Unter der Wirkung der verschiedenen Getränke fallen die Abenteurer schnell in einen tiefen Schlaf. Es ist ein unruhiger Schlaf, mit seltsamen, unzusammenhängend wirkenden Traumpassagen...
Elenya steht inmitten eines roten Blütenmeers. Die wunderschönen Blumen, die ihr zum Teil bis zur Hüfte reichen, wiegen im leichten Wind hin und her, und der süße Duft des Frühlings betört ihre Sinne. Dies ist ein Ort des Friedens, wie ihn die junge Frau noch nie erlebt hat - nicht einmal in ihren Träumen.
Vollkommene Ruhe breitet sich in ihr aus. Hier, an diesem Ort, ist alles perfekt. Perfekt, ja. Sie blickt an sich hinab, das blutbesudelte Breitschwert in ihrer Hand. Der grauschwarze Himmel über ihr scheint sie erdrücken zu wollen, doch sie weiß, sie hat gewonnen. Sie sieht sich um. Hier steht sie, inmitten des Blutes all ihrer Feinde, und das rote Meer des Krieges bewegt sich im leichten Wind hin und her, und der süße Duft des Todes betört ihre Sinne...
Erschrocken wacht Aliira inmitten der Kneipe auf, in der sie eingeschlafen ist. Alle anderen sind fort - offenbar hat man sie einfach schlafen lassen. Doch dann blickt sie zur Tür, und erkennt, dass hier etwas ganz gewaltig falsch ist. Anstelle der Straße sieht Aliira dort draußen einen rostig-grauen Boden. Langsam geht sie bis zum Rand der Türschwelle, blickt nach draußen, in diese öde, karge Welt, bedeckt von einem erdrückend grauen Himmel.
"Ja, sieh sie dir an. Dies ist sie. Deine Welt. Dein Paradies. Hier wirst du sein, für immer, für immer allein..."
Es ist ihre eigene Stimme, die sie hört, ihr eigener Mund, der sich bewegt. Und doch, das weiß sie, spricht sie nicht selbst.
Lachend prostet Mystral ihren neuen Freunden zu. Ja, dies war das Leben, das sie sich immer gewünscht hat. Tagtäglich macht sie neue Erfahrungen, lernt sie neue Leute kennen, erfährt ein wenig mehr über das Multiversum.
Es sind nur die kleinkarierten Kritiker, die sie ärgern. Gerade heute morgen hat sie dieses wundervolle Lied gespielt, doch ihr Publikum hat nicht applaudiert. Manche hatten sie nur verstört angesehen, andere wandten sich sogar angewidert von ihr ab. Natürlich hat sie nur auf eine Art reagieren können.
Sie hatte ihren Untertanen befohlen, die Menge abzuschlachten. Sie hatte es genossen. Ja, dieser Schrecken in den Gesichtern, das Blut und die zerfetzten Körper... es war ein Bild, wie kein Künstler es hätte malen können. Wie sie diese kleinen Späße genoss...
Doch nun war es Zeit. Es gab da noch diesen Mann, der einst ihr Freund gewesen war. Luminus, ja, das war sein Name. Sie würde ihm das Herz heraus reißen und seine Seele verbrennen. Fast war sie ein wenig traurig, doch sie wusste, es musste sein.
Sein eigenes Reich. Endlich hatte Walther das, was ihm immer zugestanden hatte. Er war der unangefochtene Herrscher, mit einem Harem, der so viele wunderschöne, junge Frauen zählte, dass er bis heute noch nicht dazu gekommen war, sie sich alle vorzunehmen. Und dazu konnte er trinken, so viel er wollte.
Wenn da nicht... diese elende Krankheit. Die Wucherung in seiner Brust, die inzwischen bis zu seinem Herzen vorgedrungen war. Es zerfraß ihn, von innen heraus. Er hatte einen Weg gefunden, die Krankheit herauszuzögern - der Tod unschuldiger Kinder konnte erstaunliche magische Kräfte freisetzen -, doch besiegt hatte er die Wucherung noch nicht.
Er hatte Angst, dass sie ihn eines Tages umbringen würde. Angst, so schreckliche Angst, dass er seit über einem Jahrzehnt nicht mehr geschlafen hatte, und dass er es nicht ertragen konnte, auch nur eine Sekunde alleine zu sein...
Was war, wenn er starb? Wenn er starb, und niemand war da? Doch selbst wenn jemand bei ihm war... wen würde sein Tod schon interessieren? Er war der Herrscher, oh ja, doch niemand liebte ihn, sorgte sich um ihn. Er war gefürchtet, mehr nicht. Doch seine Untertanen ahnten nicht, dass seine Angst viel größer war als ihre...
Erstaunt betrachtet Tigis das Orchester vor sich. Wie ist er hierher gekommen? Er trägt einen schicken, schwarzen Anzug, und in seiner Hand hält er einen dünnen Stock. Die Musiker vor ihm sehen ihn wartend an. Sie alle tragen sein Gesicht, sogar die Frauen und Kinder. Langsam macht er die erste Bewegung, und einige leise Töne erklingen.
Er sieht, wie die Musiker ihre Instrumente nutzen, hört, wie die Lautstärke anschwillt. Doch es ist keine Musik, die hier erklingt, es sind flüsternde Stimmen, seine Stimme, ein Chor der Spiegelbilder. Die Kakophonie bereitet ihm Schmerzen, dröhende Kopfschmerzen, doch er macht weiter, dirigiert den Chor, genießt sogar den Schmerz, der sich bis in die Tiefen seiner Seele fortsetzt.
Seine Seele. Er sieht nach oben, betrachtet die grauen Wolken, die alles in Dunkelheit tauchen. "Keine Angst", flüstert eine der Stimmen, "deine Seele werden wir noch los. Und dann wird alles gut."
Im exakt gleichen Moment wachen alle Träumenden aus ihrem tiefen Schlaf auf. Wenig erholt, aber immerhin wach, schwirren die Erinnerungen an den letzten Traum durch die Gedanken...