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Autor Thema: [IT] Prolog: Schatten über Tristram  (Gelesen 61542 mal)

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Sezair Lemas

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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #435 am: 03.04.2011, 12:32:44 »
Langsam beginnt der alte Mann, sich wieder zu beruhigen. Mit zitterndem Handrücken wischt er sich die letzten Tränen aus dem Gesicht, und blickt dann auf zu Belanar.

"Habt meinen Dank, Herr Belanar. Bitte verzeiht, dass ich Euch alle mit meiner unseligen Geschichte habe betrüben müssen, es tut mir Leid."

Kraftlos setzt Sezair ein kurzes, verzweifeltes Lächeln auf, als er beschämt in die Runde schaut.

"Herr Wolfhard, ich danke Euch für all die Speisen, die ihr uns serviert habt, der Schenker dieser Gaben möge es Euch vergelten. Aber ich will mein Wort nicht brechen, und nach Herrn de Avegleur sehen."

Der Stuhl kratzt hart am Boden, als Sezair ihn zurückschiebt und verkrampft aufsteht. Dankend legt er die rechte Hand auf die Brust und verbeugt sich leicht. In seinen Augen schimmert es traurig.

"Habt Dank für Euer Gehör, stolze Männer. Der Herr möge auch Eure Gebete erhören."

Mit festerem Schritt tritt Sezair zur Tavernentür und begibt sich entschlossen in den Regen.

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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #436 am: 03.04.2011, 17:35:55 »
Beim Verlassen der Taverne stößt Sezair fast mit dem jungen Wirt zusammen. Er sieht ziemlich elend aus, vom Regen völlig durchnässt und stark übernächtigt. Überrascht sieht er Sezair einen Moment an, entscheidet sich dann aber doch, sich an diesem vorbei in die Taverne zu schieben. Etwas ungelenk geht er auf den Tisch zu, an dem die Gefährten sitzen. Sein Holzbein pocht dumpf auf den Dielen.

Etwas zögerlich setzt er zu sprechen an. "Erm, Ihr seid die Männer, die den Paladin aus der Kathedrale gerettet habt... und mich auch. Ihr habt den Dämon getötet, der uns aufgelauert hatte. Nun, erm..., jedenfalls... ich danke Euch für meine Rettung. Ich glaube, ich kann mir gar nicht ausmalen..., was er mit mir getan hätte.", sagt er. Doch es wirkt einstudiert und geht ihm trotzdem schwer über die Lippen, ja schon fast widerwillig wirkt es, besonders der Dank. Der Junge scheint ziemlich am Ende, wie er zitternd dasteht - eine Situation, die auch die Gefährten zunächst überfordert.

Sekunden vergehen und das normale Empfinden würde verlangen, dass das das Gespräch fortgeführt oder der Junge gehen würde. Doch er bleibt an dem Tisch stehen und stirrt die Gefährten an, anscheinend um Worte ringend. "Seht Ihr, der Heiler hat mein Bein nicht retten können und nun bin ich... darauf angewiesen!", ruft er urplötzlich zornesröten aus und deutet auf sein Holzbein. "Dieses verdammt Dorf soll zur Hölle fahren. Aber nicht, bevor ich nicht verschwunden bin. Doch dazu brauch ich Geld, sonst komme ich nicht weit.", sprudelt es nun aus dem aufgebrachten Wirt heraus. "Ihr habt mich gerettet und schönen Dank auch und so. Aber was soll ich nun mit diesem angebrochenen Leben anfangen? Habt Ihr daran gedacht, wie es für mich nun sein muss? Ich kann doch nicht...!  Hier!", sagt er und zieht überraschend einen silbernen Ring mit roten und blauen und grünen Steinen hervor. Er musste den Ring schon die ganze Zeit in der Tasche verborgen gehalten haben, um ihn nun zu präsentieren. "Ich geb' ihn Euch für 200 Goldstücke. Das ist er schon an Materialien wert, doch ich glaube, er ist auch magisch. Ich gebe ihn Euch für 200 Goldstücke. Ein guter Preis!", erklärt er, noch immer zitternd. Eine gespannte Stille macht sich im Schankraum breit.
« Letzte Änderung: 03.04.2011, 23:07:58 von List »
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Tyrome Rhistle

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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #437 am: 03.04.2011, 21:16:11 »
Tyrome ist noch in Gedanken, schaut Sezair hinterher. "Es wäre wohl keine gute Idee ihm zu zeigen, welchen Trost man in Grabmalen finden kann. Er würde es falsch auslegen. Sein Verlangen, seinen Sohn zu sehen, ist zu groß, als dass er mir nur das Ansprechen des Themas in dieser Art und Weise verzeihen könnte.", mutmaßt Rhistle und schweigt auch lieber als der alte Fischer im Regen verschwindet. Tyrome schweigt einen Moment zu lange, denn eigentlich will er Wolfhard darauf ansprechen, was er beizutragen hat, denn er war während des von ihm zubereiteten Frühstücks der Stillste von ihnen, doch dann kam dieser Junge auf seinem Holzbein bereits herein. Tyrome hört seinen ungewöhnlichen Worten zu und blickt ihn mit eigentlich starrem Blick an, nur hin und wieder muss der ehemalige Ritter einfach die Augenbraue lupfen. Und wäre Tyrome ein heiterer Mensch oder zumindest jemand, dem sardonisches Lachen liegt, hätte er über die Aussage, dass das Dorf zur Hölle fahren solle, lachen können. So grummelt Rhistle nur genervt.

"Er hätte dich einfach getötet. Es ist schon ein gewagter Gedanke, davon auszugehen, dass er in einem Jungen einen Grund gesehen hätte, sich länger mit ihm zu beschäftigen, als ihn einfach sterben zu lassen. Im Gegenteil, er sah deine Bestimmung maximal in deinem Tod, sonst wärest du nicht so schwer verwundet worden, sondern er hätte anderes mit dir getrieben." Die Worte Tyromes sind trocken, fast spröde. Er ist verwundert, dass dieser Junge auf dem Holzbein so mutige Worte findet, dass er ein Dorf in die Hölle wünscht und alleine zu fliehen gedenkt. "Wir haben nicht daran gedacht, was du mit deinem Leben als Versehrter anstellst. Wie auch. Wir kennen dich nicht, wir können nicht wissen, was du mit deinem Leben anstellen kannst. Aber ich kann dir sagen, was du nicht tun solltest." Tyrome deutet mit seiner Hand auf Sezairs Platz, der gerade freigeworden ist. "Zuerst einmal setze dich und iss' etwas ordentliches." Der Landadelige geht davon aus, dass Wolfhard nichts dagegen hat, wenn Wirt von dem reichhaltigen Essen nimmt. Alleine würden sie niemals alles gegessen bekommen. "Und dann lass dir gesagt sein, dass du nicht auf die Idee kommen solltest, alleine in die Welt zu fliehen. Du bist nicht schnell genug, um Feinden und wilden Tieren davonzulaufen. Und wenn ich mir dein Leid in Katakomben in Erinnerung rufe, bezweifel ich, dass du alleine wehrfähig genug bist, um dein Leben zu verteidigen." Tyrome scheint sich scheinbar nicht an seinen harten Worten zu stören, manche würden sagen, dass ihm die Empathie fehle. Der Ritter selbst sieht das anders, seine ehrliche Art soll den Jungen vor Torheiten bewahren. "Es ist Krieg, auch außerhalb dieser Ortschaft. Krieg bringt Übel und richtet Mensch, Vieh und Getreide gleichermaßen. Die Menschen fangen an zu darben und an Krankheiten zu verrecken, sie beginnen um die letzten sauberen Brunnen zu kämpfen. Mancherorts wirst du freundliche Menschen finden, die Mitleid mit dir und deinem Bein haben, Junge. Doch dort, wo der Tod mit eiserner Hand regiert, wird man dich liegen lassen. Du wirst Hunger leiden und sterben, wenn du nicht das Glück hast, dass man dich der 200 Goldmünzen beraubt, die wir dir geben sollen, und dich in gnadenvollem Akte erschlägt, damit du im Krieg nicht leiden musst."

Tyrome schweigt einen Moment und beginnt noch einen Happen zu essen, einfach noch ein wenig Speck und ein bisschen Brot, als wäre es das Natürlichste der Welt für Tyrome. Er hat viel vom Krieg gesehen, vor allem Krankheiten und Hunger, er würde den Jungen nicht so sterben lassen wollen, wo sie ihm schon das Leben gerettet haben, dessen ist sich der ehemalige Ritter bewusst. "Iss endlich was.", weist er den Jungen an und trinkt einen Schluck, um Brot und Speck runterzuspülen. Dann beginnt Tyrome wieder zu sprechen. "Wir haben dein Leben nicht gerettet, damit du es aus Wut und Zorn über dein verlorenes Bein und über das Dorf wieder wegwirfst. Ich werde dir also deine Flucht nicht bezahlen. Du solltest dir etwas Besseres ausdenken, wenn du von hier fort möchtest." Tyrome stößt auf und tupft sich mit seiner Serviette den Mund ab. "Aber das heißt nicht, dass wir dir nicht unter Umständen helfen könnten, dich zurechtzufinden. Doch dafür solltest du uns erzählen, was man dich gelehrt hat. Kannst du ein Schwert schwingen? Mit der Macht des Geistes Bäume versetzen? Haben die Götter dich geweiht?" Tyrome blickt dem Jungen in die Augen und beschwört noch einmal. "Du musst verstehen, wenn du alleine gehst, wirst du elendig verrecken.[1]"
 1. Einschüchtern 27
« Letzte Änderung: 03.04.2011, 21:16:29 von Tyrome Rhistle »
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Belanar

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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #438 am: 03.04.2011, 23:06:46 »
Schweigend sieht Belanar aus einem der Tür entgegen gesetzten Fenster in den Regen. Den Jungen am Tisch erkennt er zwar, ist aber in seinen Gedanken noch zu sehr bei Sezair, um der Sache genug Bedeutung beizumessen. Als jedoch der Ring auf den Tisch geworfen wird und die Worte nur so aus dem Jungen heraus sprudeln, widmet ihm der Totenbeschwörer seine volle Aufmerksamkeit.

Er spricht jedoch nicht. Stattdessen hört er Tyrome zu, dem er in seiner harschen Antwort voll und ganz zustimmt. Dem Jungen Gold zu geben, wäre kurzsichtig. Als der grimme Ritter jedoch einen Platz am Tisch anbietet und dem Jungen ernsthaft ins Gewissen redet, wird Belanar hellhörig. Er schiebt seinen Stuhl dezent zurück und entzündet seine Pfeife, Besnell auch etwas anbietend.

Ihr also auch, Herr von Rhistle?

List

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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #439 am: 04.04.2011, 17:41:43 »
Unter der Standpauke des Ritters zuckt der Junge wie unter Schlägen zusammen. Seine Gestalt sinkt in sich zusammen und er bringt keinen Ton hervor. Er war gekommen, um den Ring zu verkaufen und hatte sich auch darauf vorbereitet, abgewimmelt zu werden. Doch er hatte nicht damit gerechnet, schonungslos zur Rede gestellt zu werden. Er umschließt wieder den Ring in der Faust und steckt diese in seine Tasche. Nervös beißt er sich in die Innenseite der Backe. Doch in seinem gesenkten Blick funkelt der Trotz.

Auch Odgeon, dem Wirt, war diese kurze Szene nicht entgangen. Vom Türrahmen aus guckt er in den Schankraum, sich die Hände an seiner Schürze abwischend und darauf bedacht, von dort nicht so einfach gesehen zu werden. Er legt das Gesicht in Falten, verzieht unerfreut den Mund. Offensichtlich glaubte er sich durch das Auftreten des Jungen bloßgestellt, doch der Anstand verbot es ihm, dazwischen zu gehen, solange der Ritter noch sprach.

Wenige Momente später, scheint sich der Junge entschieden zu haben. Er streckt die Hand aus und rückt den Stuhl, dass er darauf Platz nehmen kann. In der gespannten Situation wirkt das Schaben der Stuhlbeine auf dem Holz wie ein obszöner Fluch. Dann sitzt er, noch immer mit gesenktem Blick, die Hände unter der Tischplatte. Offensichtlich hielt er nur schwer den Zorn zurück, doch wagte es nicht, dem Ritter zu antworten. Es war schwer zu sagen, warum er nicht einfach davon gelaufen war. Vielleicht war es gerade der jugendliche Trotz, der ihn bleiben ließ, in dem Glauben, sich zu beweisen. Vielleicht war es aber auch das, was der Ritter zuletzt gesagt hatte; die Andeutung von Hilfe.

"Ich kann auf mich aufpassen. Ich werde unterschätzt, weil ich ziemlich schmächtig bin, aber ich bin auch gerissen...", murmelt er schließlich leise, ohne den Ritter anzusehen.
« Letzte Änderung: 04.04.2011, 17:53:33 von List »
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Tyrome Rhistle

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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #440 am: 05.04.2011, 00:17:35 »
Tyrome blickt den Jungen mit strenger Miene an und lässt den Blick nicht von ihm ab, auch nicht als er sich gesetzt hat und mit gesengtem Blick seine Vorzüge zu erklären versucht. Er beobachtet ihn eingehend, seine verhärmten Züge, sein hölzernes Bein, die schmale Statur, welche wie ein starker Konstrast zu Tyromes großer und bäriger Gestalt wirkt. Und dann ist dort dieser stille Trotz in den Augen. Der Trotz, der davon zeugt sich beweisen zu wollen. Dieser Trotz der einen dazu bringt, über das Ziel hinauszuschießen und zu weit zu gehen. Ein Trotz, den der ehemalige Ritter von seiner eigenen Person zur Genüge kennt.

"Du kannst also auf dich aufpassen und bist gerissen?" Tyrome muss fast den Kopf darüber schütteln, dass ihm die unsanfte Zeile einfällt, dass das einzige, was bei dem Jungen gerissen sei, das Muskelfleisch seines fehlenden Beines sei. Es sind immer die unwillkommenen Gedanken, welche Tyrome die Kommunikation manchmal schwer machen. Er schluckt solch einen geschmacklosen Kommentar herunter. "Ich unterschätze dich nicht aufgrund deiner schmächtigen Statur, sondern, wenn überhaupt, aufgrund deiner gesamten Erscheinung und deines dir zugefügten Leids." Tyrome blickt ihn noch immer starr an. "Und ich schätze dich aufgrund dessen ein, dass ich Wut und Trutz in deinen funkelnden Augen erkenne. Der Unwille sich seinem Schicksal zu folgen. Und ich frage mich, wenn du dich nicht in den Schicksal fügen willst, warum du dich nicht einmal getraust, deinen wenigen Chancen auf Überleben in die Augen zu blicken und klar zu sprechen oder gar mit uns zu essen?" Tyrome schiebt sich die Reste seines Essens rein und spült es herunter. Er kann keinen Bissen mehr zu sich nehmen, so viel hat er gegessen. Beiläufig wischt er seine behandschuhten Hände in einem Tuch ab. "Du warst wahrscheinlich ziemlich gerissen, als du dich in die Katakomben bewegt hast. Genauso gerissen wie ich, der genau dasselbe getan hat. Und nun bist du genauso gerissen, wenn du alleine gehst." Tyrome blickt das erste Mal von dem Jungen weg und auf seine Handschuhe. "Also eine Chance gebe ich dir noch. Erzähl über dich und erzähl von deiner Gewitztheit. Ich bin gespannt, wie du hungrige Feinde überlisten möchtest." Rhistle fixiert den Jungen wieder.
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Besnell

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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #441 am: 05.04.2011, 11:35:14 »
Mit dankbarem Nicken nimmt Besnell das Kraut von Belanar an und beginnt seine Pfeife damit zu stopfen. Während er dem disput der beiden zuhört beobachtet er genau was in den Gesichtern seiner Gefährten vor sich geht. Der Ring jedoch weckt kurz sein Interesse und mit einer unscheinbaren Bewegung der Hände murmelt er einen kurzen Zauberspruch um dessen Aura zu offenbaren, sollte er denn eine haben.[1]Er selbst entzündet sich die Pfeife und beschliesst sich das ganze Stillschweigend anzuhören. Nur bei Tyromes Bemerkung über die Gestalt des jungen muss der Magier innerlich grinsen. Er selbst war auch nicht gerade muskelbepackt. Ob der Junge jedoch über eine magische Begabung verfügte lies sich so schwer sagen. Aber dennoch hatte der Ritter recht. Disziplin und Kontrolle waren hohe Güter und so unterschiedlich alle hier am Tisch waren, Magier, Kleriker oder Ritter, Schankwirte, Stallknechte und Könige, sie alle waren nichts ohne Disziplin und Kontrolle. Der Junge lies sich von seiner Wut kontrollieren, was ihm eines Tages den Tod bringen würde. Dessen war sich Besnell sicher.

Als er zum sprechen ansetzt ist seine Stimme freundlich, aber leise, mit einem leichten unterton von Härte. Er hofft Wirt damit den Ernst der Lage mitteilen zu können.

"Erneut muss ich Meister Rhistle zustimmen. Zumindest in den meisten Teilen dessen was er gesagt hat. Du magst schmächtig sein, doch deine Grenzen legst nur du dir selbst auf. Du kannst erreichen was du willst. Aber so wie du dich momentan benimmst und so wie du beherrscht wirst, ist die einzige Grenze die du erreichen wirst, tot im STrassengraben zu liegen und das schneller als du denkst. Der Hass verzehrt dich. Also höre Meister Rhistle zu"

Er beugt sich beschwörend zu dem Jungen vor und seine Stimme wird schneidend

"Und ich rate dir ihm gut zuzuhören

Dann wendet er sich an Belanar

"Ich würde gern einige private Worte nach dem Essen an euch richten wenn ihr es gestattet"
 1. Magie entdecken

Belanar

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« Antwort #442 am: 06.04.2011, 08:53:36 »
Belanar nimmt einen tiefen Zug aus der Pfeife und bläst den Rauch zur Decke. Dann nickt er Besnell zu.


List

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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #443 am: 06.04.2011, 22:29:41 »
Tyromes reden schienen den Jungen weiter zu reizen. Unruhig rutscht er auf seinem Stuhl hin und her. Als auch der Magier ihn belehren will, schließt der Junge für einen Moment die Augen und beißt sich auf die Lippen, offensichtlich um den Ärger herunterzuschlucken. Ohne Frage, die Männer übten eine Menge Druck auf ihn aus, doch andererseits wurde er dadurch auch nicht gefügiger. Im Gegenteil, er war wie eine Ratte, die in die Ecke gedrängt wurde und jeden Moment zu einem verzweifelten Gegenangriff übergehen konnte. Er ballt die Fäuste auf dem Tisch.

"Verdammt! Wie könnt Ihr nur so tun, als wäre es nur eine verdammte Belastungsprobe gewesen, dort unten in den Katakomben? Ich bin kein kleines Kind mehr, dem man einreden kann, dass der scharze Mann nun nicht mehr im Schrank warte und ich meine Aufgaben verrichten soll. Ihr seid freie Männer und vergeudet keinen Gedanken an die, die nun damit leben müssen!", klagt er an. "Diese Stadt macht mich krank! In jeder Ecke sehe ich die Schatten, bei jedem Laut drücke ich mich an die Wand und in meinen Träumen höre ich sein sodomisches Lachen. Ich kann hier nicht mehr sein. Einen Scheiß werde ich hierbleiben!", ruft er aus. Er starrt Tyrome in die Augen, doch wendet seinen Blick sogleich wieder ab. Tyrome ist stärker.

Dann erinnert sich scheinbar an etwas. Er nimmt wieder beide Hände vom Tisch, um eifrig in seinen Taschen zu kramen. Für einen Moment, zeigt sein Gesicht den Ausdruck eines Triumphs, doch als er sie schon wieder fast über die Tischkante gebracht hat, kneift er die Augen zusammen. "Moment mal, Ihr sagtet, dass Ihr den Ring nicht haben wolltet. Doch andererseits gebt Ihr mir noch eine Chance. Was habt Ihr mit mir vor?", fragt er mit unverholenem Misstrauen.
« Letzte Änderung: 06.04.2011, 22:32:19 von List »
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Besnell

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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #444 am: 07.04.2011, 10:03:02 »
"Ich für meinen Teil habe gar nichts mit euch vor, doch ich kann nicht für die anderen sprechen"

Besnell denkt kurz nach dann blickt er Wirt erneut an und runzelt die Stirn

"Du willst also ein Mann sein? Kein Kind? Ich finde, solange du quengelst und dich wie ein Kind gibst, wirst du auch so behandelt."

Dann lehnt er sich zurück und blickt Wirt an, sein Interesse an dem Ring ist zwar vorhanden, doch nicht unter diesen Umständen und nicht als Lösegeld.

"Wer du bist und wer du sein willst, sind zwei gegensächliche Personen, aber in beiden Fällen bist nur du es, der das beeinflussen kann. Wenn du Respekt willst, dann handle so, dass du Respekt verdienst. Wenn du Hilfe willst, dann übe für deinen nächsten Versuch Demut und Dankbarkeit. Beiße niemals die Hand die dich füttern könnte"
« Letzte Änderung: 07.04.2011, 11:15:27 von List »

Tyrome Rhistle

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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #445 am: 07.04.2011, 12:42:47 »
Tyrome grummelt langgezogen, nachdem Wirt gesprochen hat und stellt es nur ein, als Besnell beginnt zu sprechen. Tyrome blickt aus den Augenwinkeln Besnell an. "Wirt ist der ewigen Belehrungen müde, so viel ist klar." Tyrome schaut zurück zu dem jungen Mann. Tyrome gefällt die bedrängte Situation des Jungen jedoch. Je wilder er würde, desto ehrlicher würden seine Reaktionen, auch wenn sie blind werden.
"Du urteilst zu schnell in deiner jugendlichen Art, mein Junge. Du siehst jene als Kerle, die vielleicht gar nicht frei sind. Und du glaubst, dass wir mit dir etwas vorhätten, wenn wir dir einfach nur Überleben und eigene Entscheidung bieten. Wir bieten dir nicht mehr als einen möglichen Spiegel, in dem du die Konsequenzen deines Handelns sehen kann." Tyrome legt seine linke Hand auf den Tisch und zieht den Handschuh aus. Deutlich war zu sehen, dass an dieser Hand Zeige- und Mittelfinger fehlen. Die Ränder der Wunden sind noch immer leicht schwärzlich gefärbt. "Es gereichte der Jugend unserer Lande nie zu Ehre, dass sie das Alter und seine Erfahrung verurteilt hat und sich in ihr jugendliches, aufgefülltes Blut geflüchtet haben, nur um dieselben Erfahrungen wieder und wieder zu machen. Es gereicht einem jungen, versehrten Mann nicht zur Ehre, sich über Verurteilung zu ärgern und gleichzeitig zu verurteilen." Tyrome bewegt die Fingerstumpen der linken Hand, sie sind nicht gleichmäßig fehlend, sodass sie wahrscheinlich nicht abgeschlagen worden sind. "Dein Urteil wird sein, dass mir meine Schwurfinger für einen geleisteten Meineid abgeschlagen wurden." Tyrome schiebt seine Hand wieder in den Handschuh und bewegt dann innerhalb des Handschuhs mühelos alle Finger. Es wird deutlich, dass dieser Handschuh seinen Zeige- und seinen Mittelfinger ersetzen kann. "Aber kannst du dir sicher darüber sein? Ich bin ein Mann des Königs seit Jahrzehnten gewesen, glaubst du, dass Untertänigkeit mich zu einem Gefangenen gemacht hat? Ich habe viele Schlachten geschlagen, bin oftmals verwundet wurden. Ich habe Krankheit, Leid und Tod gesehen. Macht mich das zu einem besseren Menschen?"
Die Miene Tyromes bleibt streng und kalt musternd.
"Glaubst du, nur du träumst von den Schrecken, die du erleben musstest? Glaubst du, nur du kennst Furcht, Ärger und Verdammnis durch das Leid, was dir geschehen? Wenn dem so ist, bemitleide ich dich, dass deine Welt nur dich beinhaltet."
Tyrome rückt die massive Kette zurecht, die um seinen Hals gelegt ist.
"Wer kann vor seinem Zorn stehen, und wer kann seinen Grimm bleiben? Sein Zorn brennt wie Feuer, und die Felsen zerspringen vor ihm[1]. Siehst du dies in dir? Bist du das? Wenn du sowas bist, kann die Kirche es dir lenken lernen, sodass du nicht daran zergehst, sondern Stärke daraus schöpfst. Wenn du gerissen bist, wirst du dem Tod trotzen können. Wenn ein Mann geworden bist, wirst du auch die jugendlichen Scheuklappen ablegen können und in neuer Weitsicht erkennen, dass du Verbündete brauchst, um in dieser Welt zu bestehen. Wenn wir also etwas vorhaben, dann ist es zu erfahren, ob du es wert bist, ein Verbündeter zu sein."
Tyrome hält seinen Blick noch immer auch Wirt. Seine Gefährten mögen von dem Verlauf nicht begeistert sein, aber auch ihnen wird klar sein, dass Delaras Verschwinden eine Lücke klaffen lässt. Vielleicht ist Wirt diesen Versuch wert, vielleicht auch nicht. Das bleibt abzuwarten.
 1. Nahum 1.6
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« Antwort #446 am: 07.04.2011, 19:10:02 »
Der Junge blickt sich in der Runde um, als wollte er prüfen, ob er eine einhellige Meinung unter den Gefährten verkünden. Dann schüttelt er leicht den Kopf. "Na und? Ihr seid alt und verhärmt und habt Euch ganz Eurem Schicksal ergeben. Ihr habt vergessen, wie es ist, als Ihr das erste Mal beobachtet habt, wie Blut vergossen wurde. Ihr habt Euch Eurer Empfindungen bereits entledigt und darum könnt Ihr auch auf diese Weise darüber sprechen.", entgegnet er nun erstaunlich resigniert. "Ihr seid älter als ich und womöglich könntet Ihr sogar Recht haben. Doch einen Spiegel lasse ich mir deshalb nicht vorhalten, wenn es mir in der Seele brennt. Ich ersticke hier. Offensichtlich wollt Ihr mir nicht helfen, das ist in Ordnung. Ich schaffe es auch selbst. Das Glück begleitet dem Leichtsinnigen.", verkündet er, während er schon den Stuhl an den Tisch schiebt und sich zum gehen wendet.
« Letzte Änderung: 07.04.2011, 19:12:34 von List »
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Tyrome Rhistle

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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #447 am: 07.04.2011, 21:40:29 »
Der ehemalige Ritter blickt nun nicht mehr streng, sondern eher gleichgültig. Er hat gezeigt, dass er ebenfalls ein Versehrter ist und er hat angezeigt, dass Wirt durchaus ein Verbündeter sein könnte. Wenn dieser Junge dies nicht will, kann, möchte und will Rhistle Wirt nicht davon abhalten zu sterben. Auch wird er nicht nochmal über falsche Vorurteile dozieren, das hat er bereits getan. Er kann verstehen, dass der Junge frustriert ist, weshalb Tyrome nicht glaubt, dass man sein Verhalten im Moment wirklich beeinflussen kann. "Das was du als brennen deiner Seele empfindest, nennt man Angst, Junge. Angst kann man bekämpfen oder man kann darauf warten, dass sie zu Furcht wird. Natürlich kann man auch davor fliehen. In der Feigheit liegt manchmal auch Glück, auch wenn es selten von Dauer ist." Tyrome fällt auf, dass der Junge das Essen nicht angerührt hat, trotz seiner augenscheinlichen Not. Sein Trotz hat seinen Stolz ersetzt und ist ziemlich groß, das weiß Rhistle auf der anderen Seite zu bewundern, auf der anderen Seite ist ihm klar, dass er den Jungen nur zum Bleiben überzeugen kann, wenn er die Forderungen des verängstigten Egos des Jungen erfüllt. Er hat jedoch nicht vor dem Jungen eine Illusion über ihre Zusammenarbeit, den Grad der Letalität und sonstige Probleme machen. Wirt will augenscheinlich von all dem fliehen, mit Tyrome und seinen Gefährten zu ziehen, bedeutet jedoch, sich genau diesen Ängsten noch einmal zu stellen. Ein feiger Mensch kann zum Äußersten gezwungen werden, doch das ist nicht immer von Vorteil für seine Verbündeten. Wirt muss sich dann eben seinen eigenen Weg suchen.
"Ich bin Bestatter, Junge. Hiermit schwöre ich, dass ich deinen geschundenen Körper begraben werde, sollte ich ihn finden und du doch nicht so gerissen sein, wie du angegeben hast. Viel Glück."
Tyrome blickt dann seine Gefährten an und von Wirt weg. Soll dieser seinen eigenen Weg finden, ob das nun Leben oder Tod für ihn bedeutet. Der ehemalige Ritter fragt mit deutlicher Stimme, auch um anzuzeigen, dass er das Thema wechselt. "Wollen wir Sezair suchen gehen?"
« Letzte Änderung: 07.04.2011, 21:45:38 von Tyrome Rhistle »
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« Antwort #448 am: 07.04.2011, 23:31:36 »
An diesem Tag war die Stadt schon wieder in reger Betriebsamkeit und das war auch gut so, wie Odgen sagte. Zum einen könnten sie die Geschehenisse nicht verstehen und andererseits müsste es ja ohnehin irgendwie weitergehen. Da nun viele Bauern und Knechte fehlten, beriet man darüber, wie man die kommende Ernte bewältigen konnte, bevor die Frucht auf den Feldern verrottete. Man wollte versuchen, Knechte anzuwerben, doch in vielen Fällen würde es darauf hinauslaufen, dass Gehöfte zusammengelegt werden würden. Nur sehr widerwillig nahmen die Bauern dies hin, da in dieser Gegend der Hof traditionell nicht unter den Erben geteilt wurde und sich schon jetzt Streitigkeiten absehen ließen.
Außerdem liefen die Vorbereitungen zur Totennacht an. Ein heidnischer Feiertag, wie Odgeon leicht verlegen zugeben musste, an dem die Seelen der Toten wieder zurückkehrten, um zu besichtigen, was sich im Dorf getan hatte. Man reinigte die Häuser und stellte Kerzen und kleine Opfergaben bereit, die die Seelen beschwichtigen sollten. "Seht, es mag zwar nicht ganz im Sinne Zakarums sein, doch es beschäftigt die Bauern, und ich glaube, es würde sie zusätzlich verunsichern, würde ich es ihnen verbieten.", erklärte er sich den Gefährten.

Dennoch unterhielt man sich überall und an jeder Ecke leise über das Geschehen der Tage. Mittlerweile war man übereingekommen, dass der Erzbischof Lazarus sich der Schwarzen Künste verschrieben hätte und darüber nicht nur sich, sondern auch den König verdorben hätte. Er hatte die Bauern des Suchtrupps mit einem Zauber gefügig gemacht, um diese in einem schwarzen Ritus zu opfern. Von einem Dämon erzählten sich die Wenigsten.

Am späten Morgen brach ein Suchtrupp auf, der von einigen der Soldaten aus Lachdanans Zug verstärkt wurde. Man wollte nicht unversucht lassen, vielleicht doch noch den Prinzen oder einige Bauern aus den Gewölben zu erretten, und außerdem waren die Quellen noch verdorben. So langsam gingen die Vorräte aus und es war mühsam, das Wasser von weit her zu tragen.
Man entdeckte den Prinzen schließlich auf der untersten Ebene des Labyrinths, nachdem man den Spuren de Aveuglers gefolgt war. Er war tot, vermutlich an der großen Wunde im Kopf gestorben, die aussah, als hätte man mit einem Rabenschnabel[1] auf ihn eingeschlagen.
Auf der zweiten Ebene fand man auch die Ursache für die verseuchte Quellen, nachdem man den verschütteten Gang freigelegt hatte. Schon auf einige Entfernung schlug dem Suchtrupp der faulige Geruch entgegen und fand einen kleinen unterirdischen Tümpel, der durch Felsen, Zweigen und auch fleischigen Knochen aufgestaut worden war. In dem Damm vernahm man ein Quicken und Scharren. Einer der Soldaten trug die oberste Schicht ab und wich dann bleich zurück. In dem Damm war ein Rattenkönig[2]! Auch die Bauern hatten große Angst, hielten sie den König für ein böses Omen. Lange stand man unschlüssig da und beriet, was man tun sollte, bis Lester, ein großer und in seiner Einfalt furchtloser Bauer, hervortrat und den König mit mehreren Hieben seines Knüppels erschlug. Schnell trug man den Damm ab und kehrte mit einem mulmigen Gefühl an die Oberfläche zurück. Den König verbrannte man abseits des Dorfes.
Das Wasser verlor daraufhin bald seine Farbe und den giftigen Geschmack. Die Bauern waren einhellig dem Glauben, dass der Rattenkönig die Ursache der verfaulten Quellen gewesen war, doch ein aufgeklärter Beobachter mochte wohl auch der Meinung sein, dass die Leichteile im Wasser die Fäule hätten verursachen können.

Odgeon zeigte sich bestürzt, als er die Nachricht vom Tod des Prinzen Albrecht erfuhr. Er sagte, jetzt gäbe es keinen Thronfolger mehr und darum würde jetzt der Adel versuchen, sich zu positionieren. Das würde weitere Unruhe mit sich bringen, stellte er mit einem Seufzen fest.
Später sagte er, er würde zuerst einen Boten zu Lord Fleance aussenden, in der Hoffnung, dieser kleine zeitliche Vorteil würde diesem nützen. Lord Fleance stand in dem Ruf gerecht und gewissenhaft sein Lehen zu verwalten und war zudem schon zu Beginn der Zakarumnisierung konvertiert. Auch der Que-Hegan[3] würde zufrieden sein. Keinesfalls wollte man eine weitere Missionierungs-Welle provozieren wollen.
 1. Rabenschnabel
 2. Rattenkönig
 3. "Papst" von Zakarum
« Letzte Änderung: 11.04.2011, 18:33:39 von List »
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Tyrome Rhistle

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[IT] Prolog: Schatten über Tristram
« Antwort #449 am: 13.04.2011, 20:47:05 »
Tyrome ist nie ein Mann vieler und großer Worte gewesen, aber so schweigsam, wie er jetzt über Ogdens Mittagessen sitzt und lustlos darin umherrührt, ist er bisher noch nicht in der Gesellschaft seiner Gefährten gewesen. Es ist keine angenehme Ruhe, es ist eine anklagende Stille. Keine Klage gegen seine Gefährten, wahrscheinlich nicht einmal ein stilles Wehklagen wegen Albrechts Tod. Es ist eine Klage an die eigene Unfähigkeit. Tausend Gedanken rasen durch den Kopf des ehemaligen Ritters, der sich gar nicht großartig für die mögliche Nachfolge des Königs interessiert, sondern mit den getroffenen Entscheidungen hadert. "Hätten wir nicht für jede für das Reich unwichtige Person den rettenden Diener gespielt, hätten wir ihn retten können?" Tyrome wagt es nicht, diese Frage laut zu stellen, er wagt es im Moment nicht einmal seinen Gefährten in die Augen zu schauen. Die Schultern des massiven Hünen sind etwas eingesunken und das erste Mal kann man wirklich jedes Lebensjahr im Gesicht und in den langsamen und trägen Bewegungen sehen. Man kann jede Verwundung und jeden Zentner Gram erahnen. Der ehemalige Ritter ist lustlos, ohne weitere Motivation. Er ist in ein Loch gefallen, in dem ihm nicht mal der Hass auf Lazarus eine Leiter heraus scheint. "Habe ich das Königshaus verraten? Hätte ich nicht wegen meiner persönlichen Gefälligkeiten fliehen sollen? Ich hätte niemals nach Westmarch gehen sollen. Ich hätte auch ohne Sold und Anstellung da sein müssen..." Und so stören ihn auch nicht die einheimischen Bräuche in Tristam oder Gefasel von Missionierungswellen. Tyrome ist genervt von seinem Versagen. Vielleicht hätte er den Prinz nicht retten können, aber er hätte mehr versuchen können...
Cry Havoc! and let slip the dogs of war. - William Shakespeare - The Tragedy of Julius Caesar, 3. Akt, 1. Szene / Antonius

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