Hätte er gewusst, was er mit diesem Schlag auslöst, Tabor hätte es sicher noch einmal überlegt. Doch er konnte es nicht wissen und so nahmen die Dinge eine für alle unerwartete Wendung. Elvira, Hand und Willen ihres Herrn gehorchend, flammt wild auf, die Farben aller vier Elemente sie umzüngelnd, schlägt sie kraftvoll in den Kessel hinein. Ein Blick in die Augen des kleinen Wichtels zeigte, dass dieser zufrieden war. Ein schlechtes Zeichen.
Berstend, scheppernd, bricht der Kessel auseinander, als bestünde er aus
vertrocknetem, wurmstichigen Holz. Dutzende großer, hunderte kleiner Brocken und Splitter fliegen durch den Raum, lassen Tabor und Valeria aus etlichen Schnitten bluten. Dort jedoch wo der Kessel stand, entfacht sich ein Vortex aus grün schwirrenden Wirbeln, die fauchen und knattern wie wahnsinnige Furien. Rasend schnell dehnen sie sich aus, hüllen die beiden ein, ziehen und zerren an ihren physischen Formen. Instinktiv versteinert Tabor seine Gestalt, schickt ein Stoßgebet an Menkoke, sieht zu seiner Erleichterung dass auch Sarakaja wie er vom Willen Menkokes geschützt wird. Wie zwei Steinstatuen denen die Winde nichts anhaben können stehen sie im Zentrum des Hurrikanes. Valeria wird nicht so geschützt. Hilflos spürt sie, wie tausend unsichtbare Hände sie zerreissen wollen, dass sie dem Ziehen und Zerren bald nachgeben muss. Dann ... ist da nichts mehr. Zaghaft macht sie die Augen auf. Der Wirbel ist noch da, sie sieht in weniger als Armesweite noch die tosenden Gewalten. Doch sie selbst ... Ruhe, Frieden. Es dauert Ewigkeiten, bevor sie begreift, bevor sie bemerkt, dass ein Zauber sie schützt. Schwach, nur zu erahnen und nicht genau zu erkennen, umhüllt sie die schwache Form eines humanoiden Kämpfers. Mit einem Speer entfacht er einen Gegenwirbel, der den des Kessels in einem winzigen Bereich neutralisiert.
Heiser klingt die Stimme in ihrem Kopf Nu ist es aber bald mal genug mit dem Helfen.
Lizk, der auf die Hütte zupreschte, wird auf halbem Wege vom Pferd geschleudert als der Wirbel entsteht. Sein Geisterross zerplatzt wie eine Seifenblase, wird in Fetzen davon geblasen. Er selber kann nur mit Mühe hinter einem Baumstamm Deckung finden. Die Winde zerren auch wie wild an ihm und er mag sich nicht vorstellen was im Zentrum los sein könnte. Fauchend gerät der gesamte Nebel in Bewegung, dreht und windet sich wie ein aufgeschreckter Löwe, knickt Bäume weg und lässt Hütten einstürzen. Nach Sekunden sind die letzten Kultisten tot, die Dämonen zerrieben.
Einzig Hacathra steht ungerührt in all dem Wirbeln. Strahlend wie eine Göttin wirken ihre Anrufungen anders. Schöner wird sie, ja. Ausdrucksvoller, beeindruckender, erhabender. Aber vor allem ... größer. 3m, 4, 5, auf volle 6m Größe wächst sie an, überragt Nebel, Kultisten, Dämonen und Hütten bei weitem. In gleichem Maße schwillt ihre Aura positiver Energien an, treibt den Nebel zurück, bildet einen ruhenden Gegenpol zu den wildchaotischen Energien des Kessels.
Weit schweift ihr Blick in die Ferne dabei. Rangoon .. eine Straße ... ein Haus ... ein Raum. Drei Frauen waren darin. Die Baronin des Luvaltales, eine Schattenalfin ... und Elena. Strahlend schön und verderbt wie immer. Sie stritt sich mit den anderen zwei Frauen. Es ging um die Kiste in ihrer Mitte. Hacathra war sicher, dass es Seluvia war, die ihr dieses Wissen gab. Um die Ereignisse, die jetzt, in diesem Moment dort in Rangoon sich vollzogen.