Die 'Sache im Polizeiwagen'... ja, Harry erinnerte sich daran. Die Unverträglichkeit von Magie und Technologie, zumindest elektrischer und elektronischer - Harry hatte von seiner Familie gelernt, dass es so war, aber nie, warum. Vermutlich wussten sie es selbst nicht.
Doch etwas in ihm zögerte. War da nicht doch eine Erinnerung? Ja, er war damals in der Station in der Nähe des Nordpols gewesen... Moment, durchfuhr es Harry, ich war nie am Nordpol!
Und dann kamen die Bilder.
Jeder Atemzug verwandelte sich sogleich in eine kalte, weiße Wolke. Er trug einen dicken, pelzigen Anzug, Handschuhe, die seine Hände in kaum noch funktionierende klobige Greifer verwandelten, und befand sich in einem riesigen stählernen Raum - eine Lagerhalle? -, an deren Innenwände die Eiszapfen herunterhingen.
"Ahnah", rief ihn jemand, "was machst du hier? Du solltest doch nach Pikatti schauen! Er braucht deine Hilfe, und zwar sofort!"
Genervt drehte sie sich um. Vor ihr stand ein junger Mann in ähnlicher Kleidung wie ihre eigene, ein Eskimo, wie Harry vermutete. "Ich habe dafür jetzt keine Zeit", sagte Harry mit einer eindeutig weiblichen Stimme. "Ich bin hier nicht richtig, und dieser Körper ist viel zu schwach. Außerdem, mal ehrlich... wie soll man sich mit so was noch sexy fühlen?" Sie zeigte an ihrer Kleidung herunter.
Ihr Gegenüber sah sie mit purem Unverständnis, aber auch Verärgerung an. "Was redest du da? Bitte, Ahnah, Pikatti arbeitet am Generator, aber du kennst dich besser aus. Wenn der Generator versagt, müssen wir die Station aufgeben, und du weißt genau, dass Kilalurak das nicht überleben wird. Wir haben keine Zeit für Spielchen."
Ein Lächeln ging über Harrys Gesicht. "Doch. Oh doch, es ist immer Zeit für Spielchen." Schritt für Schritt ging sie auf den Mann zu. Harry spürte, wie die magischen Ströme durch seine Hände flossen, sich auch von den klobigen Handschuhen nicht aufhielten ließen. Und dann war sie bei ihm, und strich ihm über das Herz. Funkelndes Licht erfüllte ihn, breitete sich aus, erfüllte seinen Körper und floss darüber hinaus.
Er sah sie an, verzückt. "Ahnah... ich liebe dich. Was auch immer du willst, ich werde es tun."
Doch dann geschah etwas unerwartetes. Das Licht, es breitete sich weiter aus. Es floss über den Boden hinweg, die Wände hinauf, über die Regale und durch die vielen kleinen Lücken der Wände nach draußen. Taschenlampen, die in den Regalen lagen, schalteten sich an. Irgendwo ertönte das ratternde Geräusch einer Kettensäge. Eine Sirene ging an und verstummte wenige Sekunden später mit einem armseligen Quäken. Die großen Lichter an der Decke blitzten auf, und dann explodierten sie.
Harry sah sich um. "Na sowas. Das hatte ich ganz vergessen. Die astralen Ströme sind hier enger an die materielle Welt gebunden als anderswo. Ich darf nicht ganz so viel Kraft in meine Zauber geben." Sie sah zur Decke, von der gerade die letzten Funken herabflogen, bevor es dunkel wurde. Die Energieströme der materiellen Welt und der arkanen Welt hatten sich vermischt, was zu unkontrollierten Ergebnissen führte. Nicht, dass sie das Chaos nicht ganz nett fand, aber es war nicht immer zielführend. Sie musste die Magie hier kontrollierter einsetzen, in engeren Bahnen fließen lassen, ansonsten würde sie ungezügelt um sich greifen.
Draußen explodierte etwas, gefolgt von einem Schmerzensschrei, der wenig später verstummte. "Huch", murmelte sie. "Tja, Kilalurak, wer immer du sein magst, tut mir echt leid für dich."
Dann griff sie in der Dunkelheit nach dem verzauberten Mann, der noch immer benommen vor ihr stand. "Zieh dich aus", flüsterte sie ihm ins Ohr. "Aber Ahnah", antwortete er, "es ist zu kalt, das überlebe ich nicht."
Sie lächelte. "Glaub mir, was du in den nächsten Minuten erfahren wirst, ist mehr wert als das Leben, das du gehabt hättest."
Und damit endete die Erinnerung.