinen Dank an und auch dass er das Gitter wieder runter lassen wollte.

Areo

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Geisterstadt
« Antwort #373 am: 27.01.2015, 14:22:13 »
Es war eine Prüfung. Hallte es durch die Kammern seines Bewusstseins. Ihre Gruppe hatte sich endlich durch das Gitter zwängen können. Die unmittelbare Gefahr schien für den Augenblick tatsächlich gebannt zu sein. Eine Prüfung unserer Stärke... Unseres Durchhaltevermögens. Erschöpft ließ Areo sich innerhalb des Käfigraumes gegen die linke Mauer sacken. Ain tapste auf ihn zu, leckte sich die Nase und stieß dabei sanft mit dem großen, felligen Kopf gegen sein rechtes Bein. In Gedanken versunken begann der Druide damit, seinen treuen Freund fast teilnahmslos zu streicheln. Eine weitere Entdeckung nagte an seinem Gemüt und zwang ihn dazu, seine Stirn sorgenvoll in Falten zu legen. Schweiß rann in Strömen über seine Haut. Seine Robe und die Reisekleidung darunter waren völlig durchnässt und klebten förmlich an seinem zitterndem Körper.

Keine Prüfung. Ein simpler Test. Nicht mehr, nicht weniger. Ein Test... Was wir bereit wären zu tun. Wie weit wir wirklich fähig wären, zu gehen. Das Leben, egal in welcher Form!... Es ist - er schauderte und rieb sich zweifelnd die brennenden Augen.

Essentiell.

Unterbewusst begann er damit, seine schmerzenden Hände zu begutachten. Er hielt sie mit etwas Abstand vor sich und untersuchte dabei all die Blessuren und Schrammen, die er mehr dem Gitter zu verdanken hatte, als den duzenden Untoten, welche ihren Klingen in jenem unterirdischen Raum zum Opfer gefallen waren.

Eine Aufgabe - Welche unseren Willen prüft, sowie all unsere Schwächen heraus kristallisiert.

Die Hände begannen vor seinen Augen an Schärfe zu verlieren, als er darüber hinweg auf die kleine Gestalt Omrahs blickte. Areo verfiel seinen Zweifeln und jede Chance, sich an der stetig schwindenden Vernunft festzukrallen, schien ihm immer wieder brutal genommen zu werden. Er entdeckte den metallischen Geschmack von Blut an seinen Lippen. Hatte er sich gebissen, als er vor Adrenalin und Panik beinahe die Besinnung verloren hatte? - War es wirklich sein eigenes Blut, dass er auf der Zunge schmeckte? Angst ergoß sich wie ein Meer aus Nadeln über seinen Rücken.

Hektor, fhar sallhavlem! Was soll ich erkennen, in all dem Leid? Wie soll ich sehen und dadurch verstehen, wenn meine Geburt mir einst die Kraft des Hörens raubte und mich meine Furcht nun blendet?!... Wo sind die verbotenen Haine? Oh Hektor! Bei den niemals weinenden Faunen deiner Heimat! Zeig mir den Weg aus dieser Finsternis!

Beinahe hätte er die freundliche Geste Gelirions nicht mehr wahrgenommen. Verdutzt, dabei unfähig zu erkennen, wieso sich sein Gefährte bei ihm Bedanken solle, starrte er lediglich in dessen Augen und nickte ihm ebenfalls zu, wie es die Pflicht der Höflichkeit in einer Gemeinschaft verlangte.

Ein Test. flüsterte eine undefinierbare Stimme erneut im Zwielicht. Mühevoll erhob sich Areo langsam und versuchte dabei wieder ein wenig zur Ruhe zu kommen. Ein simpler Test ihres Willens. Während er sich bereit machte, seinen Gefährten weiter durch die unterirdischen Tunnel zu folgen, kam er nicht umhin darüber zu sinnieren, dass sich wohl schon bald zeigen würde...


Ob sie diesen nun bestanden hatten oder nicht.
« Letzte Änderung: 27.01.2015, 14:46:42 von Areo »

Sternenblut

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Geisterstadt
« Antwort #374 am: 29.01.2015, 21:42:47 »
Als sie alle auf der anderen Seite waren, und das Gitter wieder unten, deutete Katarina auf den Gang vor ihnen. "Fünf Meter, dann eine Leiter geradewegs hoch. Im Moment ungefährlich."

Die Gefährten machten sich also wieder auf den Weg. Katarina aber blieb noch einen Moment stehen, bis Gelirion bei ihr war. Unsanft hielt sie ihn auf, indem sie ihre flache Hand gegen seine Schulter stemmte. Sie schien etwas sagen zu wollen, doch warf sie dem Paladin, dem Anführer dieser Gruppe, nur einen finsteren, vorwurfsvollen Blick zu. Dann lief auch sie weiter.

"Da oben ist ein Lagerhaus", erklärte Katarina. "Baumaterial - Gestänge, Steine und so fort."

Während sie erklärte, dass das Lagerhaus zu der Straße führte, auf der das Ziel ihrer Reise lag, schaffte es Omrah erneut, das völlig verängstigte und inzwischen nur noch heftig zitternde Tier auf den Arm zu nehmen.

Einer nach dem anderen kletterten sie hoch. Das Lagerhaus war groß, entsprach aber genau Katarinas Beschreibung. Einige zerbrochene Fenster und Löcher im Dach ließen das Licht herein, dass sie so verlockend angezogen hatte. Eine einzelne Tür - von innen mit einem Balken verriegelt - führte auf die Straße.

Draußen war es im Moment ruhig. Keine weiteren Untoten lauerten hier auf sie - welch erholsamer, glücklicher Zufall, dass gerade die Straße ihres Ziels im Augenblick frei von Gefahren war! Der Himmel mochte grau sein, aber das Glück schien endlich einmal auf ihrer Seite.

Wie überall, lagen aber Schutt und Leichen verstreut, und sie würden bei den toten Körpern aufpassen müssen, dass sich nicht doch der eine oder andere wieder erhob.

Katarina deutete nach rechts. "Da entlang. Wir sind fast da."
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

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