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Autor Thema: Casus Belli  (Gelesen 85364 mal)

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Schwester Hermene

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Casus Belli
« Antwort #195 am: 04.01.2012, 18:09:13 »
Hermene beschloss, nach dem Kampf vorerst zu schweigen. Zu angewidert war sie von dem heuchlerischen Getue mancher Beteiligter, und zu verblüfft von der eigenartigen Wendung, die sie in ihrer Rolle erfuhr. War sie als Opfer, das zufällig in einen gewissen Strudel der weltlichen Politik geraten war, hierher gekommen, so schien ihr nun eine gewichtigere Rolle zu Teil zu werden. Es galt nun, jeden Schachzug geschickt zu wählen, denn möglicherweise stand für die Schwester die Tür offen, eine mächtigere Rolle einzunehmen.

Den Weg hinab in den Unterschlupf, der ihnen von dem Braunschweiger gezeigt und ans Herz gelegt wurde, schritt sie mit strenger Miene hinab. Sie empfand die Nähe zu den Männern als unangenehm, ja regelrecht ekelerregend. Sie konnte ihren markanten Duft riechen, säuerlicher Schweiß und Spuren von Urin. Im Altenstift bemerkte sie, dass Männer und Frauen unterschiedlich riechen, eine sonderbare Entdeckung für die Schwester, da sie selbst freilich niemals intimen Kontakt zu dem anderen Geschlecht hatte.

Sie folgte den Ausführungen der Männer aufmerksam, ehe sie sich dezent räuspert und selbst die Stimme erhob. „Verzeiht. Ich möchte nicht, dass Sie mich für unaufmerksam oder gar dümmlich halten. Meine Loyalität gilt freilich uneingeschränkt dem einen Herren, und Sie werden verstehen, dass das Leben als Ordensschwester eine gewisse Weltfremde mit sich bringt. Da ich diejenige bin, der Pedersen sein…Leben zu verdanken hat, möchte ich etwas genauer über seine Umstände Bescheid wissen. Warum stellt er für die Dänen ein solch interessantes Ziel dar?“, fragte sie etwas zaghaft, wobei die eher aufgesetzt war als tatsächlich eine innere Zögerlichkeit darstellte. „Zudem möchte darauf hinweisen, dass Pedersen derzeit wohl den Stift zu einem möglichen Angriffsziel macht. Die Mutter Oberin hat sich seiner angenommen, und mit ihm halten sich weitere Unschuldige dort auf. Warum wurde dies nicht bedacht? Sie könnten allesamt in größter Gefahr sein!“
Eine tiefe Furche bildete sich auf ihrer Stirn, deren Ende noch unter ihr Nonnengewand reichte und somit kein Ende ihres Zorns in Sicht war.
« Letzte Änderung: 04.01.2012, 18:09:47 von Schwester Hermene »

Donald Munro

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Casus Belli
« Antwort #196 am: 06.01.2012, 08:56:26 »
Donald begab sich zu seinem Landsmann und begann, ihn in seiner Muttersprache anzusprechen. Er wußte nicht, ob er zu dem Mann vordringen würde, denn er vermutete, dass dieser den sprichwörtlichen Dickschädel seines Volkes besaß. Trotzdem versuchte er es.

"In eine tolle Lage hast Du Dich gebracht, mein Junge. Wie heißt Du?"

Er ließ seinem Gegenüber Zeit zum Antworten.

"Was machst Du hier, fern Deines angestammten Clans? Und warum hast Du so wenig Ehre im Leib, bei einem hintzerhältigen Meuchelanschlag mitzumachen? Bist Du nicht Mann genug, um ohne hinterhältige Tricks zu kämpfen? Ich werde Deine Schade jedoch fü mich behalten, wenn Du mir etwas von Deinen Auftraggebern und deren Plänen erzählst. Ich glaube hier versucht jemand, uns alle zum Narren zu machen und für seine miesen Pläne einzuspannen. Darauf habe ich keine Lust."[1]
 1. Diplomatie: 19
« Letzte Änderung: 06.01.2012, 08:58:51 von Donald Munro »

Menthir

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Casus Belli
« Antwort #197 am: 06.01.2012, 22:39:26 »
6. Dezember 1863 - Am Vorabend des Krieges - 11:25 Uhr - Gut Emkendorf

Der Herzog musterte Carl streng, als dieser die Überraschung in seinem Gesicht nicht gänzlich übersehen hat. Dennoch versuchte Friedrich geschickt über diese Situation hinwegzugehen. "Das ist sehr löblich, dass Sie, Herr von Lütjenburg, als Preuße an den Lehren eines Clausewitz zweifeln mögen. Aber erlauben Sie mir die Anmerkung, dass ihr Zitat und Clausewitzs Darstellung des Krieges als Fortführung der Politik sich nicht unbedingt ausschließen. Wenn sie Gewaltbereitschaft und Wehrbereitschaft zeigen, und dies als Druckmittel nutzen, ist das durchaus ein politisches Mittel. Zum Krieg zu rüsten, das macht einen Krieg wahrscheinlicher, aber nicht notwendig. Aber was Sie zum Ausdruck bringen möchten, Herr von Lütjenburg, scheint eine Verteidigung der Politik zu sein, die sie für preußisch und richtig halten, nicht wahr? Ihre Worte deuten dies an, sie haben mich geschützt, vielleicht vor Dänen, aber nicht wegen Schleswig-Holstein als eigener, freier Bundesteil oder meinetwegen, sondern weil es gegen Dänemark geht und sich mit ihren preußischen Idealen vereinbaren lässt, nicht wahr? Ich verübel es Ihnen nicht, wenn Sie die Wahrheit sprechen. Sie können den Hund schon beim Namen nennen." Der Herzog blickte freundlich drein, als würde er seinem Gegenüber die andere Meinung nicht wirklich übel nehmen.
"Entschuldigen Sie die grobe, manchmal ungeschlachte Art des Braunschweigers. Manche Offiziere vergessen sich manchmal. Wenn er den Eindruck erweckt haben sollte, dass Ihr Besuch ein Zwang ist, tut es mir ehrlich leid. Lediglich der Haftbefehl für die Nobelbrüder und den Pedersen war obligatorisch."

Der Herzog blickte zwischen Gästen hin und her. "Ich kann Ihre Sorge gut verstehen. Und ich danke Ihnen herzlich, Herr von Lütjenburg, dass Sie die Lage trotz unterschiedlicher, politischer Position erkennen. Dennoch wird es Ihnen wenig nützen, wenn Sie mich alleine schützen, wenn Sie ein Interesse am Frieden haben. Alternativ können Sie natürlich hier bleiben und ich gebe mich in Ihre Hände, damit meine ich Sie alle. Dann kann ich den Braunschweiger schicken, um die Nobelbrüder zu schützen und wohlbehalten nach hier zu verlegen." Er überlegte einen Augenblick und fasste sich an die geschlossenen Lippen. Der Herzog war eher ein Theoretiker und Schriftmensch, denn ein Krieger oder Tatenmensch. Er setzte sich wieder hin, stand auf, setzte sich wieder hin. Dann widmete er sich den Worten Hermenes.

"Schwester, ich möchte ihren Worten Glauben schenken. Es heißt, dass das monastische Leben eine Weltabkehr sogar fordern würde. Umso erfreuter bin ich, dass Sie sich mit diesem allzu irdischen Problem befassen, sich mit der furchtbaren Fehlbarkeit von Machtmenschen überhaupt befassen mögen. Deswegen werde ich Ihnen Ihre Frage so gut beantworten, wie ich es vermag." Der Blick des Herzogs wirkte nicht so überzeugt, wie seine Worte. Er schien die ganze Zeit schon beunruhigt von der Anwesenheit der Nonne und dass sie jetzt das Wort ergriffen hatte, verstärkte diese Eindruck des Unbehagens noch.
"Der Herr Pedersen hat einen Vertrag gestohlen, welcher dem Land Schleswig-Holstein Autonomie und Frieden zusichert. Dieser Vertrag kann, wenn er verschollen bleibt, zum Krieg führen, weil die Dänen die Gebiete hier für sich beanspruchen. Und dann wird der deutsche Bund kriegerisch reagieren wollen, hat sich eine sogenannte Bundesexekution[1] angekündigt. Was das genau ist, ist kompliziert zu erklären, wenn ihr euch in der politischen Sphäre nicht auskennt. Stellt es euch so vor, als würde die Kirche eine Konklave bilden und einer der teilnehmenden Kardinäle würde sich deutlich versündigen und die restliche Konklave eine ad hoc-Strafe verhängen müssen, um ihn von der Papstwahl auszuschließen. Das wäre sicherlich ein vergleichbarer Vorgang, wenn auch in weniger heiligen Sphären." Der Herzog bemühte sich um eine plastische Beschreibung, war scheinbar aber nicht wirklich zufrieden mit seinem Vergleich, wahrscheinlich in der Sorge, dass Hermene diesen Vergleich falsch verstehen könnte.
"Wenn der Vertrag verschwinden würde, könnte dieser Vertrag nicht mehr die dänischen Bestrebungen sabotieren. Der König Dänemarks würde brüskiert werden, wenn der Vertrag auftauchen würde. Pedersen hat sie gestohlen, aber die Verträge sind seitdem verschwunden. Er wollte die Verträge den Dänen für viel Gold verkaufen, so sind die Dänen, die sich nicht erpressen lassen wollten, auf seine Spur gekommen. Was genau vorgefallen ist, das können aber nur die Nobelbrüder beantworten oder Pedersen selbst. Auch das würde Pedersens Tod für die Feinde rechtfertigen. Man stelle sich vor, er hätte den Vertrag versteckt, und würde sterben. Wenn der Vertrag erst in zwei oder drei Jahren auftauchen würde, würde man nur noch über den Versuch lachen, wenn hier alles schon von dänischen Stiefeln zertreten ist. Sie sehen, es gibt ausreichend Gründe für Attentäter oder Dänen an den Vertrag zu wollen oder Pedersen oder die Nobels ausschalten zu wollen."
Er stützte sich auf seinen Knien ab. "Ja, ich habe die Gefahr bedacht. Deswegen sind Männer in Kiel unterwegs, um immerhin halbwegs für die Sicherheit Pedersens und der Nobels zu sorgen. Allerdings lässt sich der Oberstwachtmeister van Widdendorp ungern direkte Befehle geben und legt sich immer....eigenwillig aus. So konnte Nobels Auslieferung verhindert werden und auch der Transport von Pedersen in das Kasernenlazarett." Der Herzog wirkte immer noch müde, aber die Anwesenheit Hermenes machte ihm aus irgendeinem Grund Sorgen. Man sah es ihm geradezu an.

Donald Munro unterhielt sich mit dem Haldaneschotten, dessen kräftige Kiefer mahlten. Seine Wunden waren noch unbehandelt, dementsprechend kosteten sie ihm Kraft, gerade in dieser kalten, feuchten Umgebung war es wahrscheinlich sehr unangenehm für ihn. Er antwortete auf Gälisch. "Gary Tullister.", murmelte er seinen Namen und zog die Nase hoch. "Aber spar dir deine hochtrabenden Worte, mein Junge." Würden nicht so viele Leute um ihn herum stehen, die ihm feindlich gesonnen waren, hätte er Donald wohl Blut auf die Schuhe gespuckt. "So wenig Ehre im Leib? Hinterhältig? Für die Hinterhältigkeit war ich nicht zuständig. Ich habe ehrlich und stolz mit dem Claymore gekämpft, wie meine Vorfahren es getan habe, seit sie auf den Orkneys[2] landeten. Ich habe einen Freund im Kampf verloren. Ich habe eins gegen eins gekämpft und mich nicht irgendeiner Magie bedient, Munro." Er spie den Clannamen Donalds jetzt aus. Er fühlte sich durch die Worte Donalds gekränkt und beleidigt. "Es ist eine Schande, wie du einen Söldner, wie du selbst einer bist, behandelst, obwohl du mein Hiersein genauso verstehen können müsstest. Oder warum ist ein Munro in Norddeutschland?" Es flammte wieder etwas von dem Kampfeswillen in den Augen des Schotten auf. Er hatte sich ergeben, was schändlich genug für ihn war, aber er hatte dies nicht getan, um sich verspotten oder beleidigen zu lassen. Er war schnell aufgebracht, denn solch ein Verhalten hatte er nicht von einem Volksbruder, auch wenn sie sich gegenüberstanden, erwartet. Dennoch erkannte er, dass seine Verhandlungsposition nicht gut war und er lieber ein paar Informationen preisgab, wenn er hier lebend raus wollte. "Du weißt, wie das läuft bei uns.", begann er fast stotternd, ermattet, seine Stimme wurde ein Flüstern, er sprach nur einen Namen. "Baker."
 1. Zur Erinnerung: Bundesexekution
 2. Orkney Islands
"Zwischen dem Schwachen und dem Starken ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit." - Jean-Jacques Rousseau, Du Contrat Social

Conrad Rosenstock

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Casus Belli
« Antwort #198 am: 07.01.2012, 20:10:11 »
Man konnte Herzog Friedrich richtig ansehen, wie er sich durch die Anwesenheit der Nonne unwohl fühlte. Conrad selbst hielt wenig von Religion, er war eher den weltlichen Dingen zugewandt. Trotzdem fühlte er sich so unwohl nun auch wieder nicht durch die Anwesenheit der Nonne. Die magische Kraft der Nonne war sogar sehr nützlich und deswegen wollte es sich Conrad nicht mit der Nonne verscherzen. Solange von ihm keine Diskussion über Religion gefordert ist, wird er sich es schon nicht mit der Nonne verscherzen, denkt er sich zumindest.

Nach den bisher gesprochenen Worten wirkt Conrad äußerlich ziemlich nachdenklich. Letztendlich ringt er sich dann durch folgendes zu sagen: "Wenn wir für Sie, Herzog Friedrich, die Dokumente, die Sie benötigen, besorgen würden, würden Sie dann dafür sorgen, dass die Anklage gegen die Herrn Nobel fallen gelassen werden? Wäre das irgendwie möglich? Was Sie gegen Marius Pedersen noch vorbringen wollen, ist dann ihre Angelegenheit, aber er scheint mir durch seine schwere Verletzung auch schon ziemlich gestraft worden zu sein.[1]

Ich würde außerdem sagen, dass Herr Munro und ich Schwester Hermene wieder zurück nach Kiel begleiten werden. Ich denke wir werden sie schon ausreichend schützen können. Wenn Carl unbedingt will, kann er hier bei ihnen bleiben Herzog Friedrich."


Dann wendet sich Conrad direkt an Schwester Hermene: "Ich weiß, dass Sie am liebsten sofort zu ihrem Stift gehen wollen würden, Schwester Hermene, aber ich würde trotzdem vorschlagen erst einmal zu Oberstwachtmeister van Widdendorp zu gehen. Er hat in Kiel mehr zu sagen und einige Männer unter seinem Befehl, was für uns nützlich sein könnte, wenn wir Marius eben weg vom Stift an einen sichereren Ort bringen wollen. Wir müssen nur Oberstwachtmeister van Widdendorp die Situation entsprechend schildern, ich denke, dass er dann schon mit sich reden lassen wird. Ich hoffe einfach mal, dass man Marius schon abtransportieren können wird."

Danach wendet sich Conrad wieder direkt an den Herzog: "Wenn ich mit Herrn Munro und dem schottischen Attentäter zu Ende gesprochen habe, würde ich gerne unter vier Augen mit Carl unter vier Augen reden. Den schottischen Attentäter sollte man derweil ziemlich gut fesseln oder bewusstlos schlagen oder auch beides, damit er bloß keine allzu große Gefahr während Carls und meiner Abwesenheit darstellt, wenn ein Gespräch unter vier Augen für Carl in Ordnung ist."

Zu Donald und dem schottischen Attentäter sagt Conrad dann auf englisch: "It isn't quite polite that you speak in such a foreign language. Could you repeat your discussion in English? I'm sure that most of us would unterstand that better than your language before."



 1. Take 10 auf Diplomacy macht Diplomacy 20.
« Letzte Änderung: 07.01.2012, 20:39:18 von Conrad Rosenstock »

Menthir

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Casus Belli
« Antwort #199 am: 07.01.2012, 23:03:38 »
6. Dezember 1863 - Am Vorabend des Krieges - 11:27 Uhr - Gut Emkendorf

Friedrich schaute Conrad erst fragend an, dann hellte sich seine Miene auf, als wäre er froh darüber, dass Conrad sich um eine baldige Lösung dieser Situation kümmerte und dem Herzog bei der Lösung behilflich war, statt die Situation nur unnötig noch komplexer und undurchsichtiger zu machen. Es war diese Form von Entgegenkommen, in welcher der Herzog eine Chance sah. Er atmete wieder lange aus, diesmal war es jedoch ein Ton der Erleichterung. "Das...ist ein Vorschlag, auf den ich eingehen kann. Sie helfen mir, an die Papiere zu gelangen. Und wenn die Nobelbrüder bei der Rückkehr der Papiere behilflich sind, dann will ich Ihnen Amnestie[1] für ihre Verwicklung garantieren. Marius Pedersen wird einen fairen Prozess bekommen, sollte er seine schwere Verwundung überleben und dann nach dem Landesrecht bestraft werden. Jedem, der mir bei der Aufklärung und Wiederbeschaffung hilft, und an dem Diebstahl beteiligt war, will ich durchaus Amnestie einräumen, solange dies zeitig geschieht natürlich. Wenn der dänische Stiefel über die Königsau tritt, dann wird es wahrscheinlich zu spät sein. Aber ich würde mich für ein Wiederlangen natürlich auch in anderer Hinsicht sehr erkenntlich zeigen, mehr als mein Dank wäre Ihnen dann gewiss.", bemerkte der Herzog fließend und nun Hoffnung schöpfend. Vielleicht las er aus den Worten Conrads, dass die Männer tatsächlich davon wussten, vielleicht sah er auch einfach eine Chance, dass Conrad an die Nobelbrüder überhaupt rankäme.

"Dieser Raum ist jedoch zu klein, als dass Sie nur unter vier Augen reden könnten. Aber wenn Sie eine halbe Stunde Zeit haben, wird der Braunschweiger sicherlich die Umgebung gesichert haben und wir werden Meldung erhalten, wie sich die Situation draußen gestaltet. Dann werden sie auch genügend Möglichkeiten haben, mit dem Herrn von Lütjenburg unter vier Augen zu sprechen. Da er selbst für seinen Verbleib war und Sie, Herr Rosenstock, das auch derartig vorgeschlagen haben, werde ich dieses Angebot gerne annehmen. Ich halte jedoch nichts von unnützer Gewalt, eine Fixierung des Attentäters wird sicherlich reichen." Der Herzog musterte nun Carl neugierig. "Dann werden Sie für die Zeit Ihres Aufenthaltes für meine Sicherheit verantwortlich sein. Ich übergebe dann auch den Attentäter Ihrer Obhut."

Conrad erntete derweil missmutige Blicke des Haldane. Der Schott seufzte und in dem typischen Akzent des schottischen Englischs äußerte der sich. "You think that I am dishonest with you, don't you, lad? To be frank, politeness is not one of me strengths. But well, I asked your friend to stop insulting me. He asked in an rude tone, who me employer was. I answered him that he knew me trade as good as me does." Es war schwer für Conrad zu sagen, ob der Schotte die Wahrheit sprach und ob der Schotte Informationen zurückhielt. Er blickte Conrad nicht an, sondern auf den Boden. Conrad konnte erkennen, dass die Stimme des Schotten sich beruhigt hatte, als der Schotte Conrad ansprach. Als er Donald antwortete war seine Stimme erst wütend erregt und dann ein Flüstern gewesen.
 1. Der Begriff dürfte allgemein bekannt sein, aber wer ihn nochmal nachlesen möchte: Amnestie
« Letzte Änderung: 07.01.2012, 23:04:15 von Menthir »
"Zwischen dem Schwachen und dem Starken ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit." - Jean-Jacques Rousseau, Du Contrat Social

Carl von Lütjenburg

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Casus Belli
« Antwort #200 am: 08.01.2012, 01:47:01 »
Carl hatte direkt antworten wollten, als der Herzog seine Beweggründe in Frage stellte, doch Conrad kam ihm zuvor und im Nachhinein war der Leutnant froh drum, so konnte er nun ruhiger antworten. Als der Herzog ihm eröffnete, dass Carl sich nun vorerst um dessen SIcherheit zu kümmern hatte, nahm er stramm Haltung an, was bemerkenswert war in diesen Räumlichkeiten.

"Es ist mir eine Ehre, Euer Durchlaucht. Überdies wäre es mir noch eine viel größere Ehre, wenn Sie nicht so schlecht von mir dächten. Wie soll ich solche Dinge abwägen können, während um uns herum das Glas zersplittert und die Kugeln einschlagen? Bundesexekution, Preußen oder Dänemark - in solchen Augenblicken alles einerlei. Für mich zumindest. Ich habe Sie versucht zu schützen, weil sie Schutz benötigten, nicht mehr und nicht weniger.

Ich wollte mit meinen Worten zum Ausdruck bringen, dass ich mir nur schwer eine goldene Zukunft für ein unabhängiges Schleswig-Holstein vorstellen kann, wenn jetzt schon Anschläge auf einzelne Menschen und ganze Schiffe getätigt werden. Ob Preußens Politik nun tatsächlich die richtige ist, das kann ich wohl nicht mit ausreichender Kompetenz beurteilen. Allerdings scheint die Existenz dieser Papiere sowohl Dänemark als auch Preußen zu misfallen, was in einem unabhängigem Schleswig-Holstein mit verstimmten Nachbarn in Nord und Süd resultieren würde, wenn die Verträge wieder in Ihren Besitz gelangen werden."


Carl sah den Herzog eine Weil mit aufrichtigem Blick an, dann wandte er sich ab und blickte sich im Raum nach etwas um, womit der Schotte gefesselt werden konnte.

Menthir

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Casus Belli
« Antwort #201 am: 16.01.2012, 21:17:53 »
6. Dezember 1863 - Am Vorabend des Krieges - 11:30 Uhr - Gut Emkendorf

Der Herzog strich sich über den Bart und biss sich nachdenklich in die Unterlippe, während Carl eine alte Leine fand, welche den Schotten zumindest provisorisch, aber ausreichend, im Zaun halten dürfte, sollte der Haldane auf dumme Ideen kommen. Im Moment schien er nichts wagen zu wollen, angesichts der vielen Feinde innerhalb eines kleinen Raumes. Aber vielleicht würde er sich dies anders überlegen, wenn nur noch der Herzog und Carl im Raum waren. So war es sicherer, ihn den Fesseln. Mit ein wenig Mühe schaffte es Carl, die Hände und die Beine zu verbinden. Die Hände auf den Rücken, die Beine so, dass nur Tippelschritte möglich waren, und beides so mit einander verbunden, dass man den Schotten wie an einer Leine führen konnte.

Der Herzog hatte weiter über den Bart gestrichen und nichts zu der Fesselung gesagt, während Conrad die Worte des Schotten nochmal für alle seine Gefährten übersetzt und würde auch den weiteren Austausch übersetzen, sollte er zustande kommen. Friedrich antwortete schließlich. "Das mag sein, dass dieser Vertrag Preußen oder Dänemark verstimmt, Herr von Lütjenburg. Aber betrachten wir das nüchtern. Nutzen wir den Vertrag nicht, werden wir dänisch oder irgendwas anderes. Der Vertrag garantiert, dass sie uns in Ruhe lassen müssen. Wenn sie uns dann vor den Bug schießen wollen, müssen sie mit diplomatischen Verstimmungen rechnen und sich vor den Garantiemächten rechtfertigen. Wenn etwas offiziell ist, dann wird eine Vergrößerung ärgerlich sein. Vor allem das Zarenrreich wird sich die Hände reiben. Ich kann mit dem Missfallen Dänemarks oder Preußens leben, aber nicht mit ihren Stiefeln auf dem Land meiner Väter!" Er atmete tief ein. "Keine Sorge, Herr von Lütjenburg. Unabhängig jeder Gesinnungscouleur werden sie mein Vertrauen genießen, wenn Sie mich weiterhin so gut schützen, wie Sie es vor wenigen Minuten taten."

Dann blickte er zwischen den Männern, die ihn retteten hin und her. "Nochmals vielen Dank. Sie sollten sich jetzt vielleicht einen Augenblick ausruhen und dann wieder aufbrechen. Also jene, welche aufbrechen wollen. Es sei denn, Sie wollen den Schotten noch ausfragen. Ansonsten werde ich das mit dem Herrn von Lütjenburg machen, während Sie unterwegs sind. Ich werde Ihnen dann alle wichtigen Informationen per Brief zusenden." Der Herzog schien im Moment kein gesteigertes Interesse an dem Schotten zu haben. Stattdessen stand er wieder und hatte die Hände hinter dem Rücken zusammengelegt. Er beobachtete seinen kondensierenden Atem. Oben hörte mein derweil Bewegung. Der Braunschweiger schien den Rückzugsort wieder freizulegen.
"Zwischen dem Schwachen und dem Starken ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit." - Jean-Jacques Rousseau, Du Contrat Social

Carl von Lütjenburg

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Casus Belli
« Antwort #202 am: 18.01.2012, 20:30:07 »
Carl überprüfte noch ein letztes Mal den Sitz der Fesseln seines Gefangenen und wischte sich mit dem Handrücken Schweiß und Blut von der Stirn.

"Freilich steigt die Hemmschwelle, wenn dieser Vertrag erstmal publik ist. Ich meine ja nur, dass auch das keine Garantie darstellen kann. Und das Zarenreich ist auch keine Garantie für irgendwas, außer für eine schmachvolle Niederlage."

Carl sah von dem Herzog weg und es schien fast so als spräche er mehr zu sich selbst. "Dies ist auch das Land meiner Väter und auch ich stamme hierher. Und dänische Stiefel möchte ich hier nicht marschieren sehen. Aber das hier ist deutscher Boden und ein solcher gehört von Deutschen verteidigt und nicht von Briten noch von Russen."

Carl sah wieder zum Herzog herüber "Aber das ist nur meine Meinung und mit der stehe ich allein auf weiter Flur. Und um die Gesinnung brauchen wir gar nicht zu verhandeln, mein Herzog, denn in der Pflicht gibt es so etwas nicht."

Alfred Nobel

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Casus Belli
« Antwort #203 am: 19.01.2012, 11:52:24 »
Mit geschlossenen Augen griff sich Alfred an die Schläfe und atmete die vom Atem dreier Männer abgetragene stickige Luft der kleinen Kammer tief ein. Schwerfällig quälte er sich schwankenden Fußes auf die Beine. Was als koordinierter Versuch begonnen hatte, das Vertrauen der Soldaten Röschmann und Rix für sich zu gewinnen, war nicht lange ein manipulatives Unternehmen des Schweden geblieben. Zu schnell hatte der einsame Wissenschaftler gemerkt, dass die Gesellschaft der Doppeleiche tragenden Männer ihm tatsächlich mehr als nur willkommene Abwechslung war, als dass er den Korn mit rein diplomatischer Miene hätte weitertrinken können. Die sauber gebundene Fliege des Schweden hatte sich mit der Zeit wie die höfliche Verschlossenheit Alfreds gelockert. Obwohl es ihm doch noch in den Sinn gekommen war, einige der Fragen zu äußern, die ihn beschäftigten, ließ er die Zeit dann doch in einer gewissen wenn auch schwerwiegenden Gemütlichkeit verstreichen. Doch am tiefsten berührte Alfred der Eindruck von Angst und Sorge der beiden Schleswig-Holsteiner um einen möglichen Krieg, in welchem die getrennten Herzogtümer zwischen den Interessen Dänemarks und Preußens die Opfer zahlen müssen würden. Kurz dachte Alfred an die über hundert Mann, die letzte Nacht schon im Rahmen dieses Konfliktes ihr leben haben lassen müssen. Der Schwede konnte nicht deuten, ob das plötzlich auftretende schreckliche Gefühl im Magen eine Antwort auf den Korn oder den bitteren Gedanken war.

Wankend kämpfte sich Alfred zum Sekretär und versuchte sich zu konzentrieren als er nach dem kleinen Reagenz Zinins griff, um nicht seine aufgebauten Gläser und Titriervorrichtung umzuwerfen. In der klar durchsichtigen Flüssigkeit zeigten sich einige wenige Schlieren, welche die gelösten Salze bildeten. Rasch kippte Alfred die kleine Menge hinunter, ohne dabei das Gesicht zu verziehen, legte das Glas ab und kämpfte sich zu dem Bett im Nebenzimmer. All die Aufgaben, die ihm bevorstanden, fraßen sich mit einem Mal in sein Gedächtnis. Noch immer musste er seinen Vater von den Geschehnissen letzter Nacht unterrichten. Er musste eine Lösung dafür finden, was mit dem Dokument zu tun sei. Himlys Paket lag noch immer auf der Post - ursprünglich wollte er die beiden Soldaten darum bitten, es für ihn zu besorgen, doch im trüben Beisammensitzen hatte Alfred sich nicht mehr getraut, seine Bitte auszusprechen. Und wollte Himly Alfred heute Abend nicht noch kontaktieren?

Schmerzhaft stöhnte der Chemiker auf und ließ sich auf das Bett fallen. Innig hoffte er darauf, dass die Güte bald ihre Wirkung zeigen würde. Es gab noch genug zu erledigen.

Und wo war eigentlich Emil geblieben?
But I have learned to study Nature’s book
And comprehend its pages, and extract
From their deep love a solace for my grief.

 - A Riddle, 1851

Donald Munro

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Casus Belli
« Antwort #204 am: 20.01.2012, 22:42:49 »
"Nun, Herr Rosenstock, wir sind hier nicht auf einem Kaffeeklatsch und Schotten sind gesprächiger, wenn man sie in ihrer Sprache anspricht und nicht auf ", hier machte er eine missbilligende Pause, "auf Englisch." Dann wandte er sich an seinen Landsmann: "Thank you for your answer. It is very interesting for me. I didn't want to deny your honor. Excuse me."

Er überlegte, was um alles in der Welt Baker mit der Sache zu tun hatte. Er musste den Gefangenen unbedingt alleine sprechen.
« Letzte Änderung: 20.01.2012, 22:52:33 von Donald Munro »

Menthir

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Casus Belli
« Antwort #205 am: 23.01.2012, 21:09:36 »
6. Dezember 1863 - Am Vorabend des Krieges - 11:33 Uhr - Gut Emkendorf

"Dann bin ich beruhigt, Herr von Lütjenburg. Lassen wir die politischen Querelen ruhen und widmen uns der Pflicht.", sagte der Herzog sichtlich erleichtert und blickte nun zu dem gefangenen Haldane. Derweil drang ein wenig Sonnenlicht in die kleine Kammer, in der sie gemeinsam saßen und froren. Alle zitterten, ob sie wollten oder nicht, inzwischen ob der unangenehmen Kälte und der Sonnenstrahl, der vom Treppenaufgang in die Kammer strahlte, verhieß die Rückkehr in wärmere Räume. Der Braunschweiger hatte die Dielen wieder abgedeckt und kam die Treppe zur Hälfte hinunter. "Euer Durchlaucht", begann er etwas außer Atem, "die Angreifer sind verschwunden. Ich habe bis auf drei alle Männer verloren. Von euren Männern leben noch Udo, Heiner, Heinrich, Ewald und Deter. Sie liegen in provisorischen Stellungen und schützen das Umfeld." Der Braunschweiger hatte sich eine zusätzliche Wunde eingefangen, er blutete am linken Arm. Augenscheinlich wurde er von einem Reitersäbel verwundet. "Ein sauberer Angriff. Gut koordiniert und das trotz der unterschiedlichen Nationalitäten. Während des Angriffes habe ich Englisch, Gälisch, Französisch, Deutsch, Dänisch und Italienisch gehört. Das ist augenscheinlich eine zusammengewürfelte Truppe von Attentätern, die jedoch schon einige Wochen zusammenarbeiten müssen. Ich kenne eigentlich nur einen Mann, der als Kopf für einen Auftrag solcher Größe in Frage kommt."
Während er sprach, verband er sich seinen Arm. Der Braunschweiger war deutlich bodenständiger, da er unter Schmerzen stand, und sprach direkter, als es zuletzt der Fall gewesen war. Eine fast schon peinliche[1] Stille entstand, der Herzog machte eine drängende Handgeste, dann erst sprach der Braunschweiger den Namen aus: "John Baker."

Der Haldane blickte sich um und versuchte eine angenehme Position zu finden. Doch gefesselt, wie er war, wollte es ihm nicht gelingen. Schweiß trat auf seine Stirn, die Fesselung war ihm sichtbar peinlich. Er kniff die Augen zusammen. "Yeah. Interesting, isn't it, lad? Time is ticking, people are born and dying. Nothing new to me mankind.", sagte der Schotte inzwischen zynisch. Scheinbar beschäftigte ihn der Austausch zwischen den Männern mehr, als er eigentlich zeigen wollte[2]. Sein Arm ruckte raus, scheinbar wollte er eine beschwichtigende Geste zu Donald machen, aber seine Hände waren gefesselt. "Never mind, lad.", sagte er stattdessen und nahm die Entschuldigung Donalds an.

6. Dezember 1863 - Am Vorabend des Krieges - 21:07 Uhr - Frau Borggrefes Haus, Unter Arrest

Zweierlei Klopfen weckte Alfred aus seinem unruhigen, doch traumlosen Schlaf. Zwar hatte das Mittelchen die wildesten Auswirken des Kornbrands abgewehrt, aber dennoch wachte Alfred mit trockenem Hals auf. Er hatte einen Geschmack auf der Zunge, als hätte er an einer Petroleumlampe geleckt. Zum einen klopfte sein Schädel etwas von dem übermäßigen Alkoholgenuss, zum anderen klopfte es an seiner Tür. Mühsam konnte sich Alfred aufrichten, spürte wie der Schwindel ihn kurz übermannen wollte. Aber er spürte auch, dass sein Mittel seine Wirkung nicht verfehlt hatte. Er wusste, dass Leber, Milz, Galle und Magen diese kleine Trinksitzung ohne größere Nachwirkungen ertragen hatten. Die Chemie bewahrte Alfred vor einem bitterbösen Kater.

Dennoch spürte der Schwede, dass er für den Moment noch etwas langsamer war, denn das Klopfen wurde energischer. Scheinbar hatte die Person vor der Tür bereits gesprochen, denn sie wirkte ärgerlich. "Herr Nobel, öffnen sie endlich die Tür und ich bin gezwungen davon auszugehen, dass sie jegliche Kooperation eingestellt haben. Sie werden doch nicht wollen, dass wir ihren schwer verwundeten Bruder noch einmal durch den kalten Schnee in eine noch kältere Garnison zerren müssen." Es war die Stimme van Widdendorps. Alfred hörte es an dem schweren, pfeifenden Unterton in der Stimme des gewichtigen Mannes. "Machen Sie schon auf, Herr Nobel." Nochmals klopfte der Oberstwachtmeister.

Ein Blick nach draußen offenbarte ein schweres Schneetreiben, welches Kiel in einem festen Griff hatte. Es hatte über die letzten Stunden bestimmt zwanzig Zentimeter Neuschnee gegeben. Obwohl es draußen schon längst dunkel war, konnte der Nobel den noch immer schweren Schneefall anhand der entzündeten Laternen beobachten. Die Nacht wirkte kalt und ungemütlich, noch immer pfiff der Wind durch die Fenster, hob immer wieder an, um dann wieder abrupt nachzulassen. Irgendwo klapperten Fensterläden, ein Hund bettelte jiffelnd nach Wärme, wahrscheinlich war er irgendwo draußen angebunden worden oder jemand führte ihn in der Nähe Gassi. Hier und da hörte der Schwede gar eine Schiffsglocke. Trotz des Feiertages des heiligen Nikolaus bereiteten alle ausländischen Seeleute ihre Schiffe vor. Wenn das Wetter anhielt, mussten sie zusehen, dass sie wieder auf die Ostsee kamen, ehe sie in Kiel festsaßen, gerade wenn sie empfindliche oder dringliche Ladung an Bord hatten. Alfred wusste, dass St. Petersburgs Hafen bei diesem Wetter alsbald wieder in Eis und Schnee liegen würde. Die Schifffahrt und der Winter waren im finnischen Meerbusen[3] kein glückliches Paar. In der Kieler Förde[4] war es wohl nicht so problematisch, aber dieses Wetter war allemal ein Ärgernis, zumindest für Geschäfte. Für den Frieden in Holstein war es wahrscheinlich ein göttlicher Segen.

Das Klopfen ertönte wieder, doch der Oberstwachtmeister sprach diesmal nicht zu Alfred. Es mussten einige Stunden vergangen sein, seit Alfred die warme Umarmung des Bettes gespürt hatte. Jetzt fror er jedoch, der Kanonenofen war schon einige Zeit aus, der Windzug hatte das Zimmer wieder in einen russischen Kühlschrank verwandelt. Alfred sah im Schein der Laterne unter seinen Fenstern sogar einige Eisblumen an den dünnen Fenstern. Es schneite nicht nur, es war auch ziemlich kalt. Nochmal ein Klopfen, dann hörte Alfred die Stimmen vor der Tür. "Doktor Kern, beruhigen sie sich. Herr Nobel wird nur genächtigt haben und wir ihn unsanft geweckt." "Wenn sie das sagen, OWM, wird das so sein.", hörte der Schwede die verschnupfte Antwort, welche leicht von einem schweren Husten beinahe verschluckt wurde. Eine dritte, offenbar kranke Person stand vor der Tür. Ob dies tatsächlich Emil war?
 1. peinlich im Wortsinne, also schmerzhaft
 2. 
Motive erkennen SG 10 (Anzeigen)
 3. Finnischer Meerbusen
 4. Kieler Förde
« Letzte Änderung: 08.02.2012, 00:53:54 von Menthir »
"Zwischen dem Schwachen und dem Starken ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit." - Jean-Jacques Rousseau, Du Contrat Social

Conrad Rosenstock

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Casus Belli
« Antwort #206 am: 24.01.2012, 20:21:15 »
Conrad hörte den Gesprächsteilnehmern aufmerksam zu. Er war sich nicht sicher, ob Carl so erfreut darüber wäre, wenn er dem Herzog das Dokument geben würde. Wenn noch Zeit für ein vier Augen Gespräch wäre, würde Conrad dies auch nutzen.

Zu Donald Munro sagte Conrad noch: "Sie können sich auch weiterhin in ihrer eigenen Sprache mit dem anderen Schotten unterhalten, wenn sie so sehr darauf bestehen, auch wenn ich das trotzdem nicht so gut finde. Mehr als ein Kritisieren dieses Verhaltens bleibt mir ja auch nicht übrig. Hoffentlich ist es nichts Geheimes, denn der Herr Braunschweiger könnte ihre Sprache ja vielleicht verstehen.", entgegnet Conrad mit einem schelmischen Grinsen. Offenbar war sein letzter Satz nicht allzu ernst gemeint und er wollte Donald Munro nur etwas damit ärgern.
 
Dann sagte Conrad- wieder ernsthaft- zu allen in der Runde: "Übrigens kann unser schottischer Attentäter doch Deutsch verstehen. Seine kurzzeitige Mimik, Gestik und Körperhaltung sprachen eindeutig dafür.
Um noch einmal kurz zum Attentat zurück zu kommen: Ich glaube mittlerweile auch, dass die Nobelbrüder das Ziel waren. Die französische Attentäterin hätte einen vergifteten Dolch auf den Herzog werfen können und die Schotten hätten womöglich auch anders reagieren können.

Der Schotte hier hat vorhin außerdem auch schon den Namen Baker erwähnt. Sie liegen also wahrscheinlich goldrichtig mit ihrer Vermutung, Braunschweiger. Wissen Sie Herr Braunschweiger, wer genau dieser John Baker ist und was seine Motivation hinter diesem Attentat sein könnte? Haben die Dänen ihn vielleicht gekauft? Dieser Name klingt auf jeden Fall schon einmal Englisch. Mehr fällt mir aber auch nicht zu diesem Namen ein."
Dann dreht sich Conrads Kopf in Richtung Donald Munro: "Wissen vielleicht Sie auch etwas über diesen John Baker, Mr. Munro? Womöglich ist dieser Name in England oder gar in Schottland bekannter."

Schwester Hermene

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Casus Belli
« Antwort #207 am: 24.01.2012, 21:28:12 »
Hermene beobachtete interessiert die Wachsende Unsicherheit des Herzogs, und je mehr ihr bewusst wurde, wie unangenehm ihm ihre Anwesenheit war, desto starrer und kälter blickte sie mit ihren eisigen Augen in ihn hinein. Seine Worte interessierten sie nur beiläufig – dummes, irdisches Geschwätz über Politik und Machtspiele der Menschen. All dies, so wusste Hermene, war vergänglich und obsolet vor dem einen Herren.

Dennoch: Dieser Pedersen schien ein wichtiges Dokument gestohlen zu haben, und dies lenkte Gefahr auf den Stift, Gefahr auf ihre Arbeit und somit Gefahr auf ihr bisheriges Dasein. Sie tippte in einer durchkonstruierten Beiläufigkeit gegen ihre Schläfe und schien nachzudenken. Das Geräusch[1], das von diesem Tippen ausging, wurde mit jedem Male, da ihr Finger ihr Gewand berührte, lauter und unnatürlicher, bis sie ihren Finger schließlich still hielt. Sie stierte erneut auf den Herzog. „Sagen Sie mir noch eines zu dieser Angelegenheit: Wie konnte ein Student wie Pedersen überhaupt in die Nähe eines solch für die irdischen Belange wichtigen Dokuments kommen? Ich verstehe hiervon nicht viel, doch scheint es mir, als würden solcherlei schicksalhafte Verträge für gewöhnlich nicht in Umständen aufbewahrt, aus denen sie von einem dahergelaufenen Studenten entwendet werden könnten?“, fragte sie unwissend. „Oder irre ich?“, fügte sie scharf hinzu.
 1. Ghost Sound
« Letzte Änderung: 24.01.2012, 21:29:46 von Schwester Hermene »

Alfred Nobel

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Casus Belli
« Antwort #208 am: 26.01.2012, 16:58:32 »
Mit einer leichten aber erwartungsvollen Euphorie stemmte Alfred sich vom Bett und verzuchte krächzend eine Antwort zu rufen. Doch noch weigerte seine Stimme sich, mehr als ein Keuchen von sich zu geben. Missmutig verzog Alfred das Gesicht, schmatzte trocken, während er aus dem Schlafzimmer trat und nach seiner Uhr tastete. Er musste scheinbar auf ihr draufgelegen haben, dachte er sich, als er einen ungesunden Druck unterhalb der Brust verspürte. Zudem verhieß die Dunkelheit draußen ohnehin schon schlechte Nachrichten, und die goldenen Zeiger verrieten Alfred ungeniert, wie viel Zeit er doch verschlafen hatte. Eilig steckte er das goldene Stück weg, und griff nach den Gläsern auf dem Tisch. Mit heftigen Husten räusperte sich der gerade erst erwachte.

"Moment!", klang seine Stimme noch immer etwas brüchig durch die kalten Zimmer, "ich öffne!"

Schnell verfrachtete Alfred das Geschirr in die Küchenzeile, ehe er an die Wohnungstür trat. Mit einem tiefen Atemzug richtete sich der Wissenschaftler, zog seine verknautschte Kleidung glatt und griff an seinen Kragen, um die Fliege zu richten. Verwundert griff Alfred als in Leere, der Querbinder war verschwunden. Suchend fand sein Blick das kleine schwarze Stück Stoff in seiner ganzen Länge auf dem Bett liegen. Für einen Moment ertappte er sich bei dem Gedanken, sie zu holen und sich säuberlich umzubinden, ehe er wieder zur Vernunft kam. Verärgert über sich selbst räusperte er sich erneut, fuhr mit der Hand durch das schüttere Haar und öffnete sachte die Tür.
But I have learned to study Nature’s book
And comprehend its pages, and extract
From their deep love a solace for my grief.

 - A Riddle, 1851

Menthir

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Casus Belli
« Antwort #209 am: 27.01.2012, 16:33:42 »
6. Dezember 1863 - Am Vorabend des Krieges - 11:40 Uhr - Gut Emkendorf

Der Herzog überließ die Schottenfrage seinen Gästen, obwohl er Conrad interessiert zuhörte. "Wir sollten wieder in die wärmeren Teile des Hauses gehen, Durchlaucht. Es ist kalt und feucht hier unten, eure Gäste sind von der langen und unsanften Reise ermattet. Sie werden nur unnötig krank werden, wenn sie hier unten weilen. Dasselbe gilt für euch, Durchlaucht. Ihnen stünde Schlaf auch gut zu Gesicht." Der Herzog nickte nur müde und dann wurde der kleine Schutzraum verlassen. "Braunschweiger. Helft dem Herrn von Lütjenburg beim Tragen von Karls Leichnam. Conrad, führt bitte den Haldane mit nach oben." Der Schotte ließ sich widerstandslos, aber mit Problemen beim Aufstieg durch die Fesselung, nach oben führen. Hermene musste damit leben, dass sie ihre Antworten erst später bekommen würde.

Als sie wieder im Musikzimmer angekommen waren und damit Reventlows kaltes Sanktuarium hinter sich ließen, legte der schwarze Braunschweiger die Dielen wieder ein und schob das Musikinstrument wieder drüber, um kurz darauf seine Uniform zu richten und den Staub von den Knien zu wischen. Die Vorhänge waren zugezogen, um dem Schützen kein Ziel zu bieten. "Keiner stellt sich ans Fenster oder in direkte Schusslinie, es sei denn, er will Lotto[1] um sein Leben spielen.", mahnte der adrett gekleidete Mann an, als er sich an die Wand nahe der Tür lehnte. Es waren genug Sitzhocker in der Farbe cremigen Elfenbeins vorhanden, sodass sich jeder außer dem Braunschweiger und dem Haldane setzen konnte, wenn er wollte. Der Herzog setzte sich vor den gleichfarbigen Flügel und legte einen Hand auf das Holz, während er tief durchatmete. Der Braunschweiger warf ihm einen finsteren Blick zu, weil er damit im Schusslinie eines möglichen Schützen saß. Friedrich kratzte sich den Bart und blieb ungerührt sitzen, hieß den Braunschweiger lediglich ein Feuer im Kamin zu entzünden, da es kalt war. Der alte Kamin war neben dem Flügel das einzig schmückende Element des Musikzimmers. Nochmals atmete der Mann durch, während sich der Haldane in eine bequemere Position zu begeben versuchte, dabei musterte er Conrad, der seine Sprachkenntnisse enttarnt hatte, aufmerksam. Seine Lippen bewegten sich ein bisschen, aber sie brachten dann doch kein Wort hervor[2].

Im hellen Raum schien Hermene weniger bedrohlich auf den Herzog, der nicht zuletzt aufgrund der merkwürdigen Geräuschkulisse bereit war, das kleine, eiskalte Refugium zu verlassen und wieder in das angegriffene Haus zurückzukehren. Dennoch hatte er die Nonne aufmerksam im Blick, sie machte ihm noch immer Sorgen. Nachdenklich blickte er auf ihre Kutte und dann in den Kamin, wo langsam ein wärmendes Feuer zu lodern begann, welches der Braunschweiger mit Zündhölzern und einer alten Zeitung entzündete. Friedrich antwortete nun Hermene.
"Die Verträge waren nicht in meinen Händen, als sie gestohlen wurden. Sie lagen in Kiel in einem Vertretungshaus meines Hauses[3] und dort sollten die Abschriften für die weiteren Unterzeichner angefertigt werden. Das waren die beiden dänischen Könige, zwar ist Friedrich VII. Karl Christian von Dänemark[4] bereits verstorben, aber seiner Witwe[5] hätten wir als Zeichen des Beweises eine zukommen lassen. Christian IX. von Dänemark[6] sollte eine bekommen, ich wollte noch eine zweite Abschrift für mein Haus haben, dann sollte Wilhelm Friedrich Ludwig von Preußen[7] noch eine Abschrift bekommen, da sein Diplomat Karl Georg Ludwig Guido von Usedom[8] an den Verhandlungen beteiligt war. Mein Verwalter und Skriptor sollte den Vertrag vervielfältigen. Doch er wurde bereits Stunden nach Empfang des Schriftstückes von einer Gruppe von Männern überfallen und das Schriftstück wurde gestohlen. Rädelsführer war Marius Pedersen, wahrscheinlich waren andere Studenten daran beteiligt. Wir konnten die Verträge nicht auffinden und Marius Pedersen entschlüpfte uns mehrmals. Mein Skriptor, Burkhard Tietje, wurde bei dem Angriff schwer mit Degenstichen verwundet, die beiden Wachmänner, welche inkognito über Tietje wachten, wurden gar getötet. Die Bewaffnung lässt ebenfalls auf Studenten schließen. Einen der beteiligten Männer konnten wir festsetzen, aber der schweigt noch beharrlich. Lediglich die Spur zu den Nobelbrüdern haben wir gefunden. Sie sehen, wir haben es nicht mit dahergelaufenen Studenten zu tun, sondern mit...durchorganisierten Aufständischen, welche eventuell sogar von Dänemark angeheuert wurden. Am 28. September wurde die spätere Novemberverfassung das erste Mal vorgelegt. Am 9. November haben wir dann den Vertrag geschlossen, damit es nicht zur Novemberverfassung kommt. Am 15. stirbt jedoch Friedrich, in der Nacht von 17. auf den 18. verschwindet der Vertrag und am 18. unterschreibt Christian die Novemberverfassung[9]..."
Friedrich atmete wieder durch und stand auf. Er ging zum Kamin, um sich seine Hände am Feuer zu wärmen. Leise knisterte es. Selbst durch die Vorhänge erahnte man nun, dass die Sonne langsam von Wolken verdunkelt wurde. Wind klopfte an die Fensterscheiben. Friedrich fasste scheinbar einen Entschluss, während er so am Feuer stand. "Aber Schwester Hermene. Sie sollten vielleicht anfangen, sich um dahergelaufene Studenten und weltliche Politik Gedanken zu machen. In Dänemark gibt es nur die Lutherische Staatskirche[10], selbst im Herzogtum Schleswig ist der katholische Glauben noch verboten, solange meine Herzogswürde nicht vollkommen anerkannt ist. Dann würden Sie und der Papst mehr verlieren, als nur ein paar Menschen im Altenstift. Denken Sie auch bitte daran. Und denken Sie daran, dass die katholische Kirche vielleicht auch ein Symbol neu gewonnener Kraft benötigt, wenn es auch nur kleines Zeichen sein mag. Aber soweit ich weiß, lebt der weltliche Kirchenstaat nur, weil französische Truppen ihn verteidigen[11]." Leise pfiff der Wind durch die nur leidlich dichten Fenster.

6. Dezember 1863 - Am Vorabend des Krieges - 21:09 Uhr - Frau Borggrefes Haus, Unter Arrest

Vor der Tür stand Oberstwachtmeister van Widdendorp, an dessen ganzem Körper schmelzende Schneekristalle hingen, die er gar nicht wegzuwischen versucht hatte. Neben ihm stand ein grimmig dreinschauender Doktor Kern, der trotz der geöffneten Tür noch mit nervös tippelnden Fuß dastand. Die Stelzenbeine des OWM waren dagegen still, es schein, als habe er nur seinen Arm zum Klopfen bewegt. Hinter den beiden Männern standen Fritz und Hammer, die beiden Obergefreiten, welche sowas wie ständige Begleiter für Alfred inzwischen waren. Sie hatten die beiden betrunkenen Röschmann und Rix inzwischen abgelöst. Sie hatten zwischen sich eine Trage, auf der ein sich nur leidlich bei Bewusstsein befindlicher Emil lag. Das Keuchen kam jedoch nicht von Emil, sondern von Fritz, vom Obergefreiten mit dem markant vorstehenden Kinn, der sich augenscheinlich durch das schlechte Wetter und die dauernde Übermüdung eine Erkältung eingefangen hatte.
Emil schien seinen Bruder kaum wahrzunehmen, seine Augen waren nur halb geöffnet und er brabbelte mehr als dass er sprach. Doktor Kern bemerkte Alfreds Blick und hob beschwichtigend eine Hand. "Wundfieber. Nichts, was wir nicht in Griff kriegen würden, Herr Nobel." Noch immer tippelte der Fuß des Mannes. "Er hat Fieberträume. Aber das wird sich geben. Haben Sie ein Feuer entzündet, Herr Nobel? Man könnte Kiel an diesem Abend glatt denken, man wäre auf der unglückseligen Franklin-Expedition[12] und an Bord der Erebus oder der Terror." Bei den Worten schüttelte sich der Doktor und klopfte sich den restlichen Schnee von den Schultern.

Van Widdendorp nickte den beiden Obergefreiten zu und sie trugen Emil Nobel in das Zimmer und verlegten ihn dann in Alfreds Bett. Der OWM entließ die beiden Obergefreiten dann, sie durften auf ihr Zimmer zurückkehren. "Meine Güte, Herr Nobel. Es riecht hier drin wie in einer Hafenspelunke. Haben sie gesoffen?", fragte der Oberstwachtmeister und blickte in der Dunkelheit umher. Doktor Kern entzündete ohne Aufforderung den Kaminofen. "Es ist wirklich wie auf der Expedition hier drin. Wenn Sie ihren Bruder schon bei sich haben wollen, Herr Nobel, dann müssen Sie auch zusehen, dass es hier drin warm wie bei der Baikieexpedition[13] ist.", tadelte der Doktor Alfred, während er etwas altes Papier in den Ofen warf, um das Entzünden zu beschleunigen. "Ich werde morgen früh wieder nach Emil schauen. Solange passen Sie auf ihn auf. Aufgrund des hohen Blutverlustes kann ich ihm leider nicht noch mehr Schmerzmittel verabreichen. Sollte es nicht nachlassen und seine Schmerzen zu stark werden, werden wir morgen früh über Opiat-Nutzung reden müssen. Hier haben Sie noch etwas Verbandsmaterial, falls seine Wunde aufbrechen sollte. Sollte er sich zu ruckartig bewegen und seine Narbe aufbrechen, zögern Sie nicht, den Obergefreiten Rix zu wecken. Er ist ausgebildeter Feldscher. Er wird sich darum kümmern, bis ich Ihnen morgen wieder zur Verfügung stehe. Eine gute Nacht."
Der Arzt ließ auch die für eine Neuvernähung notwendigen Werkzeuge liegen. "Achja, schauen Sie alle drei Stunden bitte, um sich die Wunde nicht entzündet hat." Dazu erklärte er, welche Stellen am Bein Emils Alfred zu betasten hatte, um das herauszufinden, ohne Emil zu stark zu quälen oder die Wunde zu berühren.
Dann wandte sich der Doktor bereits zum Gehen, aber van Widdendorp folgte ihm nicht, sondern betrachtete Alfred im schwachen Schein des Kanonenofens.
"Alles in Ordnung, Herr Nobel? Sie sehen...miserabel aus. Gibt es etwas, was ich für Sie tun..." "NEIN! ICH WAR ES NICHT!", brüllte Emil wie vom Teufel geritten dazwischen. "ES WAR NICHT MEINE IDEE! ICH SCHWÖRE ES! NEIN! ICH HABE NICHTS GETAN! AAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH!", Emil schrie auf und hielt sich seine Wunde, als hätte jemand ein glühendes Stück Eisen in die Wunde gerammt. Der Doktor rannte sofort zu Emil, der jedoch nur weiterschrie. So schnell wie der Schrei und der Schmerz kamen, so plötzlich lag Emil wieder ruhig in seinem Delirium da und blabberte wirres und schwer verständliches Zeug. "Das kann häufiger passieren, ist aber nicht wild. Das Delirium macht das.", versuchte Doktor Kern Alfred zu beruhigen. Dann wandten sich der Oberstwachtmeister und Doktor Kern wirklich zum Gehen. Der OWM nickte Alfred zu. "Das Wetter ist beschissen. Das wird eine ruhige Nacht. Kümmern Sie sich um ihren Bruder und machen Sie zwischendrin auch die Äuglein mal ein, zwei Stündchen zu. Sie werden sehen, morgen sieht die Welt schon wieder besser aus."
Behutsam schlossen sie die Tür hinter sich.

"Es tut mir Leid, Alfred...Das war alles nicht meine Absicht...", flüsterte Emil nachdem die Männer gegangen waren. "Sie haben mich erpresst, ich schwöre es bei unserem Vater. Sie haben mich erpresst!." Tränen rannen das Gesicht von Alfreds jüngerem Bruder herab. "Sie haben mich erpresst...Sie sagten, sie würden sonst..." Jetzt weinte Emil hemmungslos.
 1. Geschichte des Lottospiels
 2. 
Motiv erkennen SG 16 (Anzeigen)
 3. Damit ist sein Adelshaus gemeint
 4. Friedrich VII.
 5. Louise Christine Danner
 6. Christian IX.
 7. Wilhelm von Preußen
 8. Guido von Usedom
 9. Novemberverfassung und wer sich auch den Inhalt anschauen möchte: Inhalt der Novemberverfassung
 10. Staatskirche
 11. Kirchenstaat nach 1815
 12. Franklin-Expedition
 13. Baikieexpedition von 1854
« Letzte Änderung: 27.01.2012, 17:17:11 von Menthir »
"Zwischen dem Schwachen und dem Starken ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit." - Jean-Jacques Rousseau, Du Contrat Social

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