Tatsächlich hatte Nicolas noch nicht angefangen das Gift zu mischen, wie Iomine vermutet hatte. Zwar konnte er es kaum erwarten endlich anzufangen aber er hielt sein Wort und hatte auf die Hexe gewartet. Es war ihr zwar offensichtlich nicht so wichtig wie ihm aber er wusste, das auch sie sich solch eine Gelegenheit nicht entgehen lassen würde. Außerdem konnte er ihre Hilfe gut gebrauchen. Zwar könnte er das Zeug auch ohne ihre Hilfe brauen aber bei dem, was hier auf dem Spiel stand, konnte es nicht schaden, wenn sie ihm über die Schulter blicken würde. Nicolas ahnte noch nicht, wie wichtig ihre Hilfe in den nächsten Stunden werden würde.
Nachdem er Iomine hereingewunken hatte und zusammen mir ihr sein Labor aufgebaut hatte, erklärte er ihr, wie er vorgehen wollte. Doch schon von Anfang an war klar, das der Alchemist nicht bei der Sache war. Er machte schon bei der Planung mehrere Fehler, auf die ihn Iomine aufmerksam machen musste und nur durch ihre Hilfe wurde ein schlimmer Ausgang verhindert.
Nicolas konzentrierte sich nicht, sondern war in Gedanken schon bei dem Einsatz des Giftes und dem Angriff auf den Hauptmann. In ihm staute sich die Wut, für die er schon länger kein Ventil mehr gefunden hatte. Er musste einfach handeln und seinen kranken Gelüsten nachgeben. Nicolas war wie ein Süchtiger, der immer wieder den nächsten Schuss brauchte. Wenn er dem nicht nachgab, staute sich das ganze an und blockierte seine Gedanken regelrecht. Er konnte dann an nichts anderes mehr denken und das wurde ihm nun fast zum Verhängnis.
Nachdem er mehrere kleinen und einen großen Kessel aufs Feuer gestellt, einige Schüsselchen, eine Waage, Kolben und Mörser und Stößel bereit gestellt hatte, fing er an die verschiedenen Chemikalien vorsichtig abzuwiegen und miteinander zu vermengen. Einiges erhitzte er, bis es anfing zu blubbern, anderes vermengte er direkt im kalten Zustand und wieder andere Chemikalien musste er erst in einem Mörser zerstoßen, bevor er sie nutzen konnte. Wie ein Koch in einem Restaurant ging er vor und würzte die Suppe mit verschiedenen Kräutern und Gewürzen. Er warf die Zutaten alle in einen großen Topf, der immer wieder seine Konsistenz, seine Farbe und den Geruch änderte.
Immer wieder musste Iomine ihm helfen, was Nicolas ärgerte. Er schaffte es einfach nicht sich genug zu konzentrieren und es gefiel ihm überhaupt nicht, so schlecht abzuschneiden. Er hatte große Töne gespuckt und nun musste er dafür bezahlen. Er schweifte ab und dachte an vergangene Kämpfe und die armseligen Geschöpfe, die ihm ausgeliefert gewesen waren und ihn um Hilfe angefleh hatten. Er dachte an die Feuer, die er gelegt hatte, an die Kammern und die Ulfen. Er konnte einfach nicht anders.
Doch nach einigen Stunden Arbeit war es schließlich doch geschafft. Vorsichtig füllte er das Gift in einige kleine Fläschchen, um es bis zu dem Zeitpunkt aufzubewahren, an dem sie es brauchten. Anschließend musste er sich bei Iomine bedanken, auch wenn er dies mit einem offensichtlichen Zähneknirschen tat.
"Ich konnte mich einfach nicht auf die Arbeit konzentrieren. Immer wieder gingen mir die Schreie und das Flehen der Männer durch den Kopf, die wir umgebracht haben. Das Feuer und die Flammen, die alles zerfressen. Das Blut..."
In die Augen des Alchemisten trat der Wahnsinn, dem er sich nie wirklich widersetzen konnte und der schon lange von ihm Besitz ergriffen hatte. Doch nur für einen Moment, dann schien er sich wieder auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren.
"Ich kann es kaum erwarten den Hauptmann zu treffen. Danke für deine Hilfe, ohne dich hätte ich viele Fehler begangen..."
Mehr sagte Nicolas zu diesem Thema nicht, denn das war schon Eingeständnis genug und es kostete ihn einiges an Überwindung seine Fehler zuzugeben.