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Autor Thema: Kapitel I: Wen die Muse küsst  (Gelesen 17684 mal)

Beschreibung: Ein Semesterstart mit neuen Perspektiven

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Changeling

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Kapitel I: Wen die Muse küsst
« Antwort #120 am: 11.12.2016, 11:50:55 »
Als Eddy so vor ihnen steht, die Fäuste geballt und dieses wütende Funkeln in den Augen, haben sowohl Ayleen als auch Ricky für einige Herzschläge das Gefühl, als sei der Schatten, den die einsame Glühbirne unter der Decke hinter ihm an die Wand wirft, größer, als er sein dürfte, und irgendwie bedrohlich... Doch Phelps räuspert sich erneut, dieses Mal laut und polternd. Er wirkt ungeduldig, fast ein wenig gereizt, als er brummt: "Mit gegenseitigen Vorwürfen werden wir kaum weiterkommen! Ihr jungen Leute seid manchmal viel zu impulsiv. Obwohl, andererseits..." Seine Worte verlieren sich in einem leisen Seufzer, bevor er Eddy zunickt. "Am besten, du erzählst den beiden, was du auch mir erzählt hast, mein Junge."

Eddy zögert, beherrscht sich dann mit sichtlicher Mühe und verschränkt die Arme. "Ich weiß selbst, dass Laura Ann alles angeleiert hat" knurrt er. "Wie üblich! Aber ihr habt mitgemacht – ich hab' dich mehrmals beobachtet, wie du dich mit diesem Zeugs beschäftigt hast" meint er in Ayleens Richtung. Dann starrt er auf den Boden. "Wollte mich mit Tiffany und Laura Ann treffen, bei Rick[1]... Vorhin bin ich hin, aber da war nur Laura Ann." Er zuckt die Schultern und wirkt dabei ratlos und wütend zugleich. "Ich hab' kaum was aus ihr rausbekommen. Erst hat sie mich angestarrt wie 'ne Erscheinung, und dann hat sie plötzlich losgeflennt und irgendwas Wirres erzählt, dass sie mit dieser komischen Musik rumexperimentiert hätten und Tiffy dabei irgendwie verschwunden wäre."

Sein Blick wandert zu Phelps, bevor er anklagend wieder zu den beiden Mitschülern zurückkehrt. Der alte Mann brummt mit gerunzelter Stirn vor sich hin. Dann meint er: "Und das junge Mädchen – sie ist noch in diesem Cafe?" Als Eddy widerwillig nickt, hebt er einen Finger. "Das war nicht sehr vernünftig, junger Mann..! Ich habe ein sehr ungutes Gefühl dabei und meine, du solltest sie so schnell wie möglich hierher bringen. Nur sie weiß genau, was geschehen ist! Und ich fürchte, es muss dringend etwas unternommen werden, um womöglich einen fatalen Fehltritt zu verhindern..."
 1. Das Café ist ein beliebter Treffpunkt für Schüler, die der strengen Atmosphäre des Internats für eine Weile entfliehen wollen, was die Schulleitung allerdings ungern sieht – insbesondere, wenn sich Schüler mit Schülerinnen treffen

Ayleen Chepi Anitsiskwa

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Kapitel I: Wen die Muse küsst
« Antwort #121 am: 11.12.2016, 22:17:07 »
Ayleen blinzelt, als Edwards Schatten eine unnatürliche Wirkung entfaltet. So bleibt sie still und lauscht seinen Worten. Der Vorwurf, sich mit der Komposition beschäftigt zu haben, prallt an ihr ab: "Ja, habe. Und nun stehe ich hier und bin weder verschwunden, noch verletzt oder verrückt." Sie verspürt geringe Sorge für Laura-Ann und Tiffany und fragt sich kurz, wie es ihrer dritten Mitbewohnerin geht. Das drei Mädchen des Zimmers sich mit der Komposition beschäftigen, war ihr nicht verborgen geblieben. Sie überlegt, ob sie mitkommen soll, um Laura einzusammeln, da dies unter Mädchen besser geht, aber eigentlich gefällt ihr diese Vorstellung nicht. So bleibt sie still und will lieber bleiben, um mehr Informationen zu erlangen.

Ricky

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Kapitel I: Wen die Muse küsst
« Antwort #122 am: 18.12.2016, 10:56:40 »
Auch Ricky empfindet Eddy immernoch als bedrohlich, da hilft diese merkwürdige Erscheinung mit seinem Schatten nicht gerade förderlich. Und er mußte Phelps Recht geben, es war nicht gerade sehr schlau gewesen, ein aufgewühltes Mädchen sich selbst zu überlassen.
Doch wenn er sich vorstellt, den nicht gerade einfühlsamen Jungen wieder zu Laura Ann zu schicken, die eh schon aufgebracht ist, wird ihm ein wenig mulmig.
"Ich könnte gehen und Laura Ann holen." Ungesagt ließ er lieber, daß er die Befürchtung hatte, Eddy könnte sie nur noch mehr einschüchtern.

Changeling

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Kapitel I: Wen die Muse küsst
« Antwort #123 am: 18.12.2016, 13:43:46 »
"Gar keine so schlechte Idee" meint Phelps auf Rickys Einwurf. "Es ist womöglich besser, wenn sich die beiden jungen Herrschaften auf den Weg machen, das Mädchen zu holen, während ich hier einiges vorbereite" brummt er und schabt sich dabei über sein spitzes Kinn. Eddy setzt sichtlich zu einem Kommentar an, presst aber überraschenderweise die Lippen aufeinander und schweigt mit finsterer Miene, als der alte Mann die Hand hebt. "Dabei kann ich Hilfe gebrauchen, und Sie, junger Herr, sind der einzige, der im Moment in der Lage ist, mir zur Hand zu gehen. Und Sie werden wohl kaum wollen, dass dem Kind etwas geschieht..." Worauf Eddy zwischen zusammengepressten Zähnen murmelt: "Die Zicke kann von mir aus zur Hölle gehen..!" – "...genauso wenig wie dem anderen Fräulein, das in noch größerer Gefahr sein könnte, wenn wir nicht rasch handeln!"

Erst auf diesen Hinweis Phelps' rafft sich der Schüler auf und nickt nach kurzem Zögern. "Okay, okay – ich helf' Ihnen ja." Befriedigt nickt auch der dürre Kinobetreiber, ehe er sich an Ayleen und Ricky wendet. "Sie sollten sich beeilen, meine jungen Freunde! Ich kenne das Fräulein nicht persönlich, doch nach allem, was mir Ihr Freund hier von ihr erzählt hat, wäre sie durchaus imstande, sich sehr töricht zu verhalten. Bitte bringen Sie sie so rasch wie möglich hierher! Mir schwant, dass sie und das andere Fräulein etwas getan haben, das sie in große Schwierigkeiten bringt – und uns womöglich auch..." Er wendet sich dem Projektor zu und gibt Eddy mit Gesten Anweisungen, die der junge Mann tatsächlich zu verstehen scheint, denn er macht sich umgehend an der Verkleidung des alten Geräts zu schaffen. "Eilen Sie – über Ihre Fragen können wir später sprechen..!" fügt der alte Mann eilig hinzu und wirkt sehr konzentriert, als er sich über das Innenleben des Projektors beugt...

Ayleen Chepi Anitsiskwa

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Kapitel I: Wen die Muse küsst
« Antwort #124 am: 18.12.2016, 22:53:03 »
Mit etwas Zögern nickt die Rothaut und murmelt ein sehr leises: "Wenn es sich nicht vermeiden lässt.". Dann funkelt sie Eddy nur an, als er seinen Widerwillen kundtut, doch überredet ihn der Alte bereits zur Mitarbeit und so lässt Ayleen ihren Mund geschlossen. Mit ihren Sachen macht sie sich prompt schnellen Fußes auf den Weg und prüft nur mit einem kurzen Blick über die Schulter, ob Ricky Schritt hält. Draußen passiert sie das immer noch parkende Auto, mit dem sie gekommen war, und steuert eine nahes Diner an. Dort bleibt sie neben einem breitgebauten Weißen mit Bürstenschnitt und einfachem Ausdruck stehen: "Patrick, wir müssen eine Freundin einsamllen. Sie ist wahrscheinlich noch im Café Rick." Seine linke Brusttasche wölbt sich auffällig. Er brummt nur, es wäre offen, und so macht sie kehrt und setzt sich - Ricky den Beifahrerplatz anbietend - hinten hinein. Sie müssen nicht lange warten, bis er sein Whiskeyglas leer hat, rauskommt und sich vorne reinsetzt.

Ricky

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Kapitel I: Wen die Muse küsst
« Antwort #125 am: 19.12.2016, 23:11:33 »
Draußen ist es immer noch windig und regnerisch.
Deshalb hält Ricky tatsächlich mit Ayleen Schritt, wundert sich dann aber, als sie das Diner betritt.
Das Rick´s ist doch gar nicht so weit weg. Man könnte auch schnell zu Fuß hinrennen.
Als er dann sieht, wie sie mit ihrem Chauffeur redet, überwältigt ihn dann aber doch die Ungedult und Besorgnis.
Er zieht seinen Mantel enger um sich, verläßt mit  den Worten "Ich lauf schon mal vor." den Laden und rennt die paar Straßen zum Rick´s. Wenn Ayleen mit ihrem Wagen kommt, kann sie sie ja gerne zurückfahren.
Unterwegs muß Ricky kurz lächeln, als ihm die gutgemeinten Witze seiner Mitschüler einfallen, die immer wollen, daß er im Cafe etwas spendiert. Denn schließlich trägt es ja seinen Namen.
Aber die Sorge um Laura Ann läßt ihn dann schon wieder die Lippen fest aufeinanderpressen.
Dort angekommen, stürmt er einfach schon mal durch die Tür, denn das Wetter ist echt grausig.
Drinnen genießt er die Wärme. Und während er sich noch die Nässe abschüttelt, guckt er sich nach Laura Ann um.

Changeling

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Kapitel I: Wen die Muse küsst
« Antwort #126 am: 21.12.2016, 14:27:49 »
Auf diese Weise kommen die beiden Schüler kurz nacheinander bei dem Café an[1]. Auf dem Parkplatz davor stehen nur wenige Wagen – die Bürger des kleinen Gatsburg, die sich hier zu einem Bier oder auch einem handfesten Steak treffen, kommen die paar Schritte zumeist zu Fuß, und im Moment scheint das Café auch gut besucht. Die Vermutung liegt nahe, dass die meisten abendlichen Besucher ihr Essen auf einen Plausch mit den Nachbarn ausdehnen, um das Ende des Nieselregens im Warmen abzuwarten. Der Dienstwagen des Sheriffs ist der einzige PKW mit einheimischem Kennzeichen, der heraus sticht. Ein Lincoln Continental mit auswärtigem Zeichen deutet darauf hin, dass womöglich auch ein Geschäftsreisender hier Station gemacht hat, außerdem sind zwei Sattelzüge auf dem Platz abgestellt.

Als die Schüler das Café betreten, schallt ihnen sofort das halblaute Gemurmel diverser Unterhaltungen entgegen. Die – fast ausschließlich männlichen – Gäste lassen sich von ihrem Eintreten gar nicht stören. An einem der Tische im Hintergrund können sie Rick[2] stehen sehen, der sich gerade mit zwei Männern aus dem Ort unterhält. An einem Seitentisch hockt einsam und allein ein Mann in einem irgendwie schlecht sitzenden Anzug mit einem halbvollen Glas Bier vor sich, und zwischen den Tischen eilen zwei Mädchen aus dem Ort in den typischen rosa Kleidern mit Schürze und Häubchen hin und her, um zu bedienen. Von Laura Ann ist auf den ersten Blick nichts zu sehen.
 1. Eine Beschreibung der Örtlichkeit ist nun hier verfügbar
 2. Er hat jetzt hier seinen Eintrag

Ayleen Chepi Anitsiskwa

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Kapitel I: Wen die Muse küsst
« Antwort #127 am: 22.12.2016, 08:51:26 »
Ayleen war überrascht, das ihr Angebot, mitzufahren, ausgeschlagen wurde. Im Endeffekt gestand sie sich ein, dass sie nicht viel über Ricky wusste und nie großes Interesse an ihm gehabt hat, also verbuchte sie es unter unbedeutende Information und ließ ihn laufen.

Wesentlich wärmer und trockener als der Junge erreicht das Mädchen den Laden. Sie hat ihn in ihrer Zeit hier ein-zweimal betreten und das nur in großer Gruppe, das Gerede über Besucher hier konnte sie sich nicht leisten am Internat. So nimmt sie, als sie sich Ricky anschließt, auch Patrick mit. Der bleibt nahe der Tür stehen und behält sie im Auge, während sie sich kurz umsieht und sollte sie sie nicht finden, steuert sie auf den Tresen und Rick zu. Ungeduldig wartet sie, bis sich eine Lücke im Gespräch ergibt, um nach Laura-Ann zu fragen. Bei ihrem Ruf dürfte sie Stammgast sein, nimmt Ayleen an.

Changeling

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Kapitel I: Wen die Muse küsst
« Antwort #128 am: 03.01.2017, 19:58:22 »
Eine der Bedienungen kommt Ayleen entgegen, scheint aber an deren zielbewusstem Gang zu erkennen, dass sie keine Bestellung aufgeben möchte, und schaut ihr nur neugierig nach, als sie sich Rick nähert. Auch der Blick des allein sitzenden Mannes folgt ihr kurz und wandert dann zu ihrem wartenden Begleiter, wie Ricky auffällt. Die übrigen Besucher nehmen nicht allzu viel Notiz von ihr, nur der eine oder andere verzieht ein wenig das Gesicht ob einer Nichtweißen im Café. Da jedoch allgemein bekannt ist, wie sehr Rick Streit in seinem Laden hasst und wie übel es enden kann, wenn er einen seiner Ausraster hat, bleiben gehässige Kommentare aus.

Als das Mädchen bei dem Cafébesitzer angekommen ist, richtet er sich auf und grinst sie an. Die beiden Männer, mit denen er gesprochen hat, schauen sie ein wenig verwundert an. "Na, was kann der weiße Mann für die junge Squaw tun, eh?" meint Rick, und in seinen Augen funkelt es so eigenartig, dass es wirklich schwer zu entscheiden ist, ob er sein Witzchen abwertend gemeint hat oder nicht. Als sie allerdings ihr Anliegen vorträgt, scheint er für einen winzigen Moment ernst zu werden, bevor er wieder breit grinsend und lautstark erklärt: "Tja, da muss ich meine junge rote Schwester enttäuschen – die weiße Squaw war hier schon 'ne ganze Weile nicht mehr... Aber zum Trost spendier' ich dir 'nen kleinen Schluck – kein Feuerwasser, versprochen!" Worauf er sich vom Tisch abstößt und mit dem Kinn in Richtung der Bar nickt, wo die zweite Bedienung gerade zwei Teller mit einem undefinierbaren dampfenden Inhalt gekonnt jongliert[1].
 1. Wurf auf Perception + Empathy gegen 8, für den entfernt stehenden Ricky gegen 9, um Ricks seltsames Verhalten besser einzuschätzen

Ayleen Chepi Anitsiskwa

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Kapitel I: Wen die Muse küsst
« Antwort #129 am: 05.01.2017, 17:56:16 »
Zunächst ist Ayleen einfach zufrieden, dass sie Ricks Aufmerksamkeit bekommt sowie eine Antwort, und reagiert nicht auf die schon so häufig gehörten Anspielungen. Doch je länger das Spiel und die Antwort andauert, desto schmaler werden ihr Mund und Augen. Weitere Muskeln bewegen sich nicht. Schließlich greift sie betont langsam in ihre Börse, zieht eine Dollarnote hervor und legt sie auf den Tresen, ohne den Blick abzuwenden. Mit kühler Stimme und betont akzentfreiem Englisch antwortet sie: "Vielen Dank für die Information." "Die gelogen war - wenn er nur nicht alles mitbekommen hätte, hätte er seine Bedienung fragen können." "Und danke, aber weder Hunger noch Durst plagen mich." "So was wie ihr schon eher." "Sollte sie doch noch heute kommen, teilt ihr doch bitte mit, dass ich nach ihr gefragt habe und sie mich auf dem Zimmer treffen kann." Mit einem leichten, künstlichen Lächeln wendet sie sich ab und marschiert schnurstracks Richtung Damentoiletten. Als ihr Blick beim Umdrehen auf Ricky fällt, verlangsamt sie kurz, um ihn, dann einer Kellnerin und schließlich der Herrentoilette bedeutungsvolle Blicke zuzuwerfen. Erst danach überprüft sie die Toiletten nach der Gesuchten oder ihren Spuren, um sich zum Schluss den Hintereingang vorzunehmen.
« Letzte Änderung: 05.01.2017, 17:57:53 von Ayleen Chepi Anitsiskwa »

Changeling

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« Antwort #130 am: 06.01.2017, 14:50:35 »
Rick scheint verwundert, dass Ayleen so kühl reagiert. Er hebt die Augenbrauen und setzt offenbar zu einer Erwiderung an. Doch dann meint er nur langsam: "Ok, Kleine, mach ich..." und lehnt sich mit einem Unterarm auf die Theke. Indem er sich über das Kinn reibt, schaut er ihr nach, wie sie in Richtung der Damentoilette verschwindet. Ricky kann sehen, dass der Veteran schmunzelt, als sie außer Sicht ist, und sich dann lässig in Richtung des Raums dreht. Der Mann in dem schlecht sitzenden Mantel sieht Ayleen ebenfalls nach. Er setzt sich etwas auf und nimmt einen Schluck aus der Tasse, die vor ihm steht. Als er sie wieder abstellt und sein Gesicht urplötzlich in Rickys Richtung dreht, schaut der Schüler in ein so durchschnittliches Gesicht mit derart ausdruckslosen Augen, dass ihm ein Wort spontan durch den Kopf geht: grau. Grau in grau...

Ayleen sieht beim Betreten der Toilette eine brünette Frau von vielleicht Ende Zwanzig in einem Freizeitkostüm im Matrosenlook, die sich gerade vor dem Spiegel den Lippenstift nachzieht. Sie schaut nur kurz zu dem Mädchen, verzieht ein wenig den Mund und widmet sich dann wieder ihrem Spiegelbild. Die Toiletten scheinen frei, bis auf eine einzige. Von dort ist jedoch zunächst kein Laut zu hören. Doch als sie näher tritt, nehmen ihre feinen Ohren[1] ganz deutlich ein leises, unterdrücktes Schluchzen wahr.
 1. 3 Erfolge, Wurf habe ich dem Spielfluss zuliebe für dich übernommen

Ricky

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« Antwort #131 am: 07.01.2017, 12:35:42 »
Ricky ist über die Worte des Dinerbesitzers nicht gerade erfreut.
Warum mußten die Menschen sich über andere stellen und diese auf Grund von Kultur oder Rasse herabwürdigen oder sich über diese Dinge lustig machen?
Er schüttlete kurz verstört den Kopf über solchen Unsinn.
Aber jetzt haben sie anderes zu tun, denn Ayleens Blicke sind ihm nicht entgangen.
Im Vorbeigehen richtet er sich an Rick. "Mach mir mal bitte ne Cola klar, alter Mann! Bin gleich wieder da!", grinst er ihn an, um dann weiter in Richtung Toiletten zu gehen.
Das ihm dabei der durchschnittliche Mann so auffällt, bringt Ricky zum Nachdenken. Könnte es sein, daß die Regierung oder andere Agenten schon auf sie aufmerksam geworden sind? Ist Laura Ann deshalb schon weg, weil diese Kerle sie erwischt haben und jetzt noch schauen wollen, mit wem sie Kontakt hat? Auf jeden Fall war das Ganze so bemerkenswert, daß er Ayleen vor dem Mann warnen würde.
Und wie steckte Rick da mit drin, der anscheinend ebenfalls ein Auge auf den Druchschnittstypen geworfen hat, als Ayleen Fragen stellte?
Ricky geht in die Herrentoilette und schaut sich kurz um. Ist er allein, so würde er an der Eingangstür stehen bleiben, um auf ein Zeichen Ayleens zu warten beziehungsweise durch einen Türspalt nach außen zu schauen.

Ayleen Chepi Anitsiskwa

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« Antwort #132 am: 07.01.2017, 13:04:38 »
Da sich Ricky dleich in Bewegung setzt, stiehlt sich ein schmales Lächeln auf Ayleens gesicht, als sie sich Richtung Toiletten wendet, so dass es ihm nicht eindeutig zuzuweisen ist. Dort angekommen ignoriert sie die anwesende Dame und sieht sich um. Als sie den versperrten Stall und das Schluchzen wahrnimmt, verdreht sie innerlich die Augen. "Das hilft - heulen und sich verstecken - wird vor allem deine Feinde von dir abhalten...Nein, es werden eher mehr.", denkt sie bitter aus eigener Erfahrung und der ihrer Familie. Mitgefühl und -leid sind für sie gefährliche Schwächen, die sie nur gezielt nach außen dringen lässt.

So nimmt sie die Nachbartoilette, schließt die Tür hinter sich aber versperrt sie nicht. Dann schwingt sie sich auf die Keramik, im Zweifel auch auf den Kasten und schiebt ihren Kopf durch die Lücke zwischen der Trennwand und der Decke, um freie Sicht auf das unglückliche Mädchen zu bekommen. Hat sie sie identifiziert, lässt sie leise ihre Stimme erklingen: "Laura, ich bin es, Ayleen. Hier oben. Was ist los? Lass dir helfen, bitte, lass mich rein - oder besser noch, komm mit raus, dann bringen wir dich in Sicherheit und du kannst erzählen, was los ist." Dabei versucht sie, so freundlich und bestimmt wie möglich zu klingen und ihr Zeit zu lassen, sich zu orientieren.

Changeling

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« Antwort #133 am: 07.01.2017, 14:57:31 »
Rick wirft dem Jungen einen kurzen Blick zu und nickt nachlässig. "Geht schon klar, Junge" meint er. Erst als Ricky an ihm vorüber läuft, fügt er deutlich leiser hinzu: "Du gehörst wohl zu der Kleinen da eben, was? ...dann sag ihr, sie soll vorsichtig sein und nicht mehr so laut über das andere Mädchen sprechen...", bevor er sich dem altmodischen Eisschrank zuwendet, in dem er seine kalten Getränke lagert – Rick weigert sich nämlich noch immer, auf einen der modernen Kühlschränke umzusteigen. "...und 'ne eiskalte Cola für den jungen Sonnyboy, kommt sofort" meint er lautstark und klimpert mit den Flaschen im Eisschrank herum.

Die Herrentoilette ist im Moment leer. Ihre Einrichtung ist einfach: ein Vorraum mit einem kleinen Spiegel an der Wand und zwei Waschbecken, neben denen sich Seifenstücke und Handtücher befinden. Drei kleine Türen führen zu den Toiletten, sind jedoch alle angelehnt und nicht verriegelt. Es ist, wenn man das etwas nachlässige Äußere des Cafés und seines Betreibers sowie den Ruf der Schmuddeligkeit bedenkt, den beide haben, erstaunlich sauber. Ein winziges, gekipptes Fensterchen lässt Frischluft in den Raum. Von draußen ist das leise Rauschen des Regens zu hören, der anscheinend wieder zugenommen hat.

Ayleen kann sehen, dass die Frau am Spiegel mit ihrem Lippenstift fertig geworden ist und sich noch einmal prüfend begutachtet, bevor sie ihre Nahtstrümpfe vorsichtig zurechtzupft, wohl um die teuren Nylonstücke nicht mit ihren langen Fingernägeln zu ruinieren, und dem Mädchen noch einen kurzen Blick zuwirft, bevor sie von lautem Klappern begleitet hinausstöckelt.

In der verriegelten Toilette sieht sie, mit Mühe über die hohe Trennwand linsend, tatsächlich Laura Ann hocken. Im Gegensatz zu ihren sonstigen Gewohnheiten trägt ihre Mitschülerin noch die Schuluniform, die sie sonst in ihrer Freizeit nach Möglichkeit zugunsten bunterer und meist auch gewagterer Outfits meidet. Als Ayleens Stimme über ihr erklingt, zuckt sie zusammen und starrt nach oben. Selten hat das Mädchen sie derart unsicher und verweint gesehen – die sonst so forsche und selbstsichere Laura Ann wirkt regelrecht verschreckt, ihre Augen sind weit aufgerissen.

Sie schnieft und schluchzt noch einige Male, bevor sie ganz verwirrt fragt: "Wie... wie kommst du hierher..?" Doch noch ehe Ayleen antworten kann, sprudelt es stoßweise aus ihr heraus: "Tiffy..! Tiffy ist... verschwunden! Einfach so..! Es war so schrecklich, ich... ich weiß gar nicht, wie es passiert ist! Und dann wollte ich Eddy bescheid sagen, aber er war nicht hier, und dann kam dieser komische Mann, und ich bekam Angst, und... und... Rick hat mit ihm gesprochen, und ich habe mich hier versteckt..." Dann birgt sie das Gesicht in den Händen und weint wieder. Gemessen an ihrem normalen Verhalten, muss sie völlig verstört sein.

Ayleen Chepi Anitsiskwa

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« Antwort #134 am: 08.01.2017, 18:30:27 »
Ayleen merkt, dass ihr kaum zugehört wird, aber was soll sie auch von Laura in diesem Zustand erwarten? Sie überlegt, wie sie sie möglichst unbemerkt heruasbekommt. Dann kommt ihr in den Sinn, dass der Hintereingang direkt neben den Toiletten liegt mit einem gemeinsamen Flur mit der Küche. Nur müsste Pätrick am besten den Wagen dorthin bringen, um sie im Zweifel unterstützen zu können, wenn der Mann noch da war und womöglich Freunde hatte. Laura allein lassen für mehr als ein paar Augenblicke hält sie für eine schlechte Idee. Sie kannte Verzweiflung und zu welchen Dummheiten man plötzlich neigt. Zähneknirschend sieht sie ein: Ohne Ricky geht es nicht.

"Laura, ich weiß, es ist unerklärlich und seltsam, doch hör mir zu: Ich bin noch da, Ricky auch und Eddy im Grunde ebenfalls. Es gibt jemanden - den Alten vom Kino - der mehr weiß. Wir können dich in Sicherheit bringen, aber erstmal musst du aus dieser Toilette raus." Sie spricht leise, langsam und eindsringlich und gibt ihr immer wieder Zeit, es zu verarbeiten und zumindest zu nicken. Dann setzt sie fort: "Ich werde nun hier runterklettern und dich auf der anderen Seite der Tür erwarten, es ist außer uns keiner hier, dann verlassen wir das hier gemeinsam." Ohne eine Bestätigung rührt sie sich nicht von der Stelle und versucht sie weiter zu überzeugen. Erst dann springt sie runter und läuft leise zur Tür, um sich vom Flur aus nach Ricky umzusehen. Als sie ihn entdeckt, zischt sie ihm zu: "Gefunden - ich will mit ihr hinten raus - prüf', ob die Luft rein und der Weg frei ist, dann sag' Patrick, er soll rumkommen."

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