Mehrere erfolglose Stunden später fanden sich die Gefährten wieder in der Nähe des Badehauses ein. Es war mittlerweile dunkel geworden und sie mussten sich frustriert eingestehen, dass sie immer noch mit leeren Händen da standen. Die ehemalige Kanalisation war den meisten Bewohnern Phlans entweder überhaupt kein Begriff oder nur als vage Legende, was auch nicht sehr hilfreich war.
Jedweder Versuch, auf eigene Faust einen Zugang zu finden, war ebenfalls zum Scheitern verurteilt. Außer Blasen an den Füßen hatten sie nur einen vermauerten Eingang gefunden und dieser war schon seit gefühlten Jahrhunderten nicht mehr benutzt worden. Zu allem Überfluss hatten sie in der Abenddämmerung einen Wächter getroffen, der ihnen von einem weiteren Überfall erzählt hatte.
Nur mit Mühe gelingt es Vaêl, nicht den Mut zu verlieren. Er hatte seinen Schild gegen eine Mauer gelehnt, sein Schwer abgegürtet und sich im Schatten der Dunkelheit gegen eine Hauswand gelehnt. Grübelnd betrachtet er das Badehaus. Bei Lathander, was machten sie falsch? Sie mussten etwas übersehen haben? Meister Ondreth hatte Vaêl immer wieder Geduld gelehrt, aber auf was sollte er noch warten?
Mit jedem Moment, der ergebnislos verstreicht, ist ein weiteres Opfer der Goblins dazu verdammt, überfallen zu werden. Egal, wie man es dreht oder wendet, sie vergeudeten ihre Zeit. Alle Indizien waren nichtig, wenn sie nicht bald einen Beweis hätten.
Vaêl wendet sich vom Badehaus ab und seinen Gefährten zu:
" Hört zu. Was ich sage, gefällt mir wahrscheinlich genauso wenig, wie euch, aber wir müssen uns die Tatsache eingestehen, dass wir immer noch absolut überhaupt nichts brauchbares herausgefunden haben. Entweder hat dieser Zwerg etwas mit den Überfällen zu tun und dann sind wir gezwungen einzuschreiten oder er ist unschuldig und dann vergeuden wir unsere Zeit. Gewissheit erlangen wir leider erst, wenn wir uns im Badehaus umsehen können. Ich bin kein Freund derartiger Übergriffe, aber ich fürchte, uns bleibt keine andere Wahl. Kalokin, meint ihr, es gelingt euch, ins Badehaus einzusteigen und uns die Tür von innen zu öffnen? Wenn Tymora uns lacht, haben wir dann freie Hand, wenn Beshaba uns verflucht, werden wir uns mit Ondrak auseinandersetzen müssen. Hier hoffe ich auf euch, Bolmur, aber haltet eure Kräfte ein, ich will ihn auf keinen Fall ernsthaft verletzen. Kâdir, ihr habt die schärfsten Augen und das richtige Gespür, behaltet die Gasse im Auge, bis Kalokin eingestiegen ist und unterstützt dann Bolmur so gut es geht, indem ihr den Zwerg fesselt. Sobald die Nacht hereinbricht, schlagen wir zu!"
Vaêl greift nach seiner Ausrüstung und gürtet entschlossen sein Schwert. Entschlossen wendet er sein Gesicht zum Badehaus, über dem Selûne leuchtet und die Gasse in silbriges Licht taucht.
Und ich begnüge mich damit, große Reden zu schwingen und nicht im Weg herum zu stehen. Lathander steh uns bei!