Spinner flitzt zu Lulus Unterbringung und klopft an die aus dem großen Hauptgebäude heraus ragende Bushälfte, aber Niemand reagiert. Spinner versucht einen Blick durch die Fenster zu werden, aber es scheint als wäre die Chronistin wirklich nicht da. Der Tüftler überlegt einen Moment, als ein anderer Mutant ihn sieht. Es ist Karl, ein etwas kleinerer Mutant mit langen blonden Haaren und einem Schnurrbart, der gerade eine merkwürdig blau-rote Blume mit fünf Blättern in der Hand hat. Wahrscheinlich für Sentana seine Freundin, aber er lächelt Spinner ziemlich ausgelassen an.
„Suchst du Lulu? Na geht da was zwischen euch beiden?“
Kichert er und hebt beschwichtigend die Hände.
„Ich habe sie zu den Chronisten gehen sehen, als einer von ihnen da war. Anscheinend haben sie irgendeine Beratung einberufen. Vielleicht hat der Älteste was verkündet oder so. Ich würde jedenfalls nicht in den nächsten Stunden mit ihr rechnen. Aber viel Glück, Spinner.“
Verabschiedet er sich und Spinner kehrt zum Rest zurück. Sie würden wohl ohne Lulu gehen müssen, auch wenn das vielleicht nicht allen gefällt. Immerhin sollten sie den Besuch nicht weiter aufschieben.
So macht sich die vierer Gruppe um Truknur, Spinner, John und Xaalis auf den Weg zu Scarlett. Ihr Lager liegt abseits der meisten Orte der Arche und ist eine alter verlassene langgezogener Korridor über dem Erdboden. Merkwürdige Eisenleitern ziehen sich über den Boden des langen Tunnels und hinaus in die Zone und manche meinen wohl, dass vor langer Zeit dort Züge mit Dampf lang gefahren sind, aber nun ist alles still und nur noch Scarlett dort. Schon von weitem sehen sie die große, rot leuchtende Halle, die rechts und links offen sowie von Schienen durchzogen ist. Da das gesamte Konstrukt von mehreren Trägern in der Luft gehalten wird, ist der einzige Zugang über mehrere Leitern am Grund. Auf dem Dach sehen sie wie sich gerade zwei Mutanten sonnen, da die Sonne in der Mittagshitze selbst durch den Dunst des Himmels kommt. Es müssten Renee und Josh sein, die beiden hatten sich vor Ewigkeiten verkracht, als rauskam, dass Renee nicht von Josh schwanger werden konnte, sowie alle Mutanten scheinbar unfruchtbar sind. Aber inzwischen hat sich das wieder eingerenkt und die beiden verstehen sich blendend. Sie kommen schnell näher, während sie über den Asphalt laufen, und erklimmen wenig später die Leitern. Drinnen sehen sie den lichtdurchluteten Korridor ohne extra Räume. Kleinere private Bereiche wurden durch aufgehangen Stofffetzen erzeugt und dahinter können sie gesummt Melodien, Lachen und angeregte Gespräch hören. Der Ort wirkt fast etwas zu idyllisch, während einige Mutanten umher laufen und scheinbar Rationen von Essen und Wasser in den einzigen umzäunten Bereich bringen. Die meisten der Träger sehen leicht unterernährt, aber nicht unglücklich aus. Sie müssen sich nicht lange umsehen, als sie Scarlett entdecken oder eher diese sie. Wie immer sieht Scarletts spitzes Gesicht mit der Stupsnase sauber gepflegt und süß aus. Ihre roten Haare fallen als wallende Mähne herunter und wirken sauber frisiert. Sie trägt ein enges schwarzes ärmelloses Tanktop sowie leicht ausgebleichte hellblaue Jeans und Schuhe mit einem leichten Absatz. Neben ihr läufen Lemmy und Roy, während sie die Neuankömmlinge mit einem Lächeln begrüßt
„Es ist wunderbar zu sehen, dass es noch aufrechte Mutanten in unserer Arche gibt. Rex Opfer ist bewundernswert und zu bedauern. Zu einer anderen Zeit hätten wir wohl Freunde sein können, aber ihr wisst, dass Rex wie die Meisten niemals Macht aufgeben würde, aber das ist der Pfad den wir finden müssen. Nicht das Kauern in Furcht vor der Autorität von Leuten wie Stonzlach oder Seiren, die fleißig in Stonzlachs Fußstapfen zu treten scheint, oder die Anhäufung von Artefakten für sich selbst wie Grimm. Wir müssen es schaffen alle Boss abzuschaffen und als Gemeinschaft zu entscheiden. Jeder als stimmberechtiges Mitglied. Das seht ihr doch auch so oder? Niemand von euch will in einer Arche leben die Stonzlach regiert.“
Steigert sie sich wie immer in ihre flammenden Reden und vergisst einen Moment Xaalis. Ihr Blick streift den Fremden jedoch letztendlich und sie legt den Kopf schief, während sie eine einzelne Strähne aus dem Gesicht streift und die Hände in die Hüfte stemmt.
„Sieh an, jemand Fremdes in unserer Arche? Ich bin Scarlett.“
Reicht diese ihm seine Hand.
„Es scheint als hätte dir das Leben übel mitgespielt.“
Klingt sie mitfühlend und schaut zum Rest.
Die Sonne ist langsam am untergehen als Ashley, Seiren und ihre Gang endlich den Wachturm vollendet haben. Sie machen sich gerade auf den Weg zurück, als sie zwei Frauen hören, die am Rande des Dachs sitzen und sich unterhalten.
„Hast du schon von dem Fremden gehört?“
„Ja, er kommt von außerhalb, das ist so aufregend.“
„Na ja ein bisschen gruselig ist er schon mit dem Eisenkiefer.“
„Ja, aber hast du dem Rest von ihm gesehen? Da würde ich jetzt auch nicht nein sagen.“
„Mhhh...ich meine vielleicht ist er auch eine gute Partie.“
„Außerdem wenn wir Glück haben, ist er nicht so unfruchtbar wie der Rest der Männer.“
Die beiden kichern ausgelassen, auch wenn sie bei den letzten Worten ernst klingen. Immerhin ist dies eine reale Bedrohung in der Arche. Niemand hat es bisher geschafft ein Kind zu zeugen.