Mit Freude vernahm Hong die bekannte Stimme eines Freundes. Mit Scham erinnerte er sich daran, dass wie so häufig er wieder der eingesperrte war, der vom Emissär besucht wurde. Oft hatte Hong eine Regel am Hof übertreten, bewusst sich Anweisungen widersetzt, Streiche gespielt, und war nicht willens es einzugestehen.
Denkt er nun ich hätte den Kaiser ermordet? Er haderte mit sich. Wollte nicht in die Augen des Elben blicken und sich als mutmasslicher Mörder gespiegelt sehen. Wollte in die Augen blicken und die Gewissheit spüren, dass alles Gut wird. Vor dem Neujahrsfest rechnete Hong eigentlich mit einem baldigen Besuch des Emissärs. Doch als er als Kaisermörder mit den anderen Eingesperrt wurde, schien etwas schief gelaufen zu sein.
Vielleicht holt er mich wieder raus, weil es nur der übliche Ungehorsam war? Doch auch dies passte Hong nicht mehr als die Erde ihn und die Mitgefangenen bat ihr zu Helfen.
Nach langem Zaudern rang Hong sich doch noch durch, in den Raum zu treten. Die Tür liess er mit dem Fuss aufschwingen, da er sich die Arme für die Begrüssung über der Brust verschrenkt hatte. Sobald sein Blick auf Qiānbēi Irindiil traf entfalteten sich seine Arme zu einer weiten, offenen Haltung. Es schien als ob der Schwanz der tätovierten Drachen sich entrollte und vor freude zuckten.
"Und wieder kommt der Phönix den Drachen in seinem Käfig besuchen." mit der Selbstverständlichkeit eines alten Begrüssungsrituals folgte die Frage
"Wann wird der Wald wieder frei sein und seine Bewohner zurückkehren können?" Doch die Situation hatte sich geändert. Es wird nicht mehr ein 'wir hoffen bald' folgen. Der Emissär hatte bereits angedeutet, dass die Wirren um das Verschwinden des Kaisers einen Hoffnungsschimmer geben. In der Annahme, dass die anderen seinen Worten nicht folgen können fragte er in der Sprache der Elben
Spoiler (Anzeigen)"Gibt es etwas das ich von hier aus tun kann oder vermeiden soll alter Freund? Wenn der Tag der Hinrichtung kommt, so soll mein Tod doch wenigstens die Familie zurückbringen können.
Weiter wandte Hong sich wider in einer allgemein verständlichen Sprache an Xū.
"Ihr mögt für uns Menschen alt und weise sein. Doch versucht euch nicht an Qiānbēi. Er ist noch viel älter weiser und gefestigter in seiner Meinung wie ihr. Was meint ihr mit reformieren? Das wir Eroberten uns dem Diktat anpassen sollen? Ja, dann werden wir und die Elben akzeptiert. Erst wenn man sich selbst verleugnet und den angespassten Chuang mimt, dann sind sie zufrieden. Manchmal spricht aus euch die Weisheit, doch auch ihr seit ein Geschöpf Chuangs. Nur das Selbstverständnis des Eroberers lässt es zu, dass aus der Verteidigung der Angegriffenen das moralische Recht der eigenen Verteidigung folgt. Dringt in ein Gebiet ein und ihr werdet euch Verteidigen müssen. Dringt in ein Gebiet ein und ihr schafft euch das Recht es zu Besetzen und zu Beherrschen."