Schon seit Tagen drehten sich die Gedanken der Edeldame im Kreis. Sie suchte einen Ausweg aus ihrer Situation, aber so wirklich kam ihr nichts in den Sinn. Sie war mit den drei jüngeren Kindern und dem Allernötigsten hierhergeflohen, um, sollte sich das Kriegsglück wenden, nicht in der Stadt eingeschlossen zu werden. Hier lebte ihr Onkel auf seinem Grund und hieß sie willkommen, da der Rest seiner Familie fort war. Und bis vor kurzem waren auch einige Samurai hier stationiert gewesen, wenn auch ein kleines Kontingent. Doch als sich das Kriegsglück wendete, sprach sich der Verlust ihres Herren herum und einer nach dem anderen ist gegangen. "Was nun?", grübelt sie. Alleine hätte sie sich vielleicht auf die Suche nach ihrem Mann gemacht, auch wenn sie sich eingestehen muss, dass ihre Ausbildung wenig Zeit für die einfachen Fertigkeiten zum Überleben gelassen hatte. Aber mit den Kindern war diese Option ausgeschlossen. Das gleiche galt für ein Versteck im Wald oder den Weg zurück in die Stadt. Zu allem Überfluss hatten einige Flüchtlingskinder von einem in der Nähe liegenden Hof schreckliche Nachrichten gebracht - Eine Räuberbande trieb ihr Unwesen, angeführt von einem, der sich wie ein Dämon gebärdete. Sie konnte sich ausmalen, wohin diese sich bei Ankunft im Dorf wenden würden und was ihr blühte, sollten sie sie finden.
Ihren Kindern gegenüber bewahrt sie Ruhe und unterrichtet sie, was sie für einige Zeit von den Sorgen ablenkt. Zu MIttag schickt sie sie wie immer zu Bett. Ihre älteste anwesende Tochter hilft ihr und sie muss befürchten, dass diese etwas ahnt. Nun alleine kehren ihre Gedanken zu ihrer Lage zurück, deren Auswegslosigkeit sie zu lähmen beginnt. Sie beginnt, sich mit ihrer Koto, abzulenken, auch wenn die entlockten, zarten Töne ihrer melancholischen Stimmung entsprechen. Sie schreckt auf, als sie hastige Schritte auf Sockfüßen und hektisches Geraschel eines Kimonos hinter der Papiertür zu ihrer rechten wahrnimmt. Sollten sie schon gesehen worden sein?
Dann wird es ruhig, die Bedienstete hatte offensichtlich den saikeirei eingenommen. Die Dame wartet auf das Klopfen auf den Rahmen, doch scheint das Mädchen erst einmal zu Atem kommen zu müssen. In ihrer Ungeduld ist die Herrin versucht, einfach die Tür zu öffnen und Erklärung zu verlangen, doch kann sie sich gegen diesen Bruch der Etiquette wehren. Endlich ertönt das erwartete Klopfen und sie bestätigt. Die Tür wird aufgeschoben und das Mädchen wartet, bis sie angesprochen wird. "Was gibt es, Mai?", erkundigt sich die Ältere, ohne den Blick zu wenden und sich zwingend, sacht und ruhig zu sprechen. "Herrin!" - Mais Stimme ist gegen den Boden gedämpft - "Verzeiht die Störung, aber....ich bitte euch...Kimiko-sama, ihr müsst - nein, ach!" Ein verzweifelter Schuchzer lässt Kimikos Herz zusammenfahren, aber sie bleibt stoisch und wartet, bis sich die Kleine beruhigt hat. Wegen der mangelnden Ausbildung sah sie immer über die Unzulänglichkeiten des Personals hinweg und hätte sie in dieser Situation normalerweise ermuntert, doch kämpft sie selbst gerade um Haltung. Schließlich bringt Mai ihre Bitte vollständig zustande: "Einer der Samurai ist zurückgekehrt, der junge! Ich habe ihn eben auf der Dorfstraße gesehen! Herrin, bitte! Bringt sie dazu, zu bleiben! Wir brauchen ihren Schutz!" Die letzten Worte gehen in ein Wimmern über, das Zittern der Armen ist nicht zu übersehen.
Kimikos Gedanken rasen. Sie besitzt noch ein wenig von Wert, aber sie kannte den Ehrbegriff und die Pflichten der Kriegerkaste - sie brauchten einen Herren und der war sie nicht. Und junge nahmen es umso genauer. Trotzdem, er ist zurückgekehrt, warum auch immer. Ob die anderen auch kommen würden? Sie braucht mehr Informationen, stellt sie fest. Sie zerbrach sich den Kopf, wie sie das anstellen soll, ohne ihn zu verschrecken oder ihren Ruf zu gefährden. Schlussendlich seufzt sie fast lautlos, denn ihr ist klar, dass ihr Ruf ein unrealistisches Luxusproblem werden würde. So wendet sie sich an Mia: "Sagt dem Badehaus, es möge ihnm Gastfreundschaft anbieten. Sollte es bei diesem Unterfangen Unterstützung brauchen, kann es sich an dieses Haus wenden. Geht, ich bereite mich vor." "Jawohl, Kimiko-sama, vielen Dank!", antwortet das einfache Mädchen enthusiastisch. Die Dame hatte sich überlegt, dass eine Einladung in das haus ihres Onkels zu wenig Neutralität bewies, und die Nähe zu ihren Kindern manche Angelegenheit erschweren würde. So tritt sie hinüber zu ihrer Kleidung, ihrem Schmuck und der Schminke, um ein angemessenes Kunstwerk zu erschaffen. Sie kennt keinen der Samurai persönlich, sie hatte sich von ihnen stets fern gehalten.
Tsuyoshi ist schon eine Weile im Dorf, als ein Junge zu ihm läuft. Er hilft immer wieder im Badehaus aus und beginnt gleich außer Atem: "Samurai-sama! Nach eurem Weg ist ein Mahl und ein warmes Bad nur Recht - lasst euch von meiner Madame einladen, auch wenn unser Haus nur ein bescheidenes ist!" Er verbeugt sich und wartet artig auf die Antwort.