Auf Gerions Frage zuckte Wilbur lediglich mit den Schultern. "Keine Ahnung. Ich würde sagen, dass es so um die Zehn sind aber wir sollten aufpassen. Kobolde sind hinterhältig." meinte der gnomische Alchemist mit einem Blick auf Jarrdreg und Kibbo.
Die Beiden achteten währenddessen nur auf Finlay, der mit seiner Vorstellung doch recht gut Eindruck schinden konnte. Hatten sich die beiden Kobolde anfangs instinktiv geduckt und "Bitte keine Haue!" auf drakonisch geschrien, so schienen sie langsam den Sinn hinter Finlays Darstellung zu verstehen und fingen an sich etwas zu entspannen. "Oh! Ist-keine-Rosahaut ist auch starker Krieger!" meldet sich schließlich der schweigsame Kibbo zu Wort. "Ja, beschütz uns vor den anderen. Sind nur kümmerliche, schwache Echsen. Sind nich mehr Wert als Futter für Würmer in Erde. Unsere Schuppen noch weicher als Rosahaut. ..." jammerte Jarrdreg und fing an, wieder in Selbstmitleid zu versinken.
Selbst als Shira die Tür aufschloss und sich zusammen mit Theudis in den Raum begab, quengelte der Kobold leise weiter. Doch darauf achtete kaum noch jemand, denn die nun offene Steintür gab den Blick auf einen weiteren Raum frei. Er war rechteckig und beinhaltete lediglich sechs steinerne Gebetsplattformen, in die Kniepodeste hineingemeißelt wurden. Die Podeste waren abgerundet und sahen ziemlich abgenutzt aus.
Nicht zu übersehen, war allerdings das gute Dutzend Kobolde, dass sich in der Mitte des Raumes aufgestellt hatte und im Halbkreis, mit gebührendem Abstand, um einen weiteren Kobold herumstand. Während die Kobolde in der großen Gruppe ausschließlich rotschuppig waren und sich bis auf ihre Ausrüstung - Die meisten trugen Lederrüstungen und Speere aber manche waren auch mit einem Schild und einer Axt bewaffnet. Andere trugen Kettenrüstungen - für Außenstehende kaum voneinander unterschieden, sah der Kobold in der Mitte des Halbkreises ganz anders aus.
Bei ihm musste es sich wohl um den Schamanen Kerdamarrk handeln, den die Gruppe bereits in der Kammer des "Oberzwergs" belauscht hatte. Seine Schuppen hatten eine tiefblaue Farbe und auch wenn er dort, wie ein alter Mann, auf seinem Stab gebückt stand, so war eine gewisse Ausstrahlung selbst für einen kleinen Kobold nicht zu verleugnen. Eines seiner Ohren war extrem überdimensioniert und gut zwei mal so groß wie das andere. Zusätzlich befanden sich ein ganzer Haufen Ohrringe aus Knochen und Fingern daran, die das Ohr durch ihr Gewicht herunterzogen. Er war in eine braune Robe gekleidet, an der sich überall allerlei Knochen, Haare und andere Fetische befanden.
Kerdamarrk war auch der Erste, der sich zu der Gruppe und der neuen Bedrohung umdrehte. Noch während er seinen Körper wandte und all die Knochen und Fetische dabei aneinandergerieten und durcheinander klackerten, sprach er ein einzelnes Wort. Eine sichtbare, hellblaue Barriere, bildete sich für den Bruchteil einer Sekunde um den Kobold. Mit einer Hand stützte er sich auf seinen schmucklosen Stab, der nicht nach viel mehr als einem Ast aussah - und vielleicht auch nicht mehr war - aber die andere Hand hob er in die Luft. Er stand jetzt zwischen dem dutzend Kobolde und der Gruppe und betrachtete diese neugierig. Sein Kiefer war deformiert und er hatte einen starken Unterbiss, wodurch einige scharfe, gelbe Zähne sichtbar waren.
Die Kobolde hinter ihm hatten ihre Waffen gezogen und schienen kurz davor, auf Shira und Theudis loszugehen aber die erhobene Hand ließ sie innehalten.
Kerdamarrk brach die angespannte Stille. Zur Überraschung der Gruppe war seine Stimme hoch und hell und dazu sprach er auch noch in Handelssprache.
"Ihr keinö Freundö von Clan. Das hier Reich von mächtigöm Merlokrep. Ihr verschwindön von hiör oder sterbön wie Rosahautbabys. Wir heutö viel zu tun und vielö Problemö, deshalb ich euch gehön lassön. Kerdamarrk hat gesprochön und ihr gehorchön, schwächlichö Mönschön." sprach der Koboldschamane nasal. Dabei schlug er immer wieder mit seinem Stab auf den Boden, um seine Worte zu unterstreichen. Jarrdreg und Kibbo blieben währenddessen ganz bewusst außer Sichtweite und hielten sich im Gang auf.