Die Gefangenen unterhalten sich noch eine Weile über die allgemeinen Bedingungen im Lager bis schließlich die Zeit für die Essensausgabe gekommen ist. Die Aufseher stehen wieder in voller Bewaffnung vor einem der Lagerhäuser und verteilen das spärliche Essen, das die Gefangenen bekommen. Es ist etwas mehr als nur Brot und Wasser, aber nicht viel. Die Gefangenen würden bei Kräften bleiben aber über kurz oder lang konnte auch der kräftigste Körper, wenn er beansprucht wurde, damit nicht auskommen.
Dennoch verschlingen die meisten das fade Essen und ziehen sich dann in ihre Hütten zurück. Die Sonne ist bereits hinter den Gipfeln verschwunden und mit ihr ist auch die drückende Hitze fort, sodass langsam auch an Schlaf zu denken war. Die beiden Neuankömmlinge schließen sich Hesper, Threan und Sergor an, die in ihrer Hütte noch genug Platz haben und begeben sich dort zur Ruhe. Es ist ein spärlich eingerichteter Ort, es gibt keine echten Möbel, sondern nur Stohlager auf dem Boden und man kann der Hütte deutlich ansehen, dass sie von Insassen aus Brettern mehr schlecht als recht zusammengezimmert wurde. Immer wieder kann man durch Spalten in den Wänden nach draußen blicken und einige der Dielen sind schon lose. Trotzdem begeben die fünf sich zur Ruhe und sinken irgendwann in einen nicht allzu tiefen und zumindest zu Beginn traumlosen Schlaf. Doch dies ändert sich im Laufe der Nacht.
Es ist ein surrealer Ort, selbst für einen Traum. Überall ist es dunkel und nichts ist in dieser Finsternis zu erkennen. Doch dann taucht aus dem nichts eine Gestalt auf, sie ist gehüllt in enge schwarze Lederkleidung und einen weiten Umhang mit einer Kapuze. Das Gesicht der Gestalt ist von einer Maske bedeckt, deren obere Hälfte golden verziert ist während die untere Hälfte einfach nur weiß ist. Die Gestalt erscheint und verschwindet wieder, nur um dann sofort wieder aufzutauchen. Dazu erklingen Worte gesprochen als wäre es ein Echo, das von den Felswänden wiederhallt:
“Der Schatten ist es der mich sendet,
Dunkelheit liegt über dem Licht des Mondes,
und kein Auge kann etwas sehen.
Die Dunkelheit wird weichen,
denn ich werde die Horden in die Schlacht führen,
getragen von gewaltigem Ross unter wehenden Bannern.
Niemand wird mich aufhalten,
die Schwärze wird nicht bestehen,
aus ihrem Herzen selbst wird sie bezwungen werden.“
Immer wieder erklingen die Worte: “Der Schatten ist es, der mich sendet“ und die Gestalt löst sich in Luft auf. “Dunkelheit liegt über dem Licht des Mondes“ während die Züge der Maske beinahe lebendig zu werden scheinen. “Und kein Auge kann etwas sehen“, auch wenn die Augen ebenso von der Maske verborgen sind, scheinen sie direkt in das Herz zu blicken. “Die Dunkelheit wird weichen“ und plötzlich leuchtet ein grelles Licht auf, das sofort wieder von der Dunkelheit verschluckt wird. “Denn ich werde die Horden in die Schlacht führen“ und es scheinen Fanfaren in der Ferne zu erklingen. “Getragen von gewaltigem Ross unter wehenden Bannern.“ Zugleich formen sich die Schatten zu Rössern und Reitern, die durch die Dunkelheit brausen, ein jeder von ihnen trägt eine Maske. “Niemand wird mich aufhalten.“ selbst in seinem Herzen spürt man wie der Wille verschiwindet, etwas gegen diese Traumgestalt zu unternehmen. “Die Schwärze wird nicht bestehen.“ Erneut leuchtet ein Licht auf, das allein von der Maske ausgeht. “Aus ihrem Herzen selbst wird sie bezwungen werden“ Und die Maske fällt zu Boden, um den Blick auf das Gesicht freizugeben, die Augen des Gesichtes leuchten, aber die Züge sind verschwommen, während eine laute Glocke erklingt.
Der Klang der Glocke ist es, der die fünf Gefangenen aus ihren Träumen reißt. Die Aufseher läuten diese Glocke an jedem morgen, um die übrigen Gefangenen darauf hinzuweisen, dass es an der Zeit war die Arbeit aufzunehmen. Es dauert einen Moment, aber dann strömen die Gefangenen aus ihren Hütten und an den Lagerhäusern vorbei, wo sie jeder einen kleinen Laib Brot erhalten, hinauf zur Hütte des Vorarbeiters, der sie zu den Arbeiten einteilen würde.