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« am: 05.01.2011, 19:32:04 »
Die kleine Elfe mochte es nicht nach außen hin zeigen, doch war sie gespannt wie ein Flitzebogen.
Dass ihre Angehörigen sich ausnahmslos am Steg eingefunden hatten, konnte sie zwar ein wenig beruhigen, doch eine Art von angenehmer Anspannung blieb zurück. Sie war froh darum, mit dem Segen ihrer Lieben fahren zu dürfen. Als sie einige Tage zuvor ihren Vater um Erlaubnis bat, rechnete sie schon damit, für Tränen zu sorgen. Für sie wäre es ein Grund gewesen, von einem solchen Unterfangen abzulassen. Zwar ließ sie sich die Möglichkeit durch den Kopf gehen, sich einfach heimlich davonzustehlen...doch das konnte sie ihnen nicht antun. Mit einem wehmütigen Lächeln ließ Miriel die Hand sinken, als ihre Verwandtschaft selbst für ihre Augen nicht mehr auszumachen waren. Es trieb ihr die Tränen in die Augen, ihre Eltern, ihren Patenonkel und ihre besten Freundinnen und Freunde für längere Zeit nicht mehr sehen zu können. Tief atmete sie ein und langsam entwich die Luft wieder aus ihren Lungen. Zurück blieb das Gefühl der Vorfreude.
Nach einer kleinen Ewigkeit setzte sie sich schließlich in Bewegung und besah sich das Treiben an Deck neugierig. Sie hatte nicht gewusst, dass es eine solche Arbeit bedeutet, ein Schiff in Fahrt zu halten. Ihr Blick ging nach vorne, wo sich ein Teil der Matrosen versammelte. Ehe sie dem nachgehen konnte, sprang sie mit einem kleinen Aufschrei zurück und betrachtet ungläubig das Ding. Eine Art Bolzen...Sie schirmte die Augen mit einer Hand ab und sah nach oben. Anscheinend war es einem der Matrosen aus der Hand geholfen. Die Klettermasten ließen sie auf die Idee kommen, sich den Bolzen zu schnappen und kurzfristig hinaufzuklettern. Doch unverschämterweise wurde ihr Freifahrtschein für eine Klettereinheit einfach vor der Nase weggeschnappt.
Schulterzuckend wendete sie sich an den grummeligen Zwerg, der sich ihr zuwendete. Von Onkel Mordin wusste sie, dass seinesgleichen sich weder auf Pferderücken noch auf hoher See sonderlich heimisch fühlten – von Ausnahmen abgesehen, die es gewiss gab. „ Da habt Ihr Recht. Ein wenig fühlt es sich so an, als würde man auf einer breiten Dachrinne wandeln.“ Die Möglichkeit, herunter...in diesem Fall ins Wasser zu fallen, erschien ihr zwar unwahrscheinlich, aber es war doch etwas Allgegenwärtiges. Nichts, was sie weiter beunruhigte, denn ihr gefiel das Schwanken des Schiffes. Aber ob sie das bei unruhiger See immer noch sagen konnte, wollte sie lieber noch abwarten. „ Nun...“ Ein wenig amüsiert erschien es ihr, dass er eine jugendliche Elfe wie ihr, die noch nie der Versuchung nach Alkohol erlegen war, nach selbigem zu fragen. Sie ließ sich jedoch nichts anmerken und meinte stattdessen: „ Ich würde es wohl in der Kombüse versuchen; die Besatzung erscheint mir zu beschäftigt für gesellige Runden. “