Tariq nimmt wieder die Leiter und hat es ein Deck tiefer dann nicht mehr weit zu den Crew-Unterkünften. Er betritt seine Kabine und schließt die Tür hinter sich. Auf den ersten Blick wirkt alles sehr steril, was aber normal und unumgänglich ist, denn offen herumliegende Gegenstände würden bei Start und Landung nur wild herumfliegen.
Mit einem missmutigen Seufzen hockt sich Tariq auf seine Koje und beginnt damit, sich zu entkleiden. Die Straßenklamotten packt er in den dafür vorgesehenen Schrank und legt stattdessen seinen Arbeitsoverall an. Es ist ein alter, durch unzählige Wäschen ausgebleichter, jedoch bequem sitzender Einteiler in blau und grau, mit vielen Taschen, der in den Jahren fast zu Tariqs zweiter Haut geworden ist. Fertig angezogen setzt sich der Techniker wieder auf die Koje und öffnet eine Art Nachtkommode in Griffreichweite, die einige wertlose Privatgegenstände von ihm enthält. Er holt eine eingerahmte Fotografie hervor und starrt sie eine Weile in stillem Gedenken an. Ein Bild, das er vor vielen Jahren selbst geknipst hat. Es zeigt seine Frau und seine Tochter. Ein Erinnerungsstück aus der Zeit vor seinem Unfall. Aus besseren Tagen - die vielleicht glücklichsten, die er jemals in seinem Leben hatte und erleben wird.
"Wo seid ihr?", schießt es ihm durch den Kopf, als er mit dem Daumen über das Glas streicht. "Wie klein du damals warst. Ich konnte dich in nur einer Hand halten..." Tariq lächelt matt, als er kurz in alte Erinnerungen abdriftet. Als er und seine Frau sich morgens küssten, wenn er das bescheidene Heim verließ und sich erneut küssten, wenn er abends von der Arbeit kam. Eine Zeit bevor alles anders wurde. Bevor sie sich anschrien und seine Tochter deshalb weinte. Bevor sie mit ihr fortging, ohne ein Wort des Abschieds, und nie mehr wiederkehrte...
"Ich bete zu allen Ikonen, dass es euch gut geht. Dass ihr glücklich seid...
Farrah... Niesha... Mein kleines Mädchen... Inzwischen bist du eine junge Frau, beinahe erwachsen. Und ich war nicht da... Es tut mir Leid."
Behutsam legt er das Bild zurück, verstaut es sicher und schließt die Schublade. Dann kniet er sich auf den Boden und betet - für sich, für die Crew - besonders aber für Frau und Tochter. Als er nach einer Weile fertig ist, steht er auf, verlässt die Kabine und macht sich auf den Weg zum Workshop, um den Kopf frei zu bekommen...