Lachend lief Shemiya über den Sand. Ihr älterer Bruder jagte sie, Tlendrae. Sie wusste, dass er extra langsamer lief, um sie entkommen zu lassen. Wenn er es wollte, könnte er sie jederzeit einholen, so wie er es am Ende immer tat...
Sie rannte zu dem Baum, ihrem Lieblingsbaum, und blieb dort erschöpft stehen. Tlen hatte sie ihn getauft, nach ihrem Bruder, weil er so groß und mächtig war. Das war inzwischen drei Jahre her, und Shemiya war seitdem ein gutes Stück gewachsen, aber auch, wenn der Größenunterschied geschwunden war, kam ihr Tlendrae noch immer groß und mächtig vor.
"Hab dich!" rief er, als er schließlich bei ihr ankam. Sie lachten beide, und nahmen sich dann kurz in den Arm.
"Großer Bruder, es ist so schön zu wissen, dass du immer auf mich aufpassen wirst", lächelte sie ihn an.
Er schüttelte den Kopf. "Nicht für immer, nein. Irgendwann wirst du selber fliegen müssen. Und dann, wenn du alt genug bist, wirst du jemand anderen finden, der auf dich aufpasst."
Sofort wurde sie wütend. Sie war vierzehn! Sie wollte keinen anderen Jungen, der auf sie aufpasste. Auch nicht später, nein, niemals. Sauer funkelte sie Tlendrae an, und wandte sich dann dem Baum zu. "Hallo Tlen. Du verstehst mich wenigstens. Du wirst immer für mich da sein, oder?"
So lange, bis das große Feuer kommt.
Erschrocken machte sie einen Schritt zurück. Dann sah sie zu Tlendrae. "Wie hast du das gemacht?"
Ihr Bruder sah sie verwirrt an. "Was gemacht?"
Ich bin der, den du Tlen nennst. Dein Bruder kann meine Stimme nicht hören. Du aber hast dich über all die Jahre hinweg auf mich eingestimmt. Du hörst den Gesang, die Melodie der Welt. Es ist an der Zeit, dass du den Weg deiner Bestimmung gehst.