Ponzio zog also einen Beutel heraus und zählte einige Goldstücke ab. Da er nicht sicher war, wie viel Geld sie erwarteten, zählte er langsam und beobachtete sein Gegenüber. Am Ende waren es sieben Goldstücke, die in Lenias Hand landeten und von dort in einen Beutel wanderten. Daraufhin gingen alle zu der Gestalt. Sie saß auf einem Schemel und als sie aufblickte waren alle etwas verwundert, denn es blickten sie die Augen einer jungen Frau an, kaum 18 Jahre alt. Lenia gab ihr den Beutel, der sofort in ihrer Schürze verschwand. Sie lächelte dankbar. „Na komm, erzähl ihnen deine Geschichte.“
Tilly begann also von den Ereignissen rund um das Feuer zu sprechen. Sie schlief wie immer in ihrer Kammer, als sie durch seltsame Geräusche geweckt wurde. Es war mitten in der Nacht und zuerst dachte sie, der Herr könne nicht schlafen und sei im Haus unterwegs. Aber es war deutlich zu hören, dass es mehrere Leute waren, also wollte sie nachsehen.
"Meine Kammer war unten, neben den hinteren Lagerräumen. Aber dort war niemand. Durch eine offene Türe konnte ich aber leise Stimmen hören und war neugierig. Dort waren Männer und sie gossen Lampenöl in den Kamin und auf die Matte davor. Ich bin wohl n die Tür gestoßen, jedenfalls haben sie mich gehört und mir einen Sack über den Kopf gezogen. Und dann weiß ich nichts mehr. Ich bin mit einer ziemlichen Beule am Kopf in einem Verschlag aufgewacht. Warum sie mich nicht erschlagen haben, weiß ich nicht, aber sie haben es nicht getan. Und außerdem hatten sie mich schlecht gefesselt. Da war ein Katzenloch und da bin ich raus gekommen. Die meisten glauben nicht, das man da durch kommt, aber ich hab’s geschafft. Und dann bin ich abgehauen. Ich wusste nicht wohin dann habe ich gehört, dass mich die Wache sucht, weil ich Feuer gelegt haben soll. Das stimmt nicht! Und der Herr hat mich auch nicht rausgeworfen. Und auch habe nichts geklaut, niemals würde ich den Herrn beklauen! Und weil ich nicht wusste wohin bin ich in die Baracken, zum meiner Cousine. Und die hat mich zu Lenia gebracht. Ich weiß nicht, wer die Männer waren, aber eingesperrt haben sie mich in einem Lagerhaus des Hauses Lain. Die Hexe muss das alles angezettelt haben. Aber sie hat überall ihre Spitzel, auch in der Wache. Und keiner kommt an sie heran. Deshalb muss ich weg. Ich kann euch auch nicht weiter helfen. Ich werde vor keinem Richter sprechen, denn sonst bin ich tot bevor ich Piep sagen kann. Ich sage euch die Wahrheit, aber es nutzt euch nicht viel."
Es war klar, dass sie all ihren Mut benötigt hatte, um alles zu erzählen und jedem war klar, dass man sie nur mit Gewalt dazu bringen würde, vor einen Richter zu treten. Lenia klopfte ihr auf die Schulter.
"Eine Frage habt ihr, dann müsst ihr gehen."