Resigniert stahlen sich die fünf Waisen zurück in das Treppenhaus und hinab in den Keller. Sie hatten wohl Glück, denn das Ablenkungsmännover, das sie zuvor gestartet hatten, hatte die Wachen des Protektors in andere Richtungen geschickt und niemand bemerkte sie auf ihrem Weg hinab in den Keller und zurück in den Tunnel. Über kurz oder lang würde ihre Anwesenheit hier wohl auffallen, dafür hatten Melandros lange Finger ohne Zweifel gesorgt, aber sie selbst waren glimpflich davon gekommen.
Sie wanderten also zurück durch die Kanalisation und gelangten so zurück zum Südhafen, von wo aus sie nun die Feuersbrunst am Nordufer nicht mehr übersehen konnten. Leise gellten Schreie hinüber und dem von den Nebel gedämpften Licht zu Folge, musste ein beachtlicher Teil des Uferviertels in Flammen stehen. Der Hafen selbst sollte von der Mauerruine geschützt werden, aber wer wusste das schon genau. Dort drüben würde absolutes Chaos herrschen.
Und hinzu kam der noch immer über der Stadt liegende dunkle Nebel, der sich nicht auflösen wollte. Eigentlich sollte es langsam heller werden, aber der Rauch des Feuers sorgte zusammen mit den Nebelschwaden dafür, dass das Licht des Tages sich nicht so recht durchsetzen konnte. Die Waisen spürten jetzt im Augenblick der Entspannung mehr und mehr ihre Müdigkeit. Wieder eine Nacht ohne Schlaf und die Gefahren für die Stadt waren offenbar nicht kleiner geworden, sie selbst aber keinen Schritt weiter.
[1]Da sie nicht wussten, wie sie sonst irgendetwas erreichen sollten und die Müdigkeit mehr und mehr an ihnen zerrte, begaben sich die Waisen zurück zum Waisenhaus. Es erschien ihnen in diesen unsicheren Zeiten klug sich nicht zu trennen, sondern zusammen zu bleiben. An den drei Brücken, die sie passierten, hatte sich eine kleine Menschenmenge versammelt, aber die Söldner aus Mintarn blockierten den Weg hinein in die Enklav. So hatte es der Protektor befohlen und es sah nicht so aus, als würde jemand über die Brücke ans Südufer gelassen. Ein Bär von einem Mann hatte hier das Kommando und ein schwerer Kreigshammer ruhte auf seiner Schulter, als wäre er nicht schwerer als eine Mistgabel. Die Menge, die sich hier versammelt hatte, war verzweifelt, einige weinten, andere waren völlig erschöpft und saßen auf dem Boden, wieder andere diskutierten mit dem Ritter von Niewienter. Noch war es vergleichsweise ruhig, aber das konnte sich jederzeit ändern. Die ganze Szenerie war in den dunklen Nebel getaucht, der jetzt auch über die Brücken waberte und die Enklave beinahe so fest im Griff hatte, wie das Nordufer.