Tami
Als sich Tami mit Schleicher dem Loch näherte, erkannte sie einen kleinen Verschlag, in dem kaum zwei erwachsene Männer Platz finden würden. Aber für sie und den Wolf würde es groß genug sein. Sie stieg etwas umständlich in das Loch hinab und Schleicher folgte ihr mit einem geschmeidigen Sprung. Kaum hatten sie sich gesetzt wurde die Klappe geschlossen und die Matte und der Tisch wieder darüber gezogen. Tami konnte nichts sehen, nur spärliches Licht drang durch die Ritzen des Bodens. Kurz darauf hörte sie, wie die Türe laut geöffnet wurde und mehrere Personen polternd den kleinen Raum betraten.
Dann hörte sie eine sehr raue und unangenehme Stimme.
"Was zum Teufel erzählt mir der Kerl da draußen? Ihr habt einen Dieb mit einem Hund gefangen. Wo ist er, ich werde ihm die Frechheit in unser Dorf zu kommen aus dem Leib prügeln.""Herr, leider ist der Kerl mir entkommen. Als ich ihn gerade durch das Tor geschleppt hatte, sprang mich sein Drecksvieh an. Ich konnte es abwehren, allerdings riss der Kerl sich dabei los und rannte fort, hinaus aus dem Dorf in die Dunkelheit. Ich warf ihm einen Stein nach und glaube, ich habe ihn ordentlich getroffen, den Halunken. Der wird sich hier sicher nicht mehr blicken lassen.""Und was faselt dein blöder Gehilfe da draußen dann? Los, mach's Maul auf, oder es setzt was!"Nun hörte Tami eine leise Stimme.
"Äh Herr, ich..." Doch dann sprach der Mann über ihr weiter
"Verzeihung Herr, das ist mein Fehler. Ich schickte Alhus nach draußen um zu schauen, ob sich noch mehr Gesindel herum treibt. Und als der Kerl dann floh, wollte ich eine Laterne holen, um draußen nach dem Rechten zu schauen. Doch ich konnte den Anzünder nicht finden und als ich ihn dann endlich hatte", er machte eine kurze Pause,
"und nach draußen gehen wollte, da hörte ich eure Schritte und wartete, um Bericht zu erstatten. Verzeiht, dass ich so unachtsam war, Herr."Dann war es für einen Moment still. Dann sprach der unfreundliche Kerl wieder.
"Du Trottel. Für dich gibt es eine Woche kein Abendessen. Wenn du nachts wach liegst, weil der Magen knurrt, wirst du dich das nächste Mal daran erinnern, deine Arbeit ordentlich zu machen. Und nun los, such den Kerl, aber verschwende nicht mein Öl. Es ist hell genug, du brauchst keine Lampe. Los, raus mit dir. Und ihr Kerle, gafft nicht so. Merkt euch das und passt das nächste Mal besser auf. Seit froh, dass ihr nicht den Knüppel für eure Dummheit zu spüren bekommt."Tami hörte wie mehrere Stimme ein leises "
Ja Herr" brummten und dann fort gingen. Kurz darauf hörte sie ein Seufzen der Frau und die Schritte des Mannes, der die Hütte verließ. Dann wurde es still. Es dauerte eine Ewigkeit, in der sich nichts rührte, dann wurde der Tisch wieder zur Seite geräumt und die Klappe geöffnet. Die Frau winkte Tami heraus und flüsterte ihr zu
"Komm raus, aber keinen Mucks. Ich bringe dich schnell woanders hin. Dort kannst du noch etwas schlafen und morgen früh reden wir weiter." Sie wartete keine Antwort ab, sondern ging zur Tür, öffnete sie einen Spalt, dann spähte sie hinaus und kam zurück zu Tami.
"Nimm dein Tier mit, rasch". Dann schob sie sie zur Tür hinaus, eilte mit ihr durch die Nacht zu einem dunklen Gebäude, öffnete dort eine Tür, schob Tami hinein, wartete bis auch Schleicher hinein geschlüpft war, rief ihm im hinausgehen zu
"Ich komme morgen früh, bleib hier drin" und schloss die Tür.
Tami hörte, wie sich ihre Schritte entfernten und kurz darauf war es still. Es roch nach Stroh und ein leises Rascheln verriet ihr, in welcher Ecke sie welches finden würde.