"Nun, dann will ich euch mal erzählen, was mir in meiner Vision - den Göttern sei Dank - widerfahren ist: Wenn mir das in Wirklichkeit passiert wäre... Nicht auszudenken, wenn dies alles - so denn hört aufmerksam zu: Ich war wieder auf der Jenivere dem stolzen Schiff mit dem wir alle reisten - Zielort Eleder - und es war Abend, und das Meer war unruhig: Es herrschte Sturm. Die Wellen schlugen nur so gegen das Schiff. Alles wirkte seltsam verzerrt und verwirbelt. Die Farben, die Umrisse, alles nur unscharf zu erkennen und dann stand ich plötzlich an der Reeling. Mein Magen rebellierte. Und Gelik, so wie wir es beim Abendessen noch mit dem Essen, ach was sage ich, mit dem Fraß zu tun hatten, genau so muss es auch gewesen sein! Mir war furchtbar übel und ich übergab mich - doch ich war anscheinend nicht alleine: Überall klagten Passagiere und Mannschaftsmitglieder über Bauchschmerzen...
Halas holte tief Luft und hielt sich den Kopf. Noch immer war er reichlich verwirrt, was seine Erzählung anging - vielleicht hatte er sich einen Sonnenstich eingefangen, aber: Hier im Schatten, und eigentlich hatte er sich doch auf magische Art und Weise geschützt. Nun, vielleicht ein weiteres Zeichen der Götter, eine Andeutung, ein Zeichen...
"Wo war ich stehen geblieben, ach ja, genau - die große Übelkeit. Du warst auch da mein Gnomenfreund?! Auch du hast zu kämpfen gehabt mit vermutlich dem Abendessen - ich sagte doch Giftmischerei, irgendetwas muss da dran sein... Und noch wissen wir nicht wer, oder was - eventuell hat dies ja alles Nachwirkungen, und was wäre wenn... Nicht auszumalen, wenn der Giftmischer noch unter uns..."
Der Martain erzählte standhaft weiter, versuchte seine bruchstückhaften Erinnerungen an den Traum wieder zusammenzusetzen. Doch die wenigen blassen Bilder zerrannen in seinem Kopf wie wenn Wasser den Sand am Strand hinwegspülte. Ein großes Scherbenpuzzle, das es wieder zu vereinen galt um ein gesamtes Bild der Situation zu erhalten - doch seine Erzählung wurde immer wirrer und unvollständiger: Seinen Zuhörern schien es, als spinne Halas im Moment ein wenig rum. Doch er bemühte sich die Traumerzählung zu einem Ende zu bringen:
"Und dann gab es plötzlich ein gewaltiges Knirschen, ein donnernder Schlag - nein, nicht am Himmel, kein Gewittergrollen, nein - wir waren aufgelaufen. Ja, so wie das Wrack der echten Jenivere - hier verschwimmen für mich alle Grenzen, es könnte ja sein, dass... Doch nein, es ging weiter: Menschen gerieten in Panik, liefen wild umher und schrien aus Furcht, Wasser schwappte ins Boot. Dann habe ich den Kapitän gesehen, er stand da, mitten auf dem Deck, blickte sich um und - scheinbar völlig gelassen - da war dann plötzlich diese Frau, diese Gelehrte. Ich denke zumindest sie war es, und nun ja, sie gab ihm einen Kuss, wenn mich nicht alles täuscht und sie flüsterte ihm irgendetwas zu... Dunkelheit umfing mich wieder und als ich erneut sehen konnte, da schöpften wir Wasser aus dem Schiffsrumpf. Mit großen Holzlöffeln, doch vergeblich... Welch Ironie des Schicksals und irgendwann fiel ich dann, fiel in die dunklen Tiefen meines Traums, alles wurde undeutlicher und ich sah noch solch Klauen dieser Krabbenungetiere auf mich zukommen... Und: Ja, so in etwa war das... Das, das war alles..."
Beendete Halas Martain damit seine lange Erzählung. Erschöpft wirkte er nun, er entkorkte dieses Mal selbst seinen eigenen Wasserschlauch und führte ihn an seine Lippen. Wieder fühlten sie sich trocken und spröde an - so wie im Traum, als ob tausend kleine Stacheln daraus hervorbrechen würden und es ihn langsam aber sicher...