Lilja murrt nicht, schließlich haben Jared und sie vom Händler die gewünschten Dinge bekommen, hilft ihrem Liebsten beim Verstauen des Proviants und begleitet ihn zu den Eulen. Der Aufbruch drängt, das ist dem Mädchen bewußt. Sie besteigt dieselbe Eule, wie auch Jared, und hilft dem erschöpften, kränkelnden aberranten Malträger, sich festzuhalten. Bald darauf erheben sich die weichen, lautlosen, majestätischen Vögel in die Luft, wo die Totenbeschwörerin noch viel mehr auf ihren Geliebten aufpassen muss.
Während der Reise bleibt die junge Karrn ruhig, sie ignoriert Conina völlig und achtet stattdessen auf Jareds Wohlergehen. Niemand bekommt von ihr irgendwas über Untote erzählt, aber sie bietet vor einer nächtlichen Rast an, dass Jared und sie sich mal mit den unbekannten Tränken und Rollen beschäftigen. Wenn sie ehrlich ist, traut sich die Nekromantin keine große Ahnung von magischen Elixieren zu - außer bei Heiltränken, von denen der kleinste Tropfen ihr unangenehm auf der Zunge brennen würde.
Als die Gruppe schließlich die letzte Station ihres Überlandfluges erreicht, hüpft Lilja als erstes von der Rieseneule herunter und läuft mehrere Male im Kreis herum, während sie sich die karge Landschaft und den trockenen Boden besieht. "Ganz schön wüst hier! Da pflegt's jemand in richtig großem Stil zu machen," bemerkt sie kichernd, und als die ersten schrägen Blicke auf ihr landen, reagiert die Generalstochter ein wenig merkwürdig.
Sie rennt zurück zu ihrer Eule, klettert flott dem Tier auf den Rücken und stellt sich gerade auf, die Guisarme wie eine Standarte emporgereckt. Der Wind lässt ihre zauseligen schwarzen Haare flattern und spielt mit ihrem schwarzen, silberumrandeten Wappenrock mit dem ebenso silbernen Knochenlöwen darauf.
"Hört mir mal zu!." ruft das Mädchen mit funkelnden Augen. Sie kommt sich vor, wie eine Armeekommandantin, und obwohl sie noch nie von oben herab hat Reden schwingen können, ist sie alles andere als zu schüchtern dafür. Sobald die Karrn glaubt, die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich gelenkt zu haben, stößt sie nochmals mit der Schwertlanze nach oben in die Luft und beginnt:
"Ich weiß, dass einige von euch mich für das reine Böse halten und mich gerne loswären. Keine Sorge, ich versteh' euch auch nicht. Aber auch mir liegt etwas daran, diesen Krieg zu gewinnen und der verflixten Roten Hand kräftig in den Hintern zu treten! Für meinen Liebsten, und weil ich 'ne persönliche Rechnung mit den' offen hab'.
Und wenn dieser Geisterlord so alt und mächtig ist, wie Sellyria sagte, dann stellt euch doch vor, was er alles mit der Roten Hand anstellen könnte! Wir sind alle noch ganz jung und nicht so mächtig, und schaut, wie wir's den' verpasst haben! Bumm!," reckt sie eine geballte Faust ruckartig in die Luft, "Also Leute, lasst uns erst versuchen, den Geisterlord auf unsre Seite zu ziehen!
Guckt mich nicht so verstört an, wenn er sich als Mistkerl erweist, helf' ich schon mit, ihn zu verdreschen! Bin ja nicht zum Kriechen hier, soll der auch dreimal unotot sein. Einverstanden?," schaut Lilja auf ihre Gefährten herunter und denkt dabei an ihren Vater und seine hohen Offiziere, die den Regimenten von hoch zu Ross herab befehle erteilt haben. Sie aber erteilt keine Befehle, eigentlich möchte die Totenbeschwörerin wenigstens ein bisschen verstanden werden.