Will hatte noch nicht so ganz begriffen, was der Halbork da gerade gesagt hatte, da setzte sich schon auf beiden Seiten alles in Bewegung. Was, man wollte ihn hier ganz allein bei all den Fremden, Unfreundlichen und Schweigsamen zurücklassen? Aber ich bin's ja selbst schuld, was lass ich dem Jungen die Wahl?
'Ich kann mitkommen oder dein Tier halten...' Dass er, während er dies dachte, Arjen, Schnüffler und den Kindern nachtapste, bemerkte Will erst, als ihn deren erstaunte Blicke trafen.
Huch, was tu ich hier? Zur Erklärung genötigt, sprang er vor, berührte Omrahs Stein und wiederholte seinen Spruch.
[1]"Hält leider noch nicht ganz so lang, wie ich gern hätte", erklärte er dazu,
"aber schon doppelt so lang wie meine ersten Versuche."Dann sah er den vieren noch hinterher, bis sie um die nächste Ecke bogen—und stand plötzlich allein im Dunklen da, denn hinter ihm war die andere Gruppe bereits den Gang hinunter verschwunden.
Sofort wollte Barnabas die Zügel an sich reißen, und er war ja auch die logische Wahl. Angst hatte der weder vor dem Tod noch vor Blut, Folter oder Mord, und den fortschreitenden Wahn (bei ihm war's er selbst, der darin versank, nicht die Welt um ihn herum) bemerkte er nur mit kaltem, medizinischem Interesse. Und deshalb wollte Will sich nicht allzu sehr an seine Hilfe gewöhnen; bei Todesgefahr, schön, da durfte man nicht wählerisch sein, aber es war doch bloß dunkel! Aber Licht machen durfte Will sich nicht, denn damit würde er Omrahs Stein zum Verlöschen bringen. Das war er schon seit vielen Jahren nicht mehr gewohnt, dass er sich nicht jederzeit ein Licht zaubern konnte, und seine Angst vor der Dunkelheit steigerte sich nun gänzlich ins Absurde. Von allen Seiten drängten sich lautlos die Toten heran und streckten die gierigen Klauen nach ihm aus, überall hörte er sie raunen, rascheln oder schlurfen!
Will, du bist ein erwachsener Mann. Musst du wirklich erst in die Haut eines wahnsinnigen Massenmörder schlüpfen, um dich wie einer zu benehmen? Also wie ein Mann, nicht wie ein wahnsinniger Massenmörder. Die Klarstellung erschien ihm wichtig, damit keine Missverständnisse aufkamen.
Du hast doch genügend strahlende Helden verkörpert, jeder davon tut's hier doch auch!Derweil erinnerte Ysaris Zappeln ihn daran, dass er ja gar nicht ganz allein war. An diesem tröstlichen Gedanken festhaltend, tastete Will sich an der Wand entlang zu der Gabelung zurück, fand im Dunklen seinen Kostümsack, den er dort abgestellt hatte, und eilte Katarina und dem Rest hinterher. Bald schon sah er den Schein ihrer Fackel in der Ferne. Dafür, dass er bis jetzt keinen von ihnen kannte oder mochte, war er mächtig froh, sie alle zu sehen.
Ihm fiel auf, dass er sich ganz anders hielt und bewegte als zuvor, viel aufrechter, zielstrebiger, geschmeidiger. Der Blick war bestimmt, die Miene verschlossen, die Lippen in schweigsamer Gewohnheit vereint. Seine Schultern fühlten sich breiter an, der Gang war es gewiss. Noch keine inspirierte Vorstellung war es, die er da gab, alles noch zu sehr dem Vorbild verpflichtet: Strich für Strich kopiert, ohne jegliche Deutung oder Steigerung: Don Pedro! Ruhigen Schrittes überholte er die anderen und setzte sich an die Spitze des kleines Trupps, gerade so, als hätte er sechs Jahre lang beim Heer von Liur gedient.
[2]So stand er vorne, als Katarina nach ihrem Blick um die Ecke von drei Untoten berichtete, und auch, als hinter ihnen das Elfenbaby zu schreien begann.
Ich hab's gewusst! Deshalb hat der vorhin so gegrinst. Das musste doch einen Grund haben: kein Mensch, Elf oder Ork grinst ohne Grund, egal wie alt. Man merke sich also für die Zukunft: Babies, die grinsen, brüllen gleich!Er drehte sich zu Esulilde um und drückte ihr wortlos, nur mit einem ernsten Nicken begleitet, den blauen Wolf in den Arm. Dann zog er sein Schwert und machte sich bereit.
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