mit dem Rücken an die Wand gelehnt setzt der Mönch sich auf. Er atmet ein paarmal tief durch, dann blickt er in die Runde und schaut sich neugierig eure illustre Gruppe an. Dort ein Mann mit leuchtenden Augen, der mit einem Speer versucht, eine Kiste zu öffnen, hier ein Mann mit angespitzten Ohren neben einem massigen, Biergeruch verstöhmenden Zwerg, dort einer, der mit einer Stachelkette spielt... sowas bekommt man schließlich nicht alle Tage zu sehen.
"Mein Name ist Opifex, Bruder Opifex. Ich bin seit kurzem der Braumeister... Ich danke euch für eure Hilfe."
Währendessen hat Tael die Spitze seines Speers unter den Deckel der kleinen truhe geschoben und wirft diese mit einem Ruck auf. Nichts passiert, keine Giftwolke strömt aus und kein Loch öffnet sich im Boden. In der Truhe liegt auf einem Samtkissen gebettet eine etwa unterarmlange, irdene Amphore, die ihren Gebrauchsspuren nach zu urteilen schon sehr alt sein muss, denn sie hat einige abgeschlagene Stellen. Diese Amphore verstömt die Magie, welche Tael wahrgenommen hatte.
"Es ist ein Gefäß des endlosen Wassers", erklärt Opifex, als er sieht, was Taels Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. "Wenn ihr es auf den Kopf stellt und das Befehlswort sprecht, dann kommt so lange reinstes Quellwasser herausgeströmt, bis ihr sie wieder richtig herum dreht. Sehr praktisch, denn zum Brauen braucht man viel Quellwasser."
Dann blickt er Azuil und Grom an.
"Richtig, ihr wolltet wissen, was passiert ist. Nun, die Morgenandacht war gerade zuende und ich wollte nach dem Feuer unter dem Sudkessel sehen, als ich Schreie aus Richtung des Dormitoriums hörte. Ich drehte auf dem Absatz um und lief zum Eingang, da sah ich es bereits... Untote...wamdelnde Leichen... sie stiegen aus dem Keller die Stiegen herauf und griffen die Brüder an. Einen der Untoten erkannte ich... es war Bruder Gambrinus, der frühere Braumeister, den wir erst einige Tage zuvor zu Grabe getragen hatten. Panik überkam mich. Die verstorbenen Mitbrüder entstiegen ihren Gräbern... so als folgten sie einem nur für sie hörbaren Ruf. Ich war nicht mehr ich selbst, rannte aus dem Gebäude und hierher, wo ich mich aus lauter Angst versteken wollte. Dann verlässt mich meine Erinnerung."
Der Mönch schaut zu Boden, in seinen Augen ist eine Qual zu erkennen.
"Ihr habt recht", sagt er zu Azuil gewandt, "ich habe mich versteckt, anstatt das Los meiner Mitbrüder mit zu tragen. Diese Tatsache wird viel Seelenpein über mich... aber Moment... das würde ja bedeuten, ich werde geläutert." Und nach einem kurzen Nachdenken fügt er hinzu: "Meine Freunde, lasst mich hier. Ich werde hier in der Einsamkeit die Last der Gewissensqualen tragen und so zumindest einen kleinen Teil meiner Schuld abtragen."