Irgendwann am Abend gingen die Waisen ihrer Wege, nachdem Maldrek versprochen hatte sich noch einmal umzuhören, was es so spannendes zu erleben gab für ihn und seine Geschwister. Am nächsten Morgen wollten sie sich vor dem großen Gasthaus wiedertreffen, um zu sehen, was die Erkundigungen des Tieflings erbracht hatten. Dabei handelte es sich um einen großen Bau im Herzen der Stadt, in dem auch einer ihrer Brüder – Baldr Bengrisson – Arbeit gefunden hatte. Hier war immer Betrieb, da es die größte Unterkunft für Reisende in der ganzen Stadt war und noch dazu nirgends so einfach und schnell an Essen und Trinken zu kommen war. Auch früh am Morgen war hier schon Betrieb, weil viele Reisende nun aufbrachen und manch einer, der nur noch einen kurzen Weg vor sich gehabt hatte, bereits sein Gepäck abstellte, um dann seinen Geschäften in der Stadt nachzugehen.
Hier also fanden sich die Waisen wieder zusammen und Maldrek konnte ihnen berichten, was er am Abend noch hatte in Erfahrung bringen können. Zunächst einmal suchten der Protektor und die Mintarner Söldner immer nach helfenden Händen, wenn es darum ging die Ordnung zu bewahren, und auch die Diener des Tyr waren immer froh, wenn auch andere tun wollten, was dem Herrn der Gerechtigkeit gefiel. Aber da den Waisen nicht so recht der Sinn nach offizieller Arbeit stand, hatte der Tiefling seine Ohren besonders für Gerüchte gespitzt.
Es hatte den Anschein, dass eine Reihe von Karawanen aus Tiefwasser in den letzten Zehntagen verschwunden war. Sie waren wohl noch von Leilon im Süden aufgebrochen, das drei Tagesreisen entfernt lag, aber dann trotzdem nicht an ihrem Ziel in Niewinter eingetroffen. Aber nicht nur Karawanen, sondern auch Bewohner Niewinters wurden vermisst. Man hörte davon, dass Leute, die am Nordufer der Stadt in der Nähe des Blausees unterwegs waren, immer wieder nicht von ihren Wegen zurückkehrten, sondern verschollen blieben. Die Mintarner Söldner kümmerten sich nicht darum, da sie nicht genug Kräfte hatten um das Nordufer zu bewachen. Zu guter Letzt hörte man an jeder Ecke von einem neuen Rauschkraut, das besonders intensiv wirken sollte. Aber als Maldrek danach gefragt hatte, hatte man ihm gesagt, dass einige der „Nutzer“ dieses Krautes bereits in der Halle der Gerechtigkeit lagen, weil sie nur noch wirres Zeug vor sich hinmurmelten. Mehr hatte Maldrek in so kurzer Zeit nicht in Erfahrung bringen können, aber wenn man etwas Besonderes wissen wollte, dann kannte er die beste Adresse dafür: Charloganna, ein Tiefling so wie er. Die junge Dame sammelte allerlei an Informationen und hatte wohl den Traum eine Tageszeitung in Niewinter zu erschaffen, wie sie es im Süden in Tiefwasser gab. Und auch wenn sie noch sehr weit weg von diesem Ziel war, so wusste doch niemand so gut wie sie, was alles gerade in der Stadt vor sich ging. Um diese Zeit würde man entweder sie selbst oder einen ihrer Mitarbeiter gewiss auf dem Marktplatz unweit des Großen Gasthauses finden.