ÁineDie Frau hörte ihr zu, wirkte aber noch immer völlig durcheinander. Ihr Blick schwankte immer zwischen einer Art Trance und schierer Panik. Es dauerte lange, bis Áine das Gefühl hatte, die Frau würde endlich ruhiger werden und zu sich kommen. Schließlich, als die Halb-Orkin schon gar nicht mehr damit gerechnet hatte, machte die Frau auch den Mund auf.
"In...in Ordnung", meinte sie leise und ihre Stimme zitterte dabei.
"Mein...mein Name ist Veera...Veera Wellenbrecher...", sprach sie sogar weiter und schien mit jedem Wort selbstsicherer zu werden. Schließlich sah sie Áine sogar an.
"Wie seid Ihr hierher gekommen?" Sie betonte das Ihr, als wolle sie heraus finden, wie auch sie selbst in diese Zelle gekommen war.
Dorgen"Lady Arthas?" fragte Korporal Medain entsetzt.
"Dann ist es also doch alles war, was dieser verrückte Kauz erzählt hat. Wir werden uns wohl bei Tunaster entschuldigen müssen." In diesem Moment ging die Tür zum Arbeitszimmer des Korporals auf. Eine Dame trat herein, die Dorgen nur allzu bekannt war. Als sie den Kleriker ihrerseits wiedersah, lächelte sie und war scheinbar sehr erleichtert. Es war Katriana, die Chauntea-Priesterin und Leiterin des hiesigen Chauntea-Tempels, der Erntehalle.
"Der Erdenmutter sei Dank. Ihr seid wohlbehalten zurück, aber..." Sie sah sich zögerlich um.
"Wo sind Eure Gefährten?" Ungeduldig geworden, erklärte Korporal Medain Katriana die Sachlage, bevor Dorgen auch nur die Gelegenheit bekam, seinen Mund zu öffnen.
"Wenn Ihr ihn dann bitte heilen könntet." Katriana nickte, nicht erfreut über den Tonfall des Korporals.
"Bitte setzt Euch kurz", bat sie Dorgen und schob ihn sanft zu einem Stuhl, wo sie sich seine Wunden zunächst genau ansah, bevor sie ihre Hand auf die schlimmste seiner Verletzungen legte. Im nächsten Moment spürte Dorgen die wohltuende Wärme, die seine eigenen Hände durchströmte, wenn er die Kraft Lathanders nutzte, um Heilung zu bringen.
[1] Als sie fertig war, hatten sich seine Wunden geschlossen und Katriana lächelte zufrieden. Dann aber wandte sie sich an Korporal Medain.
"Wenn Ihr erlaubt, begleite ich Euch. Ihr werdet heilende Unterstützung gebrauchen können." Missmutig ließ Korporal Medain sie gewähren und drängelte dann zum Aufbruch. Vor dem Wachhaus hatten sich ungefähr fünfundzwanzig Soldaten eingefunden.
"Fünfzehn Männer marschieren mit mir direkt zum Tempel, die anderen zehn begleiten den Morgenbringer Dorgen Gilmarik und die Priesterin Katriana." Korporal Medain sah sich um. Es schien Dorgen, als erwähnte er absichtlich nicht den Geheimgang. Dann teilte er zehn Männer ein, die Dorgen und Katriana begleiten würden, und innerhalb weniger Augenblicke befand sich Dorgen endlich auf dem Rückweg, in der Hoffnung, dass es seinen Gefährten gut ging.
Tia'NalDie Priesterin schwieg, aber Tia'Nal konnte ihren Blick auf sich spüren und ihr schweres Atmen hören. Er blieb angespannt, auch wenn die Priesterin keine große Bedrohung mehr war. Schließlich ließ er beinahe soviel Unachtsamkeit walten, dass er erschrak, als er Schritte aus dem Tunnel vernahm. Die Armbrust schon im Anschlag, mit dem beinahe durchgelesenen Buch in der anderen Hand, konnte er aber Augenblicke später durchatmen, als Dorgen, in Begleitung einer Frau und zehn gerüsteten Kriegern, erschien.
Fabulon und RegadurRegadur widmete sich intensiv seiner Verteidigungsstrategie. Da Fabulon ihm nicht half, brauchte er einige Zeit, um den Diwan, Kisten, Kommoden und Regalen heran zu schleppen, die er zur Deckung und zwecks einiger Barrikaden aufstellte. Schließlich aber war er mit seinem Werk mehr als zufrieden. Zu ihrem Glück war es zudem ruhig geblieben. Fabulon, der neben der Scheibe Platz genommen hatte und, wenn er nicht gerade Regadur bei der Arbeit zusah, die Scheibe immer wieder betrachtete, schien manchmal mit seinem Blick das Dunkel durchdringen zu können und dahinter einen weiteren, steinernen, aber menschen- und monsterleeren Raum zu sehen. Allerdings wartete er dieses Mal geduldig ab. Auch wenn er die Argumentation des Zwerges nicht in dem Maße nachvollziehen konnte, wollte er keinen unnötigen Streit vom Zaun brechen. Wahrscheinlich würde er Fabula und Saevel dadurch nur noch mehr gefährden und das war das Letzte, was er wollte. Nachdem Regadur mit seiner Befestigung fertig war, lief er umher, die Waffe immer griffbereit und jederzeit darauf gefasst, angegriffen zu werden. Er verhielt sich dabei aber möglichst so ruhig, wie er nur konnte, und ließ sich schlussendlich, als er des Gehens müde war, nieder. Nach gefühlten zwanzig Stunden, in Wirklichkeit mochten zwei oder drei ins Land gezogen sein, hörten die beiden Kampflärm über sich und vernahmen in dem Flurabschnitt mit den Staturen Geräusche. Beide waren sofort angespannt, standen zum Kampf bereit da und erwarteten die Schlacht. Jemand wollte durch die verschlossene Tür stürzen, doch er scheiterte. Einige wuchtige Schläge später durchbrach ein gewaltiger Kriegshammer die Tür und Fabulon und Regadur starrten in das Gesicht eines Purpurdrachen.