Nachdem sie die Kämpfenden um sich einmal ausgeblendet hat, kann sich Lîf voll auf ihre Arbeit konzentrieren. Die Angst um ihr Leben ist zu einem abstrakten Ding geworden, das irgendwo in ihrem Hinterkopf steckt und ihr Herz jagen lässt, doch ihre Hände zittern nicht mehr. Haben ihre Gefährten Erfolg, ist sie sicher, ebenso wie ihr Patient. Werden sie überwältigt, dann reichen die Kräfte der rothaarigen Heilerin auch nicht aus, einen gegnerischen Krieger oder gar mehrere abzuwehren. Jeder tut an seiner Front die ihm auferlegte Pflicht, und sie kämpft um das Leben des fremdländischen Faustkämpfers. Als er sich leise regt und zu stöhnen beginnt, runzelt sie die Stirn und beeilt sich, seine Wunden zu notdürftig versorgen, damit sie nicht durch zu heftige Bewegungen wieder zu bluten beginnen.
Dann fährt er urplötzlich hoch und starrt sie an wie eine Erscheinung. Die junge Frau kennt die Reaktionen von Menschen, die dem Tode knapp entronnen sind und denen der Blutverlust den Geist verwirrt. Wirklich, er scheint ihr auffällig blass – Abdo muss sehr viel Blut verloren haben. "Still... du bist in Sicherheit. Beruhige dich... ich versorge deine Wunden, aber du musst dich schonen" versucht sie ihn in einem freundlichen Ton zu besänftigen, in einem leisen Singsang, wie man ihn auch bei kleinen Kindern oder nervösen Tieren anwenden würde. Dabei lächelt sie ihm zu und nickt beruhigend. "Die Große Mutter hat Ihre Hand über dich gehalten" versichert sie dem dunkelhäutigen Mann.
Das Geschrei und das Waffenklirren hinter ihr ebben kurz darauf ab, und ein kurzer Blick überzeugt sie davon, dass ihre Seite gesiegt hat – der Herrin sei Dank! "Talahan..!" entfährt es ihr allerdings beim Anblick des Gotteskriegers, der völlig wirr und noch zudem schwer verwundet aussieht. Lediglich Aeryn macht den Eindruck, als habe sie die Heilerin nicht nötig, weshalb sie nicht weiter auf die spitzohrige kleine Frau achtet, ebenso wenig auf den Mann, mit dem sie spricht. Bis sie sich Abdo wieder zuwendet, ist er erneut in Ohnmacht gefallen. Grimmig nickt Lîf. Besser so, als dass sie versuchen müsste, die Kräfte dieses Muskelmanns zu bändigen, damit er sich nicht selbst schadet.
Über Abdo gebeugt nimmt sie schließlich wahr, wie der Fremde sie anspricht und um Hilfe bittet – auch wenn die "Bitte" ihr nicht gerade übermäßig höflich klingt. Dennoch sieht sie auf und meint: "Ich werde nach Eurem Gefährten schauen, sowie ich die schlimmsten Wunden dieses Mannes hier versorgt habe." Da sie das unterschwellige Gefühl hat, dass er sie als eine Art Anhängsel oder Dienerin Talahans betrachtet, reckt sie ihr Kinn stolz und verkündet mit erhobener Stimme: "Was, wie auch die Versorgung der anderen Verwundeten, schneller gelänge, wenn ihr alle mir zur Hand gingt. Es eilt – ich weiß nicht, wer von ihnen in Lebensgefahr schwebt!" Die drudkvinde sieht zwar ein, dass es die anderen drängt, sich auszutauschen, doch solange einigen der Männer der Lebenssaft zusehends aus den offenen Wunden rinnt, hat für eine Heilerin alles hinter ihrer Rettung zurückzustehen.