16. Arodus 4713 AR:Seit Wochen schon fiebern die Bewohner Kenabres diesem Tag entgegen - dem 16. Aroden, dem Beginn der einwöchigen Armasse.
Traditionell eine Gelegenheit für Gelehrte und Priester zur Zusammenkunft um gemeinsam aus der Geschichte der vergangenen Kriege zu lernen, ist die Woche der Armasse nach dem Tod des Gottes Aroden nun die größte Feierlichkeit der Kreuzfahrer.
Das gemeine Volk wird heute von professionellen Soldaten den Umgang mit dem Schwert erlernen, die Ritter ihre Knappen aus den Reihen der jungen Soldaten erwählen und vor den Pforten der Kathedrale Sankt Clydwells werden die Akolyten des vergangenen Jahres zu Priestern geweiht.
Längst ist aus der Stillen Woche der Kontemplation des Aroden eine rauschende Feierlichkeit im Namen Iomedaes geworden.
Mit Schau- und Wettkämpfen, Marktständen, Trinkgelagen, Gauklerdarbietungen, Weihesprechungen und Paraden bietet die Armassewoche den müden Kreuzfahrer eine äußerst willkommene Abwechslung vom zehrenden Alltag an der Front.
Es ist also nicht verwunderlich das auch in Kenabres die Armassewoche mit Begeisterung erwartet wird. Lachende Gesichter, bunte Banner im Wind und das freudige Treiben auf den Straßen wirken Wunder für die Moral der Massen in einer Stadt des Krieges.
Armasse findet überall in den Stadtmauern statt, doch das Zentrum der Aktivität ist der Clydwell Plaza, der große Platz vor der gleichnamigen Kathedrale. Hier findet mittags, pünktlich zum zwölften Glockenschlag die Eröffnungszeremonie statt.
Es ist nun noch eine knappe halbe Stunde bis zur Eröffnungsrede des Großinquisitors und Clydwell Plaza ist bereits hoffnungslos von Menschenmassen überrannt.
Damian schiebt sich mühsam durch die Menge, vorbei an feilschenden Händlern, herumtollenden Kindern, tratschenden Weibern und immer wieder Gruppen von Kreuzfahrern die unterschiedlicher nicht sein können.
Die strahlenden Paladine der Iomedae sind längst zur Minderheit unter den Verteidigern Kenabres geworden. Zahlreiche andere Ritterorden haben sich im Laufe der Jahrzehnte den Kreuzzügen angeschlossen und sich irgendwann in Kenabres niedergelassen. Die unterschiedlichsten Banner und Wappen zieren die Rüstungen dieser bunten Mischung aus kampferprobten Verteidigern, die teilweise so exotisch aussehen, dass Damian nicht einmal vermuten könnte aus welchem Teil der Welt es sie hierher verschlagen hat.
Gerüchten nach hat sogar Cheliax vor geraumer Zeit ein Kontingent der berüchtigten Höllenritter hierher entsannt.
Die Menschenmenge öffnet sich plötzlich vor Damian und gibt den Blick auf die Kathedrale Sankt Clydwell frei. Iomedaes Diener, leicht erkennbar an den weißen Roben und auf Hochglanz polierten Prunkharnischen stehen bereits Spalier vor der Pforte der Kathedrale aus der bald der Großinquisitor heraustreten wird.
Hastig sieht sich Damian um und entdeckt kurz darauf einen perfekten Platz in der vierten Reihe von der aus er das Spektakel gut im Blick haben sollte.
Nachdem er sich an einer ernst blickenden Stadtwache vorbeigedrückt hat, macht der junge Mann neben einem Stapel Holzkisten halt die wohl jemand vergessen hat rechtzeitig beiseite zu räumen. Ein Halbling sitzt mit verschränkten Beinen oben auf und lässt seinen Blick über die Menschenmasse schweifen.
Direkt daneben steht eine feine ältere Dame mit silbrig grauem Haar die Damian ein freundliches Lächeln schenkt als dieser sich dazu stellt.