Ohne weiteres Zögern zückt Ranga ein kleines, aber scharfes Messer - der erste Gegenstand in seinem Haus, der sauber aussieht. Er macht einen kleinen Ritz in Eleftherios' Daumen, und zeichnet anschließend mit dem Blut auf seinem Messer ein Symbol auf Luminus' Stirn.
Dabei murmelt er leise: "Möge dieses Chaos Ordnung bringen. Offenbare das Verborgene, heile das Verlorene."
Anschließend steht er auf, und betrachtet Luminus schweigend. Einige Sekunden geschieht nichts. Dann, auf einmal, umgibt ein sanfter, silberner Schimmer den Körper des ohnmächtigen Menschen. "Seine Seele", erklärt der Heiler. "Eine ganz normale Menschensee-"
Er unterbricht sich, als ein weiteres Licht erscheint. Ein goldener Schimmer legt sich über den silbernen, verschmilzt mit ihm, und verwandelt Luminus' Gestalt in ein einziges, strahlendes Licht. Das Licht breitet sich aus, und taucht alle Anwesenden in helles Funkeln.
Mystral bemerkt auf einmal eine Silhouette neben sich, wie eine unsichtbare Gestalt, die durch Feenfeuer erleuchtet wird. Es dauert nicht lange, dann ist das ganze Wesen zu sehen, in seiner Gänze, nicht mehr nur als Silhouette.
Das Bild ist bizarr. Eine kleine, humanoide Gestalt, kaum größer als ein Menschenkind, aber mit ledriger, grauer Haut und großen ledrigen Flügeln, starrt Mystral mit einem gierigen Grinsen an. Es passt so gar nicht in dieses wunderschöne Licht, das seine Gestalt erhellt.
Ebensowenig wie die anderen Kreaturen, die sich mit ihren haßerfüllt verzerrten Fratzen nervös umsehen. Eine Kreatur neben jedem aus der Gruppe, mit Ausnahme von Ranga und dem Chaonden.
"Sie können uns sehen!" ruft das Wesen, das neben Aliira steht.
"Es ist der Seraphim!" ruft Tigis' Begleiter. "Bringt ihn weg!"
"Das Teufelchen?" fragt das Wesen neben Mystral.
"Tötet es! Schnell!" befiehlt die Kreatur neben Elenya.
Alles geht so schnell, dass die Gruppe kaum die Zeit hat, ihre Überraschung zu überwinden. Blitzschnell fliegen zwei der Kreaturen zu Luminus - und lösen sich mit ihm zusammen in Nichts auf. Die anderen Gestalten flattern hastig davon. Nur kurz hört man noch ihre Gespräche, bevor sie nach oben verschwinden.
"Aber der Auftrag!"
"Wir kommen später zurück! Wir können sie nicht beobachten, wenn sie uns sehen!"
Nur wenige Sekunden später ist alles vorbei. Das Licht ist verschwunden, ebenso wie die Gestalten. Es ist, als wäre nie etwas passiert, mit einer Ausnahme: Der Körper von Luminus ist fort.
Mit offenem Mund starrt Ranga in den Himmel. "Seelendiebe. Ich dachte, die wären seit über zehntausend Jahren ausgestorben."