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« am: 12.01.2014, 15:25:41 »
Horgus Gwerm lässt sich von den erneuten Überredungsversuchen nicht erweichen, denn an seiner Einstellung, jetzt sofort und ohne Umwege heimzukehren, lässt sich nicht rütteln – zumindest nicht so einfach, da er sich der Gruppe trotz den gemeinsamen Strapazen nicht zugehörig sieht. Er ist ihnen als Weggefährte nicht willkommen, das hat er nur zu deutlich durch die Unfreundlichkeiten und Respektlosigkeiten ihm gegenüber gemerkt.
Des Emirs Verabschiedung beantwortet Horgus nur mit einem sturen, zornig funkelnden Blick, denn dessen Glückwünsche sind nur Schauspiel, statt ernst gemeint, und er wünscht bestimmt nicht, diesem Keleshiten noch einmal zu begegnen.
Sir Stallard hingegen ist der Händler jedoch freundlicher gesonnen als dem streitlustigen Emir, war der Ritter auf ihrem gemeinsamen Weg doch der einzige gewesen, der Horgus gegenüber nicht abweisend gegenübergestanden hatte.
Mit einem anerkennenden Nicken, nimmt der grimmige Horgus das Angebot Sir Stallards an und wählt das Langschwert, da er wahrscheinlich mit dem Zweihänder noch ungeschickter wäre als mit der Armbrust. Aber auch das kleinere Langschwert wäre unter anderen Umständen nicht seine erste Wahl gewesen.
„Es ist plumper und weniger elegant als die Art Klinge, die ich bevorzuge, doch es wird seinen Dienst tun“, kommentiert der am Rapier geübte Händler, auch wenn er das Fechten einst eher gelernt hatte, um damit aufschneiden zu können, als um ernsthafte Kämpfe zu bestehen. Dass seine Übungsstunden in den vergangenen Jahren jedoch kürzer und sehr viel seltener geworden waren, ist dem übergewichtigen Mann jedoch nur zu leicht anzusehen. Es hatte dazu keine Notwendigkeit bestanden. Sein Geld, mit dem er seine Leibwächter bezahlt hat, hat für seine Sicherheit gesorgt und er hat sein Leben in Luxus genossen, zu dem er nun gern zurückkehren würde, ob das im dämonenüberrannten Kenabres überhaupt eine Option darstellt oder nicht. Wer hätte auch ahnen können, dass der Schutzstein versagen und er ausgerechnet in einem Spalt fallen würde und nun sich durch ein zerstörtes Kenabres einen Weg heimbahnen müsste?
„Sehr anständig von Euch“, gesteht der stolze und nicht sehr umgängliche Horgus Gwerm dem Ritter, für eine direkte Ausformulierung eines Dankes wohl keine Worte in seinem Wortschatz kennend, einen kurzen und knappen freundlichen Satz zu, auch wenn ihm die entgegengenommene Waffe tatsächlich ungewohnt schwer in der Hand liegt.
Aber auch der hünenhafte Wildling, der sich noch zu ihnen gesellt, erntet eine Reaktion von Horgus, die allerdings wieder von ungeduldiger Natur ist.
„Langsam wird es lächerlich“, äußert er mit einem abfälligen Schnauben.
„Spreche ich so undeutlich?“
Horgus versucht es nun langsam und gestikulierend, um sich an den ebenfalls langsamen Verstand dieses verdammten Barbaren anzupassen:
„Ich. Werde. Nicht. Mitkommen.“
Die Appelle und Mahnungen von allen Seiten, dass er es nicht überleben würde, allein loszuziehen, sind nicht wenig frustrierend und entmutigend, aber der adelige Händler wendet sich nun erneut ab und gedenkt auch nicht, seinen Aufbruch ein weiteres Mal hinauszögern zu lassen.
Dass Ka'Orth sich ihm jedoch schlussendlich anschließt, überrascht Horgus ehrlich, auch wenn er dies nicht wirklich zeigt, sondern nur kritisch eine Augenbraue hebt, während er dem Wildling einen Seitenblick zuwirft.
„Immerhin besitzt einer von euch etwas Vernunft. Auch wenn es mich wundert, dass gerade Ihr es seid.“
Zusammen haben sie sich noch nicht allzu weit vom restlichen Teil der Gruppe entfernt, als sich vor ihnen in den Ruinen, die die Straßen säumten, etwas bewegte. Horgus, dem es sowieso gar nicht behagt, dass zu dem ganzen Ärger noch hinzukommt, dass Nacht herrscht, ist auf einmal nicht mehr ganz so beherzt, sondern zeigt seine eigentlich feige Natur, indem er einen Satz zurückmacht und sich mit dem Schwert in beiden, zitternden Händen halb hinter dem Schamanen versteckt.
„Wer da?“, verlangt er rufend zu wissen. Dabei versucht er, drohend und nicht allzu verschreckt zu klingen, was ihm allerdings nicht wirklich gelingt. „Zeigt Euch!“