Die Tieflingsdame antwortete schnell ohne viel nachzudenken: "Nunja, Niewinter schläft nicht, wie man so schön sagt. Tatsächlich geht hier immer irgendetwas vor und wenn man die Menschen auf dem Laufenden halten will, muss man selbst immer auf dem Laufenden bleiben. Also viel Zeit für lange Getränke und Gespräche habe ich nicht. Aber ein paar Augenblicke werde ich schon erübrigen können." Sie zückte eine Art Buch und einen metallenen Griffel und sagte dazu: "Unter der Bedingung, dass ich alles zitieren darf, was ihr so sagt und fragt."
Doch bevor Maldrek irgendwie antworten konnte, setzte sich Charloganna schon in Bewegung, während ihr Schwanz nervös hin und her zuckte: "Heute ist ein Händler aus dem Osten eingetroffen, der ein merkwürdiges Kraut verkauft, das man in heißem Wasser kochen und dann trinken soll. Das muss ich mir so oder so ansehen, um es bewerten zu können. Gehen wir doch dort hin." Gewand schlängelte die Tieflingsdame sich durch die Leute auf dem Marktplatz und wich dabei all jenen aus, die gerade nicht darauf achteten, wohin sie ihre Füße setzten, weil sie zu beschäftigt waren mit ihren Geschäften. Von links rannten zwei kleine Kinder vorbei, von denen das zweite lautstark "FÜR TÜR!" rief, sodass Charloganna einen Augenblick stehen blieb, damit die zwei Kinder nicht in sie hinein liefen. Das gab den Waisen die Chance zu ihr aufzuschließen und wenig später war das Ziel auch schon erreicht.
Bei dem Ziel der Tieflingsdame handelte es sich um einen zeltartigen Stand, dessen Farbe außerordentlich ungewöhnlich für die hiesigen Breiten war. Die Zeltbahnen waren hellbraun und mit merkwürdigen roten Mustern versehen, die sich um die Ränder wunden. Auch der Mann mittleren Alters, der zwischen zazhlreichen Schalen in diesem Zeltladen saß, mutete für die Waisen fremdartig an. Schon, dass er in einer merkwürdigen Art auf einem Hocker kniete, machte ihn außergewöhnlich aber seine Kleidung war ebenso fremd. Er trug eine merkwürdige Art Sandalen und dazu ein weites jadegrünes Gewand. Seine Haut hatte einen merklichen Gelbton und seine Haare waren in einem Zopf zurückgebunden. Doch der vorderste Teil seines Kopfes war vollständig kahl geschoren. Selbst seine Aussprache war den Waisen fremd. Man konnte ihn verstehen, doch nur mit großer Mühe: "Ah, werte Dame, ihr seht aus als wüsstet ihr den feinen Tee zu schätzen, den ich zu bieten habe. Die feinsten Sorten Kara-Turs." Die Tieflingsdame verhandelte eine kurze Weile mit dem Fremden und schlug schließlich für wenige Silbermünzen und mit dem Argument, dass sie bessere Werbung für die Waren des Mannes machen würde als jeder andere einen kleinen Krug des Getränkes heraus, das dampfte und einen würzig Geruch verbreitete. Es war gerade genug, dass Charloganna, Maldrek und seine Geschwister alle einen kleinen Schluck würden nehmen können.
Die Tieflingsdame machte den Anfang, legte dann den Kopf schief und kritzelte irgendetwas in ihr hölzernes Büchlein, das scheinbar nur vier Seiten hatte. Anschließend reichte sie das Getränk an Maldrek weiter: "Vorsicht, es ist ziemlich heiß. Sind deine Freunde und du wegen des Begräbnisritus von Orbus Proteg hier versammelt?"