Nachdem der letzte Abend und die Nacht nun im Zeichen des Feuers gestanden haben und nun der Tag wieder im Zeichen der Sonne steht, treffen die vier Abenteurer ihre Vorbereitungen für den Tag:
Thamam hatte gut und, im Gegensatz zu seinem Freund Durriken, wirklich lang geschlafen.
Ein glücklicher und zufriedener Schlaf, voller Ausgeglichenheit und Seelenheil und fast benebelt wie ein Peshsüchtiger.
Denn dem grünhäutigen Halbork merkte man immer mehr an, wie er sein neues Leben genießt, auch wenn dies das gefährliche Leben eines Wüstenläufers im Dienste von Sarenrae und im Dienst der Paktmeister als Expeditionsmitglied ist.
Doch wie enorm hatte sich sein Leben die letzten Tage und Wochen verändert?
Endlich konnte der stämmige Orkblüter die Natur oder besser gesagt seine Domäne - die grausame Wüste von Katapesh - genießen und in Freiheit leben, denn er war kein Sklave mehr.
Aber dennoch, genießt Thamam weiterhin die Anweisungen der jungen Priesterin Naadhira, welche im Sicherheit geben und Entscheidungen abnehmen.
Doch es war etwas anders Naadhira zu dienen und nicht wie zuvor ein Sklave zu sein, der nur dumm Befehle ausführen muss aus Gedeih und Verderb.
Dienen war jedoch auch das falsche Wort, denn dienen tut Thamam eigentlich nur seiner neuen geliebten Göttin Sarenrae, nachdem er sich seinem Gott davor abgewendet hatte, um Sonnenpriester und -läufer zu werden, denn Sarenrae ist eine gnädige und gutherzige Göttin, welche als Wüsten- Feuer- und Sonnengöttin viel präsenter ist in Katapesh als alle anderen Götter.
Unter ihr veränderte sich sein Schicksal, sie beantwortete seine Gebete und schenkt ihm sogar göttliche Magie, welche er wirken kann, wenn auch nur schwach noch.
Unter ihrer Führung vernichtete er mächtige Bestien, wie einst Sarenrae selbst, als sich noch eine Sterbliche gewesen ist.
Dazu seine neue Waffe - das blaue Krummschwert - dessen immer stärker werdende Magie in seinen dickfingerigen Händen förmlich knisterte, wie ein Wind leise pfiff und kribbelnd zu spüren war.
Und dann war da auch noch Durriken - ein Menschenmann, welchen der Halbork Thamam wirklich seinen Freund nennen konnte, nach so langer Zeit als orkischer Sklave ohne Freund und nur mit Feinden und Unterdrückern.
Thamam war wirklich ein reicher und glücklicher Halborkmann geworden, wenn man sieht, wie sehr sich alles für ihn verändert hatte.
Durriken dagegen sieht seine ganze Situation weniger euphorisch und her nüchterner - so nüchtern wie sein leerer und dennoch dank der Magie seines von Pharak beschenkten Ringes nicht hungriger Magen.
Der Grauhaarige hatte einfach die letzten Tage zu viel Tod, Leid und Elend gesehen, wie eigentlich schon fast immer in seinem beschaulichen Leben.
Klar, wie sein neuer und wirklich guter Kamerad Thamam war er nun schon ein Tag kein Sklave mehr und er war im Gegensatz zu vielen Expeditionsmitgliedern noch am Leben, doch noch immer konnte der ausgebildete Gladiator mit seinem Dasein und Status nicht zufrieden sein.
Noch war Curt kein freier Mann.
Wie lange würde Durriken noch in dieser verfluchten Wüste als Marionette der Paktmeister überleben?
Sicher, Durriken hat während der Karawane viel an Erfahrung und Kampfkraft gewonnen, doch für was?
Nur um in einer verdammten und dreimal verfluchten Ruinenstadt gegen eine schreckliche Bestie zu verlieren und als nächste Mahlzeit zu enden?
Oder nur, um wie der verrückte Barde namens Felliped von Gnollen in den Wahnsinn und in den Tod getrieben zu werden.
Niemand konnte ihn aufmuntern. Und niemand konnte ihm sagen, was für Kreaturen dies am Vortag eigentlich waren.
Erneut fröstelt es Durriken, während die Gruppe bereits schon wieder aufgebrochen ist in Richtung Kelmarane.
Doch es ist sein heißer und fiebrigverschwitzer Körper, welcher die Aufmerksamkeit von Naadhira weckt, nachdem die rundliche und junge Priesterin ihn wieder mit einem Schutzzauber gegen die Hitze belegt hatte, wie auch Thamam und sich selbst.
Das Frösteln hatte wohl mehr zu bedeuten, denn Durriken kann aufeinmal nicht mehr aufhören wie ein wahnsinniger Peshsüchtiger oder ein besoffener Strassenkünstler dumm zu lachen, während sein Körper, trotz aller Widerstandskraft des Kämpfer, zu glühen beginnt.
Felliped muss ihn wohl angesteckt haben oder vielleicht war dies ein Fluch der dummen Gnolle um den Verräter Dashki, welche nichts mehr von sich blicken ließen.
Müsste die Gruppe wegen ihm zurück zum Lager in der alten Klosterruine?
Die kleine Abadarklerikerin Naadhira dagegen, welche immer mehr von ihrer jungen Naivität ablegt und zur Führungspersönlichkeit sich entwickelt, geht weiter gewissenhaft und zuverlässig ihren Aufgaben nach.
Schnell sind alle wichtigen Vorgesetzten über die Ereignisse des Vortages informiert und Naadhira ist um ein paar Ratschläge reicher, welche sie gleich in ihre Zaubervorbereitung mit einfließen lässt, um gegen die Taktik der Gnolle und der Harpie, einer bösen Kreatur, welche mit ihrem Gesang den Geist beeinflusst, besser gewappnet zu sein.
Dagegen weiß die junge Priesterin, welche wohl in ferner Zukunft eine Agentin der Paktmeister werden könnte, nicht, ob es eine gute Idee ist, ihren Körper und vorallem - typisch für eine Frau aus Katapesh - ihre Füße gründlich vom dem Beten zu waschen, denn einerseits könnten die gerissenen Gnolle dank ihrem scharfen Geruchssinn durch den frischen Seifengeruch schnell gewarnt werden, doch anderseits konnten Gnolle laut Karawanenführer Garavel so oder so Menschen auch auf Kilometer weite Entfernung riechen, sogar gegen den Wind angeblich.
Doch der schlimmere Zwiespalt, welcher wirklich von ihr dringend und eigentlich sofort eine Entscheidung verlangt, ist der kränkliche Zustand von Durriken, welcher wie im Fieberwahn ist, gerade als die Gruppe die Peshfelder von Kelmarane erneut passiert.
Vielleicht könnte jedoch Lôrn al'Bakhra, als heiliger Krieger und Priester von Sarenrae ihr bei der Entscheidung helfen.
Lôrn al'Bakhra hatte eine lange und harte Nacht hinter sich voller Alpträume und schwerer Gedanken.
Der Verlustschmerz durch den Tod von Fasir al-Ahrim, der Irrlauf durch die Wüste vor wenigen Tagen und die für ihm als heiligen Krieger mehr als unbefriedigenden Kämpfe vom Vortag machen Lôrn al'Bakhra das sorgenfreie Schlafen schwer.
Immer wieder sieht er sich selbst ins Maul der Tentakelmonsters wieder fallen und immer wieder sieht er sehr selbstkritisch seine mehr als nur schwachen Angriffe gegen die gehörnte Bestie.
Dazu die schrecklichen Erzählungen vom Mann aus Cheliax und immer und immer wieder das tote Gesicht von Fasir.
Nein - gut geschlafen hat Lôrn al'Bakhra wirklich nicht, als er am nächsten Morgen, nach seinem täglichen Gebet während dem Aufgang der Sonne, um neue göttliche Zauber zu empfangen, mit seinen Waffenübungen beginnt, bevor er sich wäscht und etwas Schafkäse mit Fladenbrot und eingedickte
Kamelmilch frühstückt.
Seine Knochen sind schwer und sein Kopf voll mit Gedanken und Zweifeln, welcher der stolze Priester jedoch gekonnt verdrängen kann, vorallem als er nach dem Frühstück einen Spaziergang durch die Klosterruine von St. Vardishal seiner Göttin Saraenre macht.
St. Vardishal - ein Auserwählter seiner Gottheit - war einst heiliger Vorkämpfer, wie es Lôrn selbst ist und noch werden möchte.
Stolz betrachtet Lôrn al'Bakhra die Abbildungen des Auserwählten. Jedoch weicht dieser Stolz schnell Verwunderung, als er weitere Abbilder aus Stein und Magie im alten Tempelkloster entdeckt und sich anschaut.
Was waren dies für Humanoide?
Sarenrae dienten sie mit Sicherheit nicht, soviel konnte Lôrn erkennen und urteilen.
Doch warum stehen ihre Abbilder dennoch im alten Kloster seiner Göttin?
Diese Dinge müsste er dringend mit seiner neuen Gefährten besprechen, vorallem mit Thamam, welcher ebenfalls ein Priester von Saraenre ist, wenn auch noch sehr unerfahren, und mit Naadhira - der ernannten und offiziellen Anführerin der Gruppe.
Allerdings, gerade wo er diese wichtigen Fragen los werden möchte, fängt der grauhaarige Mann aus Varisia namens Durriken plötzlich an zu schwächeln, gerade als sie den Kampfschauplatz des Vortages fast erreicht haben.