"Ja gut, dann lasst uns rüber an einen Tisch gehen." Harry sah zustimmungsheischend in die Runde, dann nahm er seinen Teller nebst Kaffeetasse und steuerte die hinterste Tischnische an, möglichst weit weg von allen anderen Gästen.
"Dann komme ich halt ohne Umschweife zur Sache", sagte er, als sie alle beisammen saßen. "Und fange dabei hinten an: bei unserer Ankunft hier vor den Toren Terendols. Zunächst eine Frage: hast du den folgenden Mann schon einmal getroffen?" Und er beschrieb Rubin, wie zuvor bei Rillfarsell. Doch auch Jurij verneinte, diesem je begegnet zu sein.
"Gut", sagte Harry. Und dann berichtete er mit gesenkter Stimme von ihrer Begegnung mit diesem seltsamen Mann. Er ließ nichts aus. Als erstes beschrieb er dessen Erscheinung mitsamt Handgelenkscomputer und Hoverboard. Danach fasste er knapp zusammen, was dieser ihnen erzählt hatte: dass sie alle hier am Ziel ihrer Reise seien, dass er wisse, was sie durch die Gegend schicke und überhaupt was mit ihnen los sei. An dieser Stelle wisperte Harry kaum noch hörbar: "Besessen seien wir, von 'mächtigen spirituellen Wesen', gemeinhin auch Dämon genannt. Er nannte sie 'N'kyuash', das heißt in ihrer Sprache wohl sowas wie Zirkel."
Als nächstes fuhr Harry in normallautem Flüstern fort: dass ihre 'Besucher' das Ruder übernehmen würden, sobald sie selbst schliefen oder auf andere Weise weggetreten seien; dass die Gäste ihre eigenen Pläne hätten (um ihre Macht zurückzuerlangen) und dabei in ihren Methoden vor Mord und Totschlag nicht zurückschreckten; dass man sie aber weder fesseln noch einsperren könne. Hier berichtete Harry von seinem kläglichen Versuch, sich zum Schlaf ans Bett zu ketten, was nur dazu geführt habe, dass er selbst drei Wochen angekettet gewesen sei, während die ungeladene Dame frei herumlief und erst recht nach ihrem Belieben herumgewütet hätte.
"Schließlich behauptete der gute Rubin, dass er uns helfen wolle, weil er unsere Hilfe bräuchte. Offenbar hat er schon etliche andere wie uns angetroffen, aber keiner davon sei bereit gewesen, den Kampf aufzunehmen: die einen aus Feigheit oder Schwäche, die anderen aber fanden es ganz toll, so mächtige 'Helfer' zu haben. Die Krönung aber ist: die Besucher bekommen alles mit, was wir tun. Was wir hier gerade besprechen, was er uns erzählt hat: alles kein Geheimnis. Deshalb könne er uns erst einmal auch nicht weiter vertrauen. Von drohendem Weltuntergang hat er auch noch gefaselt. Als letztes hat er uns einen Namen gegeben. Wir sollen heute abend jemanden treffen, der uns hoffentlich weiterhelfen kann.
Und deshalb hatte ich gedacht, dass es vielleicht eine gute Idee sei, wenn du, Jurij, kurz hier mit reinkommst. Du sagtest vorhin, dass du nicht gern belogen wirst. Alles, was ich dir gerade erzählt habe, ist die reine Wahrheit und genau so passiert. Es ist mir nicht leicht gefallen, dir alles so offen wiederzugeben, nachdem du uns vorhin so runtergeputzt hast. Aber du solltest selbst entscheiden können, ob du bei dem Treffen heute abend dabei sein willst. Und im übrigen kann ich nur hoffen, dass du nicht auf die Idee kommst, uns alle verhaften zu lassen wegen dem, was ich dir gerade in bester Absicht anvertraut habe."
Nach dieser langen Rede lehnte Harry sich zurück und sah Jurij so erwartungsvoll an wie er eine Bombe ansehen würde, deren Zeitzünder gerade die letzten fünf Sekunden herunterzählte.