Alle nickten und so ritten sie weiter. Ein Stück entfernt sahen sie Felder, die von einfachen Holzzäunen abgegrenzt wurden, obwohl sie mitten in der Ebene lagen. Dort arbeiteten Leute und einige standen an den Zäunen und schauten zu den Reitern herüber.
Bald erreichten sie die ersten Behausungen, auch wenn die meisten diesen Ausdruck nicht verdienten. Es waren mehr Unterstände, gebaut aus Holz, mehr schlecht als recht abgedeckt durch Äste oder Strohmatten. Vor diesen Behausungen gab es ebenfalls kleine Flecken Erde, auf denen das Gras ausgerissen worden war und kleine Pflanzen wuchsen. Einige dieser Flächen standen durch den starken Regen der letzten Tage unter Wasser. Etwas abseits auf der linken Seite war ein Bereich zu erkennen, der wie ein wenig gepflegter Friedhof aussah, mit Hügeln, die dicht gedrängt neben einander aufgehäuft waren, jeweils mit einem kleinen Symbol oder Stein versehen. Auch hier waren einige frische Löcher zu erkennen, die bis an den Rand mit Wasser gefüllt waren.
Aber die Gruppe verweilte nicht und ritt weiter auf das Dorf zu. Das eigentliche Dorf war von einer Steinmauer umgeben. An dieser Mauer waren einfache Hütten gebaut worden, zunächst waren es noch stabile Gebäude aus Holz gewesen. Dieser erste Ring war gut zehn Meter breit und entlang der gesamten Mauer entstanden, soweit diese zu sehen war. Eine Art Pfad trennte diese stabilen Hütten von einem weiteren Ring aus halbhohen, aber immernoch einigermaßen stabil gebauten Unterständen, der ebenfalls gut zehn Meter breit war. Ein dritte Ring war direkt an die letzte Reihe des zweiten Rings gebaut worden und diese Unterstände, denn mehr waren es nicht, sahen so instabil aus, dass ein heftiger Sturm sie möglicherweise alle zusammenbrechen lassen würde. Eine Struktur war in dritten Ring nicht mehr zu erkennen, Stabilität erhielten diese Gebilde scheinbar nur dadurch , dass sie direkt aneinander gebaut worden waren und von den äußeren Gebäuden des zweiten Rings gestützt wurden. Pfade führten zu den verschiedenen Unterständen, aber einige schienen gar nicht erreichbar zu sein, ohne durch den Unterstand eines anderen zu kriechen. So etwas hatte noch keiner der Abenteurer gesehen, in keiner Stadt, egal wie arm die Bewohner dort auch gewesen sein mochten. Sie konnte nicht schätzen, wie viele Menschen hier Platz fanden, aber es mussten hunderte sein. Viele Unterstände warnen leer, aber in vielen konnten sie auch Kinder oder alte Menschen erkennen, die dort saßen oder lagen. Die meisten Menschen waren ärmlich gekleidet und lagen auf dreckigen Matten auf dem matschigen Boden. Zwischen den Hütten konnten die Abenteurer immer wieder Frauen sehen, die besser gekleidet waren und Körben oder Milchkrügen trugen und offensichtlich einige der Leute versorgten. Auch einen Mann in einem ehemals hellen Umhang konnten sie sehen, der aber mit Matsch und Blut verspritzt war, wohl ein Heiler.
Eichenhain, also das ursprüngliche Dorf hinter der Mauer, konnte durch ein breites Tor betreten werden. Ein breiter ein Pfad führt zum Tor und dieser Bereich war der einzige nicht bebaute Bereich entlang der Mauer. Das Tor war geschlossen und vier stämmige Männer standen davor Wache. Eine Handvoll Leute standen wild gestikulierend und sprechend vor den Wachen, die sie aber nicht einließen. Als die Gruppe auf das Tor Zutritt verscheuchten die Männer die Leute und blieben vor dem Tor stehen. Sie waren freundlich, aber bestimmt, fragten die Gruppe nach dem Grund ihres Besuchs und verlangten ein Goldstück oder Nahrungsmittel in diesem Wert als Preis für das Betreten des Dorfs. Sie handelten nicht und schließlich bezahlten sie alle und wurden eingelassen. Falls sie erwartet hatten im Innern nicht auf ärmliche Menschen zu treffen hatten sie sich getäuscht. Die Gebäude hier standen schon seit vielen Jahrzehnten, waren überwiegend aus Stein gebaut und in einem guten zustand. Allerdings waren auch hier die Spuren der vielen Menschen zu sehen, die in der jüngeren Vergangenheit hierher gekommen zu sein schienen. Auch im Inneren der Mauer waren Unterstände und Hütten in allen möglichen und unmöglichen Ecken errichtet worden, einige hatten sogar überdachte Plattformen in einigen Metern Höhe an der Mauer errichtet. Dennoch war innen sehr viel ordentlicher und weniger schmutzig als draußen.
Eine Wache nahm sie im Innern direkt in Empfang und schickte sie ohne viel Gerede zur einzigen Taverne im Dorf, dem Waldkauz. Dann machte er sich sofort Auf den Weg, um dem Dorfvorsteher ihre Ankunft zu melden. Bei ihm müssten sie noch am selben Tag vorstellig werden, so wurde es ihnen gesagt.
Auf dem Weg in die Taverne fiel den Abenteurern schnell auf, dass sie von den wenigen Dorfbewohnern, die ihnen begegneten und die allesamt wie Mägde gekleidet waren, gemustert wurden. Der eine oder andere hatte auch das Gefühl, aus dem Verborgenen beobachtet zu werden, aber immer wenn eine vermeintlich Bewegung ausgemacht hatten und dort hin blickten, war niemand zu sehen. Im Waldkauz fanden sie schnell ihre Zimmer und bald darauf kam der Wachmann wieder, um sie zum Dorfvorsteher zu bringen.
Almaran war ein Mann im besten Alter. Er empfing die Abenteurer in einem kleinen Raum ohne Prunk, der vollgestopft war mit Schiefertafeln, Schrifttüchern und allerlei anderem Krimskrams. Es gab eine Bank, auf die sich die Gruppe mehr schlecht als Recht quetschen konnte, Almaran selbst musste stehen, weil auf seinem Stuhl eine Holzkiste stand, die er wohl nicht weg stellen konnte.
"Ja, Gäste bei uns. Was will der Herr des Landes heute wieder von mir?"