Nach etlichen Tagen der Entbehrungen hat die Karawane endlich Sharn erreicht. Endlich Wroanns Tor passiert und bahnt sich den Weg durch die überfüllten Strassen des lebendigen Ameisenhaufens einer Stadt. Zu allem Unglück ist gerade Heute der Tag zur Ehren Aureons, weswegen die Strassen überfüllt mit ausgelassenen Menschenmassen, Darstellern, Geschichtenerzähler und Händler sind. Überall strömen seltsame Düfte auf die Leute ein und der gesamte Tross kommt nur langsam voran. Doch dies alles ist zuviel für einen der Wächter dieses Zuges, einem ganz besonderem Wächter, dem Grottenschrat Krscht. Schon die hohen Türme der aufragenden Stadt übersteigen das Vorstellungsvermögen dieses Mannes, doch der allgegenwärtige Lärm, die Gerüche und die vielen verschiedenen Völker, welche hier zusammentreffen und feiern, lassen ihn einfach nur noch mit staunenden Ausdruck zurück. Seinem neuen Aufpasser und Vermittler Garrot d'Deinith gefällt dies gar nicht. Der Mann mittleren Alters mit den kurzgeschorenen braunen Haare und einem Drei-Tage-Bart schüttelt nur den Kopf über das Verhalten dieses Ungebildeten. Er reißt sein Pferd herum, wobei seine schwarze, finstere Rüstung klappert ebenso wie das Schwert an seiner Seite. Mit einigen schnellen Tritten gegen die Seite des Pferdes ist er bei Krscht angekommen.
„Deshalb hasse ich diese Feste. Ein unnötiges Sicherheitsrisiko und jetzt komm Krscht, wir haben nicht ewig Zeit. Du wirst schon noch genug von diesem Drecksloch einer Stadt sehen. Beweg deinen Hintern ehe ich sauer werde.“
Dann prescht er wieder nach Vorne, um sich durch die Massen den Weg zu bahnen. Sein Schlachtross gibt ihm dabei einen nicht zu unterschätzen Vorteil, welchen Krscht durch seine Größe ausgleicht. Von dem unglaublichen Anblick losreißend setzt sich der Grottenschrat wieder in Bewegung. Noch etliche male muss ihn Garrot antreiben, wobei er jedes mal gereizter klingt. Allerdings erblickt Garrot immer wieder neue wunderliche und unglaubliche Dinge. Fliegende Kutschen, Plattformen, welche sich wie durch Zauberhand bewegen, merkwürdige Gewürze, welche einen stechenden Geruch verbreiten, die unterschiedlichsten Rassen vom Goblin, über die kriegerischen Talentahalblinge zu den mächtigen Kriegsgeschmiedeten, welche sich fast mit seiner Größe messen können. Die Karawane hingegen bahnt sich seinen Weg weiter nach oben über etliche magische Aufzüge, auch Krscht beschreitet diesen Weg zusammen mit Garrot und findet sich schnell in mehreren hundert Metern Höhe wieder. Er kann die Brücken der unteren Distrikte sehen und die unzähligen kleinen Gestalten, welche ihm zuvor den weg versperrt haben. Es ist ein atemberaubender Anblick und dem Grottenschrat schwirrt bald der Kopf, während der Mann aus dem Haus Deneith nur brummt.
„Kommt Grüner, ich fürchte dein Kopf wird noch bis nach oben platzen, wenn dich weiter jeder Dreihornschiss erstaunt, den ich schon seit Jahren kenne.“
Denn nun trennen sich die Wege des merkwürdigen Duos und der Karawane. Während diese ihren Weg zum Markt plant, bleiben Garrot und Krscht zurück. Garrot ruft eine Luftkutsche, während Krscht immer noch versucht seine Gedanken zu ordnen. Der Mann aus dem Haus Deneith schaut gelangweilt, während sie warten.
„Wir werden jetzt gleich fliegen. Also scheiß dir nicht ein, sabbere nicht rum vor Erstaunen und um Gottes Willen verhalte dich einfach ruhig.“
Schon nach wenigen Minuten hält eine der wundersamen Kutschen vor den Beiden, Garrot bezahlt den Mann und Beide steigen ein. Doch während Garrot sich einfach zurücklehnt, kann der überwältige Grottenschrat nicht Anderes als aus dem Fenster zu schauen, denn kurz darauf geht die Fahrt los. Im einem schnellen Tempo rasen Türme an seinem Augen vorbei, einer anmutiger, schlanker und außergewöhnlicher als der Andere, doch auch ein ungutes Gefühl breitet sich in seiner Magengegend aus, weswegen er sich erschöpft und ringend zurück lehnen muss. Garrot lächelt nur schelmisch.
Nach etlichen Minuten hält die Kutsche an einem großen Turm, was Krscht nicht weiß dieser liegt im Drachenturmdistrikt. Was Krscht aber sofort bemerkt sind die abweisenden Blicke und das hektische Treiben vieler Boten, Männer und Frauen in edlen oder zumindest für seine Verhältnisse sehr guten Kleider. Aber auch Garrot scheint verwirrt.
„Beim Spötter, was ist denn hier los? Ist der Khyber selbst aus der Erde gekommen oder warum ähnelt der Drachenturm einem Wirbel aus Chaos?“
Garrot schüttelt den Kopf und packt Krscht am Arm.
„Jetzt komm und pass auf, dass du deine Kinnlade oben behältst. Ich habe keine Lust noch mehr Ärger wegen dir zu bekommen.“
Denn nun betritt Krscht den Drachenturm und damit mitten hinein in den Prunk des Drachenmaladels. Mitten im Turm wird alles durch magische Laternen erleuchtet und ein prunkvolles Gebäude schmiegt sich an das nächste in diesem Turm. Männer, Frauen und selbst Kinder flanieren über die Strassen und tragen wahrscheinlich mehr Gold am Leib als der Grottenschrat je erblickt hat. Überall sind prachtvolle Verziehrungen und die pure Dekadenz zu erblicken. Garrot scheint kein Stück beeindruckt und schleift Krscht einfach mit, welche echte Probleme hat nicht einfach die Kinnlade fallen zu lassen. Gemeinsam sputen Beide über die Strassen und kommen wenig später in der Enklave des Hauses Deneith an. Dieser Turm strotz zwar auch von Prunk, aber er ähnelt von seiner Bauweise her auch einer Festung. Überall sind schwer gerüstete Wachen zu sehen, welche die Beiden aber nicht aufhalten. Endlich ist Krscht am Ziel und wird von Garrot in einen kleinen Empfangssaal geführt. An den Wänden hängen einige Karten, Waffen und Trophäen. Mehrere Sitzgelegenheit runden das Bild ab. Ehe Krscht etwas tun kann, stürzt ein junger Mann mit blonden Haaren, einer feiner Kettenrüstung auf Garrot zu. Sofort schlag sie die Hände zusammen und umarmen sich herzlich, während der junge Mann lächelt.
„Na du alter zäher Bastard, anscheinend gibt es dich immer noch. Die Hobgoblins haben dich wohl immer noch nicht erwischt oder hast du dich nur wieder versteckt.“
Garrot lacht herzhaft aus.
„Das von dem Mann, welche noch nicht mal Sharn verlassen hat oder lassen sie dich endlich mit den großen Jungs spielen, Jal?“
Jal lacht ebenso und schlägt Garrot auf die Schulter.
„Wird noch, außerdem Sharn allein kann einen schon umbringen, aber wer ist denn der übergroße Goblin in deinem Schlepptau? Heuerst du jetzt schon den Feind an, wenn du ihn nicht mehr besiegen kannst?“
Garrot lächelt grimmig.
„Der Golbin, welche mich töten kann, wurde noch nicht geboren Jal, während ich glaube, dass es mindest einige Hundert mit dir aufnehmen können. Aber nein er hat uns geholfen und es ist unglaublich wie Zäh der Junge ist, wie gut im Schleichen und Morden. Wenn man davon absieht das Sharn sein Gehirn etwas sprengt.“
Jal schaut fragend zu Krscht und schaut ein wenig ungläubig, während Krscht nur sprachlos daneben steht und sieht wie die beiden Männer sich begrüßt haben.