Chadra lässt sich etwas enttäuscht zurückfallen, als Mijirah ihr Angebot nennt und die Verhandlung eröffnet. Sie nimmt einen großen Schluck ihres Tees und der Blick schweift einen Moment in die Ferne. Es dauert fast eine gefühlte Ewigkeit, ehe sie die Tasse leise wieder abstellt und sich nach Vorne lehnt, um das Gespräch wieder aufzunehmen.
„Sie bringen mich leider in eine Bredouille. Ich hatte gehofft meine Anzahlung würde Sie von meinen Absichten überzeugen. Denn besser ein Goldstück als tausend Ungewisse. Aber manche Gepflogenheiten ändern sich wohl nie im Dritten Horizont und ich kann es Ihnen nicht verübeln. Aber dennoch gibt es ein Problem. Mehr Birr besitze ich nicht und ob diejenige, welche die Lieferung so dringend brauchen, mehr besitzen weiß ich nicht. Das müsst ihr Zweifelsfall mit Ihnen verhandeln, auch wenn sie möglicherweise übellauniger sind. Angesichts Ihrer Umstände solltet Ihr dies ihnen nicht krumm nehmen, ich bitte darum.“
Erklärt Chadra sich und seufzt.
„Aber ich sehe den Grund ihrer Worte. Ich kann nicht mit Birr dienen, aber vielleicht mit etwas anderem. Ich könnte mit unserem gemeinsamen Freund Abdul reden und Ihnen bei Ihren Problemen helfen oder möglicherweise neue Kontakte für Sie knüpfen. Wäre eins dieser beiden Vorschläge genehm für Sie? Was die Informationen angeht, was genau wollen Sie wissen, ich kann nicht alles teilen, aber vielleicht etwas.“
Verhandelt Chadra, um die Bezahlung zögerlich, auch wenn sie für einen Kompromiss bereit scheint.
Amira und Djamila lassen sich den Fleischspieß trotz eines missbilligenden Blickes der anderen Straßenhändlerin schmecken, während der dickliche Mann die Birr entgegen nimmt und fast schon triumphierend grinst. Erst danach machen sie sich auf dem Weg zum Ursprung des Tumultes. Es sieht aus, als hätte jemand einen kleinen Stand zerlegt. Überall liegen geborstene Früchte, gesplittertes Holz und die Plane hat sich fast schon beschämt über das Chaos gelegt. Sie müssen nicht lange Ausschau halten, um den armen Besitzer zu entdecken. Er versucht verzweifelt in dem Chaos noch etwas verwertbares zu finden. Der etwas ältere Mann mit einem roten, spitzen Hut, einem gräulichen Ziegenbart und einer gelben Djellaba, wirkt jämmerlich. Das Kleidungsstück ist mit Farbspritzern und Staub übersät, während sein Gesicht eine Schwellung über dem linken Auge aufweist. Er ist etwas überrascht, als Djamila ihn anspricht.
„Was? Nichts. Nur ein Missverständnis mit einigen Askari
[1]. Aber es ist vorbei.“
Erklärt er und schüttelt erneut den Kopf.
„Alles dahin.“
Jammert der Händler.
Tariq versucht Ausschau zu halten nach möglichen Beobachtern, während Amir weiterhin seiner Passion nachgeht. Aber im Moment scheinen die meisten das Duo zu ignorieren und der Ärger lässt hoffentlich noch auf sich warten. Amir hingegen versucht herauszufinden, wer das Ganze angelegt hat oder wohin die Daten gehen. Schnell kann er feststellen, dass überall falsche Daten hinterlegt sind, die ins Nichts führen oder zu völlig unsinnigen Orten, wie ihr eigener Landeplatz, ein kleiner Fischstand, mehrere Bars und das Hauptquartier der örtlichen Sicherheitskräfte. Doch als findiger Junge hat er schnell eine andere Idee und programmiert seinen Computer darauf einfach das nächste Datenpaket abzuwarten und dessen Spur live zu verfolgen. In der Wartezeit beginnt er mit dem Herunterladen einige Videoaufzeichnungen, auch wenn es in der alten Maschine quälend langsam geht und er unsicher ist, wie viel er wirklich raus bekommen wird. Immerhin dauert es tatsächlich nicht lange, da anscheinend regelmäßig die aufgenommenen Daten versandt werden, und so bekommt Amir seine Chance. Sofort führt der Computer die Befehle aus und Amir bekommt seine Lokalisation. Anscheinend ist der eigentliche Endort, der über verschiedene Knotenpunkte geschickt wird, ein Rechner im dritten Stock eines Gebäudes. Eine kurze Suche mit den Karten ergibt das Hauptverwaltungsgebäude der Stadt, im dritten Stock befindet sich das Amt für intergalaktische Beziehungen und Handel. Irgendwer dort hat das Ganze wohl angelegt.