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Autor Thema: Kapitel 1 - Naokos Reise  (Gelesen 15633 mal)

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Wormys_Queue

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Kapitel 1 - Naokos Reise
« Antwort #60 am: 30.07.2006, 22:04:18 »
Niemand antwortete auf Naokos Rufe. Es schien fast, als hätte man ihn vergessen. Erst 2 Stunden später, die dem Schamanen wie Tage vorkamen, wurden Schritte laut. Naoko hörte wie ein Schlüssel ins Schloss seiner Zellentür gesteckt und umgedreht wurde. Dann ging die Tür auf und ein hünenhafter Mensch, dessen narbenübersäte Arme verrieten, dass er schon so manchen Waffengang überlebt hatte, betrat die Zelle. Bevor Naoko etwas sagen konnte, begann dieser zu sprechen.

Du hast Glück, der Baron hat deinen heimtückischen Angriff bis jetzt überlebt. Ich soll dich zu ihm bringen, wahrscheinlich will er sein Urteil über dich fällen, so lange er noch dazu in der Lage ist. Vielleicht kannst du ja sogar dein armseliges Leben retten, wenn du ihm das Gegenmittel gegen das Gift verrätst, mit dem du ihn angegriffen hast.

In der Zwischenzeit hatte der Mann Naoko von den Eisenfesseln befreit, nachdem er seine Arme mit dünnen Lederriemen zusammengebunden hatte.

Ach ja, versuch besser keine Tricks, ich hab keine Geduld mit Halunken wie dir. Vorwärts!

Mit einem kräftigen Schubser stieß er Naoko aus der Zelle in einen langen, fackelbeleuchteten Gang, an dessen Ende eine Treppe nach oben führte. Offenbar hatte man Naoko im Keller des Schlosses eingesperrt.[/b]

Naoko

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Kapitel 1 - Naokos Reise
« Antwort #61 am: 30.07.2006, 22:26:24 »
Naoko fiel ein Stein vom Herzen. Joaquin war noch am Leben! Dann würde die Wahrheit vielleicht doch noch ans Licht kommen und es war noch nicht alles verloren.

Naoko versuchte, den Anweisungen und Schubsern des Wächters so gut wie möglich Folge zu leisten. "Das ist alles ein furchtbares Missverständnis. Ich wollte den Baron retten. Die wahre Mörderin ist geflohen!" Doch der Mann schien seinen Worten wenig Bedeutung beizumessen.

"Ihr werdet sehen!"
'Mit welchem Gift der Baron wohl verletzt wurde? Hoffentlich war es nur mein Blauer Ginster.'
Naoko beschleunigte seine Schritte.
'Und was, wenn nicht?'
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Kapitel 1 - Naokos Reise
« Antwort #62 am: 30.07.2006, 23:14:18 »
Es ging die Treppe hinauf, dann durch weitere Gänge, bis Wärter und Gefangener vor einem großen Gemach, dessen Türen weit offenstanden. Mit besorgten Mienen wuselten Diener nach drinnen und wieder hinaus, nur noch mühsam den Anschein einer sinnvollen Tätigkeit wahrend.

Rein da! Der Riese stieß Naoko in die Kammer.

Der Anblick Joaquins auf dem großen Himmelbett am andern Ende des Raums war wahrhaft mitleiderregend. Sein Körper war schweißbedeckt und wurde von Fieberschüben geschüttelt, seine Gesicht war eingefallen und hatte einen ungesunden fahlgrauen Ton angenommen. Seine Augen waren rotgeädert und unnatürlich geweitet und starrten stier zur Decke.

Der Mann zerrte Naoko grob bis zum Bett. Dann beugte er sich hinunter und schüttelte den Baron überraschend sanft an der Schulter.

Junge, werd wach. Ich hab dir den Halunken mitgebracht.

Nach einem weiteren sanften Schütteln wurfe der Blick Joaquin Aulbes etwas klarer und wandte sich den beiden am Bett stehenden Personen zu. Seine Lippen formten unhörbare Worte, aber der Mann schien ihn problemlos zu verstehen. Er richtete sich auf und wandte sich den im Hintergrund wartenden Dienern zu.

Raus! Alle!

Obwohl er nicht besonders laut gesprochen hatte, liefen die Diener sofort los. Der letzte schloss hinter sich die Türe. Der Mann beugte sich wieder zu Joaquin hinab, seine Miene verriet leichte Verwirrung.

Was soll das? Ich dachte, du... Naoko...unschuldig. Wasser. wurde er vom Baron unterbrochen.  Der Hüne biss grimmig die Zähne zusammen, tat aber, wie geheissen, und führte dem Kranken einen neben dem Bett stehenden Becher Wasser an die Lippen. Joaquin trank gierig. Der Trank schien seine Lebensgeister zu wecken und er richtete sich etwas auf.

Hör zu, Jonah, es stimmt. Ich bin nicht im Fieberwahn. Es war nicht Naoko, der mich angegriffen hat, es war jemand anderes. Tatsächlich hat Naoko mir wohl das Leben verlängert, als er den Angreifer von mir ablenkte. Wenn auch nur für kurze Zeit vielleicht.

Joaquin wandte sich Naoko zu.

Habt Ihr den Angreifer erkennen können?

Naoko

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Kapitel 1 - Naokos Reise
« Antwort #63 am: 30.07.2006, 23:17:54 »
Naoko nickte. "Es war Marela", sagte er mit ernster Miene.
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Kapitel 1 - Naokos Reise
« Antwort #64 am: 01.08.2006, 17:55:06 »
Marela, ächzten Jonah und der Baron nahezu gleichzeitig.

Wie kannst du es wagen Marela zu verdächtigen? Sie ist eine der treuesten...

Schon gut Jonah. unterbrach der Baron leise die Tirade des Hünen. Ich habe dasselbe vermutet, Naoko hat es nur bestätigt.

Aber Herr, es waren seine Waffen, mit denen du verletzt wurdest. fuhr Jonah auf.

Und es wäre ein leichtes für die Haushälterin dieses Schlosses gewesen, an diese Waffen heranzukommen, sie hat Schlüssel zu allen Gemächern. Schnell, Jonah, geh zu Marelas Zimmer und sieh nach, ob du sie dort vorfindest. Und befiehl den Dienern, hier draussen zu bleiben.

Jonahs Augen blitzten, doch er gehorchte, während Naoko und der baron schweigend warteten. Es dauerte nur wenige Minuten, bis der Riese sichtlich erschüttert zurückkehrte.

Marela ist nicht da. Hab ihre Schränke flüchtig durchsucht. Und das hier gefunden.

Er hielt dem Baron einen Flakon vor Augen, dessen dickflüssiger, bräunlicher Inhalt fast über den Rand schwappte. Naokos feine Nase nahm einen bekannten Geruch wahr, den des Schlafgiftes, mit dem Marela ihn außer Gefecht hatte setzen wollen.

Der zweite Gegenstand, den Jonah mitgebracht hatte, war ein Stück Rinde, dass sich der Baron gerade vor Augen hielt. Dann reichte er es stumm an den Halbling weiter, der die in die Rinde eingeritzten Zeichen betrachtete.

Gefahr! Tötet Ihn! Der Geistermann kommt!

Naoko

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Kapitel 1 - Naokos Reise
« Antwort #65 am: 01.08.2006, 23:51:46 »
Naoko legte das Stück Rinde wieder aus der Hand. Abwartend schaute er die beiden Menschen an.

"Das beweist, dass sie auf die Befehle eines anderen hört. Es ist eine große Verschwörung im Gange und ich denke, ihr wisst nun auch, wer dahinter steckt." sagte Naoko zu Joaquin.

"Dieses Gift", Naoko deutete auf den Flakon, "enthält Cújamani-Extrakt. Marela - oder einer ihrer Verbündeten - hat es in meinen Wein gemischt. So konnte man mir unbemerkt meinen Dolch entwenden um ihn als Mordwaffe zu benutzen.

Den guten Geistern sei dank, dass ihr diese Attacke überstanden habt. Leider reichten meine Kräfte nicht aus um Marela zu überwältigen. Sie wird einen neuen Plan aushecken. Wir sollten schleunigst handeln. Wir müssen die Hintermänner ermitteln und die Ziele des Kreises ergründen."


Ratlos blickte Naoko zu Joaquin.

"Ihr seid der Baron. Was schlagt ihr vor?"
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Kapitel 1 - Naokos Reise
« Antwort #66 am: 04.08.2006, 22:23:27 »
In diesem Moment verzerrte sich das Gesicht des Barons und er bäumte sich krampfartig auf. Für einen kurzen Moment schien er keine Luft mehr zu bekommen, dann sog er mit Gewalt frische Luft in seine gequälten Lungen und sank in sein Bett zurück.

Er lächelte schwach, als er die Augen wieder aufschlug.

Wie ihr seht, mein Freund, habe ich ihren Anschlag alles andere als überstanden. Das Gift, das sie mir verabreichte, soll mich wohl jedenfalls töten.

Ich würde Euch gerne um einen Gefallen bitten. Bei der Gruppe von Abenteurern, die ich ausgesandt habe, befindet sich die Priesterin Audhild, eine Zwergin, die schon länger hier ansässig ist. Sie alleine ist vielleicht in der Lage, das Gift zu zerstören, dass durch meine Adern fliesst. Reist den Einhornlauf hinauf nach Distel und erkundigt Euch dort nach der Gruppe. Solltet Ihr sie dort nicht antreffen, dann reist weiter nach Norden. Etwa einen tagesmarsch nördlich von Distel liegt ein Wäldchen. Dort findet ihr ein altes Lagerhaus, dass sie für mich auskundschaften sollen.

Falls sie Euch nicht trauen, dann sagt ihnen, dass ihr von mir kommt, und dass ich der Gruppe einen Ring gegeben hätte, um die Türen des Lagerhauses zu öffnen. Davon weiss außer mir niemand, Ihr müsst es also von mir erfahren haben.


Der Baron wollte weiterreden, wurde aber von einem trockenen, nicht enden wollenden Husten eine Zeit lang daran gehindert. dann ergriff er den Arm des Halblings.

Wenn Ihr zu spät kommen solltet, um mein Leben zu retten, dann sucht meinen Neffen Lysander in Distel auf und sagt ihm, dass ich ihn als Alleinerben eingesetzt habe, und dass es mein letzter Wunsch gewesen sei, dass er Euch und der Gruppe jegliche Unterstützung gewähre. Ich...

Ein weiteres Husten erschütterte seinen Körper und er drückte sich ein Tuch vor den Mund, um den Schleim aufzufangen. Das Tuch war blutgesprenkelt, als er es wieder sinken liess. Kraftlos schloss er die Augen und schien augenblicklich in einen tiefen Schlaf zu fallen. Jonah schüttelte ihn mit tränennassesn Augen, um ihn wieder aufzuwecken, doch nichts schien die Starre erschüttern zu können, in die der Baron verfallen war. Schließlich gab er auf und packte Naoko am Kragen

Geht, Naoko, schnell, und findet Audhild. Er darf nicht sterben.

Naoko

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Kapitel 1 - Naokos Reise
« Antwort #67 am: 05.08.2006, 00:32:58 »
Naoko blickte Jonah tief und ernst in die Augen und löste sanft aber bestimmt dessen Hand von seinem Umhang. "Das wird er auch nicht."

Naoko wandte sich nochmal dem Baron zu und sah besorgt auf ihn hinab während er weiter zu Jonah sprach.

"Ich werde diese Audhild suchen und hier her bringen. Aber es wäre töricht, wenn ich nicht zuerst selbst versuchte, die Wirkung des Giftes zu lindern. Immerhin bin ich der Medizinmann meines Stammes und verstehe einiges von Giften und den Möglichkeiten ihrer Bekämpfung."

Mit geschultem Blick untersuchte der Halbling den bewusstlosen Joaquin, fühlte den Puls, ispizierte die Wunden sowie die Augen- und Mundschleimhäute. Dann setzte er sich neben das Bett und schien angestrengt zu überlegen, wobei er ab und zu mit dem Kopf nickte.

Wieder wandte er sich an den immer ungeduldiger werdenden Jonah. "Ich denke, ich weiß, wie man das Gift zumindest lange genug aufhalten könnte, damit der Baron die Zeit bis zu meiner Rückkehr sicher übersteht. Allerdings... bräuchte ich dafür einige Sachen."


Knapp eine Stunde später hatte der kleine Medizinmann die Wunden des Barons mithilfe einiger - in Naokos Augen drittklassiger - Pflanzen- und Tierextrakte, die Jonah ihm hatte bringen lassen, soweit versorgt, dass Naoko sich ziemlich sicher war, dass von dem Gift nun keine akute Gefahr mehr für Joaquin ausgehen durfte.

Zufrieden und erschöpft lehnte er sich erstmal einen Moment zurück. "So, das wars. Das sollte reichen, damit der Körper die Wirkung des Giftes abschütteln kann. Trotzdem werde ich dem Wunsch des Barons nachkommen und nach dieser Heilerin und den Abenteurern Ausschau halten. Sie sollten schließlich erfahren, dass es hier einen Anschlag gegeben hat und dass ihre Hilfe hier demnächst vielleicht benötigt werden könnte, sollten die Attentäter zurückkehren."

Naoko atmete einmal kräftig durch und sprang von seinem Stuhl auf.
"Wenn ihr mir dann freundlicherweise meine Sachen zurückgeben würdet, werde ich mich sofort auf den Weg machen."
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Kapitel 1 - Naokos Reise
« Antwort #68 am: 06.08.2006, 21:59:15 »
Jonah hatte zuerst sichtlich unruhig und misstrauisch den Bemühungen Naokos zugesehen. Im Laufe der Behandlung war er aber immer stiller geworden. Als der Halbling nach getaner Arbeit zu Jonah hinsah, stellte er fest, das aus dessen fest auf ihn gerichteten Blick jeglicher Zorn verschwunden war.

Ich...ich weiß nicht, wie ich Euch danken soll. Vergebt mir mein Misstrauen, soeben habt ihr bewiesen, dass Ihr dem Baron nichts Böses wollt. Natürlich werdet Ihr sofort Euer Hab und Gut zurückerhalten, und ich werde sofort ein Pony für Euch satteln lassen, damit Ihr möglichst schnell nach Distel gelangt.

Redet dort mit Gutsherrn Jern, dieser wird Euch sicherlich weiterhelfen können, und falls Audhild und die anderen sich gerade in Distel aufhalten sollten, werden sie sicher bei Ihm wohnen.


Jonah schluckte.

Ich werde Eure Großmut nicht dadurch beleidigen, dass ich Euch eine geringe Belohnung anbiete, wie sie in meinen Mächten stünde. Aber seid versichert, dass Ihr hier immer offene Türen für Euch vorfinden werdet. Und ich bin sicher, dass der Baron mehr als glücklich sein würde, Euch hier wiedersehen zu dürfen.

Der Hüne grinste.

Und seine Großzügigkeit dürfte Euch sicher weniger beleidigen, als es die meine tun würde. Im übrigen seid unbesorgt, ich werde Tag und Nacht Wache an seinem Bett halten, kein Angreifer wird ihm auch nur nahe kommen, solange auch nur ein Tropfen Blut in meinen Adern fliesst.

Offenbar hatte Jonah einen gewissen Hang zur Melodramatik, schien es aber ehrlich zu meinen. Fähig schien er jedenfalls zu sein, denn seine Befehle an die Dienerschat waren kurz und präzise. Eine Viertelstunde später war Naoko jedenfalls wieder im Besitz seiner Habseligkeiten, während draußen ein gesatteltes Pony für ihn bereitstand. Jonah drückte ihm zum Abschied einen Zettel in die Hand, auf dem in unbeholfenen Buchstaben eine Empfehlung für Naoko geschreiben stand. Er grinste verschämt.

Bin nicht so gut im Schreiben, habs daher kurz gehalten. Aber Jern kennt meine Schrift, wird also wissen, dass Ihr von hier kommt. Erklärt Ihm den Rest, wenn ich das alles aufgeschrieben hätte, hättet Ihr noch eine Woche warten müssen, bis ich fertig gewesen wäre. Lebt wohl!

Am Abend desselben Tages sprang Naoko vor dem Gutshaus Distels aus dem Sattel. Das Pony hatte einen sehr gleichmässigen Gang gehabt, so dass sich die Schmerzen in seinen Beinen in Grenzen hielten. Als er vor das Tor trat, ging die Tür auch schon auf. Offenbar hatte man seine Ankunft bemerkt. Der Mann, der die Tür geöffnet hatte, beugte sein von einer silberweissen Löwenmahne umrahmtes Haupt, um den Ankömmling in Augenschein zu nehmen.

Ich bin Jern. sagte er einfach. Wünscht Ihr, mit mir zu reden? Oder seid Ihr nur auf der Durchreise?

Naoko

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Kapitel 1 - Naokos Reise
« Antwort #69 am: 07.08.2006, 11:15:03 »
Mit erleichtertem Blick ging Naoko noch ein paar Schritte auf Jern zu, blieb dann stehen und deutete eine Verbeugung an.

"Nein, in der Tat: Ihr könnt mir wahrscheinlich weiterhelfen. Mein Name ist Naoko. Ich komme geradewegs von Baron Joaquin und bin auf der Suche nach der Zwergin Audhild um ihr eine wichtige, vertrauliche Nachricht zukommen zu lassen. Wisst ihr zufällig, wo ich sie finden kann?"
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Kapitel 1 - Naokos Reise
« Antwort #70 am: 09.08.2006, 00:12:16 »
Distel, 9. Eleint 1373 DR, im Jahre der abtrünnigen Drachen

Jern zog eine Augenbraue hoch.

Vom Baron? Und Ihr sucht Audhild? Ist denn jemand erkrankt?

Jern unterbrach sich.

Aber verzeiht, kommt herein und seid mein Gast, Ihr seid sicher den ganzen Tag über geritten.

Bald sassen sie drinnen am Tisch und während Naoko ein einfaches, aber schmackhaftes Abendmahl genoss, leistete ihm Jern bei einem Krug Wein Gesellschaft.

Ihr habt vorhin nach Audhild gefragt. Ihr habt sie leider um einen Tag verpasst. Sie zog mit ihren begleitern weiter, nachdem sie einer Gruppe Goblins das Handwerk gelegt hatten, die hier ihr Unwesen trieben. Hat mir nicht genau gesagt, wohin sie ziehen würden. Aber ich glaube, sie wollten nach Aulbesmühle weiter im Norden, dem Neffen des Barons hinterher.
  Und verzeiht nochmals meine Neugier, aber warum sucht Ihr eigentlich nach ihr?

Naoko

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Kapitel 1 - Naokos Reise
« Antwort #71 am: 09.08.2006, 00:55:09 »
Naoko, der die Einladung erst nur widerwillig angenommen hatte, musste sich nun sehr beherrschen, das aufgetischte Essen nicht runterzuschlingen. Wie lange hatte er nicht mehr so gut gegessen? Zu lange.

Noch halb kauend antwortete er auf Jerns Frage: "Der Baron schickt nach ihr. Offenbar wurde jemand im Schloss vergiftet. Leider kann ich euch nicht sagen, um wen es sich handelt." Naoko konnte niemandem mehr trauen. Die Mahlzeit und den Wein hatte er heimlich mit einem Zauber gereinigt. Zu schmerzlich war noch die Erinnerung an die nächtliche Begegnung mit Marela. Vielleicht würde er Jern später die ganze Geschichte erzählen, sobald diese Zwergin gefunden war.

"Diese Audhild soll ja eine fähige Heilerin sein. Joaquin hält jedenfalls große Stücke auf sie. Ich werde morgen in aller Früh nach Aulbesmühle weiterreiten. Habt ihr vielleicht ein Quartier für die Nacht, Meister Jern?"
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Kapitel 1 - Naokos Reise
« Antwort #72 am: 09.08.2006, 22:30:33 »
Aber natürlich, mein Freund! Ihr könnt eines der Gästezimmer haben. Ich hätte Euch eh nicht wieder vor die Türe gesetzt, das verbietet mein Anstand. Wäre vielleicht eh besser, nur bei Tage zu reisen. Audhilds Freunde waren sich leider nicht ganz sicher, ob sie wirklich alle Goblins erwisht hatten. Ihr solltet also auf Eurer Weiterreise lieber ausgeruht und wachsam sein.

Wir sehen uns morgen zum Frühstück. Ich wünsche Euch eine gute Nacht.


Jern erhob sich und gab einem der Knechte einen Wink, der daraufhin  Naoko zu den Gästeräumen führte und ihm dort ein Zimmer zuwies. Dann wünschte er ihm ebenfalls eine geruhsame Nacht und zog sich zurück.

Naoko

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Kapitel 1 - Naokos Reise
« Antwort #73 am: 10.08.2006, 12:10:00 »
"Gute Nacht. Und richtet Jern nochmal meinen herzlichsten Dank aus", rief Naoko dem Bediensteten hinterher nachdem er sich hatte versichern lassen, dass man auch für das Pony sorgen würde. Dann schloss er die Tür um sich in seinem Zimmer umzusehen.

Zuerst legte er seinen Rucksack und seinen Mantel ab und begann dann gewohnheitsmäßig, die Lederschnallen seiner Rüstung zu öffnen. Doch schließlich überlegte er es sich anders und behielt die Rüstung an. Sie war leicht genug, um ihn beim Schlafen nicht sonderlich zu stören - und Naoko wollte lieber kein Risiko eingehen.

So suchte er sich einen bequemen Platz auf dem viel zu großen Bett und verfiel in eine tiefe Trance, in der er seinen schutzbefohlenen Geistern für die überstandenen Gefahren und die sichere Reise dankte. Bald darauf war der junge Halbling fest eingeschlafen.
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Kapitel 1 - Naokos Reise
« Antwort #74 am: 10.08.2006, 22:26:41 »
Blut tropft von den Fangzähnen der goldenen Schlange, deren rotfunkelnder Blick bedrohlich auf den jungen Halbling gerichtet ist. Es vereinigt sich zu einem dünnen Rinnsal, das sich mit weiteren Rinnsalen, die aus den Leichen kleinwüchsiger, hässlicher Gestalten herausströmen, zu einem Fluß vereinigen und aus dem kreisrunden Raum in einen gewundenen Gang hinausströmen.
  Naoko folgt dem Strom, vorbei an dem blutüberströmten bleichen Gesicht, dass er in einer anderen Vision zum ersten mal gesehen hat. Das Blut umfliesst die Füße mehrerer nur schemenhaft erkennbarer Gestalten, die alle ihre Gesichter ihm zugewandt haben, als würden sie auf ihn warten.
  Naoko geht weiter, aus den Räumen hinaus, einen Hügel hinab und in ein Waldstück hinein. Während er zwischen den Bäumen hindurchgeht, färben sich ihre Blätter rot, als ob sie das Blut aufsaugen würden, das zwischen ihren Wurzeln hindurchströmt.
  Endlich geht es aus dem Wald hinaus, über ein Stück freie Ebene, bis der Blutstrom in einen Fluß hineinläuft und sich mit dessen Wassern vereinigt.
  Das Wasser beginnt zu brodeln und blitzartig steigen die Leichen von Angehörigen aller Völker empor und versinken wieder in den Tiefen des Flusses. Dann beruhigt sich die Wasseroberfläche wieder, nur noch von Schlieren aus Blut gebrochen, die wie kleine Schlangen im Wasser schwimmen.
  Instinktiv dreht Naoko sich herum. Vor den Bäumen schimmert die geisterhafte Gestalt eines Fuchses, der aufmerksam zu ihm hinblickt, als würde er ihn einschätzen und beurteilen. Bewegungslos blicken die beiden so unterschiedlichen, dabei so ähnlichen Wesen in die Augen. Dann wendet der Fuchs sich um und geht in den Wald hinein, auf demselben Pfad, auf dem Naoko zuvor in die andere Richtung gewandert ist. Er schaut sich nicht um, als sei er sicher, dass der Halbling ihm folgen wird.

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