Wahrscheinlich, so verrät Era ein abermaliger Blick in die Runde, haben die meisten Anwesenden die gleichen Probleme wie sie und deshalb wenig Interesse an ihrem bescheidenen Zustand. Die Druidin aus dem Haus Vadalis ist eine von sehr vielen Bindenträgern. Die meisten haben auch nicht nur eine Wunde, die eine weitere Versorgung durch einen Kleriker benötigen könnte, sondern mehre.
Die junge Frau Namens Hannah gehört zu den wenigen Glücklichen, die nur blutige Sachen, aber keine Wunden tragen. Sie schaut sich auch wieder um, kann aber Delios nicht entdecken.
Währenddessen erwacht Gobran aus seinem unruhigen Schlaf und spürt sofort wieder den Schmerz in voller Pracht, der mit jedem Herzschlag pochend durch seine Wunden zieht. Mit diesen Schmerzen mag er sich gar nicht recht bewegen und deshalb bleibt er auch liegen und rührt sich kaum.
Es dauert einige Sekunden, bevor er ganz langsam seine Hand Richtung Brust bewegt, wo leicht wie eine Feder ein heiliges Symbol von Dol Arrah ruht. Auch wenn er weiß, dass ihm ein Gebet nicht den Schmerz nehmen wird, so hofft er sich zumindest seelischen Beistand, und durch diesen die Kraft sich zu erheben und den Heiler zu suchen, der ihm Gestern geholfen hat seine Wunden zu versorgen.
Als das letzte Wort verklingt, schließt Gobran wieder schwach die Augen, um sich ausruhen. Und dann auf einmal fühlt sich gut. Besser als es ein einfaches Schließen der Augen verspricht. Langsam aber sicher schwindet der Schmerz und eine Erkenntnis reift in ihm: Die Nacht hat er überstanden, doch den neuen Tag wird er trotzdem nicht sehen.
Just in dem Moment, wo ihm diese Gedanken kommen, fällt ihm auf, dass ein Mensch, der gerade gestorben ist, sowas nicht denken kann. Verdutzt öffnet er seine Augen und blickt auf das heilige Symbol von Dol Arrah und eine neue Erkenntnis reift in ihm: Die Priester hatten ihm die Weihe gegeben und damit losgeschickt, um das Wort von Dol Arrah zu verkünden. Jetzt hat ihm auch Dol Arrah selbst für würdig erachtet und ihm ihren Segen gegeben.
Schmerzen verspürt Gobran noch immer, aber er bemerkt sie gar nicht mehr, denn ein Teil ist geheilt und der Rest verblasst unter der Freude über sein spätes Glück.
Noch fünf Minuten wussten alle warten und auch Hauptmann Sorrana war die Unruhe anzumerken, denn der Lage der Gruppe war sie sich bewußt, und die Lage war schlecht, denn das Lager hatte sich über Nacht in ein Lazarett verwandelt.
Nun kehrt zur Erleichterung aller Anwesenden der Kleriker des Reisenden zurück und tritt zielstrebig in die Mitte unter den Reisenden: "Ruft alle zusammen, die verletzt sind, und holt jene, die nicht laufen können, und der Reisende wird euch helfen, damit ihr euer Ziel erreicht."
Während manche Verletzte losgehen und die alle zusammentrommeln, schaut Dellios für einen kurzen Moment zu Hannah und lächelt müde. Dann jedoch ist der Blick wieder versperrt und mit großen Krach scharren sich die Leute um Delios. Auch Tar, Era und Gobran, der nicht ganz verstanden hatte, warum er auf einmal schnell aufstehen musste.
Wenig später spürt ein jeder, der noch unter Verletzungen leidet, wie sich die Wunden schließen und die blutigen Verbände ihren Sinn verlieren.