Die junge Soldatin sah sich aufmerksam in der Gaststätte um, und nahm dabei jeden der Gäste und auch die Angestellten ins Visier. Es schien, als würde sie jede Information in sich aufsaugen, bevor sie wieder sprach.
"Ich denke, das haben wir gleich", erklärte sie dann knapp, und ging auf Hennis und Tabok zu. "Darf ich den Geldbeutel mal sehen?"
Das "Diebesgut" wurde ihr nur mit leise gemurmelten Widersprüchen ausgehändigt, und sie betrachtete es kurz, aber sehr genau. "Das dachte ich mir", meinte sie dann. Schließlich wandte sie sich an Xabert.
"Das Weinfass da vorne, ist irgendjemand in die Nähe davon gekommen?"
Irritiert sah sich Xabert nach dem Weinfass um, das hinter der Theke in einer Ecke gelagert war. "Nein, hier in der Ecke war nur ich, und ich war nicht an dem Weinfass."
Mit zackigen Schritten ging die Wachsoldatin um die Theke herum und zu dem Weinfass. "Dann frage ich mich, woher die kleine Weinlache kommt. Oder genauer, wer den Korken ein klein wenig geöffnet hat, damit der Wein herausläuft."
Überrascht und etwas erschrocken sah Xabert auf die rötliche Pfütze auf dem Boden, die er vorher noch nicht bemerkt hatte. Schnell stopfte er den Korken wieder ganz in das Fass. "Das gibt's doch nicht, das war richtig teurer Wein!"
Die junge Frau nickte nur, und wandte sich an die beiden Kontrahenten, die ihr Wirken irritiert verfolgten. "Um das einmal klarzustellen, ich denke nicht, dass hier ein Diebstahl stattgefunden hat. Das Band, mit dem der frühere Besitzer des Geldbeutels diesen an seinem Hosenbund befestigt hatte, wurde durchgeschnitten, und es ist dabei ziemlich zerfasert. So etwas sehe ich heute nicht zum ersten Mal. Irgendjemand wollte hier für Aufregung sorgen, und hat vermutlich, während alle abgelenkt waren, den Korken aus dem Fass gezogen. Auf der Pfütze wäre irgendwann jemand ausgerutscht, was zu noch mehr Aufregung geführt hätte. Ich weiß noch nicht, was das alles soll, aber irgendjemand in der Stadt macht sich heute einen Scherz daraus, Streit und Ärger zu verursachen, Dinge zu zerscheppern oder schlicht Chaos anzurichten."
Kurzerhand warf sie Tabok seinen Geldbeutel wieder zu, und der betrunkene Halbling hatte alle Mühe damit, seinen Besitz zu fangen. Einige Sekunden brauchte er, bis er den Geldbeutel sicher in Händen hielt, und er erschöpft, aber zufrieden, ausatmete.
"Also Leute, hört mal zu. Achtet bitte besonders auf eure Umgebung. Wer auch immer hier diesen Unfug anstiftet, geht zu weit. Es werden Leute in Gefahr in gebracht. Und wenn ich nicht schon einige solcher Fälle gehabt hätte heute, dann hätte ich vielleicht einen Unschuldigen wegen Diebstahls verhaftet. Wenn derjenige noch hier sein sollte, möge er bitte darüber nachdenken, wie sehr er seinen Mitbürgern schadet. Und für alle anderen, bitte haltet die Augen auf. Wir von der Stadtwache geben uns alle Mühe, aber wir können nicht überall sein. Wenn ihr mitbekommt, dass irgendjemand solchen Unfug macht, dann gebt uns bitte bescheid."
Mit großen Augen sah Hennis zu der jungen Frau. "Das heißt, ich bin raus aus der Sache? Du glaubst mir? Ich mein, ich hätte, wirklich keinen Grund gehabt..."
Sie hob nur kurz die Hand und nickte dabei. "Ja, Hennis, ist alles in Ordnung. Jemand wollte dir was unterjubeln."