Oh ja. Unter Schaustellern und Künstlern zahlt man sich immer mit gleicher Münze zurück. Münze für Münze. Und offenbar hat Fletcher bei seinem Tod in der Nacht der Toten noch eine Rechnung mit mir offen gehabt und ist mir nun als Rachegeist in den Leib gefahren, sodass ich für den Rest meines elenden Lebens in schlechten Versen reden muss!"Genau, Arjen. Ich bin ein ganz und gar herziges Bürschlein—wenn ich gerad' einen von Fletchers Heiligen spiel'. Aber wenn der Preis dafür derart schlechte Verse sind, bleib ich lieber ein Schuft und Blasphemist."
Er folgte Arjen die restlichen Stufen hinunter, übersprang dabei die drittletzte—darauf vertrauend, dass Kindermund stets tut die Wahrheit kund—und lugte dann um Arjens breiten Rücken herum in den Raum hinein. Folgendes Bild bot sich ihm dar: zwei Männer (einer davon lag ohnmächtig am Boden), zwei Frauen (eng beisammen stehend, ohne dabei einträchtig zu wirken), zwei Kinder (das Mädchen sah ihm neugierig entgegen), zwei Leichen und ein Säugling. Oh, und ein Halbork direkt vor ihnen.
Nun war Will jemand, der sich mächtig etwas auf seine Vorurteilsfreiheit einbildete. Trotzdem zuckte er beim Anblick des Halborks zurück. Mit Halborks hatte er nämlich, gelinde gesagt, keine gute Erfahrung gemacht, auch wenn er sich bewusst war, wie unzulässig die Verallgemeinerung war, dass er nicht von dem einen, der ihm in seinem ersten Jahr im Straflager das Leben zur Hölle gemacht hatte, auf alle Halborks schließen durfte, zumal diese ja kein Volk waren, keine gemeinsame Kultur oder Werte besaßen, sondern es gerade bei ihnen wie allen "Mischlingen" ganz vom Einzelfall abhing, wer sie wie großgezogen hatte...
Dies alles war Wills feste Überzeugung—in der Theorie. In der Praxis aber hatte er Jeanas Schwert wieder fester gepackt und war neben Arjen getreten. Als er den Toten in der Nähe der Treppe erblickte, versuchte er zu erkennen, ob dieser wohl zu Jeanas Leuten gehört haben könnte—vor allem also, ob er auch ein Stadtwachen-Emblem trug—doch war der Augenblick seines göttlich inspirierten Scharfblicks vorbei und alles war ihm wieder so trüb wie zuvor. Auch wollte er den Halbork nicht zu lange aus den Augen lassen.
[1]Und so sah dies von der anderen Seite aus: Neben den Mann, der als erstes erschien und sich durch Haltung, Auftreten und Statur—auch ohne das Stadtwachen-Emblem auf der Brust—leicht als Kämpfer identifizieren ließ, trat ein etwas schmaler gebauter, der aber nicht weniger hart und kämpferisch blickte. (Einem ganz aufmerksamem Beobachter mochte gar auffallen, dass er die Gesten und Haltung seines Nebenmannes zu imitieren schien.) In der blutigen Hand trug dieser zweite Mann ein blutiges Schwert, während ein weiteres an seiner Hüfte baumelte. Gekleidet war er dabei allerdings in einen lächerlich wirkenden Aufzug—buntgemustertes Wams in verschiedenen Grüntönen und kräftig leuchtendem Rot, mit Rüschen an den Schultern wie auch am Kragen des weißen Leinenhemdes darunter; dazu trug er enge rote Beinlinge—kurz: nur wenige Menschen im alten Aradan hätten sich so überhaupt auf die Straße getraut.
Der Blick des buntgekleideten Fremden glitt mehrmals von Schnüffler zu der Leiche nahe der Treppe und wieder zu Schnüffler zurück. Der Mann sagte nichts.