Als Midori auf blickt, erschrickt sie so heftig, dass das geübte Lächeln aus ihrem Gesicht verschwindet und sich auch nicht wieder ein stellen will. Ihre Herrin so krank zu sehen erfüllt sie mit großer Sorge. Gedanken rasen ihr plötzlich durch den Kopf. Zuvor wirkte sie noch völlig gesund. Was kann ihren Zustand so schnell so sehr zum schlechten verändert haben? Wurde sie vergiftet? Würde sie sterben müssen? Und was würde mit Midori geschehen, wenn ihre Herrin tot ist?
Beinahe hört sie die leisen Worte Riekos nicht, als diese zu sprechen beginnt aber dennoch gelingt es der Stimme der Bayushi, sie aus ihren Gedanken zu reißen. Sie nickt heftig auf ihre Bitte. "Ihr wisst dass ich euch helfen werde, Bayushi-sama. Ihr wisst, ich bin euch stets zu Diensten."
Gehorsam hilft Midori ihr den Brief auf zu setzen. Sie kann zwar nicht lesen, was sie schreibt, aber sie weiß genau, wie sie die Tinte an zu reiben hat oder welches Papier sie auf dem Filz zu glätten hat. Schließlich färbt sie ihr auch den schweren Stempel ein und hält ihre Hand, während sie ihn auf das Papier drückt. Während sie durch sanftes Fächeln dann das Trocknen unterstützt, erfährt sie gleich den nächsten Schrecken. "Bayushi Kenjo-sama ist tot? Aber ich dachte...", sofort verstummt Midori wieder. Sie versteht nichts von der Politik und den Intrigen bei Hof und sie weiß auch, dass es sich nicht für sie gehört, darüber irgend welche Worte zu verlieren. Sie muss nur die Befehle befolgen, die man ihr gibt und so ist es ihr auch am liebsten.
Ein kleines Stück rutscht Midori von Rieko ab, um sich dann tief vor ihr zu verbeugen. Auf Händen und Knien, die Stirn an den Boden gepresst bedankt sie sich von ganzem Herzen: "Ihr wart stets eine gütige und mehr als gerechte Herrin, Bayushi-sama. Ich verspreche euch, von nun an den Worten eures Bruders zu gehorchen als wären es die euren."
Nachdem sie lange so verharrt hat, folgt sie schließlich Riekos Anweisung und nimmt zunächst die Ofudas aus der Kommode. Einen Moment lang mustert sie die kleinen Schriftrollen, die sie zwar nicht lesen kann, deren Schönheit sie aber schon immer bewundert hat. Dann versucht sie mühevoll die schwere Truhe aus dem Raum zu heben. Sie versucht dabei zwar so leise wie möglich zu sein, um Rieko die notwendige Ruhe zu gönnen, was ihr aufgrund des Gewichtes jedoch nicht leicht fällt.
Anschließend verbeugt sie sich noch einmal ehrfürchtig und murmelt so leise dass ihre Herrin es vermutlich nicht einmal hören kann: "Bitte werdet schnell wieder gesund, Rieko-sama." Schweren Herzens schließt sie dann die Tür und bringt die Truhe zu den Ställen, um sie zusammen mit Yukito auf ein Packpferd zu laden, welches sie einer neuen und ungewissen Zukunft entgegen tragen wird.