Der Halbork nickte knapp. "Das können wir aber auch hier besprechen. Keine Sorge, meine Besucherin wird niemandem etwas erzählen." Und in diesem Moment begriff Jurij, woher diese Bande ihren Namen hatte. Das Grinsen, das auf dem Gesicht seines Gegenübers erschien, war wölfisch.
Er strich sich die blutigen Hände an der Hose ab. "Es geht um die Wache. Dass uns dieser Drecksack Bolton mit seinen Leuten bespitzelt, wissen wir ja schon länger. Aber jetzt steht ein Krieg bevor, und wenn du mich fragst, kommt der auch. Und ich habe die Befürchtung, dass die Torfköpfe in der Regierung der Ansicht sein könnten, es wäre besser, radikal gegen uns vorzugehen, damit man sich auf die Konflikte außen konzentrieren kann." Er spuckte verärgert aus. "Dieses verdammte Tarzis, macht uns nur Probleme."
Er ging die letzten paar Schritte auf Jurij zu und legte seine riesige rechte Pranke auf dessen Schulter. Ein Blick auf die vernarbte Hand des Mannes verriet ihm einiges. Er hatte solche Hände schon früher gesehen - bei jenen Kampfsportlern, die ins Extrem gingen. "Eisenfaust" hatte man das genannt. Ein spezielles Training, durch das man einerseits lernte, jeden Schmerz in der Hand zu ignorieren, und andererseits einen so harten Schlag entwickelte, das man selbst aus kurzer Entfernung Beton zerschlagen konnte - zumindest, wenn man es zur Meisterschaft brachte.
So, wie Jurij den Halbork einschätzte, könnte ein Schlag von ihm ausreichen, um einen Mann zu töten. Doch zu Jurijs Glück war ihm gerade mehr nach Reden zumute.
"Wir brauchen jemanden in der Wache, um mitzubekommen, was läuft. Ich hab gehört, dass du ausgestiegen bist, Oba. Ich will dich gar nicht nach dem Grund fragen, aber gibt es eine Chance, dass du wieder reinkommst? Denn wenn nicht, muss ich ein anderes Ohr hineinschicken."
Er ließ Jurij los, und wandte sich noch einmal der Gefangenen zu, die leise stöhnte. Er lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand und betrachtete sie, fast wie ein Kunstwerk. "Ein echter Jammer, weißt du das? Jung, hübsch, stark und wild - genau wie ich sie mag. Aber sie hat versucht, mich mit einer vergifteten Klinge umzubringen. Faselte was davon, ich hätte ihre Eltern erwischt." Er zuckte mit den Schultern. "Als würde ich Buch darüber führen. Ich meine, so ist das Leben, nicht wahr? Entweder bist du härter als alle anderen, oder du kassierst ein. War schon immer so und wird immer so bleiben. Ich bin nur am Überlegen, ob ich sie nochmal ordentlich durchnehme, bevor ich sie entsorge. Was meinst du, wäre doch Verschwendung, oder?"