So sehr sich der Ejdarner es auch wünscht - Ruhush tut ihm nicht den Gefallen, in seine Nähe zu kommen. Ganz im Gegenteil, der dunkle Priester bleibt auf Distanz und bietet keine Möglichkeit für einen Angriff. So muss sich Malcus zusammen mit den anderen drei Gefangenen abführen lassen und landet schließlich - den Gang entlang in einem großen rechteckigen Raum mit kahlen Steinwänden und ebensolchem Boden. Die Decke ist fast drei Schritt über ihren Köpfen und hochgesteckte Fackeln tauchen die Szenerie in unruhiges, von vielen Schatten durchzogenes Licht.
Der Raum ist langgezogen - sie kommen über eine Tür in einer der schmaleren Wände hinein. Malcus bemerkt auf der gegenüberliegenden Seite eine weitere Tür und dahinter Treppenstufen; außerdem noch zwei Türen an einer der längeren Wände. Doch seine Aufmerksamkeit geht recht schnell zu dem riesigen Käfig, der in der an der türlosen, langen Wand und ansonsten mittig im Raum aufgestellt ist und gut die Hälfte des Raumes einnimmt. Von den schwarzen Zinnen des Käfigs gefangen wirft sich innerhalb des Vierecks ein ebenso schwarzer, wilder Hengst hin und her. Das Fell des Tieres schäumt, ebenso sein Mund. Er wiehert laut und unkontrolliert und die Augen sind geweitet.
Der Ejdarner ist sich sicher - dieses Tier wurde durch Kräuter und Schläge zur Weißglut getrieben. Immer wieder krachen die Hufe gegen die Zinnen und lassen den gesamten Käfig ohen betäubend erbeben. Der alte Mann sieht sich das Tier mit offenem Mund an. Die Frau springt bei jedem Hufschlag des Pferdes mit einem spitzen Schrei einen Schritt zurück. Nur Helga bleibt äußerlich ruhig stehen - die Augen fest auf den Hengst gerichtet. "Dette er helt sprøtt", murmelt sie. Malcus kann die Worte nicht verstehen.
Dann führen sie die Häscher vor die lange Seite des Käfigs. Der Brandobiner bemerkt eine Tür und dass das Pferd Ketten um das Zaumzeug trägt, an denen es bei Bedarf von Außerhalb von slbiger weggezogen werden kann. Dann fällt sein Blick auf etwas, was vor dem Käfig aufgebaut ist - vier hölzerne Bottiche. Jeder von Ihnen - ungefähr ein Schritt voneinander entfernt - steht vor einem Bottich.
Schließlich tritt Ruhush näher an sie heran, doch er bleibt vor der wimmernden Frau stehen. Sie ist die erste in der Reihe - er, Malcus, der vierte. Der dunkle Priester ist immer noch zu weit entfernt. "Owzhi will Opfer", beginnt der Priester und schaut der Frau in die Augen. "Wir werden so machen. Drinnen schwarzen Pferd - Owzhis Tier auf Tellene. Wir werfen euch rein - erst einen, danach den anderen, danach weiter."
Die Frau lässt einen spitzen Schrei los, als sie hört, was ihr blüht, und beginnt am ganzen Leib zu zittern. Ruhush lächelt zufrieden und geht weiter zu dem zweiten in der Reihe - dem alten Mann, der sich kaum auf den Beinen halten kann. Malcus schaut sich kurz um, und sieht, dass sich die beiden Häscher des dunklen Priesters dicht am Käfig an dessen Ecken postiert haben.
"Wenn Pferd euch tot gemacht", fährt Ruhush fort, nachdem er sich dicht vor dem Alten aufgebaut hat und diesem in die Augen blickt, "wir Leiche holen raus. Dann hängen wir Leiche an den Füßen oben an Haken". Er deutet mit einem Finger nach oben. Als Malcus der Geste mit seinem Blick folgt, sieht er, dass metallerne Haken oben an der Decke angebracht sind. "Ich dann schneide Hals durch und wir lassen Blut auslaufen - für Owzhi!", erklärt der Priester weiter. "Oh, ihr Götter!", murmelt der Alte. Malcus sieht, wie sich seine abgetragene Leinenhose um die Lenden dunkler zu färben beginnt.
Wieder lächelt Ruhush und geht weiter zu Helga. Die Fhokki ist höher als er und es gefällt ihm sichtlich nicht, dass er nach oben schauen muss, doch der Priester fährt unbeirrt fort. "Weißt du, warum ich sage, was wir tun werden?", fragt er Helga.
"Weil du ein Bastard und völlig krank im Kopf bist?", antwortet Helga mit fester Stimme. Als Malcus hinüberschaut, sieht er dass es der Fhokki wohl alle Kraft gekostet hat, so standhaft zu bleiben. Ihre Fingerknöchel treten weiß hervor, so fest hat sie die Hände hinter dem Rücken zusammengeballt, und am Hals zeichnen sich die Adern ab.
Auch Ruhush ist das nicht entgangen. Der Svimohzer lächelt ein Lächeln, dass einem das Blut in den Adern gefrieren lässt. Die Tattoo-Muster auf seinem Gesicht scheinen in Wellen zu laufen. Mit einer Hand streift er den Hals der Fhokki und Helga zuckt zurück. "Rede nur - Weib. Bald bist du bei Owzhi. Ich erzähle euch, damit ihr euch Owzhis Gefühl öffnet. Dem einzigen Gefühl, das ehrlich - das echt. Immer. Der Angst. Ihr sollt Angst haben, wenn ihr zu Owzhi geht - sonst ist das Opfer nicht gut."
Zufrieden dreht sich der Priester um und schreitet weiter zu Malcus. Er baut sich vor dem Ejdarner auf. Malcus sieht die Knochensplitter in den Wangen aufblitzen, die verstörenden Tattoo-Muster, die schrecklichen Augen des Mannes. Wieder lächelt Ruhush sein eisiges Lächeln und Malcus muss sich beherrschen, um nicht zu schlucken. Ein seltsam süßer, unangenehmer Mundgeruch schlägt ihm entgegen, als der Priester sich zu ihm vorbeugt. "Und du auch hast Angst", murmelt dieser zufrieden. 'Und außerdem habe ich eine Glasscherbe', denkt Malcus.