Candal nahm das Getränk Olgas entgegen, und grinste sie dabei an. "Kein Problem damit, wenn er mich umkippen lässt." Er trank den Becher auf einen Schluck leer, starrte Olga dann mit geweiteten Augen an, und wurde anschließend von einem Hustenanfall durchgeschüttelt. Während Candal nach Luft rang, antwortete der zweite Gefangene auf Olgas Fragen.
"Hört auf, mich zu nerven. Es dauert nicht mehr lange, dann hab ich es hinter mir. Warum sollte ich es rauszögern wollen? Damit deine Leute mich noch länger foltern können?" Er spuckte aus.
Schließlich kam Candal wieder zu Sinnen. "Ihr habt nicht übertrieben, werte Olga", kommentierte er den Trunk der Zwergin. Sein Gesicht war hochrot angelaufen, und er schnaufte noch immer. "Vergesst den da, er ist schon zu lange hier."
Langsam richtete er sich auf. "Euren Worten entnehme ich, dass ihr entweder eine gute Schauspielerin seid oder nicht zu den Wölfen gehört. Da es keinen Unterschied macht, gehe ich einfach vom besseren aus. Zu meinen Verbrechen: Nun, ich habe dem Falschen einen Geldbeutel abgeschnitten, einen, in dem ein wichtiges Schmuckstück war. Eines, das die Wölfe für sich beansprucht hatten. Und die Wölfe bestiehlt man nicht. Dumm war nur, dass ich nicht wusste, dass mein Opfer zu den Wölfen gehörte."
Er schnaufte noch einmal kräftig, und deutete dann erneut auf Olgas Trunk. "Könnte ich noch einen haben? Belebt, muss ich sagen."
Er lachte, und lehnte sich an die Zellenwand. "Zu der Frage, wo wir hier sind: In einem der versteckten Gefängnisse der Wölfe. Und falls euch das nichts sagt: Ein Ort, an den man gebracht wird, um noch eine Weile gefoltert zu werden, bis sie einen hier unten verrotten lassen. So tief unter der Erde, dass niemand deine Schreie hören kann."
Candal grinste - ein freudloses Grinsen, hinter dem Verzweiflung verborgen war. "Und ich, Candal Graegor, bin durch einen dummen Irrtum hier gelandet, kurz nachdem ich geglaubt hatte, den Fang meines Lebens gemacht zu haben. Tja, und das da drüben, das ist Samu. Mit ihm habe ich etwas weniger Mitleid als mit mir selbst, nicht nur, weil er nicht ich ist, sondern vor allem, weil er früher selbst zu den Wölfen gehört hat, bis er versucht hat, seinen Boss übers Ohr zu hauen."
Sein Grinsen wurde etwas breiter, vermischte sich mit Schadenfreude. "Im Grunde sind wir aus ganz ähnlichen Gründen hier, nur dass er von Gier getrieben war, und ich vom Hunger. Vielleicht gehe ich deshalb anders mit der Situation um: Trotz der Folter haben sie uns hier in den letzten Tagen zumindest etwas zu essen gegeben." Er lachte, als hätte er einen wirklich guten Scherz gemacht.